...Wahrheit...

***Austin***

Biologie Saal
5.August - 14.10 Uhr

Liz kommt gerade ins Klassenzimmer und lässt sich auf ihren Platz neben mich fallen. Sie grüßt mich vorsichtig. „Hey Austin." - „Liz." Ich nicke nur kurz, mehr habe ich nicht zu sagen. Das ist nicht ganz richtig. Ich hätte ihr eine Menge zu sagen, aber ich habe nicht das Recht ihr eine Predigt zu halten. Allerdings ist sie der Grund, wieso mir Mason seit Tagen auf die Nerven geht. Seit wir in Billys Bar waren, haben Liz und ich nicht mehr miteinander gesprochen. Ich weiß auch nicht, was passiert ist, weshalb sie jetzt wieder Dans Freundin ist. Aber streng genommen, geht es mich auch nichts an. Mason hat mir alles erzählt: dass sie bei ihm übernachtet hat, dass sie mit ihm schlafen wollte und dass er es nicht konnte. Und nur zwei Tage später, sehen wir sie Hand in Hand mit Dan. Ich checks nicht. Sie hatte ihn abserviert und war ziemlich cool dabei und jetzt läuft sie ihm wieder nach wie ein Hündchen. Obwohl Dan sie betrogen hat, noch dazu vor ihren Augen. Und Mason ist fertig deswegen. Ich sehe Liz dabei zu, wie sie auf ihrem Block malt, bis ich meine Klappe doch nicht mehr halten kann. „also, du und Dan seid wieder zusammen?" Sie strahlt übers ganze Gesicht und es wirkt so zufrieden, dass ich schwer sauer sein kann. „Wir haben uns vertragen und er hat mir alles verziehen." Hä? Er hat ihr verziehen? Er ist doch fremd gegangen. Oder hat sie ihm erzählt, dass sie mit meinem Kumpel schlafen wollte. Ich kapiere gar nichts. „Was meinst du? Wegen dir und Mason?" Sie überlegt und ich habe kurz das Gefühl, dass wir uns jetzt beide nicht mehr ganz folgen können. „Wie, mit Mason? Da war doch gar nichts. Nein. Dan hat mir verziehen, dass ich Schluss gemacht habe und jetzt ist wieder alles total schön." Ich hoffe, dass ich mich verhört habe. „Liz? Er hat dich betrogen, das weißt du schon. Oder?" Sie lächelt. „Er hat die Andere nur geküsst, weil ich ihm nicht gegeben habe, was er wirklich braucht. Du weißt doch, wie das ist." Entschuldigung!? Wird Liz hier gerade persönlich? „Wenn du meinst." Sie legt ihre Hand auf meine Schulter. „Sorry Austin, so war das nicht gemeint. Ich wollte damit nur sagen, dass ihr Männer doch alle Sex braucht. Und ich bin bereit, jetzt erwachsen zu sein und Dans Freundin zu sein." Ihre Naivität ist schon etwas schmerzhaft. Wie kann sie so etwas denken? Während der Stunde kreisen meine Gedanken. Hat Dan sie so manipuliert? Und wenn nicht, wie kommt sie darauf? Ist das Unsicherheit? Mein Kopf raucht und es hat ausnahmsweise mal nichts mit dem Unterricht zu tun.

Als die Stunde zu Ende ist, packen wir unsere Sachen ein. Liz hält mich zurück, als ich gerade gehen will, indem sie meine Schulter berührt. „Hey Austin, es tut mir leid, dass ich seit dem Abend nicht mehr mit euch gesprochen habe. Ich hatte viel um die Ohren, aber ich würde es gerne wieder gut machen. Vielleicht möchtet ihr, also Mason, Miles, Keith und du, etwas mit mir unternehmen?" Ich überlege kurz. Irgendwer muss ihr helfen von Dan loszukommen. Oder sie wenigstens vor ihm beschützen. „Ich rede mal mit den Anderen und sag dir dann Bescheid." Sie schaut mich traurig an. „Okay, tut mir wirklich leid." Ich stehe auf und mache mich auf den Weg zum Training.

Dort angekommen, sage ich erstmal nichts. Ich weiß selber nicht, was ich davon halten soll. Trotzdem merken meine Freunde, dass etwas nicht stimmt, als wir nach dem Training in der Umkleidekabine sind.

***Keith***

Umkleidekabine
5.August - 16.45 Uhr

Sehr merkwürdig. Ich habe das Gefühl, dass sich Austin komisch verhält. Das ist ein ziemliches Wunder, weil eigentlich Mason derjenige ist, der zurzeit neben der Spur ist. Es hat ihn getroffen, dass Liz und Dan wieder ein Paar sind. Er hat mir alles erzählt und macht sich Vorwürfe, weil er sie abgelehnt hat. Ich bin der Meinung, dass er das Richtige getan hat. Die ganze Geschichte mit Liz ist einfach nur verrückt. Wir ziehen uns gerade um. Das Training war wieder ziemlich hart. Mason wirkt total demotiviert, als er sich seine Schuhe anzieht. Ich kann es kaum mit ansehen. „War echt krass, was du da heute auf dem Feld gezeigt hast." Er rollt mit den Augen und Miles schlägt ihm anerkennend auf den Rücken. „Stimmt, Stress mit Frauen ist prima für den Ehrgeiz beim Sport." Austin zischt genervt. „Sei doch still, was verstehst du schon von Frauen?" Miles grinst schmutzig. „Nicht so viel wie du, nehme ich an." Ich schaue zu den beiden. Wieso ist Austin heute so? „alles klar bei dir?" Er zieht unwissend seine Schultern nach oben. „Keine Ahnung. Ich mache mir Gedanken über etwas. Aber ich komme zu keinem Ergebnis." Mason sieht ihn fragend an. „Was ist denn los?"
Austin beginnt nervös auf und ab zu laufen. „Würdet ihr sagen, dass ich Frauen schlecht behandle? Ihr wisst schon, wegen dem ganzen Sex und dem alles so locker nehmen." Miles Grinsen lässt nach, als er sieht, dass Austin ernsthaft bedrückt ist. Ich denke nach, klar ist er ein Aufreißer, aber das hat ihn doch nie gestört. „Wie kommst du darauf?" Austins Blick wandert zu Mason. „Naja, ich hab vorhin mit Liz geredet." Mason sieht ihn fragend an. „Was hat dein Verhalten mit ihr zu tun?" Die Frage klingt bedrohlich. „Nichts. Sie hat mir nur erzählt, weshalb sie wieder mit Dan zusammen ist und ich habe mich gefragt, ob ich auch so zu Frauen bin und sie so kaputt mache." Dann beginnt er uns alles zu erzählen, was er weiß. Er redet darüber, dass Dan Liz verziehen hat und nicht wie es eigentlich war und was sie darüber denkt. Und er erzählt davon, dass sie sich an allem die Schuld gibt und wie naiv und kaputt sie auf ihn gewirkt hat. Irgendwann unterbreche ich ihn, weil es mich verrückt macht diesen Mist zu hören und weil ich sehe, wie Mason gerade leidet. „Austin, du bist nicht so ein mieser Kerl. Du würdest niemals eine Frau so manipulieren oder ihr eine Beziehung vorspielen. Du bist unter deiner, zugegeben manchmal etwas ekligen Schale, ein lieber und guter Mensch." Mason ballt die Fäuste. „Ich hasse ihn. Und ich hasse mich, weil ich nichts verhindert habe." Miles sieht uns fragend an. „Wie hättest du das verhindern sollen?" Mason seufzt und erzählt nun auch Miles was genau vorgefallen ist. Er wirkt dabei ziemlich verzweifelt. „Nachdem Liz sich von Dan getrennt hat, haben wir uns betrunken. Und sie wollte dass ich mit ihr schlafe, damit sie es hinter sich hat. Sie hat da schon gesagt, dass sie Schuld ist, weil sie Dan warten lassen hat. Und ich war komplett überfordert. Ich kann sie doch nicht so ausnutzen, kurz nachdem sie erst betrogen wurde. Mir kam das nicht richtig vor." - „okay, also hast du nicht mit Liz geschlafen und denkst, dass sie deshalb zu Dan zurück ist? Bist du dir denn sicher, dass Sex mit dir was geändert hätte? Du hättest mit ihr gepennt und dann wäre sie trotzdem zu ihm gegangen, weil sie ihm doch dann geben kann, was er will. Das hätte dich doch nur noch mehr getroffen" Ich bin frustriert. Das alles zu hören, hat mich ausgelaugt. Und ich will nicht wissen, wie es den anderen geht. Ich hab vorher noch nie erlebt, dass Austin eine Sinneskrise durch lebt oder sich mit seiner Moral auseinander setzt. Und Mason war sowieso schon ziemlich sensibel die letzten Tage. Umso komischer fühlt sich alles an, als wir die Umkleide verlassen und nach draußen treten, um nachhause zu gehen...

***Mason***

Southern High School
5.August - 17.02 Uhr

Ich weiß nicht, was los ist. Ich kenne Liz doch eigentlich gar nicht. Wieso kann ich nicht aufhören an sie zu denken? Sie kann nicht wissen, dass ich etwas für sie übrig habe, aber trotzdem muss sie doch verstehen, dass es so nicht geht. Sie kann nicht zu mir kommen, mit mir schlafen wollen und dann doch wieder mit ihrem Ex zusammen kommen. Und wieso habe ich nicht mit ihr geschlafen? Ich hätte ihr zeigen können, dass ein Mann eine Frau auch gut behandeln kann und es sogar muss! Ich bin wie hypnotisiert, als wir aus der Turnhalle kommen und Liz genau davor steht. Sie sieht umwerfend aus. Sie trägt enge schwarze Jeans, ein helles Top und weiße Chucks, mit denen sie jetzt nervös von einem Bein aufs andere tritt. „Hey Leute, sorry dass ich euch hier so überrumple, aber ich wollte fragen, ob wir vielleicht etwas essen gehen wollen. Also wenn ihr nichts anderes geplant habt." Keith ist der erste, der sich fängt. Er geht auf sie zu und begrüßt sie mit einer kurzen Umarmung. „schön dich zu sehen. Also ich habe nichts vor." Ihre Nervosität legt sich ein wenig und sie lächelt ihn an. Dann fällt ihr Blick auf mich. Ich bin hin- und hergerissen, freue mich aber auch sie zu sehen. „Klar, gerne." Sie strahlt und sieht dann zu Austin und Miles. Die beiden Zucken mit den Schultern und damit steht es dann fest. Wir gehen zu meinem Auto und fahren in die Stadt zu einem Burger Laden. Keith sitzt auf dem Beifahrersitz und dreht mal wieder am Radio herum, was mich heute aber nicht sehr interessiert. Miles tippt auf seinem Handy herum und Austin sieht aus dem Fenster. Liz, die in der Mitte sitzt, wirkt wieder etwas nervös. Als wir ankommen, steigen alle aus. Die Jungs gehen schon mal vor, ich schließe mein Auto ab und Liz bleibt bei mir stehen. „Tut mir leid." Ich tue, als wüsste ich nicht was sie meint. „Was meinst du?" Sie seufzt und wirkt schuldbewusst. „Ich hätte dich nicht um so etwas bitten dürfen. Und danke, dass du so verständnisvoll warst. Du hast mich echt vor einem Fehler bewahrt." Ein Fehler. Sex mit mir wäre also falsch gewesen, mit Dan zusammen zu kommen, ist aber der richtige Weg. „Schon gut" Wir laufen zu den anderen und ich habe absolut keinen Hunger, als wir uns hinsetzen.

Irgendwie ist gerade alles angespannt. Umso mehr überrollt mich Austins schonungslose Ehrlichkeit, als er Liz eine Weile nachdenklich angeschaut hat. „Du hast einen ziemlich großen blauen Fleck am Hals." Liz wird kurz blass, fängt sich aber schnell wieder. Sie berührt ihren Hals, genau an der Stelle, wo der Fleck ist. Bis eben hatte ich gar nichts gesehen, aber in meinem Kopf ist gerade auch so viel anderes los. Außerdem sieht es so aus, als wäre der Fleck eigentlich mit Schminke überdeckt gewesen. „Sieht schmerzhaft aus", meint nun auch Miles, als er sie angesehen hat. Sie lächelt. „Das ist nichts wildes. Ich bin eben tollpatschig." Keith knackt mit seinen Fingern. „Du steckst ganz schön tief drin" Ich selbst bin zu geschockt und durcheinander, um etwas zu sagen. Dan ist ein Arschloch. Plötzlich scheint sich bei Liz doch ein Schalter umzulegen. Stille Tränen laufen über ihre Wangen. „Es ist schon etwas komplizierter. Ich weiß, dass Dan nicht alles richtig macht, aber er ist der einzige, der sich für mich interessiert und nicht für Rose. Ich hatte eigentlich nie ein Problem damit in ihrem Schatten zu stehen. Sie ist eine tolle beste Freundin. Aber ich verstehe nicht, wieso sie immer alles so im Griff hat. Sie ist wunderschön, klug und beliebt. Und ich habe nie eine Chance bei einem Typen gehabt und jetzt wo ich mit Dan zusammen bin, will ich alles richtig machen. Ich hab keine Erfahrungen mit Beziehungen und ich weiß irgendwie nicht, was in Ordnung ist und was nicht." Das klingt wirklich etwas bitter. Meine Aussage besteht nur aus einem Flüstern, aber sie hört mich trotzdem. „Du bist auch wunderschön" Sie sieht mich dankbar, aber auch etwas verbittert an. „Nichts im Vergleich zu Rose." Keith verdreht die Augen. „Sieht so aus, als müsste ich dir das nochmal langsam erklären. Du musst dich mit niemandem messen und du weißt, dass etwas richtig ist, wenn es sich für dich so anfühlt. Es ist niemals in Ordnung, wenn dir jemand Gewalt antut." Liz schüttelt den Kopf. „Das tut er nicht. Ich habe mich scheiße Verhalten und jetzt sind wir wieder quitt." Austin lacht bitter. „Du hast aber nichts verkehrt gemacht! Wenn du nicht bereit dafür warst mit ihm zu schlafen, hat er nicht das Recht mit einer anderen rum zu machen." Liz schluchzt. „Aber Dan hat in der Bar gesagt, ich wäre zu alt für dieses Jungfrauen Ding. Was soll er denn sonst machen, wenn ich mich quer stelle?" Miles lacht spöttisch. „Es gibt hundert Möglichkeiten, dir keine Beziehung vorspielen
und dich nicht hintergehen. Er hätte mit dir sprechen können oder ordentlich Schluss machen, wenn ihr nicht auf demselben Level seid. Wenn ihm Sex so wichtig ist, dass er nicht auf dich warten kann, muss er sich eben trennen. Aber so eine Scheiße macht man nicht." Austin schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. „Er ist ein Penner, Liz. Ich sag's dir, wie es ist. Sex ist der Hammer, aber wenn du nicht bereit bist, dann bist du es eben nicht. Und wenn du in 10 Jahren immer noch Jungfrau sein willst, ist das deine Sache. Nichts daran ist verkehrt." Ich sehe wie Liz rot wird. „Wieso bin ich so bescheuert? Er hat mir sehr weh getan." Ihr laufen Tränen über die Wange. Ich greife nach ihrer Hand und streiche sanft darüber. In mir ist riesengroße Wut. „Also ich würde hier gerne das ganze Sexthema abschließen. Das ist dein Ding und geht uns eigentlich nichts an. Aber was ist das, was er da mit dir macht. Was ist damals mit deiner Hand passiert?" Wieder wird sie blass, aber ich lasse mich nicht abwimmeln. Keith sieht sie eindringlich an. „Ich würde auch gerne den Rest wissen. Was ist alles passiert und warum?" Sie seufzt. „an dem Abend als mich Mason gefunden hat, hatte ich einen Streit mit Dan, weil ich nicht weiter gehen wollte. Er hat mich geschubst, ich bin gegen einen Tisch gefallen und eine Vase fiel herunter. Es war also kein Unfall. Einen Tag später hat er mich ins Gesicht geschlagen und in den letzten Tagen habe ich immer wieder eine Ohrfeige bekommen, weil ich ihn so verletzt habe, als ich ihn verlassen habe." Keith macht eine auffordernde Handbewegung. „Und was ist das an deinem Hals?" Wieder berührt sie die Stelle. „Er hat mich am Hals gepackt, als er mich geküsst hat. Es war als wir uns vertragen haben." Wieder höre ich das Knacken von Keiths Fingern. „Scheiß Frauenschläger! Du musst dich trennen." - „ich kann nicht, ich liebe ihn."
Damit ist erstmal Ruhe am Tisch. Wir essen schweigend, naja mehr oder weniger essen. Ich bekomme nichts herunter.

„Hast du es hinter dich gebracht?" Mich trifft Liz' fragender Blick. Ich habe die anderen nachhause gefahren und nun bin ich mit ihr alleine im Auto. „Was meinst du?" Es ist mir unangenehm, aber ich möchte dennoch die Antwort wissen. „Hast du mit ihm geschlafen?" - „nein, ich habe das Gefühl, ich werde niemals so weit sein." Ich lächle traurig. „Beim richtigen vielleicht schon."

Mittlerweile ist Liz bei sich zuhause und ich bin ebenfalls in meinem Haus angekommen. Der Tag war anstrengend und meine Gefühlswelt ist das auch. Keith ist ziemlich sauer, überwiegend wegen Dan. Aber auch weil Liz sich nicht aus der Gefahrenzone begibt. Ich habe keine Ahnung, was wir tun können. Ich weiß nur, dass ich mir wünsche, dass sie einen besseren hat. Am besten mich.

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