Kapitel 69
Die Sonne ging langsam am Horizont unter. Mit gezückten Taschenlampen führten Thalia und Lucy uns durch den Wald. Nach den ersten fünf Metern wartete das erste Schlammloch, in das Thorin zielsicher reintrat. Er fluchte irgendetwas auf Zwergisch, was bestimmt nicht für unsere Ohren bestimmt war, und warf uns vier einen bitterbösen Blick zu. "Oh, das ham wir vergessen zu erwähnen. Der Pfad ist etwas... unsicher. Also passt auf wo ihr hintretet. Ham wir zwar schon vorhin erwähnt, aber egal", grinste Lucy schulterzuckend. Als hätte Fili ihre Warnung überhört, landete er mit dem Gesicht nach vorne im Schlamm. Aber ich glaube eher, dass Kili seinen Bruder geschubst hatte. "Kili, wir sind hier für das Mobben zuständig, nicht du", schimpfte Thalia. "Weiter geht's. Sonst wird's spät". Es ging weiter.
Zweihundertsiebenunddreißig Meter weiter ließ Livi sich zurückfallen. Zehn meter weiter trat sie auf einen Stock dass es nur so knackte. Legolas, Fili und Bilbo fuhren herum. Lucy löste eine Seil, das eine Decke hielt, die sofort aus den Bäumen fiel und sich über den drei entfaltete. Bilbo schrie zwei mal kurz auf, einmal angst- und einmal schmerzerfüllt. "Fili, hast du gerade Bilbo was angetan?", hakte ich mit dieser Ruhe-vor-dem-Sturm-Stimme nach. "Er hat mich erschreckt, da bin ich ihm aus versehen auf den Fuß getreten", verteidigte sich der Zwerg. Legolas befreite sich und die beiden Anderen währenddessen von der Decke. "Das war nicht nett", meinte er.
Es ging weiter durch drei Schlammlöcher, über fünf Stolperdrähte, unter zwei Decken und zwischen acht Slaloms hindurch. Wobei die Slaloms am amüsantesten waren. Dann kam die größte Überraschung der Strecke. Wir hatten immerhin schon zwei Drittel geschafft und die Sonne war ganz untergegangen. Wir haben nie behauptet, dass diese Nachtwanderung schnell geht.
"Ein Fluss? Ihr habt einen Fluss angelegt? Mitten auf dem Weg?". Fili blickte uns vier entgeistert an. "Welcher Fluss?", fragte Livi verwirrt. "Bist du dumm? Und dann erzählst du uns vom Fluss am Ende des Dorfes". Thalia haute sich kopfschüttelnd die Hand an die Stirn. "Woher soll ich denn wissen, dass das der Fluss ist!", beschwerte sich unsere Freundin. Thalia seufzte. "Der Fluss ist natürlich, keine Angst. Aber es gibt hier was viel besseres", sagte ich beruhigend. „Das macht es nicht gerade besser", meinte Bilbo. Legolas verzichtete auf unsere Gesellschaft und lief schonmal vor. Neugieriges kleines Kerlchen. Ich sags euch, das hätte er nicht tun sollen... Aber wer hört denn schon auf mich. „Legolas, das würde...". In dem moment, als Thalia anfing zu sprechen, hatte der Elb die Brücke über den Fluss überquert und war zielstrebig in den Blätterhaufem getreten. Jedoch war dieser Blätterhaufen kein normaler Blätterhaufen. Unter ihm lagen dünne Stöcke, die beim leichtesten Gewicht brachen. Und so fiel Legolas mit einem leisen, überraschten Aufschrei in ein Loch. Eine Kamera die in den Bäumen versteckt war blitzte kurz auf und schoss ein Foto. Lucy und Thalia konnten sich kaum vor lachen auf den Beinen halten. „Ich würde das nicht machen!", beendete sie lachend ihren Satz. Bilbo, Livi und ich liefen zu dem 30 cm tiefen Loch. Fili und Kili rannten hinterher und fielen prompt in ein zweites, genauso tiefes Loch, das unter einer mit Erde bedeckten Plane versteckt war, die mit Steinen beschwert worden war. Keine Sorge, die Löcher waren mit Decken gut ausgepolstert. „Das war die perfekte Idee!", rief Lucy uns zu und schlug bei ihrer Cousine ein.
Bilbo umrundete das Loch und kniete sich auf den Boden. Sofort gossen drei Gießkannen ihren Inhalt über Fili, Kili, Olivia und mich. „Das war wohl nicht euer Plan", bemerkte Thorin aus sicherer Entfernung am anderen Ende des kleinen Baches, der den Weg teilte. „Nein", bestätigte Livi und wrang sich dann fluchend die Haare aus. Thalia und Lucy konnten garnicht mehr aufhören zu lachen. „Sollen wir irgendwie helfen?", bot Lucy zwischen zwei Lachsalven an. „Ne, lasst mal, sonst schmeiß ich euch zu Fili und Kili ins Dreckwasser", winkte Livi ab und machte sich daran, den Zwergenbrüdern aus dem Loch zu helfen. Ich tat das Selbe bei Legolas. „Warum haben die zwei anderen Gießkannen nicht ihren dienst getan?", beschwerte ich mich dann. „Weil sie leer waren, schon vergessen?", erinnerte mich Thalia. „Echt jetzt?". „Ja, echt jetzt. Und wir sollten jetzt weiter, die Nacht bleibt nicht ewig dunkel".
Wir machten uns wieder auf den Weg, den Pfad entlang, der uns am Ende wieder ins Dorf führen würde. Unterwegs lösten wir noch zwei Stolperfallen aus und schubsten Thorin und Bilbo beiläufig in einen richtigen Bach. Ganz aus versehen natürlich. Dann erreichten wir die ersten Häuser. Wenig später betraten wir eine Wiese, die teilweise im dunkeln lag, nämlich dort, wo der Bach vorbeifloss. „Hier auf der Wiese ist eine Schatzkiste versteckt. Die müsst ihr jetzt suchen, ganz ohne Licht. Die Belohnung darf der, der sie als erstes findet behalten, aber ich verrate euch nicht, was es ist", erklärte Thalia.
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