2.Kapitel Abschied



2.Kapitel Abschied

Der nächste Morgen

Traumfänger sah fassungslos auf ihren toten Bruder hinab. „Wir haben uns vor einigen Sonnenaufgängen gestritten und jetzt ist er im Streit von uns gegangen..." Ich hörte ihr kaum zu, denn in Gedanken ging ich meine neuen Pflichten noch einmal durch. //Ich muss den Clan zusammenrufen und Tannensterns Tod verkünden. Wie soll ich das machen? Muss man einige Worte über ihn sagen? Muss ich heute Nacht zum Mondsee reisen?// Frostwind stupste mich in die Seite, worauf ich aus meinen Gedanken aufschreckte. „Hast du etwas gesagt?" Sie deutete auf Tannenstern. „Du solltest ihn tragen. Wir folgen dir." Ich seufzte, stand auf und nahm den grossen braungetigerten Kater sanft am Nacken. Pechfeder schlüpfte geschickt unter den Kater und lud den hinteren Teil seines Körpers auf ihren Rücken. Ich tauschte einen dankbaren Blick mit ihr, bevor ich mich an den Rest meiner Familie wandte: „Können wir gehen?" Frostwind trat entschlossen neben mich, Tramfänger folgte ihr nach einigem zögern. Vogelfeder gesellte sich schliesslich mit zu Boden gerichteten Blick auch zu uns.

Pechfeder legte Tannenstern vorsichtig ab und begann, auf der kleinen Lichtung ein Loch zu graben. Ich sah zu Vogelfeder, die sich wieder zu Tannenstern gekauert hatte. Frostwind trat neben mich. „Geh du zu ihr. Ich helfe Pechfeder." Ich sah sie erstaunt an. „Wie willst du das machen?" „Du solltest mich nicht unterschätzen, Nachtblau. Und beim graben kann man nichts falsch machen oder?" Ohne meine Antwort abzuwarten ging sie zu Pechfeder hinüber. //Ich bin nicht gut im trösten.// Ich setzte mich schweigend neben meine Mutter. Die hellbraune Kätzin sah mit dunklen Augen zu mir. „Wir haben als Junge zusammen gespielt und als Schüler miteinander trainiert. Seit ich denken kann war er immer an meiner Seite und jetzt..." Ihre Stimme versagte.

„Nicht mehr so selbstsicher wie sonst Nachtblau?" Traumfängers grüne Augen waren eisig. „Was meinst du?" Sie lachte spöttisch auf. „Als Tannenstern mir den Rang weggenommen hat und zu seinem Stellvertreter ernannt hat, hast du wohl gedacht das sei ein Spiel, was?" Ich sah sie noch immer verständnislos an. „Traumfänger, du weißt, dass ich von seinen Plänen nichts gewusst habe." Traumfänger verdrehte nur die Augen. „Tu nicht so unschuldig, ich weiss genau, dass du mir eins auswischen wolltest!" //Wieso sollte ich das tun wollen?// Pechfeder und Frostwind kamen zu uns herüber. Traumfänger legte die Ohren an und fauchte: „Und ihr beiden habt ihn dabei Unterstützt mich vor dem ganzen Clan zu demütigen!" Frostwind sah in Traumfängers Richtung, ihre Stimme klang ruhig wie immer, aber auch sehr bestimmt: „Traumfänger, du trauerst um Tannensterns Verlust wie wir alle auch. Das gibt dir aber kein Recht, Nachtblau unberechtigt einer Sache zu beschuldigen, die dir aufgrund deiner eigenen Fehler abhanden gekommen ist." Traumfänger knurrte und fuhr die Krallen aus.  Ich stand auf und machte unsicher einen Schritt auf sie zu. „Geh besser ins Lager und beruhig dich." Etwas in ihrem Blick veränderte sich. Sie schüttelte schliesslich den Kopf und verschwand zwischen einigen Büschen.

Ich sah ihr einen Herzschlag lang verblüfft hinterher. //Was ist bloss los mit ihr?// Pechfeder trat verunsichert von einer Pfote auf die andere. „Nachtblau, hilfst du mir jetzt ihn in das Loch zu legen, das ich und Frostwind gegraben haben?" Ich sah sie kurz dankbar an, nahm Tannenstern am Nacken und legte ihn zusammen mit ihr in das Loch.

Als wir das Loch schon fast komplett zugegraben hatten, stürzte Vogelbeere nach vorne und  brach schluchzend am Rand seines Grabes zusammen. „Nein, nein, nein! Ich lasse ihn nicht alleine!" Frostwind liess sich neben ihrer Mutter nieder und putzte sie tröstend. Pechfeder und ich nutzten das, um Tannensterns Grab fertig zuzugraben. Pechfeder drückte sich plötzlich an mich und murmelte: „Er fehlt mir jetzt schon!" Ich putzte der zierlichen Kätzin sanft die Ohren. „Ich weiss, Pechfeder. Mir auch..."

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