47. Kapitel
Nachdem wir gegessen und vage unseren Ausflug erklärt haben, wobei wir penibel genau darauf geachtet haben, kein Wort über eine Beziehung zu verlieren, machen wir uns auf den Weg in die Stadt.
Meine Kamera habe ich mir in letzter Sekunde noch geschnappt, ich will endlich wieder aktiv in sozialen Medien werden, Pentatonix hat mich viel zu sehr davon abgelenkt.
Phips nimmt mich in Beschlag, sobald wir aus dem Bus treten, und als hätten sie sich abgesprochen, vertieft Kevin Avi sofort in ein Gespräch.
Esther läuft mit Kirstie zwischen Scömìche, und als ich sie etwas länger betrachte, merke ich, wie gestresst sie aussieht.
„Sie muss überlegen, wie sie Amavi entweder verheimlichen oder als Klischee verbreiten kann, oder was ihr sonst damit vorhabt", erklärt Phips grinsend, als sie meinen Blick bemerkt, „Für Scömìche hat sie zusätzlich wenig Zeit."
„Ist es mir gestattet, kurz mit Mister Grassi zu reden?", frage ich in einem übertrieben hochnäsigen Tonfall, der Phips dazu bringt, zu lachen und mich zu Mitch zu geleiten.
Wer weiß, ob das so gut geklappt hätte, wenn ich sie normal gefragt hätte.
„Das Angebot mit den Fotos steht übrigens immer noch", wende ich mich an Mitch, dessen Augen sofort anfangen, zu leuchten.
„Aber ich sehe gerade nicht gut aus", jammert er im nächsten Augenblick.
Ich verdrehe die Augen.
„Ich habe nicht gesagt, dass wir es jetzt machen müssen, aber dann will ich als Bezahlung bitte ein paar Antworten", sage ich leise und bedeute ihm, etwas langsamer zu gehen.
Er nickt, wenn auch etwas skeptisch, er weiß wohl, worauf das hier hinauslaufen wird.
„Existiert Scömìche wirklich nicht, oder ist das einfach Marketing?", frage ich mit gesenkter Stimme, darauf bedacht, dass Phips mich nicht hört, doch die ist mit Kirstie in ein Gespräch vertieft.
„Das frage ich mich auch manchmal", meint Mitch trocken.
„Esther schränkt euch doch nicht ein, oder?", frage ich, selbst schockiert darüber, dass ich Avis Schwester so etwas zutrauen würde.
„Nein, eher im Gegenteil. Sie befragt uns alle mindestens einmal pro Woche, was sie vermarkten soll. Derjenige, der hier irgendwas einschränkt, bin wohl eher ich."
Erleichtert seufze ich, doch dann kommen Mitchs Worte richtig bei mir an.
„Was schränkst du ein?", frage ich kritisch.
„Scott hat dir nicht erzählt, wieso wir damals Schluss gemacht haben", seufzt er.
Ich schaue ihn so lange erwartungsvoll an, bis er aufgibt und anfängt, zu erzählen.
„Ich war es. Ich hab Schluss gemacht", fängt er an, übertrieben, theatralisch, doch ich kenne Mitch inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er nur dann so wird, wenn ihm ein Thema unangenehm ist, wenn er etwas zugibt, oder einfach dann, wenn ihm sein Handeln selbst nicht gefallen hat.
„Ich hatte das Gefühl, dass ich Scott etwas aufdrücke, er stand ja nicht mal wirklich dazu, und als die Schule wieder losging... Ich wusste nicht, was daraus werden sollte. Glaub mir, ich habe darüber tagelang nachgedacht, tausende Szenarien in meinem Kopf durchgespielt, aber es gab nur zwei verschiedene Enden: Wir bleiben zusammen, merken, dass das nichts wird, trennen uns und hassen uns danach... Oder ich mache sofort Schluss. Das hat die Chance, dass wir Freunde bleiben, drastisch erhöht."
Er lacht leise, etwas ungläubig, weil er das früher geglaubt hat, und aus Scotts Erzählung weiß ich, dass das ziemlich genaue Gegenteil eingetreten ist.
„Wir haben in dem halben Jahr danach kaum ein Wort gewechselt, bis er mich auf Pentatonix angesprochen hat. Ich habe meine Chance gewittert, wollte unbedingt wieder mit ihm sprechen, aber er hat mir innerhalb der ersten Minuten klar gemacht, dass er nie wieder was in die Richtung mit mir machen will und jetzt doch wieder eher auf Mädchen abfährt. Ich habe es akzeptiert", beendet er seine Sicht der Dinge schulterzuckend, auch wenn klar ist, dass er mit der Entwicklung der Dinge unzufrieden ist.
Ich überlege krampfhaft, was ich darauf erwidern soll, doch wie so oft, wenn ich über Scömìche nachdenke, werde ich von Esther unterbrochen.
Nur, dass es mich diesmal nicht aufregt, sondern erleichtert.
Schnell werfe ich dem Countertenor einen entschuldigenden Blick zu, dann höre ich mit halbem Ohr Esther zu, die uns alle über die Geschichte von Auburn Hills aufklärt.
Und dabei überlege ich, wie es Scott, der immer wieder Blicke zu Mitch wirft, wohl bei der ganzen Sache geht.
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