Kapitel 8
Olivia öffnete die Augen und fand sich im dämmrig beleuchteten Schülerbau wieder. Diesmal überkam sie nur ein leichtes Schwindelgefühl, doch auch dies legte sich rasch. Sie streckte sich ausgiebig, dann trat sie auf die Lichtung. "Hallo Nachtbrise!" Wurde sie von Sandrose begrüßt. "Ich soll dir von Eisstern ausrichten, dass du zur Trainingswiese kommen sollst." Olivia seufzte, sie hatte einen Bärenhunger und ihr war klar, wenn sie jetzt zum Training gehen würde, würde sie die ganze Nacht nicht zum Essen kommen. Sandrose sah, was sie beschäftigte und forderte sie auf, sich am Frischbeutehaufen zu bedienen. Dies war der Haufen, der am Rand der Lichtung aus Beutestücken aufgetürmt war. Olivia wählte eine kleine Maus, unsicher, wie sie diese essen sollte. Unauffällig beobachtete sie die anderen Katzen und versuchte sich dann an ihren ersten Bissen. Die Maus schmeckte köstlich! Olivia leckte sich die letzten Reste von den Schnurrharen. Dann machte sie sich auf den Weg zur Trainigswiese. Sie hatte Glück, dass der Pfad dorthin ein wenig ausgetreten war, sonst hätte sie sich bestimmt verlaufen, aber so kam sie bald bei der Wiese an. Dort wartete auch schon Eisstern. "Bin ich zu spät?" Fragte Olivia. Aber er winkte ab:"Nein, nein, es tut mir übrigens echt leid, dass ich gestern einfach verschwunden bin." Er beugte sich zu ihr vor und flüsterte:" Ich bin aus dem Bett gefallen und danach konnte ich nicht mehr einschlafen." Olivia schmunzelte. "Also die Pflicht ruft, lass uns anfangen! Zeig mir doch, was du gestern mit Goldpfote gelernt hast, komm greif mich an!" Olivia schloss die Augen, um sich zu konzentrieren, plötzlich traf sie etwas an der Seite, verblüfft riss die die Augen auf und kippte um. "Meinst du in einem Kampf kannst du dich so hinstellen? Das ist lebensgefährlich! Jetzt greif mich an, leg los!" Erschrocken über Eissterns Ausbruch kauerte Olivia sich hin. Sie wollte alles richtig machen. Sie spannte ihre Muskeln an und sprang. Eisstern wich geschickt aus, aber davon war sie ausgegangen, sie wirbelte herum und verpasste ihm einen Pfotenschlag, ehe er sie niederstreckte. "Gar nicht mal so schlecht. Versuchen wir es gleich nochmal." Knurrte ihr Mentor und sah sie herausfordernd an. Diesmal wartete Olivia nicht ab, sie sprang, doch er rollte sich weg. Ein Knurren unterdrückend schmiss sie sich herum und wartete darauf, dass er sich auf die stürzte. Im selben Moment, in dem sie seine Muskeln zucken sah, sprang er sie auch schon an. Sie machte sich ganz locker, sodass sein Schwung nicht abgefangen wurde und er über sie purzelte. Dann nahm sie ihre ganze Kraft zusammen und sprang ihm auf den Rücken. Eisstern wurde die Luft aus der Lunge gepresst. Er richtete sich schwankend auf und versuchte sie abzuschütteln verdutzt fiel Olivia auf die Seite. Aber damit nicht genug, er stürzte sich sofort auf sie und begrub sie unter seinem viel schwereren Körper. "Uff!" Machte Olivia und versuchte sich freizustrampeln. Sie schaffte es jedoch nicht. Erschöpft blieb sie liegen. "Nicht schlappmachen!" Knurrte Eisstern und ließ von ihr ab. Dankbar rappelte Olivia sich auf, doch der Kater stürzte sich erneut auf sie und schmiss sie um. Olivia fauchte und stemmte alle ihr Pfoten in den Boden. Dann richtete sich sich auf und warf sich herum. Mit einem Pfotenhieb holte sie Eisstern von den Pfoten. Sie trat einen Schritt zurück und wartete bis er sich aufgerichtete hatte. Suchend sah er sich um. Auf diesen Moment hatte Olivia gewartet sie schoss unter seinen Bauch und stieß ihm die Pfoten weg. Dann wendete sie und klammerte sich wieder auf seinen Rücken. Der Kater schüttelte sie ab, als wäre sie ein lästiger Floh und keine Katze. Dann richtete er sich auf und glättete sein Brustfell. "Naja, es bedarf noch ordentlich an Training, aber die ersten Schritte sind getan." Olivia verstand schnell, dass Eisstern nur sparsam mit Lob umging. Erschöpft ließ sie sich auf die Seite fallen und begann den Schmutz aus ihrem Fell zu waschen. "Denkst du das wars?" Fauchte Eisstern, "dann hast du dich geschnitten, wir fangen gleich nochmal von vorne an." Er gab Olivia keine Zeit sich vorzubereiten, sondern warf sich direkt auf sie. Olivia jaulte auf. Aber natürlich achtete er nicht darauf. Sie biss die Zähne zusammen und schob ihn mit allen Vieren von sich. Dann biss sie ihm in die Hinterpfote und jagte aus dem Weg, ehe er sie schlagen konnte. Eisstern fluchte und schmiss sich in ihre Richtung, doch Olivia sprang hoch und landete auf seinem Rücken. Ihre Pfote rutschte ab und sie fiel um. Eisstern stieß seinen Kopf in ihre Flanke "Los, weiter!" Olivia holte tief Luft, während sie sich gegen seinen nächsten Angriff wappnete. Sie hatte kaum noch Kraft und so war es nicht verwunderlich, dass er sie einfach umstieß. "Aufstehen, weitermachen." Knurrte Eisstern, dennoch blieb Olivia liegen. Sie brauchte dringend eine Pause. Ihr Mentor verdrehte die Augen. Erst wollte er sie erneut anspringen, dann besann er sich eines Besseren und forderte sie auf ihm zwischen die Bäume zu folgen. Mit müden Pfoten taumelte sie hinter ihm her. "Jagen!" Sagte Eisstern. "Aber ich...""Kein Aber!" Schnitt er ihr das Wort ab. "Was kannst du riechen?" Olivia setzte sich hin, um ihren Muskeln eine Pause zu gönnen, dann reckte sie ihre Nase in die Luft und schnupperte. Sofort stürzte eine Flut an Gerüchen auf sie ein. Sie roch die grünen Triebe der Kiefern und den klebrigen Ruch des Harzes. Sie erkannte den modrigen Geruch von Eichenlaub und noch einen weiteren süßlichen Duft, den sie nicht zuordnen konnte. All dies zählte sie auf und nannte es Eisstern. Dieser schien unzufrieden. "Blende alle diese Gerüche aus, konzentrier dich auf das Wesentliche. Wir wollen jagen. Olivia konzentrierte sich so gut sie konnte und meinte einen Hauch von Maus riechen zu können. Sie strich um ein Farndickicht herum und erstarrte. Vor ihr nagte eine Maus an einer Buchecker. "Schwanz runter!" Zischte Eisstern, der ihr gefolgt war und verjagte damit die Maus. Empört drehte Olivia sich um, doch Eisstern war schon weiterspaziert. "Du musst noch viel lernen", seufzte er, " wir fangen jetzt sofort mit dem Jagdkauern an. Zeig mir, was du drauf hast." Olivias müde Muskeln protestierten, als sie Haltung annahm und durch das Unterholz schlich. "Bleib stehen!" Fauchte Eisstern und stieß ihre Pfoten tiefer unter ihren Bauch. Olivia schwankte und versuchte mit ihrem Schwanz das Gleichgewicht wieder zu finden. Mit einem Pfotenhieb nagelte Eisstern diesen am Boden fest und fuhr sie an:" Du musst den Schwanz am Boden halten und den Kopf senken, außerdem stehst du total schief da!" Olivia hatte das Gefühl alles falsch zu machen. Entmutigt ließ sie den Kopf hängen. Ein Funke Mitleid blitzte in seinen Augen auf. "Geh ins Lager und ruh dich aus, morgen versuchen wir es nochmal." Erleichtert machte Olivia sich auf den Rückweg. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr und sie verirrte sich. Ängstlich lief sie durch den Wald auf der Suche nach anderen Katzen. Sie hatte auch schon versucht, den See zu finden aber ohne Erfolg. Olivia wollte sich gerade schlafen legen, um ihre Suche in der nächsten Nacht fortzuführen, da ertönte ein Rascheln hinter ihr. Sie wirbelte herum und spähte durch das dämmrige Unterholz. Im spärlichen Licht des Mondes sah sie ein Paar bersteinfarbene Augen aufblitzen und machte einen Schritt rückwärts. Am liebsten wollte sie wegrennen, doch ihr war klar, das sie hier in dem ihr unbekannten Wald keine Chance hatte. Sie versuchte sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen und rief:"Wer ist da?" Ihre Stimme zitterte und ihr war klar, dass sie ihre Angst nicht gut verborgen hatte. "He du! Ich bins doch nur", sagte das Tier und trat aus den Schatten. "Goldpfote!" Olivia fiel ein Stein vom Herzen. "Hallo", begrüßte er sie und stupste sie an. " Was machst du hier?" "Gute Frage, nächste Frage!" Erwiderte sie und gab dann zu. "Ich hab mich verlaufen, ich wollte eigentlich ins Lager." "Weit gefehlt!" Scherzte er und lotste sie dann durch die Bäume.
300 Reads ganz lieben lieben Dank!❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️
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