Unter den Lebenden
Ich musste diesen Schock zwar erstmal etwas verarbeiten, hatte mich dann aber doch etwas später noch mit Lewis getroffen, der anscheind einiges von meinem Bruder gehört hatte, als Punisher. Jeder hier wusste das mein Bruder angeblich der Punisher war, der nun angeblich seit einem Jahr erst tot sei, doch all das konnte doch gar nicht sein. Vielleicht gab es jemanden der meinem Bruder verdammt ähnlich sah, aber das er seinen tot nur vorgetäuscht hatte die ersten zwei Jahre, daran glaubte ich einfach nicht, das hätte Frank mir niemals angetan, oder? Er hätte mich doch nicht in einem Meer aus Trauer und Schmerz zurück gelassen und mich in dem glauben gelassen, das er tot sei, das hätte Frank mir doch niemals angetan!
Die letzten drei Tage waren vergangen und hatten sich so lang gezogen wie noch nie zuvor und das aller schlimmste daran war, dass ich mir einfach weiter Gedanken darüber gemacht hatte, ob mein Bruder mich zwei Jahre lang belogen, verarscht und hintergangen hatte? Es ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, nachdem dieser Agent mir dieses Bild gezeigt hatte. Natürlich hatte ich Liz davon erzählt, sie war schließlich meine beste Freundin. Das einzige jedoch was sie dazu sagte war, das ich Ablenkung brauchte und meinte, das ich ja mal sowas wie ein Praktikum bei ihr machen könnte als Journalistin, es wäre spannend und würde mich auf andere Gedanken bringen. Was war das bitte für eine Aussage? Mein Bruder hatte mich vermutlich verarscht und ich sollte bei ihr ein Praktikum machen? Gut ich wusste nicht wieso ich wirklich so dumm war und eingewilligt hatte, schließlich würde mir das doch alles eh nur auf den Keks gehen und das wusste ich genau.
Curtis hatte gerade die Selbsthilfegruppe beendet, während ich ihm wieder dabei half die Stühle weg zu räumen, verabschiedete mich davor aber noch von Lewis mit einer Umarmung. Wir verstanden uns wirklich verdammt gut, auch wenn seine nervöse Art mich oft unruhig machte, dennoch mochte ich ihn irgendwie auf freundschaftliche Art und Weise. "Denkst du immer noch über die Sache mit diesem Agent nach Izzy?", fragte Curtis mich, der mich ansah während er nebenbei die Stühle zusammen klappte und ich diese aufhing. "Ja, wie soll man über sowas auch nicht nachdenken? Ich mein.. hätte Frank mich wirklich zwei Jahre in dem glauben gelassen dass er Tot sei? Ich kenne meinen Bruder, er hätte mir das niemals angetan", sagte ich, denn da war ich mir eigentlich verdammt sicher. Curtis stellte sich vor mich und legte seine Hände leicht an meine Oberarme und sah mich dabei genau an, während ich mit dem Rücken zur Tür stand. "Hör zu, es gibt Dinge die aus dem Ruder gelaufen sind, seit dem Tod von Maria und den Kindern, das weiß ich. Ich weiß das alles ist ganz sicher nicht leicht für dich gewesen und auch das dass hier nicht leicht für dich sein wird..", sagte er, was mich etwas verwirrte. "Was wird jetzt nicht leicht für mich sein?", fragte ich leise und sichtlich verwirrt nach. Ich hörte Schritte hinter mir, doch ich konnte ganz genau hören das sie einen großen Abstand zu mir hatten, als die Person stehen blieb und mich ein seltsames, aber auch komisches Gefühl durchfuhr. "Hallo kleine", hörte ich eine Stimme, die mir mehr als nur vertraut war. Eine Stimme die mir immer Sicherheit gegeben hatte und mich aufgemuntert hatte wenn es mir schlecht ging. Bei dieser Stimme überkam mich eine Gänsehaut und Tränen bildeten sich in meinen Augen, während es einfach nur ausreichte, diese zwei Worte gehört zu haben, die ich seit Jahren nicht gehört hatte von dieser Person. Curtis ließ meine Arme los, während ich mich wirklich verdammt langsam umdrehte und wie in eine Art schockstarre geriet, als ich die Person vor mir sah. Der Mann nahm seine kapuze ab, ehe ich direkt in das Gesicht meines Bruders sah und mir die Tränen nur noch mehr in die Augen stiegen und schließlich über meine Wange liefen. Eine Mischung von Trauer, Angst und Wut machte sich in mir breit, es war gerade einfach das reinste Chaos in mir. "Lass mich das bitte erklären", sagte Frank, doch bevor er überhaupt dazu kam, irgendwas zu erklären, ging ich auf meinen Bruder zu und schubste ihn leicht zurück, da die Kraft die ich hatte nicht ausreichte Frank richtig zurück zu Schubsen, ging es nur stückweise voran. "Du blöder Arsch, was fällt dir eigentlich ein?", knurrte ich ihn wutentbrannt an, während die Tränen dennoch weiter über meine Wangen liefen und ich meinen Gefühlen gerade einfach freien Lauf ließ. "Was hast du dir dabei gedacht?", schrie ich hin schon fast an und stieß ihn wieder an der Brust zurück, so das er einen leichten Schritt nach hinten machte. "Ich dachte du bist tot.. Ich dachte ich seh dich nie wieder!", schrie ich ihn erneut fast an und schlug ihm anschließend gegen die Brust, während er es schaffte mich in den Arm zunehmen und ich aufhörte ihm gegen die Brust zu Hämmern und mich einfach gegen seine Brust lehnte, während ich mein Gesicht an dieser vergrub, doch konnte ich nun meinen Tränen mal richtig freien Lauf lassen. "Wie konntest du mir das antun?", murmelte ich gegen seine Brust, denn ich verstand es einfach nicht, ich verstand nicht wieso er das getan hatte. Sein tod hatte mich innerlich einfach zerstört und gebrochen, während er einfach weiter unter den lebenden war! "Es tut mir so unfassbar leid Izzy wirklich.. Ich wollte dich einfach nur beschützen und das konnte ich nur so lange wie du dachtest das ich tot sei. Ich wusste nicht das alles so aus dem Ruder gerät mit dir und deinem Leben, wirklich nicht", hörte ich die ruhige und entschuldigend Stimme meines Bruders, während ich einfach erstmal nur stumm da stand und mich von meinem Bruder umarmen ließ.
Keine Ahnung wie lange wir einfach so dagestanden hatte, aber nach einer Weile hatte ich einfach das Bedürfnis mich von ihm zu lösen und ihm in die Augen zusehen, doch die Tränen in meinen Augen verschwand nicht, eher im Gegenteil. "Du hast mich alleine gelassen und mich belogen! Mich verarscht! Du hast mich in dem glauben gelassen alles verloren zu haben! Du hast mich alleine gelassen!", sagte ich, während Frank sich auf einen Stuhl setzte der noch aufgebaut war und mich reumütig ansah, mir aber genau zuhörte. "Ich weiß das alles Izzy wirklich, es tut mir so unendlich leid", sagte Frank, während ich nur leicht den Kopf schüttelte. "Denkst du jetzt fühle ich mich besser?", fragte ich ihn unter Tränen, während ich dabei meine Hand auf meinen Brustkorb legte. "Denkst du wegen deinem 'tut mir leid' geht es mir jetzt besser? Ganz sicher nicht! Du hast alles in mir kaputt gemacht was man nur kaputt machen konnte! Also stimmt es, du hast Menschen getötet und hast mich belogen, mich alleine gelassen und verarscht!", sagte ich, während nun auch meinem Bruder die Tränen kamen, ehe ich zu Billy sah, den ich anfangs gar nicht bemerkt hatte, ehe mein Blick dann auch zu Curtis glitt.
"Und ihr habt mich auch belogen und verarscht!" "Wow... Ich weiß es selbst erst seit ein paar Tagen", sagte Billy, doch das war mindestens genauso schlimm. Mein Blick glitt zu Curtis, der mich mit einem entschuldigenden Blick ansah. "Und du? Wie lange wusstest du es?", hakte ich direkt nach. "Von Anfang an", sagte er leise und entschuldigend, während ich ihn genau ansah, das es ihm leid tat. "Ihr drei seid echt unglaublich!", sagte ich und konnte einfach nicht glauben, das Curtis mich ebenfalls drei Jahre lang belogen hatte und Billy es vor ein paar Tagen nicht mal für nötig gehalten hatte es mal nebenbei zu erwähnen. "Izzy bitte..", sagte Frank, der sich die paar Tränen die ihm gekommen waren weg wischte und vom Stuhl wieder Aufstand. Mein Bruder kam auf mich zu, jedoch hielt ich abwehrend meine Hände hoch. "Ich kann das hier nicht!", entkam es mir, ehe ich meine Jacke in die Hand nahm und fast schon Fluchtartig das Gebäude verließ. Ich konnte das nicht und wollte das gerade alles auch gar nicht wahrhaben was mein Bruder da getan hatte. Wem konnte ich bitte überhaupt noch Vertrauen? Die einzige Person die es noch gab, war ja anscheind Liz, alle anderen hatte mich aufs übelste belogen. Was dachte Frank sich eigentlich dabei? Das er herein spazieren konnte, sich kurz erklärte und entschuldigte und dann alles so sei, als wäre nie etwas gewesen? Frank hatte mich noch nie in meinem Leben so enttäuscht wie in diesem Moment, denn wenn ich ehrlich war war das unverzeihlich. Er hatte mich die Hölle durchmachen lassen und es nicht mal für nötig gehalten, mich einzuweihen. Stattdessen dachte er er würde mich schützen mit so einer hirnverbrannten Lüge! Ich konnte es einfach nicht fassen, dass mich jeder belogen hatte, obwohl Curtis und gerade Billy wussten wie sehr ich unter Frank seinem angeblichen Tod gelitten hatte und das sogar noch vor fünf Minuten.
Mein Weg führte direkt zu Liz ihrer Arbeit, schließlich hatte ich diesem Praktikum leider Gottes zugesagt, doch bevor mir irgendwer irgendwas erklären würde, musste ich mit Liz reden.
Als ich das Gebäude der Redaktion betrat, fragte ich mich erstmal etwas bei dem Mitarbeitern durch, bis ich endlich nach einer gewissen Zeit die Etage und anschließend Liz ihr Büro erreichte. Ich versuchte mir die Tränen so gut es ging weg zu wischen und anschließend die Tür schnell hinter mir schloss, nachdem ich eingetreten war. "Izzy, wir können..", setzte Liz an, doch kam gar nicht dazu ihren Satz zu beenden, da ich sie direkt unterbrach. "Frank lebt!", entkam es mir direkt, während sich bei diesen Worten erneut Tränen in meinen Augen bildeten. "OOOOkay.. ", gab Liz mir nur zur Antwort und zog dieses 'okay' wirklich ziemlich in die Länge. "Okay? Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Einfach nur Okay?", fragte ich meine beste Freundin verwirrt und runzelte dabei die Stirn. "Izzy.. Ich.. Ich weiß nicht, okay?! Bist du vielleicht etwas durch den Wind und bildest dir das nur ein?", fragte sie mich. "Was? Nein! Nein ich bilde mir das nicht ein, Billy und Curtis haben ihn doch auch gesehen. Curtis hat es die ganze zeit gewusst und Billy weiß es auch seit kurzem... das ist eigentlich unverzeihlich sowas...woher soll ich bitte wissen wem ich jetzt noch Vertrauen kann?", fragte ich meine beste freundin völlig verzweifelt, während mir wieder leicht die Tränen über die Wangen liefen und sie mich direkt in den Arm nahm, nachdem sie mich mitfühlend angesehen hatte. "Mir kannst du vertrauen", sagte sie leise, während ich die Umarmung erwiderte und die Augen dabei schloss.
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