12 / Ziegen

“Hey, Paris”, rief eine Stimme. Verwirrt drehte ich mich vor dem Eingang der Uni um die Achse, bis ich eine mit der Hand wedelnde Emma fand, die mit Adam neben den Fahrradparkplätzen stand.

Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, da Emma immer wieder mit ihrer positiven Austrahlung und stets mit ihrem süßen Optimismus mein Morgen versüßt. Wie konnte sie bloß nur so fröhlich und motiviert am Morgen sein?

“Hey, Em. Hey, Adam”, begrüßte  ich sie zurück, als ich bei ihnen angekommen war. Sofort schloss mich Emma in eine stürmische Umarmung, die mich zu sehr an die Zeiten mit Ally erinnerten, weil sie genauso hyperaktiv war. Nicht zu fassen, dass das erst mein zweiter Tag ist und ich jetzt schon Freunde gefunden hatte.

“Krieg ich denn keine Umarmung?”, schmollt Adam wie ein Kleinkind. “Nö”, sagte ich trotzig und ging mit Em in die Uni und ließ Adam mit einem geschockten - aber trotzdem leicht amüsiertem - Blick zurück.

“Das ist echt gemein von euch mich einfach alleine zu lassen. Nächstes mal nehme ich auch einfach Em und lasse dich zurück”, spielte er den Beleidigten, nachdem er uns hinterhergerannt war. Wir gingen nicht weiter darauf ein und setzen unser Weg zum Hörsaal fort.

Adam musste in die andere Richtung zu seiner Psychologie-Vorlesung, da der Hörsaal in einem anderen Trakt war. “Wir sehen uns in der Mittagspause…in der Mensa”, rief er uns noch zu, bevor er eilig um die Ecke bog, weil gleich die Vorlesungen anfingen.

Im Vorlesungssaal angekommen setzen Em und ich uns in die erste Reihe. Gleich nachdem die Turmuhr der Uni auf Acht schlug, kam unser Dozent und fing mit an über Rechte zu sprechen.

Aufmerksam hörte ich ihm zu, knabberte ab und zu an meinem Stift, da es eine blöde Gewohnheit war, und schrieb fleißig Notizen auf, wie eine waschechte Studentin.

Die Kullispitze von Em stubste mein Arm und riss mich aus der Konzentration. “Was ist?”, flüsterte ich ihr zu und versuchte dabei mit dem anderem Ohr dem Dozenten weiterzuören, was aber wegen meinen miserablen Multitasking-Fähigkeiten nicht klappte.
“Hab es dir vorhin vergessen zu sagen... Kommst du zur Party?”, fragte sie leise und sah mich mit ihren blauen Knopfaugen an.

Verwirrt sah ich sie an.“Welche Party?”, stellte ich die Gegenfrage. “Lebst du hinter dem Mond? Natürlich meine ich die alljährliche Primärstudentenparty”, sagte sie etwas zu laut, sodass der Dozent Herr Schenk uns mahnend ansah.

Leicht überumpelt von der Neuigkeit, sah ich sie an. Eine Party wäre eigentlich  nicht schlecht. Immerhin war die Uni anstrengend und zusammen mit meinem Job als Kellnerin, war ich wirklich mit den Kräften am Boden. Die Party wäre eine gute Gelegenheit eine Auszeit zu nehmen, den Alkohol durch mein Blut fließen und die Sau rauszulassen. “Ich bin dabei!”, entschied ich enthusiatisch. woraufhin Em freudig einen Daumen nach oben zeigte.

  ~

“Und du hast ernsthaft eine Ziege beleidigt?”, fragte mich Adam, während er sich lachend am Bauch hielt. Auch Emma fand mein Kindheitserlebnis, das ich ihnen gerade eben noch erzählt hatte, anscheinend so lustig, dass schon Tränen ihre Wangen runterliefen, sodass die Kommilitonen in der Mensa uns etwas verstört ansahen.

Beleidigt verschränkte ich meine Arme. “Ja natürlich! Die Ziege hat es verdient”, versuchte ich mich zu verteidigen. Warum bloß hatte ich ihnen eine peinliche Kindergeschichte von mir erzählt?

“Was hat dir die arme Ziege denn angetan?”, lachte Emma, sodass ich sie empört ansah. “Hast du mir denn nicht zugehört? Diese Ziege wollte mich angreifen und mich beißen, als wäre ich ihr Futter”, schrie ich schon fast, während die Kindheitserinnerung sich in meinem Gedächtnis wiederholte.

Vor meinen Augen sah ich meine Eltern, wie sie mir am Frühstückdtisch mitteilten, dass wir mit den Malone's in den Zoo fahren würden. Natürlich fand ich das als kleines Mädchen unheimlich toll - abgesehen von der Tatsache, dass Francis mitkommen würde. Als wir dann, nachdem wir die Elefanten, Löwen und Affen besucht hatten, eine Pause im Streichelzoo machten, wo man Ziegenbabys füttern konnte, versteckte Francis als Streich Trockenfutter in meine Kapuze ,ohne dass ich es nicht merkte.

Und natürlich hatte ich damals als Kind Angst, wie jedes andere normale Kind, wenn man ständig von einer braunen Ziege gefolgt wird. Aber nach einer Zeit nervte mich die Ziege nur, woraufhin ich sie lautstark mit den schlimmsten Flüchen, die ich damals kannte, beleidigte. Später hat meine Mutter gemerkt, dass Futter in meiner Kapuze versteckt war, woraufhin Francis natürlich Ärger bekommen hatte, weil es so klar war, dass er es gewesen war. Aber trotzdem konnte ich sein Lachen immernoch hören, als würde der kleine Francis vor mir stehen.

“Können wir bitte das Thema wechseln?”, stöhnte ich auf und stocherte in meinem Essen herum.

“Wer organisiert eigentlich die Studentenparty?”, versuchte ich vom Thema abzuschweifen

“Noah Brown”, antwortete Adam beiläufig, während Em aber auffällig zusammenzuckte. “Und wer ist denn dieser Noah Brown?”, fragend hob ich die Augenbrauen. “Ein Badboy schlechthin, der beste Freund von Francis und leider Gottes auch mein Zimmernachbar. Das ist echt ein Alptraum, wenn man jeden Abend Gestöhne hört und deswegen nicht schlafen kann”, beschwerte er sich lautstark und gestikulierte dabei mit den Armen.

Meine Konzentration galt aber nur Em, die bei jeder weiteren Beschreibung von Noah die Plastikgabel in ihrer Hand fast zerbrach. Das musste etwas heißen... Nur was?

“Ach, da kommt ja die Rasselbande von Noah und Francis”, teilte uns Adam mit, als Francis mit seinen Freunden die Mensa betraten. Er selbst stand ganz vorne in seiner vollen Pracht. Sein weißes Shirt lag eng um seinen Oberkörper, sodass man viel von seinem trainiertem Bauch sehen konnte. Seine grünen Augen wanderten in der Mensa, als würde er etwas suchen, bis sie bei meinen Augen hafteten.

Gleich neben ihm stand ein genauso kräftiger Junge mit einer schwarzen Bikerjacke, die ihn noch breiter aussehen ließ. Seine braunen Locken, die ihm ständig die Sicht verdeckten, strich er zurück und jedesmal, wenn er das tat, leuchteten die Augen vieler Mädchen in der Mensa freudig auf - bei Emma auch. Das musste dann wohl Noah sein.

Hinter den Beiden liefen weitere Jungen, die verboten gut aussahen und Mädchen, die in nuttigen Klamotten die Jungen hinterher schmachteten und jedes mal, wenn einer der Jungen zu ihnen sah, laut kicherten. Widerliche Putains!

Francis' Blick lag immernoch auf mir, auch nachdem er sich mit seinen Freunden an einen Tisch gesetzt hatte.
Ich könnte mich jedesmal verfluchen, wenn ich seinen intensiven Blick erwiderte, aber ich konnte eben nicht widerstehen. Ich musste ihn vergessen, ignorieren, aus dem Weg gehen. Wieso war das so schwer? Vergiss ihn! Ignorier ihn! Geh ihm aus dem Weg!

Ignorier ihn! Einfach ignorieren. Mein Augen huschten wieder zu ihm. Verdammt! Das blonde Mädchen von gestern setzte sich zu ihm und flirtete wieder mit ihm, aber Francis schien das nicht zu kümmern, denn das einzige was er tat, war sein Buch rauszuholen und zu lernen. Der Blondine sah ihn beleidigt an, jedoch ließ das sie nicht ab, weiter mit ihm zu flirten und ihn anzufassen.

“Paris, alles okay bei dir? Du siehst Kim so an, als würdest du sie am liebsten umbringen”, lachte Adam leicht. Kim also…. “Alles okay… alles ist okay”, murmelte ich und widmete mich wieder mein Essen.

Vergiss ihn! Ignorier ihn! Geh ihm aus dem Weg!

××××××

Heyyy

Sry, dass ich seit langem nicht mehr hochgeladen habe. Aber Schule ist halt anstregend und raubt viel Zeit.

Hoffe ihr habt noch einen guten Sonntag!

P.s. die Ziegengeschichte basiert auf wahren Begebenheiten heheheh

Eure Magistra

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