Kapitel 2

Als Olivia aufwachte brummte ihr Schädel grauenhaft. Sie versuchte die Augen zu öffnen, doch das Licht war so grell, dass sie sie gleich wieder schloss.
Angespannt dachte sie an den Kater. Vielleicht hatte sie das alles nur geträumt? Aber wo war sie dann? Sie war doch eben noch in der Schule gewesen. Mühsam öffnete sie die Augen und widerstand dem Drang sie direkt erneut zusammen zu kneifen. Olivia lag in einem weißen sterilen Raum, in einem Metallbett. Rechts neben ihrem Kopf stand ein Gerät, das regelmäßig einen leisen Piepton von sich gab.Vielleicht befand sie sich wirklich in einem Krankenhaus. Aber wie konnte der Kater aus ihrem Traum das wissen? Ruckartig setzte Olivia sich auf, sie musste sich aber sofort wieder fallen lassen, weil ihr schwarz vor Augen wurde und ihr Kopf noch stärker schmerzte. Langsam drehte sie sich auf die Seite, um ihre Hüfte zu entlasten. Jetzt fiel ihr Blick auf die Tür und genau in dem Moment betrat ihre Mutter Sandra den Raum. "Mama!" Olivias Stimme dröhnte laut in ihrem schmerzenden Kopf. "Thorsten, sie ist aufgewacht!" Rief ihre Mutter und trat ganz ins Zimmer. Sie setzte sich zu Olivia ans Bett und zog das Laken glatt. "Wie geht es dir Süße?" Fragte sie besorgt und legte ihr eine Hand auf die Stirn. "Mama", flüsterte Olivia,"mein Kopf tut weh.""Das liegt an deiner Gehirnerschütterung sagte ein Arzt der einige Zeit nach ihrer Mutter ins Zimmer gekommen sein musste. Auch ihr Vater war da, fiel Olivia auf, er stand zurückhaltend am Fenster."Papa!" Rief Olivia und breitete die Arme aus, um von ihren Vater begrüßt zu werden. "Olivia, kannst du dich erinnern, was passiert ist?" Richtete der Arzt erneut das Wort an sie.Olivia dachte nach, aber ihr fiel nichts ein. "Du hattest einen Autounfall", ihr Vater räusperte sich, "Am alten Kino.Du musst aus der Schule gekommen sein. ""Nein!" Entfuhr es Olivia und sie richtete sich auf.Das hatte der Kater auch gesagt!"Doch." sagte ihre Mutter bestimmt und drückte sie zurück in die Kissen. Ihre Augen! "Kann ich einen Spiegel haben?" Fragte sie matt. "Du hast nur einen kleinen Kratzer an der Schläfe, das ist alles", versuchte ihre Mutter sie zu beruhigen.Olivia stöhnte,"Kann ich trotzdem einen Spiegel haben?""Natürlich Süße!"Eine Weile hörte man nur das Rascheln von Händen in der Handtasche, dann reichte sie Olivia einen kleinen Klappspiegel. Ängstlich sah sie ihr Spiegelbild an, aber ihre Augen waren ganz normal. Ein Glück! Olivia entspannte sich und schloss die Augen. "Du wirst müde sein", vermutete der Arzt, "du kannst jetzt schlafen."Sie hörte noch wie er den Raum verließ und spürte, wie ihr Vater sich an ihr Bett setzte und sich leise mit ihrer Mutter unterhielt. Dann glitt sie in einen unruhigen Schlaf.

Wieder hatte sie das Gefühl, auf den Boden gepresst zu werden und fast augenblicklich strömten die Gerüche und Geräusche des Waldes wieder auf sie ein. Olivia brauchte gar nicht erst an sich hinunter zu sehen, sie wusste auch so, dass sie sich wieder in eine Katze verwandelt hatte.
Auf leisen Pfoten lief sie durch den Wald. Sie konnte besser denken, wenn sie in Bewegung blieb. Der Kater hatte ihr von dem Autounfall erzählt, vielleicht war das alles doch kein Traum. Möglicherweise eine Nebenwirkung der Medikamente die sie bestimmt bekam. Aber es fühlte sich so wirklich an und Olivia war auch nicht der Typ, der sich in seinen Träumen des Träumens bewusst war. Ihre Vorderpfote brannte und erinnerte sie an den Dorn und an die anderen Katzen. Würde sie Antworten auf ihre Fragen finden, wenn sie die beiden Katzen wiederfinden würde?Nachdenklich strich Olivia durch den Wald. Ein leichter Nebel waberte zwischen den Bäumen und setzte sich in kleinen Perlen in ihrem Fell fest. Sie schüttelte sich, um die unangenehme Feuchtigkeit los zu werden, die ihr immer tiefer unter den Pelz kroch. Das laufen machte sie müde und auch ihr Kopf begann erneut zu schmerzen, sodass sie sich bald im trockenen Laub unter einer Eiche zusammenrollte und einschlief.

Als sie dieses Mal erwachte, wusste sie sofort wo sie war. Jemand hatte die Vorhänge vor dem Fenster aufgezogen und die frühmorgendliche Sonne schickte ihre Strahlen in das Zimmer und malte helle Kringel auf ihre Bettdecke. Ein anderer Arzt kam in ihr Zimmer und blickte in ihre Augen, dann verließ er den Raum wieder. Er hatte einen geschmeidigen Gang und sie hörte seine Schritte auf dem Flur vor ihren Zimmer verhallen. Nach einer Weile betraten ihre Eltern das Zimmer. Sie setzten sich zu ihr ans Bett und fragten sie, wie es ihr ginge. Olivia kuschelte sich an ihre Mutter. Sie fühlte sich ein wenig unwohl, aber das hämmern in ihrem Kopf hatte sich so weit zurück gezogen, dass sie sich aufrichten konnte. Sie unterhielt sich leise mit ihren Eltern und erfuhr, dass sie bei Rot über eine Ampel gefahren war und ein Auto sie erfasst hatte. Mitten auf einer Kreuzung, Olivia hatte Glück gehabt, nur mit einer Gehirnerschütterung davongekommen zu sein. Am Nachmittag fuhren ihre Eltern zur Arbeit, aber sie versprachen am Abend pünktlich um 18 Uhr zu ihrer Entlassung zu kommen und sie nach Hause zu holen. Bis dahin musste Olivia noch beobachtet werden, was in ihrem Fall der piepsende Automat übernahm, der über einige Kabel und Schläuche mit ihrem Handgelenk verbunden war. Gegen fünf Uhr kehrte der Arzt, den sie am Morgen schon gesehen hatte zurück. Er hatte seinen Kittel gegen Straßenkleidung eingetauscht und reichte ihr ein kleines Päckchen. Verwirrt erwiderte Olivia seinen Blick. "Kontaktlinsen",sagte der Arzt und verschwand. Olivia hatte keine Ahnung, wie sie diese ohne einen Spiegel einsetzten sollte, also packte sie das Päckchen in die Tasche ihres Kapuzenpullis und schlummerte ein.

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