Kapitel 18

Nichts konnte sie mehr im Bett halten, nachdem sie aufgewacht war. Unruhig tigerte sie durchs Haus, sie ging eine Runde mit Lucy, machte ihre Hausaufgaben und spielte ein bisschen Saxofon. Aber es ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Worum ging es Eisstern und Felskralle? Was hatte sie mit ihr vor, oder vielleicht schon getan?

Sie setzte sich an ihren Computer und fing an zu googlen. "Nachtkatze", sie scrollte durch die Ergebnisse. "Die Chilenische Waldkatze (Leopardus guigna synonym Oncifelis guigna), auch Kodkod oder Nachtkatze genannt, ist die kleinste südamerikanische Wildkatze innerhalb der Familie der Katzen (Felidae)...", nicht sehr hilfreich. "Felskralle", " Verfolge den Fortschritt der Fähigkeiten von Felskralle, der von Danioelli23022002 auf Howrse gezüchtet wurde." Okay, also Felskralle war wohl kaum ein Pferd. So kam sie nicht weiter. "Ich verwandle mich nachts in eine Katze!", Sie musste nachher unbedingt den Verlauf löschen. "Wie dumm bist du?-Testedich.de"

Ernsthaft?

Das brachte jetzt wirklich nichts. Sie zog sich an, schwang sich auf ihr Fahrrad und fuhr zur Bibliothek.
Wie immer hatte sie das Gefühl nach Hause zu kommen. Die ganzen Bücher verbreiteten eine gemütliche Atmosphäre.

Sie könnte ja wohl kaum eine Verkäuferin fragen.

Sie lief eine Weile unentschlossen zwischen den Buchreihen umher. Ein großes Plakat fing ihre Aufmerksamkeit: "Wir haben aussortiert!" Auf einem Tisch stapelten sich Bücher über Bücher. Die meisten mit abgeschrammten Covern und Eselsohren. Ohne wirklich bei der Sache zu sein, stöberte sie durch die Stapel. Olivia beugte sich nach vorne, um an ein ausgelesenes Taschenbuch zu kommen, dabei stieß sie ein anderes Buch zu Boden. Seufzend bückte sie sich und hob es auf. "Werkatzen-700 Jahre Mythologie." Sie hockte sich hin und sah sich das Buch genauer an. Der Einband war aus beigefarbenem Leder und die Schrift ausgeblichen. Olivia hielt den Atem an und schlug die erste Seite auf. "Sammlung verschiedener Sagen, Märchen und Geschichten
Mit Lexikon" Olivia stand auf und ging zur Kasse. "Wieviel soll das hier kosten?" Die Dame hinter dem Thresen sah sie müde durch ihre Hornbrille an. "Geben Sie mir mal den Schinken." Mit einem unwohlem Gefühl in der Magengegend gab Olivia das Buch aus der Hand. Die Verkäuferin zog die Brille aus und musterte sie. Irgendwie beschämt senkte die den Kopf.

Diese Frau war gruselig.

"Nimm es mit, ich habe nichts gesehen." Verwundert sah Olivia auf. "D...dankke." Stammelte sie, griff sich das Buch und eilte nach draußen.
Am Himmel versammelten sich einige höchst launisch aussehende Wolken. Sie griff sich ihr Fahrrad und trat kräftig in die Pedale. Der Wind frischte auf und sie fröstelte. Als sie ungefähr die Hälfte des Wegs hinter sich hatte, donnerte es ohrenbetäubend und es schien, als würde der Himmel aufbrechen. Wie aus Kübeln ergoss sich das Wasser über Olivia. Der Regen wurde immer dichter und heftige Böen fegte über die Straßen. Nachdem sie fast weggerutscht wäre, stieg sie ab und schob das Rad. Das Buch hatte sie sich unter die Jacke geschoben und manövrierte nun mit der einen Hand ihr Gefährt und presste mit der Anderen ihren Fund an den Bauch. Nach gefühlten zwanzig Minuten zog das Unwetter weiter. Zitternd und nass bis auf die Knochen schob Olivia die Kapuze ihres Sweatshirts zurück, die sie sich bis in die Stirn gezogen hatte. Erschrocken stellte sie fest, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie war.

Sie musste bei dem Gewitter falsch abgebogen sein.

Und sie hatte nichtmal ihr Handy mit! Sie lief immer weiter die Straße entlang, bis sie an eine Kreuzung kam, dort nahm sie die größte Straße. Sie hoffte, dass sie so wieder auf eine ihr bekannte Straße treffen würde. Und tatsächlich nach zehn Minuten kam Olivia an einer Seitenstraße vorbei, die ihr bekannt vorkam. Hier wohnte Theo. Mit klammen Händen schloss sie ihr Fahrrad an den Gartenzaun an.
Sie drückte auf den Klingelknopf und schüttelte sich. Ihr war saukalt!

Hoffentlich war jemand zu Hause.

"Gehst du mal eben?", Das war Theo. Olivia fiel ein Stein vom Herzen. Aber es war nicht Theo, der ihr die Tür öffnete, sonder Ky. Verdutzt sahen die beiden sich an. Ky drehte sich um und brüllte über die Schulter."Theo, Olivia ist hier!" "Komm rein! Ich komme sofort!" Kam es von irgendwo aus dem Haus. Ky wollte Olivia die Jacke abnehmen, aber sie konnte sie ihm ja nicht geben. Sie hatte doch ihr Buch dort versteckt. "Sorry, ich muss mal eben kurz..." Sie nickte in Richtung Toilette und verschwand. In dem kleinen Raum setzte sie sich auf den Klodeckel und zog das Buch hervor. Einige Seiten waren klitschnass geworden. "Scheiße!" Fluchte sie und begann Papier zwischen die Seiten zu legen. Auf einer Seite, die vor Nässe triefte, war ein leichtes Muster zu sehen. Olivia hielt das Buch ins Licht, um mehr zu erkennen. Sie begann zu zittern. Auf der Seite im Buch war das Lager abgebildet. Ihr Lager!

Das konnte doch nicht sein!

Olivia klappte das Buch zu und presste die Zähne aufeinander. Dann, weil sie ihrer Neugier nicht Stand halten konnte schlug sie erneut die Seite auf. Die Zeichnung war noch immer da! "Olivia alles in Ordnung bei dir?" Besorgt klopfte Theo an die Tür. "Ja, alles gut, ich habe mir wahrscheinlich eine Blasenentzündung geholt."
"Ky hat gesagt, du seist ganz nass, soll ich dir frische Klamotten reingeben?"
"Das wäre supernett, danke!" Olivia hörte, wie Theo sich entfernte. Sie spülte, legte das Buch hinter die Tür, so dass Theo es nicht sehen würde, wenn er ihr die Kleidung reichte und wartete. Keine Minute später klopfte es wieder.
"Mach mal auf ich geb dir was zum anziehen und eine Tüte für die nassen Sachen"

Perfekt! So konnte sie das Buch vor den Jungs verstecken.

Olivia machte die Tür auf und nahm alles in Empfang.
"Danke!"
"Kein Ding, wir sind in der Küche."
Olivia hörte, wie Theo Ky zurief er solle Wasser für Tee aufsetzen. Dann beeilte sie sich, sich umzuziehen. Sie packte die Tüte mit ihren Klamotten und dem Buch in den Flur, dann ging sie in die Küche. Ky saß an der Theke, den Kopf auf den Arm gestützt und musterte sie schmunzelnd, während Theo in einem Küchenschrank kramte.
"Ey, glotz nicht so!" Maulte Olivia und sah am sich hinunter. Theo hatte ihre eine viel zu große Jogginghose und ein altes Sweatshirt mit Mickey Mouse gegeben. "Hallo Mäuschen." Sagte Theo zwinkernd, stellte eine Tasse dampfenden Tee vor sie uns drückte sie kurz. Jetzt musste sie doch lachen. "Wo zur Mickey Mouse hast du diesen Pulli her?"
"Der ist von Ky"
"Waaas?!"

Mit einem Schlag fand sie das ganze gar nicht mehr witzig.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top