Fear Of Loss

Hey ihr schönen Menschen! (:

Ohne Umschweife geht es weiter mit dem nächsten Kapitel, ich hoffe ihr freut euch. (:

Viel Spaß beim Lesen ❣

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Jonas' Sicht

Mit einem lautem Knall fliegt die Haustür in ihr Schloss. Wenn Madame weiter so mit dieser umgeht, dann brauch - wer auch immer in meine Bude eingeritten ist - bald kein Werkzeug mehr um hinein zu gelangen.

Soll sie sich verpissen, ich lass mich nicht von irgendeinem Hurensohn aus meiner Wohnung vergraulen.

Dennoch wütend wegen des Verhaltens meiner Freundin, drücke ich meinen Jibbit unbeachtet im Waschbecken aus und mache mich weiter daran wenigstens ein Teil des Chaos zu beseitigen. Was dachte der Pisser, der hier eingebrochen ist sich? Das ich hier Batzen stapeln habe? Schon aus Prinzip nicht. Sonst scheint auch nichts zu fehlen, diese Tatsache lässt mich dann doch etwas stutzen, denn allein mit den ganzen Sneaker könnte man gut Geld machen. Als zumindest diese wieder in ihren Kartons verstaut sind, lass ich meinen Blick über die restlichen Sachen wandern. 

Dieser Jockel hat ganze Arbeit geleistet, nicht nur dass meine Bude aussieht wie ein verdammtes Schlachtfeld, nein, er hat es auch noch geschafft, dass Jade sich hier offensichtlich nicht mehr sicher fühlt und das obwohl sie inzwischen wissen sollte, dass ich nichts auf sie kommen lassen würde. Sie ist mein Ein und Alles, nie würde ich zulassen, dass ihr was passiert. Mit einem Seufzen schnappe ich mir ein paar am Boden liegende Klamotten. Und trotzdem war ich der, der sie letztlich dazu brachte, die Flucht zu ergreifen. Vielleicht hätte ich ihr einfach sagen sollen, dass ich auf sie aufpassen würde, stattdessen haue ich einen dummen Spruch nach dem nächsten raus. Gefühle dieser Art zu zeigen, ist eben nicht mein Ding.

Nach Stunden, in denen ich damit verbracht habe meine Wohnung wieder einigermaßen auf Vordermann zu bringen - so gut wie Jade würde ich es ohnehin nicht hinbekommen -  lasse ich mich müde aufs Sofa fallen.

Müde vom Flug.

Müde vom  aufräumen. 

Müde vom Streit mit Jade.

Müde von diesem ganzen Dreck, der in den vergangen Wochen passierte. 

Scheinbar gönnt man es mir nicht, dass ich mal 5 Minuten zu sitzen komme, denn kaum, dass ich mich nach hinten lehne und die Augen schließe, klingelt es an der Tür. Jade bedeutet mir viel, aber manchmal ist ihr Timing echt beschissen. 

Schwerfällig erhebe ich mich und begebe mich genauso energielos zur Tür, um diese zu öffnen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass meine zickige Freundin sich so schnell beruhigt und von ganz allein zurück kommt, aber soll mir recht sein, so muss ich ihr nicht nachlaufen, als wäre ich ein von ihr dressiertes Schoßhündchen.

Als ich die Tür öffne, steht nicht wie erwartet meine wunderschöne Freundin, die sich bei mir entschuldigen will, vor der Tür sondern..

"Hallo Jonas."

..Sharifa.

Die schwarzhaarige Latina lässt mir gar keine Zeit um zu antworten, denn nach ihren gesäuselten Worten, schiebt sie mich ins Innere, schließt mit ihrem Fuß die Tür und drückt mich gegen die Wand, um mir gleich darauf ihre prallen Lippen aufzudrücken. Das alles geschieht nur, weil ich viel zu verwundert daüber bin sie hier zu sehnen, das war nämlich seit dem Vorfall im Park damals nicht mehr der Fall. Ich hab sie und alles was uns mal Verband - was sowieso nur Sex war - längst vergessen. Umso überraschter bin ich über ihren unerwünschten Besuch. 

Meine ehemalige Affäre lässt ihre Hand in meine dunkle Jogginghose gleiten und will anscheind keine Zeit verlieren, doch bevor sie greifen kann, was ihr längst nicht mehr gehört - eigentlich nie hatte -  stoppe ich sie, indem ich ihr Handgelenk packe und leicht von mir stoße. Das vor mir ist nicht Jade und es wird Zeit, dass dieser billigen Schlampe klar zu machen.

"Willst du mich verarschen oder was?"

Anstatt auf meine gereizte Frage zu antworten, wischt sich Sharifa mit ihrem Handrücken über die Lippen, anschließend lächelt sie mich anzüglich an.

"Ach komme schon Jonas, tue doch nicht so, als hättest du mich und all die Sachen, die wir zusammen gemacht haben, nicht vermisst."

Wieder kam sie mir mit ihren Worten näher und versuchte mit ihren Händen unter mein Tshirt zu gelangen, diesmal schnappe ich mir beide ihrer Handgelenke und drehe uns so um, dass nun sie mit dem Rücken zur Wand steht. Ihr Arme pinne ich rechts und links neben ihrem Kopf fest, bevor ich mich zu ihr runter beuge, um ihr tief in die Augen zu sehen.

"Der Unterschied zwischen dir und meiner Freundin ist, dass du nur Eine von vielen warst. Ich habe dich benutzt, um Druck abzulassen. Jade dagegen ist der CL500 unter all den Benzern ,verstehst du? Sie bedeutet mir was und deshalb ist mir auch vollkommen egal was mit uns war."

Ich scheine meinem Gegenüber mit meinen harschen, jedoch ehrlichen  Worten verletzt zu haben, denn von ihrem gerade noch dagewesenen Selbstbewusstsein ist nichts mehr zu sehen. Natürlich lässt Sharifa sich nicht anmerken wie sehr sie meine  Aussagen getroffen haben und so dauert es auch nicht lang, bis ihr trauriger Blick dem einer wutverzerten Miene weicht. 

"Wenn dir dieses Miststück so viel bedeutet, wieso bist du dann nicht bei ihr, um sie zu beschützen?"

Es macht den Eindruck, als hätte die Person vor mir diese abschätzige Frage nicht bewusst geäußert, eher aus dem affekt heraus, schnell weicht sie meinem Blick aus, so als würde es den Moment gerade ungeschehen machen, doch nicht mit mir. Mein Griff um ihre Handgelenke verfästigt sich automatisch.

"Was meinst du damit?" Noch ist meine Stimme ruhig, das ändert sich jedoch als ich keine Antwort erhalte. "MACH DEIN SCHEIß MAUL AUF! WO IST.."

Noch bevor ich meine Frage beenden kann, unterbricht mich das Klingeln meines Handys.

Sharifa noch immer an einem ihrer Arme festhaltend, greife ich nun mit meiner freien Hand in meine Hosentasche, um mein Telefon herauszufischen. Erleichtert atme ich aus, als mir das Bild meiner Freundin entgegen leuchtet, darunter der von mir eingespeicherte Name 'Prinzessin'.

"Baby hey, gehts dir gut?"

Anstelle von einer zufriedenstellenden Antwort, kommen mir nur Raschel - und Knackgeräusche entgegen. Verwundert darüber runzel ich die Stirn und nehme das Handy vom Ohr, um zu kontrollieren, ob es vielleicht an meinem Handy liegt, doch dann ertönt plötzlich die Stimme meiner Freundin aus dem Lautsprecher.

"Das war also alles geplant?" 

Nachdem Jade diese Frage an jemanden stellte, dauert es nicht lang, bis sie eine Antwort erhält.

"Wie ich sagte; Sharifa will Jonas zurück und ich will dich für mich ganz allein, also mussten wir uns etwas einfallen lassen. Hat doch wunderbar geklappt, du bist hier, oder?"

Nach ich eindeutig Armillas Stimme erkannt habe, liegen meine zusammengekniffenen Augen auf Sharifa, weshalb ich nur am Rande mitbekomme, wie die beste Freundin meiner Freundin offenlegt, dass dieser ganze Mist von ihr und dem Miststück vor mir geplant war. Sie stecken hinter allem. Wäre sie ein Kerl, hätte ich ihr, dafür was sie mir - vor allem aber Jade - angetan hat, die Scheiße aus dem Leib geprügelt. Anders als meine Gedankengänge kann ich mich aber gerade noch zügeln.

"Aber..du hast mir gesagt, dass ich es mit Jonas versuchen soll, wir haben zusammen Dessous geshoppt!"

Die durchs Telefon dringende Stimme meiner Prinzessin, lässt mich diese Gedanken jedoch schnell vergessen, denn jetzt geht es um sie und nicht im irgendwelche Rachegelüste meinerseits.

"JA!" 

Die gebrüllte Antwort muss so laut gewesen sein, dass sie selbst Sharifa, - die inziwschen aufgehört hat sich im meinem Griff zu wehren - gehört haben muss. Es macht mich nur noch wütender, denn ich weiß, dass Jade es hasst, wenn sie angeschrieen wird. Sie würde es nie zugeben, aber es verschreckt sie, in diesem Punkt ist sie ziemlich sensibel. Sie wuchs wohlbehütet bei beiden Teilen ihrer Eltern auf, es fehlte ihr an nichts und doch war es ihr Vater, der sie das ein oder andere Mal anschrie, oder auch mal in ihr Zimmer speerte, nur weil sie nicht nach seiner Pfeife tanzte. Wenn wir streiten - was zugeben öfter als gewollt vorkommt - gibt sich meine Kleine tough, aber ich weiß, wie sehr sie es hasst, wenn ich meine Stimme erhebe, nicht, weil sie Angst hat, sondern, weil es sie an ihren Vater und die für sie schwierige Zeit erinnert. Ich will diese Ereignisse nicht minderwerten, für jeden ist die Definition von 'schwierige Zeit' eine andere. Für Jade war es diese, für mich waren es Zeiten vor meiner Karriere. Wir sind aber ohnehin nicht miteinander Vergleichbar, schon allein, weil wir ganz unterschiedlich in verschiedenen Ländern aufwuchsen.

"Ja, das habe ich. Ich habe gedacht, dass er dich sowieso betrügen wird und dich dadurch geradewegs in meine Arme treibt, immerhin wäre ich es gewesen, die dich getröstet hätte. Wer konnte denn ahnen, dass er ausgerechnet dir treu bleiben kann."

Gedanklich muss ich zugeben, dass ich das selbst nicht geglaubt hätte. Ich wusste nicht, ob ich Jade treu bleibe, oder sie bei der erstbesten Gelegenheit betrügen würde. Es gab keine Garantie und genau das war auch der Grund, weshalb ich mich zunächst auf keine richtige Beziehung mit ihr einlassen wollte. Ironischerweise hat die Person, welche sich noch immer in einem festen Griff von mir befindet, mich zum nachdenken gebracht. Als Sharifa damals in nichts weiter als Unterwäsche vor mir stand und sich nichts in mir regte, dachte ich erst, es würde an ihr Liegen. Daran, dass ich diese Schlampe schon so oft gefickt hätte, dass es an Reiz verloren hat. Erst später wurde mir klar, dass Sharifa gar nichts dafür konnte, es war Jade, die mich ohne ihr Wissen davon abhielt mit anderen Frauen zu schlafen. Mich interessierten andere Fotzen nicht mehr, ich wollte nur noch Jade.

Armilla lässt Jade keine Zeit, um zu antworten, stellt stattdessen eine Frage, welche durch das Rascheln am anderen Ende der Leitung für mich nicht zu verstehen ist. Erst danach ertönt die Stimme meiner Freundin erneut.

"Was hast du jetzt vor, Armilla, willst du mich bei dir einsperren, bis ich dir sage, dass ich dasselbe auch für dich empfinde?"

Wie als hätte ich nur darauf gewartet, dass Jade mir ihren Aufenthaltsort verrät, lass ich Sharifa, die gar nicht erst versucht mich aufzuhalten, los und verlasse, ohne sie noch irgendwie zu Beachten die Wohnung.

Auf dem Weg zu meinem Wagen, scheint die Lage zu eskalieren, denn plötzlich Knackt es laut in der Leitung. Aus Panik, dass Jade's heimlicher Anruf aufgedeckt wurde, erwähne ich immer wieder ihren Namen, doch statt einer Antwort, knackt es abermals in der Leitung,  diesmal ist die Verbindung unterbrochen.

"Scheiße!"

Ich lass mich fluchende auf den Fahrersitz gleiten und nachdem das Telefon in meiner Hand auf dem Beifahrersitz landet, verliere ich keine Minute länger den Motor meines CLs aufbrummen zu lassen, um mit quietschenden Reifen den Weg zu Armilla's Wohnung anzusteuern.

Armilla, dieses verdammte Miststück.

Ich hatte nie wirklich etwas mit ihr zu tun, höchstens wenn wir mal im selben Club, indem sie arbeitet waren oder Jade sie zu treffen mitgebracht hat, kam man kurz ins Gespräch. Ich dachte, sie sei korrekt, immerhin war sie bereits vor der Zeit mit Jade und mir ihre beste Freundin. Eine, die sich wohl immer mehr erhofft hat und mich nun als Rivalen sieht. Nur zu gern, werde ich ihr gleich klarmachen, dass ich das nicht bin, denn Konkurrenz bedeutet immer, dass beide gleichermaßen eine Chance hätten, das ist hier jedoch nicht der Fall, denn ich habe Jade bereits für mich gewonnen.

Die Gedanken an meine Freundin bringen mich dazu noch stärker aufs Gaspedal zu drücken, um meine Geschwindigkeit noch einmal zu erhöhen. Selbst wenn die Bullen mich jetzt anhalten würde, würden ich meinen Fuß nicht vom Gas nehmen.

Kurz kommt mir in denn Sinn, Matt anzurufen, immerhin wird Jade gegen ihren willen festgehalten und ist sicherlich eine Sache für die Polizei, allerdings verwerfe ich diesen Gedanken schnell. Mit einer Frau - auch wenn sie verrückt zu sein scheint - komme ich gerade noch allein klar. Jade's Bullenfreund kann die Irre hinterher immernoch einbuchten lassen.

Ich biege - nicht, ohne mich bei dem Pisser vor mir, der nicht zu wissen scheint, wo genau sich denn sein Pedal zum Gas geben befindet, zu beschweren - in eine Seitengasse ab und parke meinen Benz zwischen anderen herumstehenden Autos ab.

Ohne umschweife ziele ich die Hausnummer der Durchgenkallten an. Es ist noch gar nicht so lange her, als ich Jade und ihre blonde Freundin von einem ihrer Mädelsabenden von hier abholen musste, weil beide getrunken haben und viel zu verantwortungsbewusst sind, um in solch einem Zustand - obwohl sie nun wahrlich nicht betrunken waren - eigenständig zu fahren.

Mit schwitzigen Händen, betätige ich einfach alle Klingeln, die sich an der Wand vor mir befinden. Irgendjemand wird schon rangehen und mir die Tür öffnen. Als das tatsächlich der Fall ist, stürme ich beinahe schon in den vierten Stock. Dort angekommen versuche ich erst gar nicht zu klopfen oder am Namensschild zu läuten, denn ich bezweifle, dass mir aufgemacht wird.

Nach meinem ersten Versuch die Tür aufzubrechen indem ich mich mit voller Wucht gegen selbige werfe, sich aber nichts tut, außer dass die Tür gefährlich knarzt, fluche ich lautstark und bereue es kurz nicht doch Jade's besten Freund angerufen zu haben.

Ein erneuter Versuch bringt mir das gewünschte Ergebnis. Mein Glück dabei ist, dass die Wohnungstüren nicht aus Stahl, sondern einfachem Holz gemacht sind. Ich habe die Tür wortwörtlich aus ihren Angeln gerissen.

Im inneren bietet sich mir ein Bild, welches ich unter anderen Umständen sogar heiß gefunden hätte. Jade hockt über ihre einst beste Freundin und versucht die Schläge, welche von unten auf sie einprasseln abzuwehren, während Armilla gleichzeitig wie wild um sich schlägt und Jade von sich abschütteln will.

Nachdem mir dieses Szenario vor Augen geführt wurde und ich realisiert habe, was genau hier gerade abgeht, gehe ich auf die Beiden - welche keinerlei Notiz von mir genommen zu haben scheinen - zu und umgreife Jade's Hüfte, um sie von der Irren herunterzuholen. Diese muss allerdings glauben, dass ich eine weitere Bedrohung sei, denn bevor sie registriert, wer ich bin, versucht sich Jade aus meinem Griff zu befreien. Als sie dabei ihren Kopf in meine Richtung dreht, erkenne ich das Blut, welches aus ihrer aufgeplatzten Lippe fließt. Wahrscheinlich sieht es schlimmer aus als es ist, trotzdem würde ich dieses Miststück am Boden gerne eigenhändig dafür bestrafen, was sie meiner Freundin angetan hat.

"Prinzessin, hey, ich bins."

Als ihr das klar wird, lässt sie sich aus einer Mischung von Erleichterrung und Erschöpfung gegen meine Brust fallen. Ihr Griff in mein Shirt ist so fest, dass ich glaube, sie könnte den Stoff mit ihren bloßen Händen zerreißen. Ebenfalls erleichtert, dass es ihr - bis auf die blutige Lippe - Augenscheinlich gut geht, lege ich meine eine Hand um ihren bebenden Körper, die Andere streichelt beruhigend über ihren Kopf.

In diesem Moment gibt es nur uns.

Sie und mich.

Ich bin einfach froh, dass ihr nichts passiert ist, dass ich rechtzeitig kam und Jade sich bis zu meinem Eintreffen offenbar ganz gut Verteidigen konnte. Ich komm nicht umhin ein bisschen Stolz auf meine kleine Raubkatze zu sein.

Außerdem wissen wir endlich wer hinter den Nachrichten, den Drogen, und wahrscheinlich auch hinter dem Einbruch in meine Bude steckt. Das alles hat endlich eine Ende.

"Oh sieh an, Prinz und Prinzessin wieder vereint."

Dass wir alles um uns herum vergessen haben, soll uns nun zum Verhängnis werden. Armilla hat sich aufgerichtet, in ihrer Hand eine große Glascherbe, die sie von der zuvor am Boden zu bruch gegangenen Vase haben muss. Instinktiv, schiebe ich Jade hinter meinen Rücken, um sie vor der potenziellen Gefahrenlage zu schützen.

"Ach nein, der Retter in der Not. Mir wird ganz warm ums Herz."

Ich gebe keine Antwort auf die lächerlichen Worte meines Gegenübers, achte stattdessen auf jede kleinste Bewegung ihrerseits.

Trotzdessen, dass Jade hinter mit steht, bemerke ich an ihren lauten Atmen, dass sie Angst hat. Wohl eher um mich, als um sich selbst. So ist sie. Sie würden Kugeln für mich abfangen, wenn es sein müsste und dieses Wissen macht mir klar, was ich dieser Frau bedeuten muss. Hinter ihrem 'ich liebe dich' steckt mehr als ich bisher glaubte.

"Du brauchst sie nicht beschützen. Ihr würde ich nie weh tun, wenn es nicht sein müsste. Die Lippe hat sie sich selbst zuzuschreiben und das weiß sie auch. Schütz dich lieber selbst, denn DU bist mir scheißegal!" Mit diesen Worte, welche nach hinten raus immer aggressiver worden, kommt sie mit ganz langsamen Schritten und einer Fratze, welche mit einem Lächeln à la Joker noch am ehesten zu beschreiben ist, auf mich zu.

Innerleich dabei vorbereitend, dass mich gleich ein schneidener Schmerz erwartet, sollte ich es nicht schaffen, dieser Irren die scharfe Scherbe vorher aus der Hand zu schlagen, gehe ich einen Schritt weiter nach hinten, um Jade noch mehr von dieser annormalen Situation abzuschirmen. Diese hat zwischenzeitlich immer wieder versucht auf ihr ehemalige beste Freundin einzureden, doch Armilla strafte dies mit nichtbeachtung. Sie war so sehr auf mich fokussiert, dass sie nicht einmal bemerkte, wie noch jemand ihre Wohnung betritt.

"Waffe ganz langsam fallen lassen und die Hände hoch!"

Nachdem die strenge Aufforderung ertönte, blickt Armilla erschrocken in die Richtung ihres Flurs. Diesen Moment der Ablenkung nutze ich und schlage ihr das Glas aus der Hand. Dann geht alles ganz schnell; die Beamten stürmen die Wohnung, drücken Armilla zu Boden und fixieren ihre Arme auf dem Rücken zusammen. Ein Gefühl, welches ich nur zu gut kenne. Ich schenke dem Szenario vor mir keine weitere Beachtung, sondern widme mich meiner Freundin, die sich weinend in meinen Armen stürzt.

Auch meine Anspannung fällt. Ich bin keine Pussy, aber hier war meine Freundin beteiligt, was die ganze Situation noch einmal bizarrer macht. Die Angst in mir richtete sich lediglich Jade gegenüber.

Froh darüber, dass wir beide unbeschadet aus dieser Sache gehen, löse ich meine Umarmung und lege meiner Freundin die Hand unters Kinn, um sie prüfend anzusehen. Ihre Tränen verschleierten Augen treffen auf meine, bevor sie mit zittriger Stimme einen Satz bildet.

"Ich hatte solche Angst um dich!"

Ihre Worte bewegen etwas in mir. Ich hasse es, wenn sie weint. Noch mehr, wenn ich der Grund dafür bin. Aber dass sie Angst um mich hatte, obwohl sie sich in der viel prekäreren  Situation befand, will mir nicht in den Kopf. Sie sollte ihr eigenes Leben nicht über meines stellen. Sie soll sich für mich nicht in Gefahr bringen. Ich bin es, der sie beschützen sollte. So wie es heute der Fall war.

Ich antworte nicht, wische Jade stattdessen die Tränen und auch ein Teil des Blutes aus dem Gesicht und lege meine Lippen vorsichtig - um ihr nicht weh zu tun - auf ihre.

Eine Art der Befreiung durchfährt meinen Körper. Nun scheint auch der letzte Teil meiner Anspannung abzufallen, denn mit diesem Kuss wird mir klar, dass es solchen vielleicht gar nicht mehr gegeben hätte, wenn ich zu spät gekommen wäre. Dass das letzte, was Jade und ich getan hätten streiten gewesen wäre.

Der Gedanke, dass ich Jade nicht mehr in meinen Armen halten könnte. Nicht mehr mit ihr am Abend einschlafen und am Morgen - oder Mittag, je nachdem wie kurz oder lang unsere Nacht war - aufwachen zu können. Ihre Lippen nicht mehr auf meine, ihren Körper nicht mehr auf meinen. Es ist unvorstellbar. Selbst alltägliche Dinge, wie ihr beim Putzen zuzusehen, während ich auf dem Sofa am Bars schreiben bin, oder ihr Gezicke, weil sie eigentlich dasselbe tun müsste, wegen des Aufräumens meiner Wohnung jedoch nicht dazu kommt.

Der Gedanke, dass Jade nicht mehr an meiner Seite sein könnte zerreißt mich innerlich und er weckt in mir ein Gefühl, welches ich länger nicht mehr verspürte.

Verlustangst.

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Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten soll. Habe ich Jonas zu sehr Out of character geschrieben? Wirkt die Ein oder Andere Stelle seltsam? Zu Aktionreich vielleicht? Aber nach den Korrekturlesen gefiel es mir dann ganz gut, sodass ich zum Entschluss komme, dass ich dieses Kapitel doch ganz gerne mag.

Viel mehr interessiert mich aber eure Meinung, deshalb lasst es mich gern wissen. (: 

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