..Per Anhalter..
***Liz***
Auf der Party
26.Juli - 3.22 Uhr
Der Alkohol steigt mir langsam zu Kopf, doch Dan bestellt mir immer wieder nach. Ich sage nichts dagegen, denn ich freue mich, dass er an mich denkt. Er selbst trinkt Bier und stößt ab und an mit einem Glas Schnaps mit mir an. Ich genieße seine Anwesenheit. Er ist ein toller Typ. Eine Weile stehen wir an der Bar und unterhalten uns, bis wir von einem Kerl aus dem Football Team unterbrochen werden. "Hey Dan. Ich hab über deinen Vorschlag Basketball zu spielen noch mal nachgedacht. Könntest du mit deinem Coach reden und ihn fragen, ob ich bei einem Probetraining mitmachen könnte?" Dan nickt ihm zu. "Klar, kein Problem. Gib mir deine Nummer und ich sag dir nochmal Bescheid." Dan zieht sein Handy aus der Hosentasche und gibt es ihm in die Hand. Er tippt seine Nummer ein und gibt es ihm zurück. "Mason Bicks, falls der Coach fragt. Er müsste mich kennen." Dan lacht. "Geht klar. Wir sehen uns." Mason verschwindet und Dan grinst mich breit an. "Hier ist nicht mehr viel los. Möchtest du vielleicht mit zu mir kommen, Babe?" Ich werde rot und stelle mir ein wildes Szenario vor, bei dem ich in seinem Bett liege. Ich kichere, eindeutig eine Auswirkung des Alkohols. "Klar, aber wir gehen nur soweit wie ich möchte." Er nimmt meine Hand und zieht mich nach draußen. Bei seinem Auto angekommen, hält er mir die Beifahrertür auf und ich steige ein. Auf dem Weg zu ihm reden wir nicht viel. Wir hören nur Musik, bis wir da sind. Wir steigen aus und er führt mich ins Haus. Ich war schon mal bei ihm. Trotzdem bin ich immer noch beeindruckt von seinem großen Anwesen. Seine Eltern reisen viel und sind deshalb selten zuhause. Auch jetzt sind sie nicht da. Dan zieht mich auf die Couch im Wohnzimmer und beginnt mich zu küssen. Er greift unter mein T-Shirt und ich denke wir sind an dem Punkt an dem ich stoppen sollte. Ich will mein erstes Mal nicht betrunken erleben, deshalb unterbreche ich ihn. Er sieht mich sauer an. "War es dein Plan mich heiß zu machen und dann fallen zu lassen?" Er ist mehr als sauer. Ich nehme seine Hand und sehe ihn erwartend an. Ich hoffe, dass er mich versteht. "Dan. Ich will mit dir schlafen, aber nicht wenn ich betrunken bin." Er zischt einen wütenden Laut. "Soll ich warten bis du wieder nüchtern bist oder was?" Jetzt werde ich auch ein wenig sauer. "Such dir doch eine Andere, wenn du nicht warten kannst. Ich gehe." Ich mache einen Schritt Richtung Tür und er greift brutal nach meinem Arm. Ich kann fast schon spüren, wie sich ein blauer Fleck bildet. Er zieht mich an sich ran und hebt mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen muss. "Hör mir ganz genau zu, Liz. Ich werde dich nicht einfach so gehen lassen. Du wirst wieder kommen. Morgen 18 Uhr bist du wieder da und dann machst du die Beine breit. Verstanden?" Ich nicke, eingeschüchtert durch seine Größe und Brutalität. Er drückt seine Lippen auf meine und schubst mich Richtung Ausgang. Ich falle gegen einen kleinen Tisch im Flur. Eine Vase fällt herunter und zerbricht. Die Scherben bohren sich in meine Hand. Ich stehe auf, greife nach meiner Jeansjacke, die ich letztens hier vergessen habe und verschwinde durch die Tür. Ich muss hier weg. Wie kann er mir das antun? Wir lieben uns doch. Ich bin mir sicher, wenn ich morgen hier her komme, wird alles wie immer sein und er nimmt mir meine Unschuld mit Liebe. Ich glaube nicht, dass Dan so bösartig ist. Das kann nur am Alkohol liegen. Ich laufe eine lange, normalerweise viel befahrene, Straße entlang. Doch im Moment kommt mir niemand entgegen. Mir laufen Tränen über die Wangen. Das muss an den Scherben in meiner Hand liegen, die ich jetzt langsam raus ziehe. Aber das war nur ein Unfall.
***Mason***
In meinem Auto
26.Juli - 4.13 Uhr
Ich fahre die West Street entlang, weil gerade überall Umleitungen sind. Ich bin ziemlich genervt. Der Abend lief nicht wie geplant und jetzt brauche ich auch noch eine halbe Stunde länger um nach Hause zu kommen. Mit Ashley lief heute nichts mehr. Nachdem sie uns Getränke geholt hat ist sie den ganzen Abend nicht mehr bei uns aufgetaucht. Das ist schon ziemlich merkwürdig für sie. Normalerweise hängt sie ständig an mir. Ich hätte mir ein anderes Mädchen suchen können, aber irgendwie war mir das zu aufwändig. Austin hat Annie gefunden und ist dann mit ihr verschwunden. Er hatte es wie immer nicht schwer sie rumzubekommen. Miles und Keith sind zu einer anderen Party mitgenommen wurden. Sie haben mich gefragt, ob ich mit möchte, aber ich habe abgelehnt. Ich hatte gerade vorher etwas getrunken und wollte deshalb nicht fahren. Eigenlich war ich nur solange da um das Bier aus meinem Körper abzubauen, das ich am Anfang mit Dan getrunken habe. Ich trinke selten und schon gar nicht, wenn ich mit meinem Auto da bin. Also habe ich bis vorhin mit einigen Bekannten geredet. Es war ein ziemlich blöder Abend, aber irgendwer musste ja meine drei engsten Freunde zur Party bringen. Miles hat nämlich noch keinen Führerschein, Keiths Auto ist in der Werkstatt und Austin hat noch circa 3 Wochen Fahrverbot, weil er bekifft am Steuer erwischt wurde. Tja, das sind meine Freunde.
Was ist das für eine endlos lange Straße? Ich fahre schon seit einer gefühlten Ewigkeit nur gerade aus. Ich weiß, dass ich in einer guten Gegend bin, denn die Häuser hier sehen ziemlich bonzenmäßig aus. Ich zucke kurz erschrocken zusammen, als ich etwa eine Meile in der Ferne eine kleine Gestalt sehe. Je näher ich komme, desto klarer sehe ich die Umrisse. Es ist ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter. Ich hupe kurz und bleibe dann neben ihr stehen. Ich fahre das Beifahrerfenster herunter und werde von verweinten blauen Augen angesehen. Ich weiß nicht, wieso ich angehalten habe. Ihre Schultern waren eingezogen und sie sah aus, als wäre sie irgendwie hilflos. Ich glaube, sie tat mir Leid. "Hey, wo musst du denn hin?" Sie sieht mich überrascht an. "Eh, Parker Street, aber ich fahre nicht per Anhalter." Parker Street? Da ist sie noch mindestens zwei Stunden unterwegs. "Steig schon ein. Ich verspreche, dass ich kein Serienkiller bin." Sie lacht. "Sagen das die Killer in Filmen nicht auch immer?" Ich grinse. "Eigentlich nicht, das würde sie doch sofort als Killer entlarven, oder?" Wieder lächelt sie. Das steht ihr gut. "Nein danke. Ich möchte dir nicht die Sitze ruinieren." Ich beuge mich etwas vor und mustere sie von oben bis unten. Sie trägt eine schwarze Jeans und eine Jacke aus einem blauen Jeansstoff. Ihre blonden Haare sind zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Sie ist höchstens 1,70 m groß. Erst bei genauerem Hinsehen bemerke ich, dass ihre Hand verletzt ist. Sie blutet. Ach das meinte sie. "Kein Problem. Autos kann man waschen. Steig schon ein." Sie sieht auf ihre Hand. Dann öffnet sie die Tür mit ihrer gesunden Hand und lässt sich auf meinen Beifahrersitz fallen. "Was hast du denn mit der Hand gemacht?" Sie gähnt und wirkt ziemlich müde. "War ein Unfall. Ich muss zuhause nur einen Verband drum machen." Ich nicke und starte den Motor. Eine Weile schweigen wir, bis sie die Stille bricht. "Hey, wer sagt eigentlich, dass ich kein Killer bin?" Ich lache und konzentriere mich auf die Straße. "Killer fahren nicht per Anhalter." Sie lächelt. "Also haben wir jetzt geklärt, dass wir beide keine Killer sind. Ich bin Liz." Ihr Humor ist süß. "Mason." Sie nickt, nur um mir verstehen zu geben, dass sie mich gehört hat. "Sag mal, Liz," ihren Namen auszusprechen löst ein Kribbeln auf meiner Haut aus, "darf man fragen woher du gerade kommst?" Sie seufzt. "Ich war bei meinem Freund, aber wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit. Also bin ich gegangen." Ich sehe mir ihre Hand an, sieht ziemlich schlimm aus. Ich fahre rechts ran und parke. Dann steige ich aus, hole den Verbandskasten aus dem Kofferraum und steige wieder ein. "Hier, ich habe einen Verbandskasten. Ich glaube wir machen dir jetzt einen Druckverband, bevor du noch verblutest." Sie nickt müde und zeigt mir ihre Hand. In ihrer Haut stecken überall kleine weiße Scherben. Ich ziehe sie vorsichtig raus. Ihre Hand ist ziemlich kalt. Während ich die Scherben entferne, unterhalten wir uns. "Jetzt mal ehrlich, wie kommen die Scherben in deine Hand? Hast du was zerschlagen bei eurem Streit?" Sie schüttelt den Kopf. "Du wirst lachen. Ich bin unglaublich ungeschickt. Ich bin über irgendwas gestolpert, gegen einen Tisch gefallen und dabei ist eine Vase herunter gefallen. Sie ist direkt auf meiner Hand zersplittert." Ich lache tatsächlich. "Tollpatschigkeit ist echt niedlich. Wieso hat dir dein Freund nicht geholfen?" Sie zuckt die Schultern. "Ich bin einfach gegangen. Danke übrigens, dass du mir hilfst." - "Kein Problem." Als ich alle Scherben entfernt habe, tupfe ich die Wunden zum desinfizieren mit Alkohol ab. Dann lege ich ihr einen Verband an. Damit es hält, klebe ich ein Pflaster auf die Enden der Mullbinde. Dann werfe ich den Verbandskasten auf den Rücksitz und starte das Auto erneut. "Wo wohnst du genau?" Sie lächelt. "Parker Street 12a. Es ist ein kleines Haus gegenüber des einzigen Plattenladens in der Stadt." Ich kenne den Plattenladen. Meine Mutter hat einen Plattenspieler und war schon oft mit mir dort. "Geht klar. Ich setz dich dort ab." In diesem Moment biege ich in die Parker Street ein. Ich muss nicht weit fahren und schon bin ich dort. Ich stelle das Auto ab und sehe sie noch einmal an. Sie legt die Hand auf den Türgriff. "Danke fürs mitnehmen, Mason. Ich bin dir was schuldig." Ich verabschiede mich und sie steigt aus und geht in das Haus. Ich sehe ihr kurz nach und drücke dann aufs Gaspedal. Jetzt will ich auch endlich nach Hause.
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