11
Den Rest des Tages war nicht wirklich etwas passiert. Es war nun Abend. Die Sonne war am Untergehen. Raus hatte sich Namjoon nicht mehr getraut, gut einmal hatte er auf Toilette gemusst, aber da hatte er vorher dreimal kontrolliert ob JK da war oder nicht. Begegnet war er keinem. Darum war er sehr froh. Irgendwie zumindest.
Sehr lange war er noch bei dem Bild geblieben. Bei dem Wort das ihm bei dem wunderschönen Anblick ereilt hatte. Freiheit. Die ganze Zeit hatte Namjoon darüber nachgedacht. War er frei? Waren die drei frei? Wer war freier? Was war überhaupt Freiheit? Irgendwie war Namjoon zu dem Schluss gekommen dass er durch das Geld bestimmt mehr Freiheit hatte in dem was er sich leisten konnte, jedoch die drei mehr Freiheit hatten in dem was sie taten.
Zumindest was kostenlose Dinge anbelangte, aber gab es denn wirklich so viele kostenlose Dinge? Irgendwann hatte Namjoon das Denken eingestellt. Sein Kopf hatte begonnen zu brummen, als er immer wieder seine eigenen Überlegungen über den Haufen warf und neue Thesen aufstellte. Für und wider einfach zunahm und zu jedem guten Argument ein Gegenargument kam das genauso gut war. Also ließ er es lieber sein, bevor es noch in wirkliche Kopfschmerzen um schwang.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Es war J-Hope der eintrat. Seine Haare waren nass und zeigten dass er sich geduscht hatte. „Als ich gerade unterm Wasser stand kam es mir, dass du auch gehen solltest. Deine Kleidung ist ja auch noch dieselbe.", J-Hopes Stimme war fröhlich, doch auch auf eine Art erschöpft die zeigte, dass er einen harten Tag gehabt hatte. Langsam nickte Namjoon bestätigend. Eine erfrischende Dusche wäre vielleicht nicht so schlecht.
„Suga wird dich begleiten. Er wird gut auf dich aufpassen. Ich bring dir noch gleich noch deine Kleidung, dann aber gehe ich pennen." Er streckte sich einmal ausgiebig, bevor er wieder aus dem Zimmer verschwand. Hatte Namjoon das jetzt richtig verstanden? Suga würde mit ihm duschen gehen? Und der würde währenddessen auf ihn aufpassen?
Doch wirklich Zeit nachzudenken hatte er nicht, denn J-Hope trat nur wenige Augenblicke später wieder in sein Zimmer mit einem Stapel Klamotten in der Hand. Dieser wurde Namjoon in dessen Hände gedrückt. Dann zog er den überrumpelten ins Nebenzimmer. Im Bad saß tatsächlich schon Suga, der das Werkzeug für die Fessel in der Hand hielt. Tatsächlich schob J-Hope ihn nur in dem Raum und verabschiedet sich dann ins Bett. Suga griff wortlos nach der Fessel und öffnete sie.
Namjoon war wirklich überrascht, denn es sah mega einfach aus wie der Braunhaarige die Fessel öffnete. Doch trotzdem fühlte es sich sehr seltsam an, den anderen so vor sich knien zu haben. Namjoon spürte wie ihm das Blut langsam in den Kopf schoss. Irgendwie fühlte sich das falsch an. Dann aber stand Suga wieder auf und der Moment war vorbei. Jetzt könnte er Flüchten. Dieser Gedanke kam ihm sofort, doch er würde es nicht tun. Die Angst das J-Hope oder JK ihre Drohungen wahr machten, ließen Namjoon brav stehen bleiben.
„Was stehst du jetzt noch rum? Da ist die Dusche, da ist ein Handtuch und frische Klamotten hast du in der Hand. Also beweg dich. Ich hab nicht ewig Zeit.", sagte Suga schroff und deutete auf besagte Gegenstände. Ein wenig verwirrt folgte Namjoon Sugas Hand und legte vorsichtig die Klamotten neben das Handtuch. Er war etwas überfordert, denn Suga setzte sich einfach bequemlich auf die Toilette nieder, schob mit dem einen Fuß die Fessel vor die Tür und schloss mit der anderen diese zu. Dann machte es klick. Namjoon schluckte. Er war jetzt mit Suga in dem Raum eingeschlossen.
„Ich sagte, ich hab nicht ewig Zeit!" Der Ältere knurrte nun schon fast. Sollte sich Namjoon jetzt wirklich vor ihm ausziehen? Und hier duschen während er da war? Zögerlich, Suga dabei gut im Blick, zog sich Namjoon sein Oberteil über den Kopf. Der andere schnaubte leise, es klang schon fast belustigt. „Wenn du dich nicht selbst schleunigst duschst, tue ich das." Es klang eindeutig wie eine Drohung, irgendwie zumindest, denn Sugas Stimme hatte einen Unterton den Namjoon nicht zuordnen konnte. Er bekam es irgendwie mit der Angst zu tun.
Schnell trat er hinter die Dusch-Tür, froh dass diese aus Milchglas bestand, zog sich da aus, schmiss seine Kleidung raus und drehte den Wasserhahn auf. Unmännlich quietschte er auf, als kaltes Wasser auf ihn niederprasselte. Wenn er sich nicht irrte hörte er Suga sogar ein wenig lachen, doch durch das Plätschern des Wassers war er sich da nicht sicher. Zu seinem Glück dauerte es nicht ganz so lange bis es warm prasselte und er sich genießend darunter stellte. Für einen Moment konnte er auch ganz vergessen, dass er nicht allein im Raum war.
Allerdings dauerte der nicht lange an und der Platinblonde beeilte sich, das Shampoo und das Duschgel zu verwenden. Er griff einfach nach dem was er am attraktivsten vom Geruch her fand, sodass er ein Kokos-Shampoo und ein Vanille-Kokos-Duschgel verwendete. Sonst hatte er eine seltsame Pflanze, die schon komisch hieß, etwas, was grauenhaft chemisch roch, irgendetwas mit Orange, bei dem er nicht entziffern konnte worum es sich hierbei handelte und eine Hand voll verschiedener Proben zur Auswahl gehabt. Da war ihm die Kokoskombi irgendwie am liebsten gewesen, wenn auch beides davon sehr teuer aussah und wenn er sich recht erinnerte sogar von einer der teuren Marke stammte, die sein Vater immer verwendete. Namjoon selbst war die Marke egal, solange es seine Haut nicht beschädigte und gut roch.
Nachdem er das Wasser wieder ausgeschaltet hatte, warf er nur einen kurzen Blick auf Suga, während er nach dem bereit gelegtem Handtuch griff. Dieses war rau und nicht so weich wie Namjoon es gewohnt war, doch trotzdem hatte ihm diese Dusche erfrischt. „Du brauchst dich nicht verstecken, ne.", meinte Suga plötzlich und Namjoon zuckte zusammen. „Du brauchst dich auch nicht zu schämen, ich schau nichts weg." Der andere klang nicht mehr so genervt oder böse, er klang eher amüsiert darüber, dass es Namjoon peinlich war. Und ja, Namjoon war es peinlich. Bisher war er vor keinem anderen Nackt gewesen, als kleines Kind vielleicht, aber auch diese Zeit ist längst vorbei.
Es fühlte sich irgendwie ganz seltsam an, dass Suga so gar kein Problem damit zu haben schien und wenn Namjoon das sich so überlegte, dann war J-Hope wohl ähnlich. Trotz dessen war es Namjoon lieber noch in der Dusche sich die Unterhose überzuziehen und erst dann vorsichtig hinaus zu treten und sich schleunigst anzuziehen. Jetzt konnte er sogar wirklich vernehmen wie Suga leise lachte. Und es jagte Namjoon einen Schauer über den Rücken. Es klang schön. Es war rau und dunkel, aber es klang schön. Verwirrt von sich selbst stand Namjoon also ein paar Sekunden nutzlos im Raum herum, bevor ein Klicken ihn wieder aufschrecken ließ.
Suga hatte das Bad aufgeschlossen, doch anders als erwartet öffnete er nicht die Tür, sondern trat näher zu Namjoon, angelte ein Handtuch hinter diesem aus dem kleinen Schrank und legte es Namjoon über den Kopf. Dann rubbelte er sanfter, als Namjoon es erwartet hatte dessen Haare trocken. „Du tropfst alles nass.", kommentierte Suga leise. Es war ganz anders. Nein, Suga war ganz anders. Er war ganz sanft, vorsichtig und Namjoon konnte es nicht anders betiteln, niedlich mit seiner Fürsorglichkeit, die so plötzlich auftrat.
Doch auch der Moment war so plötzlich vergangen wie er gekommen war, wahrscheinlich weil Suga selbst bemerkt hatte, was er tat. Und während also Namjoon nach dem Handtuch griff und den Rest seiner Haare trocknete, öffnete der Dunkelhaarige die Tür und befestigte die Fessel wieder an Namjoons Fuß. Stumm verließ Suga danach das Bad. Langsam folgte ihm Namjoon, nicht sicher was er jetzt tun sollte. Vor allem aber hatte er Hunger. Zum Mittag war niemand bei ihm vorbei gekommen, doch jetzt am Abend hatte er definitiv Hunger. Also fragte er einfach zögerlich Suga.
„Könnte ich etwas zu Essen haben?" Der Dunkelhaarige drehte nachdem Namjoon die Frage stellte in die Küche ab und schien seine Frage somit zu beantworten. Auf dem Küchentisch sah Namjoon sogar ein paar Bücher liegen und erkannte darunter eines über Astro-Physik, eines über Astrologie und eines über Sternenkonstellationen. Ob das die Bücher aus der Bibliothek waren? Vorsichtig setzte sich Namjoon an den Tisch und beobachtete Suga dabei wie er in einem Topf etwas erwärmte.
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