38

Yoongi war aufgeregt. Gerade saß er auf Danbi und schaute sich zusammen mit ihr sein Feld an. Es sah gut aus. So wie es aussah, sollte es aussehen. Also musste es gut sein. Er war stolz auf sich das geschafft zu haben. Danbi schnaubte und er tätschelte seine Stute. Mit ihr würde er gleich zu dem Ort reiten, der in ihm immer wieder die Wut hervorrief. Ihr Gelände um welches sie betrogen worden waren. Und er würde jemanden wiedersehen, bei dem sein Herz vor Freude begann zu hüpfen. Namjoon. Er würde Namjoon wiedersehen.

Er wusste Hoseok hatte sich für ihn ins Kreuzfeuer geschmissen und in der Woche schon drei Gespräche mit Namjoon, dessen Vater und Mutter durch. Sie wollten kämpfen. Für sie. Yoongi fühlte sich nicht bemitleidet, vielleicht weil es Namjoons Idee war. Namjoons kämpferische Art, welche sich zeigte. Sein inneres flatterte noch mehr. Er war auch aufgeregt, weil Namjoons Vater dabei sein würde und er wusste nicht inwieweit er seine Wut ihm gegenüber im Zaum halten konnte. Vor allem seitdem er von Namjoon über Hoseok erfahren hatte, dass dies der Mann war, der ihm an den Obdachlosen vermittelt hatte. Aber der Rest der Story war nicht zu verachten, doch das wollte er von Baekhyun direkt hören.

Er zog das Tempo mit Danbi an und galoppierte nun über die Wiesen. Ihr Grundstück war über die Felder und Wälder fast doppelt so schnell mit Pferd zu erreichen, als mit dem Auto über die Straßen. Yoongi wusste alle würden dort auf ihn warten. Er hatte sich Zeit gelassen und er würde sich auch Zeit lassen, denn es war so verdammt viel passiert. Natürlich hatte er Angst, dass herauskommen wird, das er der Dieb war, oder ist. Aber er vertraute Namjoon und der hatte am Telefon zu Hoseok gemeint, dass er keine Sorge haben müsse deswegen. Egal was sich Yoongi je zu Schulden hat kommen lassen, sein Vater, seine Mutter und Namjoon würden ihn nicht zur Rechenschaft ziehen, aber Namjoon interessierte es, wie sie es gemacht hatten, denn dadurch würden sie ihre Sicherheitssysteme verbessern können.

Jungkook hatte daraufhin Yoongi gefragt, ob er denn nicht den Beruf Dieb annehmen wöllte, sowas müsste es ja auch geben, schließlich war Jungkook ja auch ein Dieb, mehr oder weniger nur in Digital. Im ersten Moment wollte Yoongi darüber lachen, aber im zweiten war das keine allzu schlechte Idee. Er könnte so andere Diebe vorbeugen, zum Beispiel im Museum oder anderen Stellen, für die er arbeiten würde. Namjoon zum Beispiel. Für ihn würde er arbeiten.

„Suga da bist du ja." Vor Schreck wäre Angesprochener nicht nur beinah vom Pferd gefallen, sondern hätte Danbi fast gar nicht stoppen können. Die Gestalt, die aus dem Dickicht trat, war niemand anderes als Namjoon. „Ich habe dich erwartet und naja gehofft wir könnten ein bisschen unter uns noch reden.", lächelte Namjoon zaghaft und Yoongi sah, wie eine sanfte röte in sein Gesicht wanderte. „Du bist mir ein gutes Stück entgegengekommen.", meinte Yoongi und rutschte zu Namjoon auf den Erdboden. Zu Pferd waren es noch zwanzig Minuten, die sie reiten müssten, bis sie da waren.

„Komm seig auf.", forderte Yoongi Namjoon auf und zeigte ihm, wo er sich festzuhalten hatte. Es bedurfte mehrere Minuten, ein Fluch, ein empörtes Wiehern, eine schmutzige Hose und viel Hilfe von Yoongi bis Namjoon auf Danbis Rücken saß. Es wäre wohl deutlich einfacher gewesen wäre der Teilzeitentführer heute mit Sattel geritten. Yoongi hingegen brauchte nur wenige Sekunden, um seinen Platz vor Namjoon einzunehmen. „Worüber möchtest du reden?", fragte Yoongi, während er Danbi beruhigend tätschelte.

„Das weiß ich nicht genau.", murmelte Namjoon und klammerte sich fest um die Taille des Diebes. Es war komisch seine Anwesenheit so nah zu spüren. Sein Atem war in Yoongis Nacken und die Wärme des Jüngeren sprang unaufhaltsam zu ihm über. Es erinnerte den Älteren an die Nacht, die sie zusammen im Bett geschlafen hatten. Wärme loderte wieder in seinem Inneren auf. „Ich denke, ich wollte dir persönlich sagen wie sehr mir deine Küsse geholfen haben.", flüsterte ihm Namjoon zu und löste so einen Schauer aus, der über Yoongis Rücken glitt, wie eine sanfte Umarmung. „Weißt du Yoongi?", flüsterte Namjoon weiter und legte nun auch sein Kinn auf Yoongis Schulter ab. „Ich bin froh, dass du mich entführt hast."

Der Dunkelbraunhaarige wusste nicht was er darauf sagen sollte. Sein Herz flatterte und er fühlte sich leicht. „Ich habe also kein Herz gestohlen?", fragte er und dachte an das Gebot, welches er bis heute nicht komplett verstand. „Ein Herz gestohlen?", fragte Namjoon. Seine Stimme klang überrascht und so sanft, dass Yoongi nicht anders konnte, als Danbi zum Stehen zu bringen und sich mit einem gekonnten Beinschwung über den Pferdehals zu dem anderen um zu drehem. „Mir wurde beigebracht, dass Herzen zu stehlen das schlimmste ist was ein Dieb tun kann.", erklärte sich Yoongi und fühlte sich dabei wie ein Idiot. Warum erzählte er das?

„Ich verstehe.", lächelte Namjoon breit und beugte sich zu Yoongi vor, sodass ihre Nasenspitzen sich fast berührten. „Denkst du, du hast ein Herz gestohlen?", fragte er und griff nun nach Yoongis freier Hand. Was ging in dem Jüngeren vor? „Ich weiß es nicht.", antwortete Yoongi und versuchte den Blick von Namjoon zu entkommen. So wie ihn der Jüngere anschaute war ihm das unangenehm, so erwartend, so... so liebevoll. „Soll ich dir etwas Nachdenkhilfe geben?", fragte Namjoon und ehe es sich Yoongi versah, hatte er das weiche Lippenpaar ungeschickt auf den seinen.

Im ersten Moment riss Yoongi seine Augen vor Überraschung auf, bevor er sich fallen ließ. Er mochte das ungeschickte von Namjoon, die Art wie sich sein Kuss anfühlte. Sie glitten sanft in einen Zungenkuss über und Yoongi spürte wie sich sein Atem verschnellerte. Das hatte er vermisst. Irgendwie. Namjoon hatte er vermisst. Irgendwie. Sein Herz schlug und es strahlte so voller Wärme, dass er schon fast Angst bekam es würde zerspringen. Aber es tat es nicht. Es war Namjoon der sich dann wieder sanft löste. Es fühlte sich an als hätte Namjoon Yoongis Herz mitgenommen. So als hätte der Lilahaarige sein Herz gestohlen.

„Liebe...", flüsterte Yoongi und Namjoon lächelte. „Ja, liebe.", bestätigte er. „Ein Herz zu stehlen ist nur dann das Schlimmste, wenn man seines nicht auch dafür hergeben mag. Wenn man diese Liebe nicht erwidert." Die beiden wurden just in ihrem Gespräch unterbrochen, als Danbi einen Schritt vorwärts machte und somit einen Ruck durch ihre Reiter gehen ließ. Yoongi der gerade nicht sehr stabil saß fiel Richtung Namjoon, welcher ihn sofort auffing. Der Ältere fühlte sich erstaunlich geborgen an der Brust des Jüngeren setzte sich aber schnell wieder auf. „Ich denke wir sollten weiter.", murmelte Yoongi, drehte sich zurück und trieb Danbi an, welche sich über einen Grasbüschel am Rand hergemacht hatte.

Den Rest des Weges hingen beiden ihren Gedanken nach. Yoongi ließ ihnen aber auch kaum die Möglichkeit miteinander zu reden, denn er trieb Danbi zu einem angenehmen Galopp an. Vielleicht aber auch, weil er genoss, wie sich Namjoon an ihn klammerte. Der Jüngere war die ersten Meter sogar recht panisch verkrampft gewesen, bevor er wieder lockerer wurde und sich an Yoongis Rücken kuschelte. So vergingen die letzten Minuten im Flug. Und Danbi kündigte sie schon früh an als sie Hoseok erblickte in dem sie laut wieherte. Die Stute mochte Hoseok, wenn auch nicht so sehr wie Yoongi. Hoseok winkte zurück, während die Gruppe an Menschen sich zu ihnen umdrehte. Der Braunhaarige parierte Danbi durch und klopfte der Stute anerkennend auf den Hals.

„Schön, dass ihr nun da seid.", lächelte eine unbekannte Frau Yoongi entgegen. „Wie war der Ritt auf den Pferd, Joony?", fragte sie nostalgisch und fügte hinzu: „Als ich ein junges Mädchen war bin ich häufig geritten, aber das ist so ewig her und noch bevor mein Immunsystem beschlossen hatte mich in die Tonne zu treten." Sie lachte fröhlich, während sich Namjoon hinter Yoongi vom Pferderücken gleiten ließ. „Er nimmt dich bestimmt mit auf einen Ritt, wenn du ihn nett fragst, Mom.", flüsterte ihr Namjoon offensichtlich zu. „Es war ein toller Ritt."

„Da wir nun alle versammelt sind.", meinte Hoseok und blickte in die Runde. Auch Yoongi ließ nun seinen Blick schweifen. Jungkook und Jin schauten leicht verbissen und hielten sich an den Händen, einfach um die Wut herunter schlucken zu können. Die Beiden hatte der Betrug hart getroffen. Zu gerne würden sie ihrer Mutter präsentieren, was sie sich hart erarbeitet hatten. Neben den Brüdern stand zwei Fremde, die sich später als Rechtsanwalt und Begutachter herausstellten. Dann war noch Namjoons Mutter anwesend und zwischen ihr und Hoseok stand Namjoons Vater. Yoongi schluckte seine schlechten Gedanken an ihn herunter. Er war dabei zu büßen, zu lernen gerecht zu sein. Das er hier stand und ihnen helfen wollte bewies das. „Widmen wir uns doch den Plan und unseren tollen Fehlkauf...", setzte Hoseok seine Rede fort und deutete auf das Gebäude, welches sie erst recht so in die Schulden gestürzt hatte. Dann wurde mal die Sache ernst.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top