27. Kapitel


„Nein, ich werde das garantiert nicht machen!", protestiert Phips zum zehnten Mal.
Ich grinse stumm, als ich bemerke, wie müde sie dabei klingt.
Gleich gibt sie auf.
„Du bist mir einen riesigen Gefallen schuldig! Ich habe uns in die Stadt und zurück geführt", meine ich zuckersüß.
Dass das mehr Zufall und Glück als Orientierungssinn und Planung war, verschweige ich.
„Bitte nicht", jammert Phips, als wir auf den großen Parkplatz hinter der Halle treten, auf dem auch der Tourbus von Pentatonix steht.
„Ich würde das doch nicht machen, wenn ich nicht denken würde, dass du es kannst", meine ich und kann beinahe spüren, wie ihr Widerstand in sich zusammenfällt.
Jetzt soll noch mal einer sagen, ich kann nicht überzeugend sein.
„Okay. Wenn ich die Bilder anschauen darf, bevor du sie einreichst", gibt die junge Frau seufzend nach.
Ich unterdrücke das wissende Grinsen und falle ihr stattdessen lachend um den Hals.
„Du wirst das nicht bereuen, glaub mir", zwinkere ich ihr zu.
Sie wirft mir einen zweifelnden Blick zu und klopft dann mit dem Ellenbogen gegen die Bustür, weil sie beide Hände voll hat.

„Man bräuchte ein fahrendes Studio", seufze ich, nachdem ich den Bus und die Umgebung erfolglos nach Orten abgesucht habe, an denen ich schöne Fotos machen könnte.
Phips hat sich in der ersten halben Stunde irgendwo versteckt, wahrscheinlich will sie ihren Protest ausleben, doch jetzt sitzt sie mit Esther hinten im Bus und plant, wann und wie wir weiterfahren.
Zwar tut sie noch so, als würde sie keines meiner Worte hören, aber das bekomme ich auch wieder hin.
„Haben wir doch", meint Mitch, der mich sehr wohl gehört hat, und schlägt sich im selben Moment die Hände vor den Mund.
Hätte er das nicht gemacht, wäre mir die Bedeutung hinter seinen Worten wahrscheinlich gar nicht erst aufgefallen.
Mit großen Augen starre ich ihn an. Für einen kurzen Moment vergesse ich sogar, dass ich ein ganz anderes Studio suche.
Bis mir die Idee kommt.
„Phips! Kannst du singen?", rufe ich quer durch den Bus.
Kevin, Avi, Scott und Kirstie sind meines Wissens irgendwo auf dem Gelände, also muss mir das nicht peinlich sein.
Phips stöhnt gequält auf, aber Esther nickt grinsend.
Anschließend verspreche ich Mitch, dass ich nichts von ihrem fahrenden Studio verraten werde, wenn ich Phips darin fotografieren darf.

„Und jetzt?", fragt Phips skeptisch, nachdem ich die Tür hinter uns zugemacht und Mitch somit ausgeschlossen habe.
„Jetzt baue ich meine Kamera auf und du singst dich ein", grinse ich.
Dass ich meine Kamera keineswegs aufbauen will und werde, verschweige ich.
Ich will noch einmal versuchen, sie zu fotografieren, ohne, dass sie etwas von dem Zeitpunkt weiß.
„Du kannst dir ruhig irgendwelche Kopfhörer nehmen, wenn du dich oder mich nicht hören willst", meine ich, nachdem sie sich etwas unsicher und skeptisch umgesehen hat.
Währenddessen packe ich mein Stativ aus und befestige mit schnellen Handgriffen die Kamera.
Aufbauen ist fertig.
Jetzt muss ich nur noch so tun, als würde mich die Kamera überfordern, damit Phips nicht denkt, dass ich schon fotografiere.
Als sie jedoch immer noch nicht singt, mache ich über mein Handy die weltweiten Charts an, in der Hoffnung, sie so zum Singen bewegen zu können.
Dass sie Kopfhörer trägt, die wahrscheinlich so ziemlich jedes Geräusch von außen abfangen, habe ich nicht bedacht.
Kurz verziehe ich das Gesicht, als sie anfängt, ein anderes Lied zu singen als das, was gerade auf meinem Handy läuft, aber zum Glück hat sie ihre Augen geschlossen und bemerkt den meinen kleinen Ausrutscher nicht.
Und so mache ich wenige Sekunden später munter die ersten Fotos.

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