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Namjoon hasste den Trubel der nun um ihm gemacht wurde. Ihm ging es gut. Ja fantastisch. Und das war keine Ironie. Er war zu einem Psychologen geschickt worden, aber den brauchte Namjoon nun wirklich nicht. Da gab es viel wichtigere und hilfbedürftigere Fälle als ihn. Viel, viel mehr. Namjoon versuchte äußerlich ruhig zu bleiben. Was er in den letzten Tagen, nein, eigentlich in den letzten zwei Wochen gelernt hatte, war mehr als er je erhofft hatte. Er hatte sich nicht verändert weil er etwas traumatisches erlebt hatte, er hatte sich verändert weil er gewachsen war. Nach drei Gesprächen mit dem Psychologen innerhalb von drei Tagen hatte Namjoon diesen das auch endlich vermitteln können. Als dieser Begriff das Namjoon es ernst meinte, damit das er keine Angst hatte und nur selbstbewusster war, dort gelernt hatte und gut umsorgt gewesen war, war er ehrlich erstaunt gewesen. Durch die Schweigepflicht hatte Namjoon dem Psychologen vorgegeben, was er an die Außenstehenden weiter geben durfte und das war einzig und allein: Namjoon hat keine psychologischen Schäden erlitten.
Auch die Ärzte, zu denen sein Vater ihn brachte, waren vollkommen überzeugt, wie Namjoon auch, dass er auch Körperlich vollkommen Gesund war. Namjoon war wütend. Das war er. Er war nicht krank und auch nicht geschädigt, er war wütend. Wütend auf seinen Vater, den er es bis jetzt nicht geschafft hat zur Rede zur stellen und wütend auf die ganzen Fragen. Alle Fragen die ihn so quälten. Der Platinblonden war nicht dumm. Und nun wo er erkannte, dass es definitiv die anderen waren, erzählte er nur das nötigste. Dass er zum Beispiel keine Ahnung gehabt hat, wo er gewesen war. Er beschrieb zum Beispiel seinen Raum in dem er gelebt hatte, wie sie das mit der Kamera drehten und wie er mitten in der Nacht wieder gefesselt wurde um dann lange Auto zufahren, zu der Stelle wo er abgesetzt wurde.
Dementsprechend erzählte Namjoon nur Halbwahrheiten, nicht gewillt die ganze Wahrheit zu sagen. „Sie verstehen nicht.", murmelte Namjoon und machte sich, froh über die paar Minuten Ruhe, auf seinem Bett breit. Durfte er sagen das ihm sein Zimmer nicht mehr gefiel? Ja, es war immer noch sein Zimmer, aber irgendwie war es ihm nun zu kindisch. Er brauchte dringend einen Tapetenwechsel. Nur eine Sache, die erfreute ihn und das war sein heißgeliebtes Bett. Das andere war ja nicht schlecht gewesen, nur seines war eben besser. Da klingelte sein Handy. Mühsam angelte Namjoon danach und schaute auf das Display. Es war seine Mutter. So sehr Namjoon sie auch liebte, wirklich Nerven hatte er gerade keine für sie. Aber er hob trotzdem ab und kuschelte sich zurück ins Bett.
„Hey Joony. Wie geht es dir? Wir haben uns seit fast einen Monat nicht mehr gesprochen.", ertönte es aus dem Hörer und Namjoon blickte kurz verwirrt an seine Zimmerdecke. Seine Mutter klang nicht mehr besorgt als sonst. Hatte sein Vater ihr sein verschwinden, nein seine Entführung einfach verschwiegen? „Mir geht es Prima, ich bin erst vor drei Tagen wieder zu Hause angekommen.", startete er den Test. „Oh, wo warst du denn?" Als seine Mutter diese Frage stellte, ballte Namjoon seine Fäuste. War das jetzt wirklich ernsthaft so? Wie konnte sein Vater das seiner Mutter einfach verschwiegen?! „Ich habe zwei Wochen bei guten Freunden gelebt.", antwortete Namjoon und hatte Mühe, die Wut nicht in seine Worte zu legen. So wütend wie jetzt war er noch nie gewesen. „Das klingt ja toll! Stell sie mir mal bei Gelegenheit vor! Du hast vorher noch nie Freunde erwähnt!", reif seine Mutter glücklich ins Telefon. Trotz der Wut musste Namjoon darüber Lächeln. Seine Mutter war eben eine sehr sanftmütige Frau.
„Tut mir Leid, aber ich muss Schluss machen.", sagte Namjoon und stemmte sich auf. „Verstehe, wir reden also später noch mal. Ruf mich an Joony." Namjoon versprach später noch mal anzurufen und legte dann schon fast aggressiv auf. Am liebsten hätte er jetzt die Pistole von J-Hope, einfach um seinem Vater mal zu zeigen, wie wütend er war. Oder den eisigen Blick von JK, oder die eiskalte Stimme von Suga. Am besten wäre es wenn er mit allem drei seinen Vater gehörig seine Meinung sagen könnte. Namjoon schlug die Decke bei Seite und wollte nach der Fußfessel greifen, als ihm auffiel das er diese ja nicht mehr trug. Hatte er sich so dran gewöhnt? Scheinbar. Trocken lachend sprang er auf und und stürmte aus seinem Zimmer. Er musste jetzt seinen Vater zur Rede stellen. Jetzt oder nie.
Dass die Tür hinter ihm laut zu knallte, registrierte er kaum, während er die Treppe hinunter stürmte. Sein Vater war meistens im Wohn- oder Arbeitszimmer vorzufinden und diese befanden sich beide im Erdgeschoss. Krachend öffnete erst die Tür zum Arbeitszimmer fand dort aber niemanden vor. Auch das Wohnzimmer war wie ausgestorben. Selbst nachdem er die Wohnung komplett auf den Kopf gestellt hatte und sich einmal im Garten umsah blieb das Ergebnis gleich. Sein Vater war nicht hier und wenn er nicht hier war, gab es nur einen Ort wo er sonst war. Seine Wut im Zaum haltend, schnappte er sich seinen niegelnagel neuen Schlüsselbund, sauste in die Garage und zog sein ebenso neues Motorrad hervor. Fahrstunden hatte er genügend gehabt und das er jetzt gegen jede Regel verstieß, die er gefühlt kannte war ihm egal, als er sich die Jacke überwarf, den Helm aufsetzte, die Garagentür hoch fahren ließ und sofort los brauste.
Das einzige was ihm fehlte war ja eh nur die Bestätigung, dass er fahren durfte. Quietschend hielt er wenig später in der Firma an und sprang auf. Zu seinem Schrecken musste er allerdings feststellen, dass seine Schlüsselkarte noch immer in den Händen von Suga war. Aber er ließ sich nicht davon aufhalten. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass ein nun ein paar Pause hatten. Schnurstracks steuerte er auf die Pausenecke von der er wusste und stand ein wenig Atemlos vor seinen Mitarbeitern. „Ich brauche eine Schlüsselkarte.", sagte er entschlossen und würde überrascht und verwirrt angeschaut. „Hier!", sagte einer und fummelte eilig seine Schlüsselkarte heraus. „Du kannst meine haben." Sich schnell bedanken, riss Namjoon dem Typen die Karte aus der Hand, bevor er ins Gebäude stürzte.
Wütend stapfte er durch das Gebäude und trampelt die Treppe hoch da er für den Fahrstuhl nun wirklich keine Nerven mehr hatte. Das ihn die Mitarbeiter alle interessiert musterten war Namjoon egal. Auch als er aus versehen jemanden anrempelte, entschuldigte er sich nur rufend und eilte weiter. Einmal schmiss er einen Stapel Papier hinunter, doch er hatte keine Zeit diesen wieder aufzuheben. Zeit sich zu wundern, warum keiner der Mitarbeiter etwas zu seinem rüpelhaften Verhalten sagte, hatte er auch nicht. Würde er später machen. „Wir kannst du nur!", schrie er, als er die Tür zu dem Büro seines Vaters aufriss. Große Augen schauten ihn an. Die von seinem Vater und die eines sehr wichtigen Kundens, wer genau das war wusste Namjoon nicht, nur das er wichtig war. Aber auch das war ihm egal.
Tobend vor Wut, die jetzt noch einmal heftiger in ihm auf brauste, schlug er seine Hände auf den Tisch seines Vaters und beugte sich ein Stück zu ihm runter. „Wie kannst du Mama einfach verschweigen, dass ich entführt wurde?!", sagte er nun diesmal wieder gefasster. „Kim Namjoon!", donnerte sein Vater, doch genannter ließ sich nicht irritieren. „Du hast ihr einfach verschwiegen, dass ich weg war!" „Namjoon!", knurrte sein Vater ihn nun an. In jeder Situation hätte Namjoon früher den Schwanz eingezogen. Nur jetzt nicht mehr. Diesen Namjoon gab es nicht mehr. Er hatte selbstständiges Denken gelernt. Nun gut, er war dabei es zu lernen, aber er hatte verstanden das das wichtig war.
„Nein.", schnurrte Namjoon kalt und bestimmt und hätte innerlich darüber lachen können, dass er gerade JK und J-Hope sehr ähnlich klang. An Suga kam er aber nicht heran. Er beugte sich nun noch einen bisschen vor, als sein Vater hinter seinem Stuhl aufsprang. Namjoon musste sich zurück lehnen, verschränkte aber seine Arme. Er öffnete gerade wieder seinen Mund als der Kunde sich einmischte, in dem er sich räusperte. „Ich denke ich warte einfach mal draußen. Klären Sie das. Ich habe heute zum Glück viel Zeit. " Kaum das der Kunde den Platz verlassen hatte und sanft die Tür hinter sich schloss brach sein Vater auch schon los. Namjoon aber hörte kaum zu. Noch nie war er von seinem Vater so angeschrien worden, aber das war ihm gerade egal. Denn jetzt zählte etwas völlig anderes und das waren die Fragen die ihn Beschäftigten.
Irgendwann unterbrach Namjoon seinem Vater einfach und viel diesen mitten ins Wort. Die Schimpftirade die Namjoon nun auf seinen Vater los ließ und die ganzen Kraftausdrücke, die er verwendete, hatte er alle von JK, welcher gerne so herum fluchte, wenn er mal wieder auf Cheater traf. Zum ersten mal in seinem Leben verwendete er überhaupt solche Ausdrücke. Der Platinblonden sah, dass sein Vater wütend war. Sehr wütend sogar. Doch das hielt Namjoon nicht davon ab ihm das an den Kopf zu werfen, was ihn durch den Kopf ging. Er stellte alle Fragen die ihn beschäftigten. Ließ alles los, was ihm jetzt nicht mehr passte.
Es war das erste mal in Namjoon Leben das er einen richtigen Streit hatte.
Es sollte nicht das letzte mal sein.
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