Gefühlsausbruch
*Gegenwart*
Ich spürte wie mir die Tränen bei diesen Erinnerungen kamen, denn es hatte sich wirklich gerade wie ein Film vor meinen Augen abgespielt. Genauso als wäre es in diesem Moment nochmal passiert.
Als mir die Tränen über die Wangen liefen, brauchte Billy nicht lange um es zu bemerken, schließlich wurde sein Shirt durch meine Tränen leicht nass, da mein Gesicht an seiner Brust lag. Ich spürte wie er mein Kinn zwischen zwei seiner Finger nahm und diesen leicht anhob, so das ich ihn ansehen musste, während meine Augen weiterhin mit Tränen gefüllt waren. "Wieso weinst du?", fragte er mit einer sanften Stimme und musterte mich dabei eindringlich, aber auch etwas besorgt. Doch ich zögerte etwas, bevor er eine Antwort bekam, da ich einen leichten Klos in meinem Hals spürte, der mir das sprechen etwas erschwerte. "Für einen Moment spielte sich einfach alles vor meinen Augen ab... Als du angefangen hast.. von früher zu reden.. es war wie, als würde all das gerade nochmal passieren..", sagte ich leise und immer mal wieder stockend, da es sich anfühlte als würde der Klos in meinem Hals etwas größer werden. Doch nicht nur die Trauer und der Schmerz überwältigten mich, sondern auch die Wut überkam mich im nächsten Moment. "Wieso habt ihr das alles gemacht verdammt?", platzte es nur so aus mir heraus und ich Billy's Hand von meinen Kinn drückte. "Wieso hast du das gemacht, wieso hast du einfach all das kaputt gemacht? Wir hätten alle immer noch so glücklich sein können, wir hätten eine eigene Familie gehabt, wir hätten Frank, Maria die Kinder einfach alles.. alles war perfekt, wir hatten einfach alles!", sagte ich völlig aufgelöst und fast schon Hysterisch, während ich mich von Billy's Nacken löste und ihn von mir weg stieß, auch wenn er nur einen Schritt zurück ging, da ich diese Kraft gerade nicht aufbringen konnte, alleine schon weil meine Beine direkt nachgaben und ich seitlich auf dem Boden landete, jedoch konnte ich mich mit meinen Händen auf dem kühlen Boden der Lagerhalle noch abfangen. Die Tränen stiegen mir nur noch mehr in die Augen. "Izzy ich.. Ich weiß nicht was du meinst, was meinst du mit 'wir' hätten alles kaputt gemacht und was habe ich kaputt gemacht?", fragte Billy und das er gerade keinerlei Erinnerungen hatte, würde ich in meiner Wut, Trauer und dem Schmerz nun komplett ignorieren! "Du warst ein absoluter Kontrollfreak, als ich schwanger war, so das ich einfach aus deinem Haus gestürmt bin! Du hast gewusst dass Maria und die Kinder auf diesem Karussell sterben sollten, du hast mit euren Einsatzleiter von damals zusammengearbeitet und ihr wolltet Frank umbringen! Wieso? Wieso hast du uns so belogen und etwas vorgespielt? Hat es dir Spaß gemacht dabei zuzusehen wie meine Familie erschossen wurde? Du hast Frank und mir alles genommen, du hast es die ganze Zeit gewusst und nichts dagegen getan!", meinte ich aufgebracht. Billy wollte mir hoch helfen, doch ich schlug seine Hände weg und robbte mich zu meinem Rollstuhl, an dem ich mich mit Mühe hoch zog und es irgendwie schaffte mich wieder da rein zusetzen.
Billy starrte mich einfach einen Moment lang an, ehe er sich den kopf hielt. Klar tat es mir leid dass ich all das jetzt so raus gehauen hatte, aber ich hatte in diesem Moment einfach einen totalen Gefühlsausbruch, ohne es zu wollen. Die ganzen Gefühle und der Frust sprudelten jetzt einfach über und platzte ungewollt aus mir heraus.
Billy gab immer mal wieder ein schmerzhaftes zischen von sich, da womöglich Erinnerungsfetzen zurück kamen. Wenn ihn das psychisch jetzt noch fertiger machen würde, dann war das alles andere als gut, denn das hier hatte ich nicht gewollt, aber meine Gefühle hatten mich einfach komplett überwältigt.
"Schatz?", fragte ich leise und bewegte mich mit dem Rollstuhl langsam auf Billy zu, der seine Hände von seinem Kopf nahm und mich mit Tränen in den Augen ansah.
"Ich erinnern mich an ihren Tod, aber.. wieso sollte ich das gewusst haben? Bin ich wirklich so ein durchgeknallter Psychopath, der keine Rücksicht auf Verluste genommen hat, oder immer noch nicht nimmt?", fragte er und sah mich komplett verzweifelt an, während er sich auf den Boden setzte und ich nun zu ihm runter sehen musste und meine Augen immer noch mit Tränen gefüllt waren.
Ich konnte nichts darauf sagen, denn wenn ich ehrlich war nahm er immer noch keine Rücksicht auf Verluste, schließlich hatte er seine 'Kollegen' vor ein paar Wochen einfach abgeknallt. "Izzy.. sag es mir!", sagte er verzweifelt, aber auch ernst, was ich wirklich verstehen konnte. "Ich... Billy bitte.. das hätte nicht so aus mir rausplatzen dürfen okay!? Es war einfach die Situation und diese Erinnerungen von damals das alles.. es.. Ich weiß nicht hat mich gerade extrem überwältigt.. einfach weil ich daran denken musste, wie perfekt es damals war und wir einfach alles hatten! Du hattest alles. Du hattest das was du dir immer am meisten gewünscht hast, eine Familie, du warst glücklich.. wir alle waren es", sagte ich ehrlich und sah Billy dabei genau in die Augen. "Ich weiß, aber... es war immer nur eure Familie okay!? Ich hab nie wirklich dazugehört! Ich war einfach immer nur der beste Freund deines Bruders, nicht mehr und nicht weniger! Ich hatte nie eine eigene Familie, stattdessen habe ich meine gesamte Kindheit im Heim verbracht, wurde in den Pflegefamilien rumgereicht wie ein scheiß Wanderpokal, weil mich einfach noch nie jemand gewollt hat! Ihr alle habt das doch nur aus Mitleid gemacht, ihr hattet einfach nur Mitleid, mit dem Typen der sein leben lang im Heim war und nie jemanden hatte!", platzte es nun aus Billy raus, dem die Tränen nur so über die Wangen liefen. Alle schlechten Erinnerungen wurden durch diesen Unfall verdrängt, doch das mit seiner Kindheit, saß dennoch in seinem Kopf fest. "Schatz, das stimmt nicht! Klar tat es uns leid was du als Kind durchmachen musstest, aber das wir dich als Familienmitglied gesehen haben, hatte rein gar nichts mit Mitleid zutun. Frank hat dich geliebt wie ein Bruder, Maria und die Kinder haben dich geliebt und ich... Ich hatte anscheind schon immer Gefühle für dich gehabt, die ich verdrängt habe, weil du wie ein Bruder für Frank warst", erklärte ich ihm, denn genauso war es. Das alles war ganz sicher kein Mitleid und nun zu wissen, dass Billy das immer so gesehen hatte, dass er nicht wirklich zu unserer Familie gehört hatte, tat weh. "Ich muss hier raus!", sagte Billy nur noch und stand schließlich auf und wollte an mir vorbei, doch ich schaffte es noch ihn am Handgelenk festzuhalten, doch dieses mal riss er sich direkt los, schnappte sich seine geladene Waffe und verließ fluchtartig die Lagerhalle. Was hatte ich bitte getan? Was wenn Billy jetzt wirklich komplett durchdrehen würde, nur weil ich die Klappe nicht halten konnte? Ich hatte Billy noch nachgerufen, aber er hatte nicht reagiert und in diesem scheiß Teil konnte ich ihm schlecht nach, denn mit dem Rollstuhl war ich einfach nicht schnell genug!
Wie sollte ich Billy bitte von irgendwelchen Dummheiten abhalten, wenn ich in diesem scheiß Teil wortwörtlich fest saß? Das alles hier lief gerade vollkommen aus dem Ruder und das war einfach nur Meine schuld! Wieso konnte ich bitte nicht einfach meine blöde Klappe halten? Ich musste aus diesem Verdammten Rollstuhl raus und das so schnell wie möglich! Wenn ich es schaffte schon ein paar Sekunden alleine stehen zu können, dann müsste ich dich etwas Gefühl in den Beinen haben ohne es zu merken, oder nicht?
Langsam bewegte ich mich vorwärts zu eine der etwas höheren Kisten die hier herum standen, ehe ich die Bremsen vom Rollstuhl anzog und meine Hände oben an dem Rand der Kiste anlegte und einfach versuchte mich selbst irgendwie auf die Beine zuziehen.
Billy's Sicht:
Ich musste einfach raus, ich musste gerade einfach alleine sein nachdem was Izzy mir gesagt hatte. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmen würde was Izzy mir gerade gesagt hatte, was wollte sie dann bitte von mir? Vielleicht war es auch einfach nur noch Mitleid von ihr gewesen, das sie bei mir war!? Ich konnte gerade einfach nicht mehr klar denken und das einzige was Izzy's Worte ausgelöst hatten, waren Erinnerungsfetzen. Ich erinnerte mich an den Tag als wir auf dem Jahrmarkt waren, nachdem Frank und ich von unserem Einsatz zurück waren, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, das ich eher zurück war als Frank damals. Doch jetzt wo ich über Frank nachdachte, nachdem sein Name gerade gefallen war, schmerzte es mich zu wissen das er einfach nicht mehr lebte und das ich an so vielen Dingen schuld gewesen sein sollte, daran wollte ich mich erinnern, ich wollte wissen was passiert ist und was ich alles getan hatte. Ich brauchte einfach antworten und das sofort!
Mit meiner geladenen Waffe und dem Messer um meinem Handgelenk, führte mein Weg geradewegs zu Curtis, an dessen Tür ich klingelte. "Ich weiß das du da bist Curtis, mach die scheiß Tür auf, bevor ich dein schloss und deine gesamte Tür durchlöcher!", rief ich durch die Tür, ehe diese wenige Sekunden später auf ging und ich diese aufdrückte und direkt die Wohnung betrat. Curtis schloss die Tür und als er sich zu mir drehte, richtete ich meine Waffe auf ihn und legte den Kopf leicht schief. "Du wirst mir jetzt ein paar Antworten geben und glaub mir, ich würde keine Sekunde zögern um dich abzuknallen, ist mir scheiß egal ob du ein Kamerad und ein Freund warst, oder nicht!", sagte ich direkt und mit einer kühle Stimme, doch das war mir sowas von egal, ich wollte Antworten und das um jeden Verdammten Preis! Curtis ging mit mir in die Küche, wo wir uns an den Küchentisch setzten. Um ihn besser im Auge behalten zu können setzte ich mich direkt gegenüber von ihm und hielt meine geladene Waffe direkt auf ihn. "Was genau für Antworten willst du Billy?", fragte Curtis, der eindeutig nicht darüber erfreut über meinen besuch war, doch das interessierte mich genauso wenig, wie das Curtis mal ein Freund gewesen war. "Izzy meinte ich wusste dass Maria und die Kinder sterben sollten, stimmt das? Wusste ich das?", fragte ich direkt nach und fing leicht an zu zittern. "Ja es stimmt, wir alle hätten das niemals von dir gedacht Billy! Du warst alles für Frank und seine Familie und niemand hat geahnt das du es wusstest, aber es war dir egal. Du hast nicht mal versucht Frank das alles zu sagen, denn du hast genau gewusst dass er dich für alles hassen würde!", erklärte Curtis, während mein Atem etwas schneller ging. " Was ist passiert? Was ist passiert bei meinem Unfall? Komm schon, ich weiß das du es weißt, du weißt immer alles Curtis!", sagte ich und musterte ihn mit einem kalten, aber auch eindringlichen Blick, denn meine Gedanken fingen an sich zu überschlagen und klar denken, konnte ich gerade einfach nicht mehr!
Curtis sah mich eine Weile an und schwieg, entschied sich dann aber doch zu reden. "Es war Frank! Ihr beide habt versucht euch gegenseitig zu töten. Er hat dir bis zum Ende vertraut, bis du deine Waffe gegen ihn gerichtet hast und auf ihn geschossen hast. An dem Tag warst du hier, Frank wollte dich erschießen, dafür das du von dem Tod von Maria und den Kindern wusstest, davor hast du auf ihn geschossen und von dem Moment an, warst du für ihn gestorben. Du hast am selben Tag ein Treffen mit ihm ausgemacht und damit er psychisch angeschlagen ist, habt ihr euch an dem Karussell getroffen, wo Maria und die Kinder erschossen wurden, was dein Vorschlag war, weil du ihn psychisch schwächen wolltest. Ihr habt versucht euch gegenseitig umzubringen... Izzy ist gekommen und wollte euch davon abhalten, doch Liz hat Izzy aufgehalten und auf sie geschossen. Izzy konnte nichts mehr machen. Sie wollte dir helfen, doch sie konnte nicht. Sie konnte nur noch sehen wie Frank dich immer wieder gegen diesen Spiegel gestoßen hat, immer und immer wieder und dein Gesicht an das kaputte Glas entlang gezogen hat. Niemand wusste ob du jemals wieder wach werden würdest, ob du überlebst, oder dich überhaupt an irgendwas erinnern könntest. Du hast keine Ahnung wie fertig Izzy war. sie musste genug durchmachen und sich dann auch noch von ihrer besten Freundin anschießen lassen und zusätzlich musste sie euch dabei zusehen, wie ihr euch gegenseitig versucht habt umzubringen!", meinte Curtis und ich kannte ihn, wenn er lügen würde, dann würde ich es direkt sehen. Doch er hatte seine Worte kaum beendet, da kam dieser Schmerz in meinem Kopf wieder zum Vorschein und diese Erinnerungsfetzen wurde immer mehr und deutlicher und dann sah ich es, wieder diese Weste mit diesem Symbol. Dieser Weiße Totenkopf, der mir die letzte Zeit immer wieder vor Augen kam, doch durch Curtis Worte, erinnerte ich mich wieder an den Ablauf dieser Nacht. Ich war von Izzy abgelenkt, die mit einer Kugel im Bauch und bluten auf dem Boden lag. Ich war so abgelenkt gewesen, das Frank einfach leichtes Spiel hatte und ich mich genau an seine Worte erinnerte als er gesagt das er mich nicht umbringen würde, sondern er wollte dass ich mich immer daran erinnere was ich getan hatte, wenn ich in den Spiegel sehen würde. Frank hatte mein gesamtes Gesicht ruiniert, auch wenn Izzy sagte das es kaum zusehen war, sah ich diese Narben anderes. Sie entstellen mich und mein aussehen war eins der wichtigsten Dinge in meinem Leben gewesen und genau diesen Schwachpunkte hatte Frank ausgenutzt!
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