Kapitel 1

Tränen liefen Olivia über das Gesicht, als sie aus dem Schulgebäude stürmte. Mit zitternden Händen machte sie sich an ihrem Fahrradschloss zu schaffen. Endlich sprang es auf, da kam auch schon Lilian angerannt "Livy warte, bitte. So war es nicht, wirklich!" Aber Olivia hörte ihr nicht zu, sie schwang sich auf ihr Fahrrad und fuhr los. Und das wollte ihre beste Freundin sein? Machte auf einer Party einfach mit ihrem Freund rum. Lilian war so eine Schlampe, mit der würde sie nie wieder ein Wort wechseln! Olivia trat kräftig in die Pedale und ließ ihrer Wut freien Lauf. Die Tränen verschleierten ihre Sicht und alle Geräusche wurden von ihrem keuchenden Atem gedämpft. Sie war so wütend! Plötzlich riss sie ein lautes Hupen aus den Gedanken, die Bremsen quitschten, doch zu spät, die Motorhaube stieß geradewegs gegen Olivias Fahrrad und schmiss sie um.

Olivia hatte das Gefühl auf den Boden gepresst zu werden und das Licht blendete sie. Vorsichtig richtete sie sich auf und versuchte ihren zitternden Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es roch fremd, nach Erde und Laub, und ihr Kopf schmerzte so sehr, alles drehte sich. Sie blickte sich um. Olivia stand inmitten von gigantischen Bäumen, mit Ästen, die erst hoch über ihrem Kopf ansetzten. Um sie herum wuchsen riesige Farne, deren Wedel sich sanft im Wind neigten. Sie blickte an einer Buche hoch und enddeckte ein Stück Nachthimmel, das zwischen den Blättern hervorschien, irgendwie tröstlich. Als sie loslaufen wollte stolperte sie. Verwundert blickte sie an sich herab und konnte einen kleinen Schreckenslaut nicht unterdrücken.Sie hatte Pfoten!Erschrocken taumelte sie einen Schritt rückwärts. Olivia wandte den Kopf und versuchte eine Blick auf ihren Rücken zu erhaschen, tatsächlich, sie hatte einen Katzenkörper. Sie rannte los. Immer schneller wandte sie sich zwischen den Bäumen hindurch, doch die Angst saß fest in ihrem Nacken. Ihre Schritte wurden langsamer, als sie einen kleinen Teich erreichte. Voller Bangen blickte sie auf ihr Spiegelbild. Die Brise der Nacht strich über ihr schwarz gestreiftes Fell, sodass es sich wie Wasser über ihren Schultern kräuselte. "Nachtbrise!" Erschrocken fuhr Olivia zurück. Die Wasseroberfläche schimmerte an der Stelle, wo eben noch ihr Spiegelbild gewesen war."Nachtbrise!" Diesmal schien die Stimme von den Bäumen zu rufen. Sofort stellten sich ihre Nackenhaare auf. Wieder rief die Stimme:" Nachtbrise!" Unsicher lenkte Olivia ihre Pfoten in Richtung Wald und lief auf die Stimme zu. "Nachtbrise!" Das Wort glitt wie Honig um die Bäume und floss in Ihre Ohren. Sie folgte dem Klang der Stimme in den dunklen Wald. Olivia hatte das Gefühl die Stimme würde immer gleich weit entfernt bleiben, als ob jemand auf sie warten würde, aber immer weit genug entfernt, um nicht gesehen zu werden und sobald sie näher kam lief er wieder weiter. Sie lief schneller, doch die Stimme blieb unerreichbar. Wie ein Echo hallte sie immer wieder durch den Wald. Gerade als Olivia glaubte nicht mehr weiter laufen zu können kam sie auf eine Lichtung. Erschöpft ließ sie sich fallen. Sie sprang jedoch gleich wieder auf, als sich aus den Schatten eine Silhouette löste. Zitternd tastete sie sich rückwärts in ein Farngesträuch. "Nachtbrise", vor ihr erschien ein Kater. "Du brauchst keine Angst zu haben, jetzt haben wir dich ja gefunden", seine tiefe Stimme beruhigte sie, jedoch traute sie sich nicht aus dem Gestrüpp hervor zu kommen.Warum nannte er sie Nachtbrise?""Nachtbrise, wir tun dir nichts, wir wollen die nur helfen", besonders bedrohlich klang der Kater nicht. Zögernd trat sie einen Schritt vor. "So ist gut, siehst du es passiert dir gar nichts. Du bist wahrscheinlich ziemlich verwirrt aber wir erklären dir alles" Er stand aufrecht, aber entspannt und sah nicht aggressiv aus. Schließlich traute sich Olivia zurück auf die Lichtung. Sie leckte sich ihre Vorderpfote, in der ein Dorn steckte, ließ den Kater aber nicht aus den Augen. Es war zum Verzweifeln sie bekam den Dorn einfach nicht zu fassen, jedoch traute sie sich auch nicht den Blick von dem Kater abzuwenden. Plötzlich winkte der Kater mit dem Schwanz und aus den Bäumen trat eine grau getigerte junge Katze."Streifenfell, kannst du Nachtbrise den Dorn entfernen?" Richtete sich der Kater an sie.Die Katze wandte sich ihr zu. Ihre türkisgrünen Augen schimmerten seltsam im Sternenlicht. "Darf ich mir deine Pfote einmal ansehen?" Fragte sie Olivia und an den Kater gewandt sagte sie:"Felskralle, sie ist erschöpft wir müssen uns beeilen"Was hatten sie mit ihr vor?Ein Schauer fuhr Olivia über den Rücken und sie fuhr ihre Krallen nervös ein und aus.Die Getigerte legte ihr behutsam den Schwanz auf die Schulter und zwinkerte ihr zu. "Deine Pfote?" Olivia streckte ihre Pfote nach vorne. die Katze beugte sich nach unten und griff den Dorn mit ihren Zähnen. Mit einem Ruck holte sie den Dorn heraus. Olivia entfuhr ein Fauchen."Tschuldigung", murmelte die Katze und spuckte den Dorn aus. "Musste sein! Vielleicht solltest du deine Pfote lecken, damit sie sich nicht entzündet?" In ihrer Stimme schwang ein ironischer Unterton mit.Machte die Katze sich über Olivia lustig?Sie zuckte zusammen, als der Kater sich räusperte:" Wie du inzwischen weißt heiße ich Felskralle und das hier",er blickte zu der Katze,"ist Streifenfell. Wir können dir erklären, warum du hier bist, wenn du das möchtest."Fragend sah er sie an. Olivia nickte." Es gibt eine Reihe von Menschen, die sich nachts in Katzen verwandeln können, dazu gehören zum Beispiel Streifenfell und ich. Du gehörst eigentlich nicht so wirklich dazu, aber durch einen Unfall bist du zu uns gestoßen." Streifenfell fauchte verächtlich, verstummte aber, als Felskralle ihr einen strengen Blick zuwarf. "Jedenfalls",fuhr er fort "bist du jetzt hier und wir haben nicht besonders viel Zeit, um dich vorzubereiten.""Worauf?"Fragte Olivia, bevor sie sich bremsen konnte.Felskralle sah sie nachdenklich an, "Jede Nacht wenn du schläfst hast du die Möglichkeit hierher zu kommen, beziehungsweise du wirst erstmal automatisch herkommen, bis du lernst deine Träume zu kontrollieren. Du wirst hier viele andere Katzen treffen, jung und alt, die genau wie du in ihren Träumen herkommen. Du darfst diesen Katzen niemals deine wahre Identität nennen, auch uns nicht. Verstehst du das?" Olivia nickte." Wir leben hier unabhängig von unserem Leben als Mensch, irgendwann taucht man auf, ab dem Moment an gehört man dazu. Wer seine Menschliche Identität oder auch nur seinen Namen preisgibt wird verbannt. Wenn du gleich aufwachst, wirst du dich im Krankenhaus befinden, du hattest einen Autounfall und warst bewusstlos. Du darfst niemandem jemals von dem erzählen, was du hier erlebst. Deine Augen werden sich in den nächsten Tagen verändern, du wirst Kontaktlinsen tragen müssen. Darum wird sich ein Arzt kümmern, er wird sie dir besorgen. Wir müssen dich jetzt allein lassen, versuch einzuschlafen, dann wachst du als Mensch wieder auf."Die beiden Katzen drehten sich um und verschwanden lautlos im Unterholz.Verwirrt und ängstlich kauerte Olivia sich in eine Mulde, aber an Schlaf war nicht zu denken, die Gedanken summten durch ihren Kopf wie Bienen. Sie legte den Kopf auf ihre Pfoten und lauschte dem Rauschen des Windes.Wieviel sie hören konnte!Sie hörte die Vögel, die sich in ihren Nestern bewegten und all die Insekten unter der Baumrinde, auch Regenwürmer und Ameisen hörte sie im Laub rascheln. Immer weiter drifteten ihre Gedanken ab, bis sie schließlich in einen tiefen Schlaf sank.

Schreibt bitte, wie euch meine Geschichte gefällt!!!

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