Ohne Erinnerung

Seit drei Monaten lag Billy jetzt im Koma und wirklich viel konnten die Ärzte mir auch nicht sagen, den Billys Zustand war einfach nur beschissen. Frank hatte ihn verdammt übel zugerichtet, was war wenn er wirklich nicht mehr aufwachen würde?

Dinah hatte mir eine Therapeutin besorgt, Dr. Krista Dumont. Wobei sollte sie mir bitte groß helfen? Mein Leben war der reinste Scherbenhaufen. Mein Bruder musste flüchten und hatte eine andere Identität, meine beste Freundin hatte keine Sekunde gezögert um auf mich zu schießen und der Mann den ich liebte, lag noch immer im Koma und rührte sich einfach nicht. In meinem Leben war schon so viel passiert, das konnte nicht mal mehr eine Therapeutin gerade biegen, egal wie oft ich mit ihr reden würde. Es würde keinen Unterschied machen, doch anscheind wollte das niemand verstehen!

Ich hatte mir die letzten Tage einfach nur noch mehr den Kopf zerbrochen, über Billys Zustand und heute bekam ich eine Nachricht von Dinah, das Billy anscheind wach geworden war. Dinah meinte zwar das ich nicht kommen sollte und sie mir nur bescheid sagen wollte, aber seit wann hörte ich bitte auf irgendwen? Ich hatte meinen eigenen Kopf und ließ mich ganz sicher nicht davon abhalten, ins Krankenhaus zufahren!

Mit einer hohen Geschwindigkeit bretterte ich auf den Krankenhausparkplatz, wo ich parkte und fast schon aus meinem Wagen sprang. Ich rannte ins Gebäude und drückte immer wieder Hektisch den Fahrstuhlknopf. Mir ging das ganze einfach nicht schnell genug und ich war verdammt nervös, schließlich hatte niemand damit gerechnet das Billy wieder aufwachen würde.

Als der Fahrstuhl endlich unten ankam sprang ich in diesen rein und drückte mehrere Male den Knopf von dem Stockwerk der intensivstation, während ich nervös an meinen Händen herum fummelte, bis ich das Stockwerk endlich erreicht hatte. Sofort ging ich zu Billys Tür, doch der Polizist hielt mich davon ab rein zugehen. "Sie können da nicht rein!" "Doch kann ich!", sagte ich und versuchte an dem Cop vorbeizukommen, als plötzlich die Tür aufging und Dinah vor mir stand. Sofort packte sie mich am Handgelenk und zog mich etwas zur Seite. "Was machst du hier Izzy! Ich sagte doch du sollst nicht kommen!", meinte sie ernst. "Ach ja?! Und was hast du dann hier bitte zu suchen?", fragte ich, denn Dinah schien genauso wenig los lassen zu können was Billy anging, wie ich. "Ich will zu ihm Dinah!", sagte ich ernst und sah ihr genauso ernst in die Augen. "Na schön, aber du solltest wissen das... er erinnert sich nicht an die Sache mit Frank, er weiß nicht das er lebt, er weißt nicht mal mehr das er eine Firma hat!", sagte Dinah, was mich die Stirn runzeln ließ und ich das gerade einfach nicht glauben konnte, doch bei diesen Verletzungen, wäre alles andere vermutlich auch ein Wunder gewesen. "Lass sie rein", sagte Dinah schließlich zu dem Polizisten, der mich anschließend auch in das Zimmer eintreten ließ. Ich war verdammt nervös und mein Herz hämmerte wieder einmal wie wild gegen meine Brust, schließlich hatte Billy das ganze überlebt. Ich trat an sein Bett ran und sah dass er das Verband von seinem Gesicht hatte, doch stattdessen trug er nun eine weiße Maske, während seine schönen Haare, die sonst immer gestielte waren, komplett durcheinander waren. Ich sah wie Billys Kopf sich in meine Richtung drehte und er mich genau musterte. "Izzy?", hörte ich seine ruhige Stimme und dennoch hörte er sich so an, als könne er nicht glauben, das ich Wirklich hier war. Ich verstand nicht wieso er sich nicht wirklich bewegte, ob es an der Decke lag, die bis über seine Brust ging?

Gerade wollte ich etwas auf seine Worte erwidern, als die Tür plötzlich aufging und ich die Person stirnrunzelnd ansah, die herein gekommen war. "Dr. Dumont?", fragte ich verwirrt, was machte die denn jetzt bitte hier? "Izzy? Mit ihnen hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Ich sagte ihnen doch sie sollten erst mal nicht herkommen!", meinte sie, da sie mir bei einer Therapiestunde gesagt hatte, das es angeblich nicht gut für mich wäre, wenn ich immer hier rum sitzen würde. "Anscheind bin ich es ja doch, schließlich ist er gerade erst aufgewacht!", sagte ich direkt, was Dr. Dumont nur leicht schmunzeln ließ. "Genau genommen ist er seit ein paar Wochen wach, er ist seit drei Wochen mein Patient", sagte sie, als wäre es völlig normal mich nicht darüber zu informieren. "Moment mal? Sie wussten das er wach ist und meinten ich sollte nicht kommen, weil es nicht gut für mich wäre? Wollten sie mich von ihm fern halten oder was?" "So in etwa", antwortete sie mir knapp, schlug Billys Decke zur Seite, während ich sah das er in so etwas wie einer Zwangsdecke steckte die komplett um ihn befestigt war und ihn unbeweglich machte, Dr. Dumont ihn davon aber löste, so das Billy sich frei bewegen konnte. Wieso hatte diese scheiß Therapeutin mich bitte belogen?

Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kam Billy auf mich zu und schloss mich innig in die Arme, was ich natürlich direkt erwiderte und spüren konnte, wie er mich immer fester an sich drückte. "Ich hab dich so vermisst", sagte er leise, was mich die Augen schließen ließ. "Und ich dich erst", flüsterte ich zurück.

Wir hielten die Umarmung eine Weile, bis Billy sich von mir löste und anschließend seine Hand auf meinen Bauch legte. "Sollte der nicht etwas größer sein? Ich mein.. ich war drei Monate im Koma, müsstest du nicht eigentlich im vierten Monat sein? Besser gesagt Anfang fünfte? Isst du überhaupt was? Ich mein.. man merkt und sieht ja gar nichts", sagte Billy, deren Augen ich nur sehen konnte, da diese Maske einfach sein gesamtes Gesicht bedeckte. Billy schien sich wirklich an einiges nicht erinnern zu können, wieso waren seine Erinnerungen so weit zurück? Wie sollte ich ihm bitte erklären das dass ganze schon über zwei Jahre her war? Doch bevor ich etwas sagen konnte, mischte sich Dr. Dumont ein. "Setzen sie sich beide erstmal, vielleicht ist eine gemeinsame Stunde mit ihnen beiden nicht mal verkehrt", schlug sie vor und deutete auf die Stühle und den Tisch der am Fenster von Billys Zimmer stand. Ich setzte mich schließlich neben Billy, während Dr. Dumont sich gegenüber von uns setzte. "Also Billy, sind sie noch mal in sich gegangen und erinnern sich vielleicht an irgendwas, an irgendwas was vor diesem Trauma passiert ist?", fragte die Therapeutin, während Billy nervös mit seinem linken Bein auf und ab wippte. "Nein.. immer nur dieses Symbol!", sagte er und warf ein kleines Notizbuch auf den Tisch, welches Dr. Dumont aufhob und sich ein paar seite ansah. "Ich sehe diesen Totenkopf immer und immer wieder vor mir, aber... Ich weiß nur.. Es war eine Weste, ein Typ mit dieser Weste und diesem Symbol drauf, aber ich erkenne sein Gesicht nicht!", sagte Billy, was ihn nur noch unruhiger machte. "Und was bedeutet dieses Datum hier?", fragte sie schließlich und zeigte Billy das Datum und ich wusste genau was es für ein Datum war und auch was es für eine Bedeutung hatte. "Ich weiß nicht... diese Zahlen waren einfach in meinem Kopf, vermutlich sollten sie mich an etwas erinnern, aber ich weiß nicht an was, es fühlt sich einfach alles so leer hier oben an", meinte Billy, der auf seinen Kopf deutete und völlig verzweifelt klang. Ich wusste genau dass es das Datum war, an dem Tag wo ich den Unfall hatte und wir unser Kind verloren hatten, sowas vergaß man nicht einfach so. Billy schien einfach einige Gedächtnislücken zu haben, aber was wenn ich ihm die Wahrheit sagen würde? Ich wusste doch schließlich was die Wahrheit war, ich konnte ihm doch etwas helfen und seinem Gedächtnis etwas auf die sprünge helfen, oder etwa nicht?

"Sie wissen was das Datum bedeutet Izzy oder?", fragte Dr. Dumont und sah mich dabei genau an, weswegen ich leicht nickte. "Und was bedeutet es?", fragte Billy, ziemlich nervös, während ich die Therapeutin ansah. "Erklären sie es ihm, ruhig und vorsichtig", sagte die Therapeutin, wobei ich nicht mal wusste wie man so etwas schreckliches vorsichtig sagen sollte.

Ich drehte mich etwas mehr zu Billy und nahm seine Hand in meine, während ich einmal tief durchatmete. "Der 09.09 ist ein Tag an dem ich einen Unfall hatte, aber... dieser Unfall ist schon über zwei Jahre her. An diesem Datum, habe ich vor über zwei Jahren unser Kind verloren, deswegen sieht man nichts", sagte ich ihm ruhig, während Billy mich ansah und ich deutlich sehen konnte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Im nächsten Moment sprang er jedoch vom Stuhl auf, nahm diesen und warf ihn quer durch den Raum, weswegen nicht nur Dr. Dumont, sondern auch ich zusammen zuckte. Nur wenige Sekunden später kamen, Dinah und der andere Cop rein gelaufen und wollten auf Billy zu gehen, doch die Therapeutin hielt sie davon ab, während ich von meinem Stuhl Aufstand und zu Billy ging. "Lasst uns bitte mal ein paar Minuten alleine", sagte ich zu den dreien und hielt Billy an der Hand fest, während sein Atem verdammt schnell ging. Dinah jedoch sah mich verdammt skeptisch an, dennoch wollte ich mit Billy gerade ein paar Minuten alleine sein. Die ganzen Leute jetzt um sich rum zu haben, war für Billy vielleicht nicht gerade gut. Schließlich musste er gerade zum zweite mal erfahren, das er ein Kind verloren hatte, auch wenn er sich an das erste mal nicht erinnerte.

Die drei verließen gemeinsam den Raum und erst als die Tür ins schloss fiel, sah ich Billy an, während ich auch seine zweite Hand in meine nahm. "Ich weiß es ist schwer, aber.." "Wie habe ich beim ersten mal reagiert?", fragte er, während sein Atem noch recht schnell ging und er meine Worte unterbrochen hatte. "Sei ehrlich Izzy!", sagte er mit einer ernsten, aber dennoch leicht aggressiven Stimme. "Du hast dich in einer Bar voll laufen lassen, hast irgendeine Frau abgeschleppt und ihr gesagt ich wäre nur die Schwester deines besten Freundes, danach bin ich zum Militär gegangen und wir haben uns verdammt lange nicht mehr gesehen gehabt", sagte ich ehrlich. "Das bedeutet.. das.. wenn das ganze vor über zwei Jahren war... dann.. sind wir also gar nicht mehr zusammen?", fragte er, während ich den Kloß in seinem Hals deutlich heraus hören konnte. "Bevor das alles hier passiert ist, hatten wir uns ausgesprochen und haben uns wieder angenähert, wir.. wollten uns beide eine zweite Chance geben, dieses mal wollten wir es aber nicht geheim halten", sagte ich ihm ehrlich. "Wirklich?", fragte er und legte den Kopf leicht schief, während ich leicht nickte und versuchte wenigstens etwas zu lächeln, was mir nicht wirklich gut gelang.

"Ich will hier raus Izzy, ich will bei dir sein und die Wahrheit erfahren über alles was passiert ist", sagte Billy, der wieder total unruhig wurde. "Hey... Hör zu, ich werde dich hier raus holen okay, aber du musst dich von alleine erinnern, wenn ich dir alles erzähle was passiert ist dann... mach ich alles nur noch schlimmer und dein Zustand verschlechtert sich wieder. Dein Kopf verdrängt die schlechten Erinnerung, das ist einen Schutz deines Körpers Billy, aber wenn dein Kopf soweit ist, dann kommen die Erinnerungen von ganz alleine wieder okay!? Bitte.. ich würde das alles nur noch schlimmer machen, wenn ich dir sage was passiert ist", redete ich ruhig auf ihn ein, weswegen er mich mit einem leichten nicken ansah. Ich ging etwas näher auf ihn zu und blieb so dicht vor ihm stehen, das unsere Oberkörper sich berührten. "Ich wäre schon viel eher hier gewesen, aber niemand hat mir gesagt das du wach bist", sagte ich leise. "Wieso trägst du diese Maske?", fragte ich ihn anschließend, während er von mir absah und seinen Kopf von mir abwendete. "Du hast keine Ahnung wie ich aussehe Izzy, ich will nicht dass du das siehst okay!? Ich will es selbst nicht mal sehen", sagte er leise und genau das war es ja, was Frank wollte und in meinen Augen war es alles andere als richtig. Ja Billy hatte viel scheiße gebaut, aber das hier hätte Frank ihm nicht antun müssen!

Ich drehte sein Gesicht zu mir, so das ich ihm in die Augen sehen konnte und er keine andere Wahl hatte, als in meine zusehen. "Nichts auf dieser welt könnte dich entstellen Billy, rein gar nichts. Ich hab dich schon immer mit all deinen Ecken und kannten geliebt und daran wird sich rein gar nichts ändern, auch keine paar Macken in deinem hübschen Gesicht", sagte ich leise zu ihm und sah ihm dabei in die Augen. "Wie soll ich dich so bitte küssen?", fragte ich ihn leise, während er mich noch einen Moment ansah, ehe er seine Hand an den Rand der Maske legte und diese leicht hoch schob, aber nur so, das seine Lippen durch diese nicht mehr bedeckt waren.

Billy legte seine freie Hand an meine Wange, ehe ich auch schon seine weichen Lippen auf meinen spürte. Sofort schloss ich meine Augen und erwiderte den Kuss ohne zu zögern, genauso wie ich es sonst auch immer getan hatte.

Ich konnte verstehen dass Billy diese Maske noch nicht abnehmen wollte, aber es war okay. Er sollte sich die Zeit lassen die er brauchte, denn ich würde ihn nicht zwingen diese Maske abzunehmen, wenn er es nicht wollte. Irgendwann würde er sicher den Mut haben, wenn er merkte das es mir nichts ausmachte. In meinen Augen konnte so einen hübschen Mann wie Billy einfach rein gar nichts entstellen!

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