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Yoongi saß zusammen mit Hoseok am Essenstisch. Ihnen beiden knurrte der Magen, doch sie wussten sie durften sich kein Frühstück leisten. „Schau mal.", sagte Hoseok und zog Yoongis Aufmerksamkeit auf sich. Der Tänzer hatte eine frische Zeitung in der Hand und seine Augen waren groß. „Im Kim-Unternehmen wurde ein weiters mal eingebrochen.", sagte er und auch Yoongi überraschte es. Er entriss seinem Besten Freund förmlich die Zeitung und las sich den Artikel selber durch. Tatsächlich. Dort stand es. Schwarz auf weiß. In dem Kim-Unternehmen war ein weiteres Mal eingebrochen worden. Diesmal gab es jedoch keinen Diebstahl zu melden. Einzig eine Vase, sei wohl bei der überstürzten Flucht des Diebes zu Bruch gegangen. Das Videomaterial sei zerstört worden. Leicht musste der Braunhaarige grinsen. „Was denkst du?", wendete er sich an den jüngeren.

„Schwer zu sagen.", erwiderte Hoseok und lehnte sich zurück. „Ich denke es könnte Namjoon gewesen sein. Sein Vater wird ihm kaum jeden Beweis geben. Er wird sie sich suchen müssen." Yoongi konnte nicht anders als ein wenig zu lachen. Er war mehr als amüsiert über seinen Kleinen. Namjoon machte sich, wenn er es wirklich gewesen war. Zu gerne hätte Yoongi nun Jungkook gefragt, ob er nicht mal in Kameras nachschauen konnte, ob es wirklich der kleine Platinblonde gewesen war, aber der Jüngere lag noch immer krank im Bett. Er war zwar nicht mehr so heftig krank wie noch vor ein paar Tagen, aber noch krank genug, kein richtiges Wort hervorzubringen und Dauer zu schlafen.

„Schade, das Jungkook noch flach liegt. Ihn würde es bestimmt auch interessieren.", grinste Hoseok ebenso und sprach somit den Gedanken aus. Ein Magenknurren durchbrach die angenehme Stimmung. Hoseok fluchte. „Wir werden auch nicht reicher...", knurrte er und sackte in seinem Stuhl zurück. „Aber das wird schon.", versuchte er sich selbst aufzumuntern. „Ich hoffe ich bekomme nächste Woche die Überstunden im Club ausgezahlt." Yoongi konnte dem nur zustimmen. Dann hatten sie wieder ein wenig mehr Geld und konnten ihre leeren Mägen füllen. Zumindest vorrübergehend. Sie beide waren erschöpft.

Auch Hoseok sah man die Augenringe an, obwohl er versucht hatte sie zu überschminken. Man sah die Müdigkeit in seinem Körper. Er hob genauso schleppend den Kopf, wie Yoongi es selbst tat, als sie hörten wie die Tür geöffnet wurde. „Hey, meine Lieben.", begrüßte sie Seokjin. Der Älteste der Gruppe war heute nicht geschminkt. Jedoch schleppte er einen kleinen Koffer mit sich herum. Diesen stellte er neben dem Tisch ab, bevor er sich setzte. Die beiden Jüngeren wussten, dass der Koffer bedeutete, dass Jin später als seine Drag Queen noch einen Auftritt hatte. „Wie geht es meinem Kleinen?", fragte er und stützte sich ab. „Besser.", antwortete Hoseok und unterdrückte ein Gähnen.

Jin nickte nur. Seinem Gesicht war abzulesen, wie froh er war das zu hören. „Ich habe ein paar gute und eine schlechte Nachrichten.", erklärte er und lächelte schief. Selbst die Ernsthaftigkeit, die herrschte, zeigte nur zu deutlich das hier gerade alles andere als gut war. „Sag uns die schlechte zuerst.", nahm Yoongi dem anderen die Frage voraus. Dann hatten sie das schlimme hinter sich gebracht. „Nun.", meinte Jin und seine Mundwinkel zogen sich nach unten. „Es ist verdammt schwer gerade irgendwas zu verkaufen.", sagte er dann und sein Gesicht verdüsterte sich. „Die Polizei ist viel aufmerksamer als sonst. Ich bekomme nicht mal Kleinigkeiten verkauft.", erklärte er und seufzte.

„Wir müssen entweder noch eine sehr lange Zeit warten oder ins Ausland verkaufen, aber das wird für uns zu teuer. Ansonsten naja, müssen wir vorerst ohne diese Einnahmequelle auskommen." Ernst nickten Yoongi und Hoseok. Das waren wahrlich keine guten Nachrichten, aber so war das eben. Jin durfte nicht auffallen in seinen kriminellen Taten. Er wusste wann er es wagen konnte etwas zu verkaufen und wann nicht. Der Schutz ihrer Gruppe stand immer an erster Stelle. Jin wusste wer verpfiff, Jungkook wusste, wie man spuren verwischte. Ohne Jungkook war die Arbeit des Ältesten nicht vollständig.

„Und die Gute?", fragte Yoongi nach. Er wollte nicht mehr länger über negatives nachdenken. Er wollte wieder Lichtblicke haben. Er wollte wieder Ruhe und nicht diese Rastlosigkeit, die hin jedes Mal ergriff, wenn er so Unruhe hatte. Er wollte nicht noch eine weitere Zigarette rauchen müssen. Das hatte er schon zur letzten Zeit so viel, das Hoseok ihm tatsächlich die Packung eingezogen hatte. Eine einzige war noch in Yoongis Tasche. „Die überlasse ich dir für den absoluten Notfall.", hatte sein Bester gesagt. „Ich habe heute Abend einen Auftritt und im Publikum wird eine hohe Jury sitzen. Wenn ich mich sehr gut anstelle, dann werden die mich vielleicht für deren nächsten Ballabend arrangieren.", erklärte Seokjin. Die Aufregung auf das Kommende in der Stimme.

„Und ich habe wieder einen Job! Ein Restaurant hat einen Kellner gesucht. Und ein kleiner Imbiss einen Aushilfskoch. Ich habe beide bekommen." Nun lächelte Jin. Es war eine Erleichterung zu hören wieder ein wenig Geld reinzubekommen. Erleichtert seufzte Hoseok auf. Sein Magen knurrte wie zur Bestätigung. Vielleicht hatten sie ja doch einen kleinen Lichtblick. „Und naja, ich habe noch fünf Stunden bis ich mich fertig machen muss und dann dachte ich natürlich euch auch sofort wieder etwas abzunehmen. Also bitte Jungs, ruht euch aus. Ihr seht so fertig aus." Jin war ganz die Mutter, als er mit besorgen Blick die Jüngeren betrachtete.

„Danke, Jin.", erwiderte Hoseok und verschwand augenblicklich aus dem Raum. Er würde sich, so wie Yoongi ihn kannte sofort in sein Bett schmeißen und so viel schlafen wie ihm möglich war. Der Tänzer brauchte die Energie einfach. Yoongi hingegen fühlte sich nicht nach schlaf. Er fühlte sich alles andere als nach schlaf. „Machst du dir Sorgen?", fragte ihn Jin und bedachte Yoongi mit einem sanften Lächeln. Der Ältere rückte näher an ihn heran. „Ich weiß nicht.", murmelte Yoongi und nahm dankbar die Umarmung an. Er fühlte zwar, dass es nicht die richtige Person war, die er umarmte, von der er spürte das sie lebte und atmete aber es half. Ein wenig zumindest. „Ich denke ich gehe zu Danbi.", flüsterte er Jin zu, löste sich aus der Umarmung und zog sich so schnell wie möglich Jacke und Schuhe über.

Die Natur erfüllte ihn doch wirklich entspannen tat ihn das auch nicht. Der Weg zu seiner geblieben Stute kam ihm so lang vor wie noch nie. Noch nie war er bei jedem Schritt gestolpert und hatte den Waldboden als so störend empfunden. Yoongi hoffte, dass sich das wieder legen würde. Er hoffte das er bald ruhe finden würde, dass der kleine Lichtblick vielleicht sie weiterbringen könnte. Yoongi wollte nicht mehr kriminell sein. Er wollte nicht mehr in Gefahr leben. Er wollte sich nicht mehr sorgen. Er wollte so unbeschwert Leben können, wie es der unwissende Namjoon getan hatte. Seine Gedanken wanderten schon wieder zu dem Kleinen.

Yoongis Gedanken wanderten in letzter Zeit sehr häufig zu dem Kleinen. Er dachte darüber nach wie es ihm nun geht, welche Probleme Namjoon mit sein neuen Erkenntnissen hatte. Yoongi wollte erleben wie der Platinblonde daran wuchs. Er hatte ja ein paar Veränderungen schon gesehen, aber das war nicht das was er wollte. Er wollte den Jüngeren bei sich wissen. Wollte ihm in seinem weitere Leben an der Seite stehen. Wollte bei noch mehr Erkenntnissen dabei sein. Vielleicht selbst Erkenntnisse erlangen. Yoongi hatte das Gefühl allein zu sein. Nun wo er nicht mehr auf Namjoon achtete. Es fühlte sich an, als sei ihm ein wichtiger Teil seines Lebens entrissen worden.

Sanft streichelte er über die Nüstern seiner Stute, bevor er das Zaumzeug holte und Danbi aufzäumte. Er brauchte jetzt einen wilden Ritt. Er brauchte jetzt einmal das Gefühl von Freiheit. Vom Fliegen, bevor er sich den Problemen wieder stellte. Der Wind durchzauste sein Haar, zerrte an seiner Kleidung und schlug ihm so kalt ins Gesicht, dass er Gänsehaut bekam. Weit kam der Braunhaarige aber nicht. Schon nach nicht allzu langer Zeit wurde Danbi langsamer und seine Tränen begannen auf ihr Fell zu fallen. Yoongi konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal geweint hatte. 

Er ließ die Tränen einfach laufen. Hier draußen sah ihn eh niemand.  

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