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Namjoon war sauer. Innerlich sauer. Die Akten, die sein Vater ihm zuschob, stapelten sich auf Namjoons Schreibtisch. Es war nun schon fünf Tage her, dass er sich weigerte irgendwas zu bearbeiten. Früher wäre jetzt schon alles erledigt gewesen. Aber jetzt war nicht früher und Namjoon hatte sich grundlegend geändert. Wann genau das wusste er selbst nicht, aber er sympathisierte nicht mehr mit seinem Vater. Weder in der Firma noch zu Hause. Das Wochenende war grauenvoll gewesen. Vor allem tat Namjoon jetzt eines: er organisierte sein Leben selbst. Das war aber teilweise nicht ganz so einfach wie es klang. Vor allem sein Vater pfuschte schon wieder darin herum.

Als Namjoon ihm die ganzen Sachen an den Kopf warf, welche ihm J-Hope offenbart hatte und eine Erklärung forderte, hatte sein Vater ihn fassungslos angeschaut und ihn danach angebrüllt. Er hatte es mehrmals noch versucht, auch in einem ruhigeren Ton mit seinem Vater über die Themen zu reden, jedoch keinen Erfolg. Dies verhärtete Namjoons Verdacht das J-Hope nicht log. Das einzige, dass sein Vater wollte war, dass er seine Klappe hielt und stillschwieg. Ohne Beweise würde Namjoon seinen Vater nicht klein bekommen, da war er sich sicher. Namjoon wusste irgendwo würde es Beweise geben, diese zu finden war eher die schwierigere Sache, aber er würde sich nicht aufhalten lassen.

Er brauchte nur einen guten Zeitpunkt, um mal im Büro seines Vaters zu stöbern. Dass er das jemals machen würde, hätte Namjoon nicht von sich gedacht, aber die Ungerechtigkeiten, die hier stattfanden, liefen ihm echt über die Leber. Am besten fing er in der eigenen Firma mit der Gerechtigkeit an, bevor er sich Gedanken darum machte, wie er anderen helfen konnte. Er hatte sich sogar mit seinem Privatlehrer auseinandergesetzt, um vielleicht vorzeitig seinen Abschluss zu machen. Gerade saß er auf seinem Sofa und blickte stur auf den Totenkopfvorhang. Er grübelte über eine Lösung nach.

Vielleicht könnte er mehr bei den Assistenten herausfinden? Schließlich waren diese ebenso ihm unterstellt worden. Sein Vater hatte damals für ihn sogar einen eigenen Assistenten einstellen wollen. Warum hatte er das nicht angenommen? Ob sein Vater ihm glauben würde, würde er jetzt plötzlich auf lieb Kind spielen? Sein Vater war nicht dumm, aber er auch nicht. Nein, sein Vater würde ihm definitiv nicht glauben, wenn er plötzlich sich wieder ein Bekommen würde. Wie naiv war er eigentlich? Seine eigene Dummheit hasste Namjoon gerade. Warum hatte er seinen Vater konfrontiert? Nun, wusste dieser doch, dass er vorsichtiger sein musste. Warum hatte er nicht zuerst nach Beweisen gesucht? Sein Kopf schwirrte vor Gedanken und er merkte, dass er wieder kaum klar denken konnte.

Seufzend stand er also auf und nahm sich ein paar der Akten. Sein Blick fiel nur kurz darauf und auch wenn er wusste, es war für ihn keine schwere Arbeit, so hing sie ihm nun zum Hals heraus. Sicherlich, das war definitiv nicht das was er in Zukunft jeden Tag machen wollte. Seine Wut herunter kämpfend öffnete er die erste Akte und begann diese zu lesen. Zumindest versuchte er es. Frustriert schmiss er die Akte durch den Raum, bevor er sie wieder aufsammelte und sich selbst schallt. Weiter brachte ihn solch ein Verhalten auch nicht.

Wie würden wohl J-Hope oder Suga agieren? Geschweige denn JK? Sie würden sich wohl im Hinterhalt alle Informationen suchen de sie brauchen. Langsam bildete sich in Namjoons Kopf ein Plan. Erstmal musste er auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Wut und Frust beiseitelegen. Hatte ihn Suga nicht extra den Kuss zum Nachdenken gegeben? Nun sollte er das doch auch nutzen. Der Gedanke an den sanften, ja, viel zu kurzen Kuss, erwärmte Namjoon. Auf einmal verblasste, die Wut und der Frust und er dachte wieder so klar, wie er es sich wünschte. Ein Lächeln glitt über seine Lippen.

Noch war der Plan definitiv nicht ausgearbeitet, aber irgendwie hatte Namjoon auch das Gefühl er würde es nicht allein schaffen ihn dann umzusetzen. Einweihen wollte und sollte er trotzdem keinen. Langsam setzte er sich hinter seinen Schreibtisch. Zuerst sollte er wieder Vertrauen zu seinem Vater gewinnen. Sich bei ihm, so sehr es ihn auch widerstrebte, entschuldigen und alles dafür tun, dass er ihm verzieh. Der Blick des Platinblonden glitt zu seinem Telefon, welches so unschuldig dastand. Zu gerne wurde er nun die Gruppe um Hilfe Fragen. Aber nein es ging nicht.

In nur einer halben Stunde hatte er den zu bearbeitenden Aktenstapel dezimiert. Sich zu weigern seinen Aufgaben nachzukommen würde nun nicht das Stärken was er brauchte. Zumal er ja von seinem Vater schon genug bestraft wurde. Dieser schien ihn wohl mit Arbeit und leider anderen Mitteln unter Kontrolle halten zu wollen. Soweit sich Namjoon erinnerte hatte er ihm sogar einen Babysitter angedroht, wenn er nicht endlich zur Vernunft käme. Mit den Akten in der Hand schlich sich Namjoon durch den Flur hinunter einen Stock tiefer. Vor der Tür zu den Assistenten nahm er all seinen Mut zusammen und klopfte an. Früher hatte er Frau Ming nie persönlich die Akten gebracht, sondern einfach seinem Vater wieder zurückgegeben, nun aber musste er jemanden reumütigen spielen. Er musste sich verstellen.

Wieder etwas von dem Namjoon nicht erwartet hatte es je zu tun. Noch nie hatte er gelogen oder sich anderweitig verstellt. Nun hatte er beides vor. „Ja?", ertönte eine Stimme, doch es war nicht die der Assistentin. Trotzdem betrat Namjoon den Raum. Er war nicht überrascht Taehyung zu sehen, wusste er doch in welchem Bereich er arbeitete, jedoch hatte er nicht erwartet Frau Ming nicht anzutreffen. „Ich bringe Akten vorbei.", meinte Namjoon und wusste das es bestimmt schwer werden würde den Assistenten davon zu überzeugen Reue zu zeigen. „Das überrascht mich.", erwiderte der Angestellte, nahm aber die Akten entgegen.

„Mich ehrlich gesagt auch.", begann Namjoons sein Schauspiel. Seufzend setzte sich Namjoon hin. „Ihr habt ja sicherlich mitbekommen, dass er und ich uns nur noch streiten.", sagte er und verlor seinen Blick. Tatsächlich trübte es seine Laune. Namjoons Bezugsperson war schon immer sein Vater gewesen. Sein Leben stand somit Kopf. Wahrscheinlich aber auch das Leben von seinem Vater. Ein bisschen verspürte Namjoon nun Trauer. Trauer über den Verlust der guten Bindung zu seinem Vater. „Eigentlich möchte ich nicht streiten.", erklärte er also und legte sich auf den Tisch ab. Das er Taehyung mit seiner Aktion vollkommen überforderte ignorierte er geflissentlich.

„Weshalb streitet ihr denn?", fragte der Assistent und Namjoon seufzte auf. „Während meiner Entführung habe ich gemerkt, dass ich auch hier kaum Freiheiten habe.", antwortete der Platinblonde und legte nun auch seinen Kopf auf den Tisch ab. „Weißt du. Anfangs hatte ich Angst. Ich wusste nicht, wohin ich komme und auch nicht wer das ist. Aber es war gar nicht so schlimm. Klar ich war eingesperrt in einem Zimmer und durfte nicht raus, aber es gab essen und sie brachten mir Bücher zur Beschäftigung. Sie wollten mir nichts Böses, ich war nur Mittel zum Zweck." Namjoon sah wie Taehyung verstehend nickte. „Und als Arbeiter in der Firma fühlst du dich ähnlich?"

Erstaunt darüber das Taehyung verstand, worauf er hinauswollte, nickte Namjoon nur. „Ich habe nicht mal Freunde.", erklärte er und lächelte matt. Nun riss der Arbeiter seine Augen auf. „Nicht mal das?", fragte er und wieder nickte er bestätigend. „Ich wollte mehr Freiraum, deswegen streiten wir uns so... Er kommt nicht damit klar, dass ich mich geändert habe." Nun nickte wieder Taehyung und es war eine seltsame Unterhaltung, in der die beiden so häufig nickten. „Kannst du mir helfen?", fragte Namjoon nun die entscheidende Frage und war gespannt auf die Antwort des Assistenten. „Klar! Wenn ich dir denn helfen kann?"

Langsam richtete sich Namjoon wieder auf. „Ich möchte ihm zeigen, dass mir mein Verhalten leidtut, ihm aber auch mitteilen, dass ich gerne mehr Freiheiten hätte. Wie denkst du kann ich das am besten machen?"

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