I| black sheeps

Eleonoras Bruder schaute besorgt auf sie herab.

"Hast du jetzt wirklich alles? Deine Schulbücher? Kleidung? Die Notizen von Dumbledore?"

"Ja, ich hab alles", antwortete das kleine Mädchen geistesabwesend und starrte begeistert auf den Hogwarts-Express.

"Bist du dir wirklich sicher?"

"Bei Merlin, Tom, du hörst dich ja schon an wie eine überfürsorgliche Mutter!"

Ihr Bruder sah sie beleidigt an und murmelte etwas, was sich anhörte wie "Ich wollt nur sicher gehn" und drehte sich weg.

Eleonora ließ ihren Blick über den Bahnhof streifen und suchte die Umgebung nach anderen Erstklässlern ab. Aber hier waren einfach zu viele Menschen, darunter hauptsächlich ältere Schüler, von denen die meisten schon ihre Uniformen trugen. Auch viele Eltern waren hier um sich von ihren Kindern, die heute um Punkt Elf nach Hogwarts reisten, zu verabschieden.

Nochmal sah sie zur Mauer, die der Eingang zum Gleis 9 3/4 war. Die große Uhr auf der Wand zeigte auf die Sekunde genau die Uhrzeit an.

10:54

In sechs Minuten würde der Hogwarts-Express losfahren und so langsam gab sie die Hoffnung auf, dass sie noch kommen würden. Dennoch war ihr Blick immer noch starr auf die Mauer gerichtet. Plötzlich ertönte die tiefe Stimme ihres Bruder hinter ihr: "Gibs auf, Kleine. Sie kommen nicht mehr." Enttäuscht drehte sie sich um und schaute ihren großen Bruder an. "Waren sie bei dir da? Haben sie sich von dir verabschiedet?", fragte sie ihn leise.

"Ja...Es tut mir Leid..."

Eine betäubendes Gefühl zog durch ihren Körper und obwohl am Bahnhof sehr laut war, fühlte sie sich für einen kurzen Augenblick so, als wäre sie taub. Sie fühlte sich einfach nur leer. Wie sollte sie sich auch sonst fühlen?

Sie war ihren eigenen Eltern egal.

Abwesend schaute Eli ihren Bruder an.

Warum hassen Ihre Eltern sie? Was hat sie falsch gemacht? Ist es weil sie anders ist? So oft hat sie sich diese Fragen schon gestellt, doch noch nie hat sie Antworten erhalten. Manchmal zweifelte sie daran sie überhaupt jemals zu bekommen. Sie war nun mal einfach das schwarze Schaf der Familie

"Komm, ich glaube, es ist besser wenn du jetzt einsteigst, sonst bekommst du vielleicht keinen Platz mehr.", meinte Tom nach ein paar Sekunden.

Noch einmal streifte ihr Blick den Bahnhof und blieb dann an einem Mädchen mit dunkelroten Haaren hängen. Sie stieg gerade in den Zug ein und unterhielt sich mit einem schwarzhaarigen Jungen.

Plötzlich erwiderte sie Elis Blick. Erschrocken dachte sie darüber nach, was sie jetzt wohl machen sollte. Sie hatte nie viel Kontakt mit Gleichaltrigen gehabt.

Sie brachte gerade nur ein zaghaftes Lächeln zustande. Sofort schenkte das Mädchen ihr ebenfalls ein herzhaftes Lächeln, wandte ihren Blick aber dann ab.

"Komm, du muss jetzt wirklich einsteigen, Leo.", drängte ihr Bruder und drückte ihr den Käfig mit ihrer Eule, besser gesagt seiner alten Eule in die Hand. Mit der anderen Hand nahm Eleonora ihren Koffer und drehte sich um, aber nicht ohne nochmal zur Mauer zu sehen.

Sie sind nicht gekommen.

Sie sind wirklich nicht kommen.

Sie sind einfach nicht gekommen.

Wie kann man so was verantworten? Wie kann man seine Tochter einfach auf eine weitentfernte Schule schicken, ohne sie zu verabschieden?

"Pass auf dich auf, Kleine.", meinte ihr Bruder noch einmal und wuschelte ihr durch die Haare, "Und schreib mir!"

"Das hab ich dir doch schon versprochen!", rief Eli genervt und versucht verzweifelt ihre Haare wieder zu entknoten. Und gerade als sie wirklich gehen wollte, zog Tom sie nochmal in eine Umarmung. "Ich werde dich vermissen, Tom", flüsterte Eleonora mit erstickter Stimme. "Ich dich auch, Kleine...Ich dich auch..."

"Tschüss, Tom! Bis bald!", rief Eli nochmal und rannte zum Zug

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Zur selben Zeit nur ein paar Meter entfernt

"Mach deine Familie stolz, Sirius. Ich meine es ernst, du bist unser ältester Erbe. Enttäusche deine Mutter nicht, Sirius", sprach Orion Black streng mit seinem kleinen hübschen Sohn.

Bedrückt sah der Junge auf den Boden und wieder überkamen ihn die Zweifel. Was, wenn er nicht nach Slytherin kommt? Wird seine Familie ihn verstoßen? Was, wenn er sogar nach Gryffindor kommt? Sirius war kurz davor in Tränen auszubrechen. Er will gar nicht daran denken, was seine Mutter machen würde.

"Sirius, du musst jetzt los! Und ich rate dir eins: Vergiss nie wer du bist und du bist Sirius Orion Black. Und die Blacks sind seit Generationen in Slytherin. Enttäusch uns nicht!", der Ton in Orions Stimme, ließ gar keine Überlegungen zur Widerrede zu.

"Auf Wiedersehen, Vater. Ich schreibe euch noch heute Abend, in welches Haus ich gekommen bin.", murmelte der Junge leise. Sirius drehte sich und wollte gehen, aber sein Vater zog ihn noch einmal zurück.

"Es steht doch wohl außer Frage, dass du nach Slytherin kommst!", zischte Orion Black wütend, "Und freunde ja nicht mit Schlammblütern an!"

Sirius nickte eingeschüchtert und lief zum Hogwarts-Express.

Die Worte seines Vaters waren eindeutig, doch eine Frage wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen.

Wollte er überhaupt nach Slytherin?



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