18
Yoongi schaffte es nicht mehr rechtzeitig ins Gebäude, dafür schaffte er es rechtzeitig alles abzusichern. Gut Jungkook hatte die eine Hälfte gemacht, allerdings musste er auch noch losfahren, bevor das Unwetter über ihnen war. Es war gut das Jin eine Unterkunft gefunden hatte, denn Yoongi hätte nicht gewollt das Hoseok bei dem Wetter mit dem Fahrrad vom Nachbardorf her fuhr. Sein bester fuhr häufig mit dem Fahrrad und dem Bus, welcher im Nachbardorf hielt zur Arbeit, zumindest wenn er voraussichtlich nicht nachts arbeiten musste.
Das die Bleiben die Jin organisierte, meistens einen kleinen Haken hatten, kannten sie schon. Weswegen es auch nicht verwunderlich war, dass Derjenige eine Gegenleistung haben wollte. Da es sich um etwas Elektronisches handelte, war Jungkook dessen Mann. Aber nicht nur deswegen war der jüngere jetzt noch losgefahren, sondern auch, weil die beiden Brüder ein Gewitter besser überstanden wenn sie zusammen waren. Ansonsten waren sie unausstehlich wegen ihren Sorgen dem anderen gegenüber. Zusätzlich war der Sturm in der Stadt nie so heftig, wie er es hier war.
Hier fiel der Strom eigentlich immer bei einem Unwetter aus, weswegen der Bauer zu seiner Zeit sogar eine Notstromversorgung nur für den Kühlschrank eingestellt hatte. Darum war Yoongi sehr froh. Wenigstens mussten die sich so um dieses Gerät und um ihre Lebensmittel keine Sorgen machen. Der Wind pfiff laut und eindringlich, so als habe er etwas ganz wichtiges zu sagen und der Donner war nun sehr Laut und nah. Das es aus Eimern schüttete brauchte Yoongi gar nicht zu erwähnen.
Seine Haare und seine Klamotten trieften, topften alles voll, weswegen er den schnellsten Weg, nachdem er seine durchnässten Schuhe abgestellt hatte, ins Bad lief. Dort schaltete er erst Licht an, denn es war schon ziemlich Dunkel geworden, obwohl sie gerade erst Nachmittag hatten. Dann stellte er dir Dusche auf warm und entledigte sich seinen nassen Kleidern. Dass er keine frischen Klamotten mitgenommen hatte, war ihm gerade ziemlich egal. Er wollte nicht mehr Putzen müssen, wäre er erst noch hoch gegangen und hätte Kleidung aus seinem Zimmer geholt.
Nachdem er sich eingeschäumt hatte und gerade sein Shampoo auswaschen wollte, flackerte das Licht und erlosch. Prima, dachte er bei sich. Könnte nicht besser laufen. Ein Glück kannte er die Zimmer wie seine Westentasche. Ruhig duschte er zu Ende und griff nachdem er sich abgetrocknet hatte, nach dem rosaroten Bademantel den Jin irgendwann mal hier deponiert hatte. Nicht mal im Traum würde er daran denken, dieses Teil anzuziehen, doch gerade sah ihn ja eh niemand und es war ziemlich weich. Dann verließ er das Bad. Überrascht schaute er aber auf eine Gestalt die sich an die Tür drückte, aber ebenso hervor lunzte. „Das Licht ist einfach ausgegangen." „Passiert oft. Ist im ganzen Dorf so."
„Und jetzt? Habt ihr Kerzen oder so?" Wie war das mit, er kannte das Haus wie seine Westentasche? Wo die Kerzen waren, dass wusste Yoongi nicht. Diese hatte immer Hoseok geholt. Aber wenn er so überlegte, er ging mit Kerzen eigentlich nur ein Risiko ein, dass Namjoon sein Gesicht sehen konnte. Also schüttelte er den Kopf. „Ich gehe mir etwas anziehen. Wir müssen den Sturm abwarten.", erklärte er dann und war schon ein paar Schritte gelaufen, als Namjoon ihm am Ärmel festhielt. „Kommst du wieder?" Es war Angst die aus der Stimme des Platinblonden sprach. Wieder nickte Yoongi nur. „Warte in deinem Zimmer einfach auf mich."
Oben zog der Braunhaarige sich bequeme Sachen an, bevor er wieder hinunter tuckerte. Allerdings machte er in der Küche einen Halt. Jetzt da es eh fast Stock Dunkel war, war es auch egal ob er eine Maske trug oder nicht, weswegen er die Kekse aus dem Schrank holte und dann in den Kühlschrank griff. Froh dass durch diesen ein wenig Licht in der Küche herrschte goss er die kalte Milch in zwei Gläser und beeilte sich damit den Kakao noch dazu zu rühren. Stürme, bei denen der Strom ausfiel, war die einzige Zeit in denen sie kalten Kakao tranken. Warum also sollte er diese Tradition nicht mit Namjoon weiterführen, nur weil die anderen nicht da waren?
Nichts hielt ihn davon ab. Also klemmte er sich die Keksdose untern Arm und griff nach den zwei Gläsern. Es war nicht einfach so bepackt die Zimmertür von Namjoon zu öffnen, doch er schaffte es, stellte sein Glas auf dem Tisch ab, legte die Kekse daneben und drücke Namjoon sein Glas in die Hand. „Danke.", sagte er überrascht. Yoongi nickte das nur ab. Plötzlich erhellte ein Blitz den Raum, das Licht viel nur durch die Ritzen des Fensterladens, doch es gab dem Ganzen einen unheimlichen Touch. Nur ein paar Sekunden später folgte der grollende Donner. Yoongi sah wie Namjoon zusammen zuckte. Der Jüngere hatte wohl bisher wirklich noch nie die Heftigkeit mancher Unwetter mitbekommen. „Keine Sorge, morgen wird der Strom wieder da sein. War bisher immer so.", meinte Yoongi und setzte sich zu Namjoon auf dessen Bett.
„Es ist immer so heftig hier, wir überleben das.", startete der Braunhaarige einen Zweiten Versuch den anderen zu beruhigen. „Immer?", fragte der Platinblonde und schaute beunruhigt zum Fenster. „Ja. Und wenn der Strom ausfällt so wie jetzt, dann setzten wir uns alle ins Wohnzimmer, trinken Kakao und erzählen uns Geschichten." Yoongi spürte wie Namjoon zitterte, aber an der Kälte konnte es nicht wirklich liegen, denn der Jüngere hatte die Decke schon um sich geschlungen. „Manchmal sitzen wir aber auch einfach nur zusammen, halten uns warm und warten darauf, dass es endet." „Das klingt schön.", meinte Namjoon und dessen Zittern ließ tatsächlich ein wenig nach. Yoongi nahm einen Schluck seines Kakaos und öffnete die Keksdose.
Der Platinblonde knabberte nachdenklich an einem, nachdem er sich einen Keks genommen hatte und blickte weiter zum Fenster. Das Unwetter war nun fast über ihnen, der Wind war noch lauter und bedrohlicher geworden und der Donner krackte ohrenbetäubend. „Soll ich dir vielleicht eine Geschichte erzählen?" Yoongi spürte wie er angeschaut wurde, wie Namjoons Aufmerksamkeit auf ihn lag. „Gerne." Die Stimme zitterte, zeigte das Unwohlgefühl und das Unbehagen, dass er verspürte. Yoongi seufzte, er hatte dem Jüngeren schon so viele traurige Geschichten erzählt, da würde eine mehr auch nicht schaden, denn für fröhliche Geschichten war Yoongi definitiv nicht zuständig. Da musste man eher Hoseok fragen und wenn man abgefahrene hören wollte Jungkook, für weltliche und witzige Geschichten war Jin zuständig. Nun gut, musste Namjoon jetzt eben damit Leben.
„Vor gar nicht allzu langer Zeit gebar ein Paar ein Kind, doch sie waren zu überfordert, wollten es eigentlich nicht, wollten sich viel mehr auf ihre Karriere und Geld fokussieren. Also suchten sie jemanden der ihr Kind aufziehen würde. Sie fanden einen Obdachlosen, sie versprachen ihm ein Heim im Gegenzug, dass er ihr Kind aufzog. Sie setzten ihn keine Bedingungen wie er es machte, ob das Kind gesund bleiben musste oder ähnliches. Sie wollten nur dessen Noten dann sehen wenn es später zur Schule ging." Kurz stoppte Yoongi und sammelte sich. „Der Obdachlose zog in einem Heim, was man nicht so nennen konnte, sondern eher ein Dach über dem Kopf mit fließendem Wasser das Kind auf. Er verdiente kaum Geld und musste sich wie in der Zeit vorm Heim über Wasser halten in dem er stahl. Er war ein herzensguter Mensch, der das Wohl anderer vor seines Stellte, weswegen er einen Teil des mickrigen Gehalts an seine ebenso Bedürftigen Freunde abgab, an die Menschen, die Hilfe brauchten."
„Das Kind erzog er danach, begann ihm zu lehren wie man überlebte, wie man stahl und wie man half. Noch bevor das Kind in die Schule kam, war es ein exzellenter Taschendieb, einfach, weil es musste. Seine Noten waren gut und die wahren Eltern, die immer reicher wurden, verloren gänzlich das Interesse an dem Kind. Sie hörten auf die Wohnung zu bezahlen. Der Obdachlose begann sich ganz auszugeben, arbeitete Tag und Nacht, nur damit das Kind nicht noch mehr stehlen musst, als es eh schon tat." Wieder stoppte Yoongi, spürte den neugierigen, gefesselten Blick von Namjoon, der tatsächlich das tobende Unwetter nicht mehr so extrem wahrzunehmen schien. „Dann kam ein Winter der war sehr hart und kalt. Das Kind überlebte, der Obdachlose erfror. Er hatte all seine Wärme dem Kind geschenkt, das er als seines Liebte. Es dauerte nicht lange, da wurde das Kind aus dem Haus verscheucht und musste schauen wie es allein überlebte."
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