Kapitel 14
Als sie Abends im Lager aufwachte, zwang sie sich dazu, nicht auf Goldpfote zu warten. Sie machte sich auf die Suche nach Eisstern und fand ihn am Frischbeutehaufen. "Wir werden heute wieder kämpfen", begrüßte er sie. Olivia verdrängte ihren Missmut und nickte. Sie aß noch schnell eine Kleinigkeit, dann machten sie sich auf den Weg. Auf der Trainingswiese waren kaum andere Katzen. Nur eine Mentorin trainierte mit zwei jüngeren Schülern. Neugierig beobachtete Olivia die beiden. "Au!" Eine Pfote hatte sie an der Schulter getroffen."Nicht schlafen Nachtbrise, wir fangen an!" Olivia konzentrierte sich und fixierte ihn mit zusammen gekniffenen Augen. Mit einem gewagten Sprung warf Eisstern sich in ihre Richtung. Olivia warf sich zur Seite, doch er erwischte ihr Hinterbein und schmiss sie um. Sie knurrte, rappelte sich auf und wirbelte herum. Eisstern kauerte ihr gegenüber und sie täuschte einen Schlag an. Als er ausweichen wollte versetzte sie ihm einen Stoß, schlüpfte unter seinen Bauch und drückte seine Vorderpfote weg, während sie in seine Hinterpfote biss. Dann schoss sie unter ihm hervor, bevor er sich auf sie fallen lassen konnte. "Nicht schlecht!" Knurrte Eisstern mit zusammen gebissenen Zähnen, dann drückte er sie mit seinem Körpergewicht zu Boden. Olivia rollte zur Seite und schob ihn weg. Sie richtete sich auf und wartete mit peitschendem Schwanz auf seine Reaktion. Eisstern rannte auf sie zu. Olivia sprang hoch und ließ sich auf ihn fallen. Sie schlang ihre Pfoten um seinen Brustkorb, doch er warf sich auf den Rücken und sie musste loslassen. Mit verkrampften Muskeln arbeitete sie sich unter ihm hervor. Eisstern trat einen Schritt zur Seite und fuhr sich mit einer Pfote über das zerzauste Fell. "Du musst deine Beine näher bei dir behalten. Und denk daran, ich bin schwerer und stärker, als du, du musst andere Dingen ausnutzen." Olivia legte den Kopf auf die Seite. Sie zögerte nur kurz, dann krallte sie sich an seinen Rücken. Eisstern sprang in die Luft, drehte sich, sodass sie herunterfiel und landete auf allen vier Pfoten. Olivia fauchte und stürzte sich auf ihn. Sie stieß ihren Kopf in seinen Bauch, doch er gab nach und sie purzelte auf ihn. Ein wütendes Knurren entwischte ihr und sie trat einen Schritt zurück, um sich zu sammeln. Dann sprang sie neben ihn in die Luft, drehte sich und schlug mit den Hinterbeinen aus. Sie traf seine Wange, verlor jedoch das Gleichgewicht und landete auf der Seite. Sie schüttelte sich kurz den Staub aus dem Fell dann griff sie erneut an.
Dem würde sie es zeigen!
Erschöpft liefen sie zurück ins Lager. Olivia humpelte und blutete aus einem Kratzer an der Flanke. Eisstern jedoch hatte keine Verletzungen abbekommen. Er legte ein flottes Tempo vor und sie hatte Mühe, ihm zu folgen. Am Lagereingang begegnete sie Goldpfote, der mit Silbersturm auf dem Weg in den Wald an. Er schnurrte freundlich, doch sie ignorierte ihn und lief wie Eisstern ihr geheißen hatte zu Sokrates. Dieser machte ihr einen Umschlag, dann legte sie sich in den Schülerbau. Einschlafen konnte sie jedoch nicht. Ein tiefes grummeln in ihrem Bauch ließ sie nicht zur Ruhe kommen.
Wie konnte Goldpfote nur so tun, als wäre nichts gewesen?
Diesmal wachte sie nur zwei Minuten vor dem Weckerklingeln auf. Sie seufzte und schwang die Beine aus dem Bett. "Au!" Sie zuckte zusammen, als sie ihren linken Fuß belastete. Verwundert griff sie sich an die Hüfte, auch dort fühlte sie sich wund. Sie konnte nichts sehen aber die Verletzungen von letzter Nacht war eindeutig zu spüren. Zerschlagen machte sie sich fertig und brach auf zur Schule. Der Tag verging langsam und die Wege von Fachraum zu Fachraum waren eine Qual. Zum Glück bemerkte keiner ihr Hinken. Am Nachmittag ging es ihrem Fuß wieder so gut, dass sie mit Frau Menkens Hund Lucy eine Runde drehen konnte. Schließlich schnappte sie sich ihr Saxofon und spielte ein bisschen. Ihr war nicht nach üben, deswegen spielte sie einfache Stücke und improvisierte ein wenig. Eine Weile später kamen ihre Eltern nach Hause und sie aßen gemeinsam zu Abend. Später suchte Olivia sich Klamotten für die Party am nächsten Tag heraus, dann legte sie sich schlafen.
Der Mond warf einen silbernen Schimmer auf das Lager und verlieh allem einen geisterhaften blauen Umriss. Olivia schüttelte sich kurz, dann ging sie zu Eisstern, der sich am Rand der Lichtung mit Felskralle unterhielt. Die beiden Kater verstummten, als sie zu ihnen trat. "Wir sprechen uns später", sagte Eisstern zu Felskralle, bevor er Olivia anwies ihm aus dem Lager zu folgen.
Worüber hatten sie sich unterhalten, was sie nicht hören durfte?
Und warum war Eisstern so aufgebracht? Er hatte irgendwie bedrohlich geklungen, als er zu Felskralle sagte, sie würden sich später sprechen.
Olivia beschloss, sich nicht weiter den Kopf zu zerbrechen und sich stattdessen auf das Training zu konzentrieren. "Wir schließen heute an das Kampftraining an, was hast du gestern gelernt?" Olivia zuckte zusammen, als Eisstern so unvermittelt anfing zu sprechen. "Ich muss meine Schwächen abdecken und ausnutzen, dass ich kleiner und schneller bin als du" ,sagte sie, nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatte. "Na dann lass mal was sehen!" Knurrte ihr Mentor und kauerte sich ihr gegenüber. Olivia schoss vor und stieß ihm die Pfoten unter dem Bauch weg. Als er taumelte lehnte sie sich gegen ihn und brachte ihn zu Fall. Gleich darauf sprang sie auf seinen Rücken und drückte auf seine Schultern, um ihn am Aufstehen zu hindern. Eisstern knurrte und schüttelte sie ab. Benommen trat Olivia einen Schritt zur Seite. "Nochmal!" Sie trainierten noch die ganze Nacht und als sie endlich ins Lager zurück kehrten ließ Olivia sich in ihr Nest fallen und schlief sofort ein.
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