Kapitel 24
"Eisstern!" Olivia schnappte nach Luft, während ihr Mentor von ihr abließ und sie zurück in den Wald drängte.
"Nachtbrise, bis du des Wahnsinns?!"
Wütend peitschte Eisstern mit dem Schweif. "Felskralle ist nicht ungefährlich und wenn er dich erwischt, dann können wir unseren Plan vergessen und überhaupt, was fällt dir ein?"
"Ich..."
"Komm mit, wir müssen uns woanders aufhalten, falls er aufwacht."
"Eisstern, Felskralle hat total komische Sachen in seiner Höhle."
"Ich weiß."
"Er hat da Blätter mit Dornen und so Sachen. Als er in die Höhle gegangen ist, hat er deinen Namen geknurrt."
"Ich habe seine Sachen verwüstet. Ich werde nicht schlau aus dem, was er hat. Hat er etwas Neues dazu getan?"
"Also da waren Waben, Federn, Fell, Gras, und ein Kiesel."
"Der Kiesel ist neu, komm Goldpfote wartet."
Gemeinsam schlüpften sie durch eine Dornenhecke und kamen an einen Großen Felsblock. Der Kater verschwand in einem schmalen Spalt. Sie hörte seine Stimme wie ein Echo. "Nachtbrise, komm rein."
Olivia folgte ihm. Schnell wurde der Gang schmaler und sie spürte wie die Felswände auf beiden Seiten Näher rückten. Mit den Schnurrhaaren berührte sie den rauen Stein. Ihr Schritt beschleunigte sich.
Wollte Eissten sie ihn eine Falle locken?
Ihr Atem ging schnell und gepresst und ein Stein fiel ihr vom Herzen, als der Gang sich weitete. Erstaunt hielt sie die Luft an, als sie ins Freie trat. Felsen und Geröll umschlossen sie auf allen Seiten und ließen in der Mitte Platz für eine kleine sandige Lichtung. Der Himmel spannte sich wie ein Tuch über sie. Außer dem Spalt in Olivias Rücken schien es keinen weiteren Eingang zu geben und die Wände waren rundherum so hoch, dass Olivia nicht hinüber spähen konnte. Die beiden Kater saßen in der Mitte der Fläche.
Vor ihnen lag ein Frisch erlegtes Kaninchen. Olivia lief das Wasser im Maul zusammen. Goldpfote stand zur Begrüßung kurz auf und stupste mit seiner Nase an ihre. Olivia freute sich, ihn zu sehen und ihr Herzschlag, der sowieso schon schneller ging, beschleunigte sich weiterhin.
"Gefällt es dir?" Fragte Eisstern mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
"Es ist..mir fehlen die Worte."
"So war es bei mir beim ersten Mal auch", mischte Goldpfote sich ein und schob das Beutestück mit der Pfote zu ihr.
"Warum sind wir hier?" Wandte Olivia sich an Eisstern und begann, nach einem fragenden Blick in Goldpfotes Richtung, das Kaninchen abzunagen.
Es schmeckte himmlisch!
"Also gut, fangen wir direkt an. Wir alle wissen, dass Felskralle krumme Dinge treibt, aber keiner weiß genaueres."
Die Schüler nickten.
"Felskralle weiß nur, dass ich von allem weiß. Ihm ist bewusst, dass ich mit seinen Plänen nicht einverstanden bin. Spätestens seitdem ich seine Höhle verwüstet habe."
"Du hast was?!" Goldpfote fuhr mit gesträubtem Fell zu ihm herum, setzte sich aber sofort wieder und zwang seinen Pelz, glatt anzuliegen.
"Tut mir leid, ich war nur erstaunt", entschuldigte er sich mit geneigten Kopf.
"Kein Problem Goldpfote, ich kann deine Reaktion vollkommen nachvollziehen. Ich habe das nur gemacht, weil ich uns noch etwas Zeit stehlen wollte."
"Zeit wofür?" Fragte Olivia zwischen zwei Bissen.
"Goldpfote hat mir eine Vermutung erklärt und diese müssen wir überprüfen.
"Worum geht's?" Sie leckte sich die letzten Reste aus den Schnurrhaaren und setzte sich zufrieden hin. "Goldpfote meint, dass Felskralle Jugendliche im Krankenhaus als Nachtkatzen...sagen wir...infiziert. Jedenfalls hat er die Vermutung, dass das so mit dir passiert sein könnte, weil ihr ein Gespräch von uns belauscht habt."
"Und mit Federgras", fügte der jüngere hinzu.
"Worüber wir auch noch reden müssen. Aber anderes ist jetzt wichtiger." Beleidigt peitschte Goldpfote mit dem Schwanz, weil Eisstern seinen Einwand ignoriert hatte.
"Ruhig. Über Federgras haben wir auch gesprochen, das stimmt. Ich gebe zu, dass ich schon länger von Felskralles Plänen, Menschen in unsere Welt zu bringen, wusste."
"Und warum hast du dann nichts dagegen getan?"
"Das Frage ich mich auch!" Goldpfote knurrte leise.
"Das ist nicht so einfach. Ich darf mich als Krieger nicht einfach in Felskralles Führung einmischen, auch wenn das, was er tut zweifelhaft ist. Außerdem waren es ja da auch noch nur Pläne. "
"Aber das reicht doch nicht, ihn einfach deren Leben aufs Spiel setzen zu lassen."
"Du hast auch diesmal Recht Goldpfote, aber da ist noch was. Versprecht, dass ihr es nicht weiter sagt." Erwartungsvolle Anspannung lag in der Luft.
"Natürlich nicht."
"Okay, versprochen."
"Das Nachtkatzen-Gen wird ausschließlich über das Blut weitergegeben...
Das Blut! War das an den Dornen vielleicht Blut gewesen? Konnte das sein?!
...es kann eigentlich nur vererbt werden. Muss es aber nicht und deswegen werden immer weniger Schüler bei uns ernannt und unsere Gesellschaft schrumpft."
"Das wusste ich schon", platzte Goldpfote heraus.
"Scheint mir, als hättest du noch ein weiteres Gespräch belauscht, kann das sein?Deswegen habe ich auch nicht eingegriffen, weil ich irgendwie die Hoffnung hatte, Felskralles Idee könnte uns retten. So grausam sie auch war. " Die Schüler schwiegen.
"Nächstes Mal, werden wir uns zusammen mit Federgras treffen. Ihr solltet jetzt schlafen." Schloss Eisstern, nachdem die Beiden ausgiebig gegähnt hatten. Hinter Goldpfote verließ Olivia die Lichtung und sie machten sich auf den Weg zu ihrem Platz. In das Lager wollten die beide unter keinen Umständen.
Sie war wirklich keine richtige Nachtkatze...
"Goldpfote?"
"Mhmm..." Der Kater drehte sich zu ihr.
"Ich bin gar keine richtige Nachtkatze."
"Red keinen Schwachsinn. Schlaf jetzt."
Aber musste Goldpfote noch unbedingt von dem Buch erzählen!
"Goldpfote?"
Sie wollte ihn nicht nerven.
"Verdammt, was?" Und seine Stimme klang sehr genervt, aber es war wichtig.
"Du musst morgen zu mir kommen."
"Psst!" Erschrocken spitzte er die Ohren und lauschte auf die Umgebung.
"Kommst du?" Sie würde erst nachgeben, wenn er ihr antwortete.
"Ja, schlaf jetzt!"
"Gute Nacht."
"Nacht."
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