XVII| Crucio

Sirius POV

Die Tür fiel knarrend hinter mir ins Schloss.

Enttäuscht sah ich mich um. Noch nie hab ich mich irgendwo so unwohl gefühlt.

Dieses Haus. Das Haus meiner Familie.

Meine Familie.

Ich bin noch nie gut mit ihnen ausgekommen. Aber diesen Sommer ist es besonders schlimm gewesen. Ich war zwar fast nie hier, weil ich mich immer bei Peter, James oder Remus verkrochen hab, aber wenn ich dann doch manchmal hier auftauchte war es die Hölle.

In drei Tagen fängt die Schule wieder an und ich war nur hier um mein Zeug zusammenzupacken.

Bei Merlin, ich hasse diese Familie so sehr. Außer Regulus.

Wenn ich in den Ferien hier war, waren die Tage mit ihm meine Rettung. Ich liebe meinen Bruder sehr, aber ich weiß, wenn ich mich mit meiner Mutter anlegte, war er nicht auf meiner Seite.

Wenn es zum Streit kam, stand er immer nur still daneben und schwieg.

Das ist auch der Grund, warum ich immer seltener nachhause kam.

Sicher vermisste ich Regulus, aber es war mir so lieber, als ständig mit meiner Mutter zu streiten.

Denn egal wie selten ich her kam, sie würde immer mit mir streiten. So wie dieses Mal auch.

"Ich schäme mich dich meinen Sohn zu nennen.", schrie sie mit schriller Stimme. Ich zuckte zusammen.

"Und ich schäme mich, dass mein Nachname Black ist."

Sie zog scharf Luft ein.

Es war das erste Mal, dass ich so etwas sagte. Ich habe nie etwas gegen meine Familie vor ihr gesagt. Aber, bei Merlin, ich hasse diese Familie so sehr.

Sie sah mich mit ihren kohlschwarzen Augen an und holte ihren Zauberstab hervor.

"Oh, wirklich? Wirst du jetzt schon deinen eigenen Sohn verhexen?"

"Ich habe keinen Sohn mehr."

Ich sah ihr gerade in die Augen. Ja, ich hatte Angst. Verdammt viel Angst, aber ich würde ihr das nie zeigen.

Dann sprach sie den Fluch fast wie ein Gebet aus.

"Crucio!"

Ich fühlte mich, als ob jeder Knochen in meinen Körper gleichzeitig brechen würde. Ich schrie so laut ich könnte.

Ich sah Regulus flehend an. Ich brauchte ihn, mehr als ich irgendjemand anderen brauchen würde.

Aber er stand wie immer nur schweigend in der Tür, beobachtete das Ganze und bewegte sich nicht.

"Hör auf!", schrie ich. Der Schmerz war ungaublich.

"Bettel."

"Niemals", ich fing an zu husten.

Ich hörte wie sie den Fluch nochmal aussprach. Schmerz in meinen Kopf. Schmerz in meinen Beinen. Schmerz in meinen Armen. Schmerz in meiner Brust. Schmerz einfach überall.

Und plötzlich hörte es auf.

Walburga Black steckte ihren Zauberstab weg.

Ich lag am Boden. In Schweiß gebadet und schwer atmend.

Dann fand ich die Kraft aufzustehen.

Ich sah meiner Mutter in die Augen und flüsterte.

"Ihr seid einfach armselig. Ihr alle." Ich schaute zu Regulus.

"Danke, Bruder."

Ich spuckte das Wort "Bruder" aus, als wäre es ein Schimpfwort.

Nichtmal jetzt sah er mich an. Er starrte nur gerade auf den Boden.

"Ich verschwinde.", sagte ich, während ich meine Koffer hochhob.

"Und wo willst du hin? Niemand wird einen Verräter wie ich aufnehmen.", lachte Walburga

Ich blieb ein letztes Mal in der Tür stehen.

"Ich gehe zu meiner Familie."

Ich verschwand und würde niemals wieder kommen.

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James POV

"Spätzchen? Kannst du bitte den Tisch decken? Dein Vater kommt bald nachhause.", meine Mutter stand in der Küche, lächelte mich an und wippte mit dem Fuß vor dem Herd auf und ab.

"Soll ich für Sirius mit aufdecken?", fragte ich als ich das Geschirr holte.

"Wenn er mitessen möchte.", lächelte Euphemia Potter, "Wo ist er überhaupt? Ist er nicht schon vor zwei Stunden gegangen um sein Zeug zu holen? Wenn er nicht bald kommt, mach ich mir ernsthafte Sorgen."

Meine Mutter sprach mir aus der Seele. Verzweifelt sah ich aus dem Fenster. Die Sonne war schon lange untergegangen und ein Gewitter wütete wiedereinmal über London.

Hatte er Ärger mit seiner Mutter? Ist sie handgreiflich geworden? Ist er verletzt?

"Soll ich ihn suchen gehen?", fragte ich und legte alles auf den Tisch.

Just in diesem Augenblick klopfte ich an der Tür.

Ich sprang auf und rannte den Flur hinunter zu Tür.

Sirius stand durchnässt vor mir. Seine Haare waren verfilzt und seine Fingerknöchel waren aufgeschürft.

"Ich hab es endlich getan, Krone.", flüsterte er mit Tränen in den Augen.

"Warte was? Komm erst mal rein, Tatze. Was ist passiert?", sagte ich , nahm ihm den durchnässten Koffer ab und legte meine Hand auf seine Schulter.

Er humpelte.

Meine Mutter stand vor uns und sah Sirius abschätzend an.

"James, lege Sirius etwas trockenes zum anziehen raus und bringe seinen Koffer in die Waschküche. Sirius, geh erstmal duschen. Ich bringe dir dann etwas damit die Schmerzen nachlassen.", sagte meiner Mutter ruhig und geordnet.

Ich tat was sie mir aufgetragen hat und Sirius verschwand im Badezimmer.

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"Was hat diese Frau mit ihm gemacht, Mum?"

Ich stand vor ihr in der Küchen-Tür und blickte meine Mutter skeptisch an.

Sie hatte das Essen vom Herd genommen und rührte jetzt irgendwelche Kräuter zusammen.

Sirius stand immer noch unter der Dusche.

"James, das ist nicht so einfach.", sie redete mit mir als wäre ich ein kleines Kind.

Sauer trat ich einen Schritt vor.

"Doch, das ich sogar ziemlich einfach. Sirius ist mein bester Freund und ich will wissen was diese gottverdammte Frau ihm angetan hat, Mum.", ich wurde zum Schluss leiser, weil mir klar wurde, dass ich überreagiert hatte.

"Es war der Cruciatus-Fluch, James.", flüsterte Mum, gerade als Sirius aus Badezimmer kam.

Als er zu uns in die Küche kam, drückte meine Mutter ihm auch schon die Kräuter-Mixtur in die Hand.

"Drink das, Spätzchen. Dann wird es besser werden."

Sirius nickte skeptisch und trank das Gebräu.

Danach aßen wir gemeinsam zu Abend und dann erzählte mir Sirius genau was passiert ist.

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"Wir müssen dieses Jahr aber auch das mit dem Vielsafttrank machen.", lachte Sirius und wir liefen durch die Wand zu Gleis 9 3/4.

"Aber die Feuerwerkskörper müssen wir auch benutzen.", flüsterte ich, weil ich nicht wollte, dass meine Mutter mich hörte.

Sirius lachte laut auf und wir liefen etwas weiter nach vorne.

Plötzlich blieb er abrupt stehen.Ich folgte seinem Blick und sah Walburga Black.

Noch bevor ich was sagen konnte, kam diese Frau schon auf uns zu.

Sie hab die Hand und wollte Sirius ganz offensichtlich schlagen, aber meine Mutter war, Merlin sei Dank, schneller.

Sie hielt ihre Hand fest und starrte sie wütend an.

"Du wirst meinen Sohn nicht anfassen und rede nicht von James!"

"Ich schlage vor, du hältst dich da raus, Euphemia. Das ist nicht deine Angelegenheit."

"Oh, du hast es zu meiner Angelegenheit gemacht, als dieser Junge fast nicht atmend in meinen Wohnzimmer auftauchte.", fauchte meine Mutter voller Hass.

Sirius verkroch sich unauffällig hinter mir und meiner Mutter. Bedacht darauf Walburga Black nicht in die Augen zu sehen.

"Du übertreibst.", antwortete sie, "Nichts ist falsch mit ein bisschen rauer Liebe."

"Ich erkenne einen Unverzeihlichen Fluch wenn ich ihn sehe.", sagte Mum laut genug, damit es die Leute um uns herum auch hörten. Walburge lief vor Zorn dunkelrot an. "Wenn ich könnte würde ich Regulus auch noch aufnehmen, bevor er von deiner rauen Liebe stirbt."

"Wie kannst du es wagen so mit mir zu sprechen?!"

"Auf die gleiche Weise, wie du deine Kinder folterst.", antworte Mum ohne zu zwinkern.

"Und jetzt lass mich und meine Söhne in Ruhe."


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