Die Vergangenheit
*Drei Jahre zuvor*
Gestern war mein Bruder von einem Einsatz in Afghanistan wieder zurück gekommen, zum Glück heile und unversehrt. Jedes mal machte ich mir Sorgen um Frank wenn er wieder in den Krieg ziehen musste, auch wenn er einer der besten Soldaten war, hieß das nicht gleich dass er lebend zurückkommen würde, doch bis jetzt hatte er es immer getan.
Maria hatte mich heute morgen angerufen und mich gefragt, ob ich mit ihnen heute in den Park wollte, da wir uns heute einfach mal einen schönen Familientag machen wollten. Natürlich war ich dabei, keine Frage, schließlich hatte ich meinen Bruder seit Monaten nicht gesehen. Als Soldat sah ich Frank nunmal nicht mehr sehr oft, genauso wenig wie seine Frau und seine Kinder. Maria fühlte sich oft alleine wenn Frank im Einsatz war, was der Grund dafür war, das ich oft bei ihr und den Kindern war, einfach damit sie sich nicht so alleine fühlte. Mir ging es schließlich nicht anders, ich hatte eben nur Frank, Maria, die Kinder und meine beste Freundin Liz. Früher gab es immer nur Frank und mich, aber schließlich hatte auch er das Recht auf eine Familie und ich war froh darüber meinen großen Bruder so glücklich zusehen.
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, hatte ich mich auf den direkten Wege zum Park gemacht. Heute war ein Jahrmarkt, wo wir jedes Jahr hin gingen, zumindest wenn Frank da war, es war quasi eine Familien Tradition über die Jahre geworden und es war ein Tag, an dem wir alle endlich mal zusammen sein könnten, ohne das irgendetwas dazwischen kommen konnte.
Langsam schlenderte ich den Gehweg vor meiner Wohnung in Richtung Park entlang, da ich noch etwas Zeit hatte. Ich war eigentlich immer zu früh dran, egal ob es irgendwelche Treffen oder Termine waren. Die Vorfreude meinen großen Bruder endlich wieder zusehen war riesig, denn nach fünfzehn Monaten in Afghanistan, wurde es endlich mal Zeit Frank wieder in die Arme schließen zu können.
Als ich am Park ankam, war der Jahrmarkt schon im vollem Gange. In der Luft lag der Geruch von Pommes und süßkram, wie gebrannte Mandeln und ich liebte diesen Duft einfach. Es erinnerte mich jedesmal daran wie viel Glück ich hatte, so eine tolle Familie zu haben und jetzt wo Frank wieder da war, würde er auch so schnell nicht mehr gehen, zumindest hoffte ich das.
Die leichten Sonnenstrahlen schienen auf den gesamten Jahrmarkt herab und spendeten eine leichte Wärme, so wie es der Frühling nun mal mit sich brachte. Ich stand mit meiner dünnen Jacke am Eingang vom Jahrmarkt und wartete schon ungeduldig auf meinen Bruder und seine Familie, langsam wurde es schließlich mal Zeit das die vier hier aufkreuzen, bevor ich vor Ungeduld noch wahnsinnig werden würde. Doch es schien so als hätte jemand meine Gedanken erhört, denn genau in diesem Moment, kam Frank mit seiner Familie um die Ecke. Sofort breitete sich ein grinsen auf meinen Lippen aus, welches Frank erwiderte als er meines sah. Ohne nachzudenken ging ich mit schnellen Schritten auf mein Bruder zu, was Stück für Stück zu einem laufen wurde und ich meinen Bruder fast schon ansprang und fest in den Arm nahm. Mit dreiundzwanzig bei seinem Bruder auf dem Arm zu hocken, weil man sich an ihn klammerte, würden viele vielleicht nicht verstehen, aber ich sah meinen Bruder nach fünfzehn Monaten endlich wieder. "Ich hab dich so vermisst kleine", hörte ich Frank, der mir diese Worte leicht ins Ohr flüsterte, was mich kurz die Augen schließen ließ. "Und ich dich erst", flüsterte ich genauso leise zurück und ließ mich nach einer Weile wieder von meinem Bruder absetzen, während ich mir die Tränen weg wischte die mir gekommen waren. "Tante Izzy hat dich wirklich genauso vermisst wie wir ", sagte Mein Neffe, was mich leicht schmunzeln ließ. "Ja das hab ich", gab ich ihm lächelnd zur Antwort, während Maria ihren Blick hinter mich richtete. "Na da ist er ja!", sagte sie lächelnd. "Wer?", fragte ich und drehte mich direkt um, als ich auch schon Billy zu uns kommen sah. Er trug eine Sonnenbrille und lässige, aber dennoch moderne Sachen. Augenblicklich musste ich schmunzeln als Billy locker auf uns zu kam und erst mal alle begrüßte, während ich zum Schluss dran war. Er nahm mich in den Arm und hob mich dabei leicht an, während ich seine Umarmung erwiderte. " Du bist auch zurück?", fragte ich und sah ihn an, als er mich wieder absetzte. "Ja, schon etwas länger, ich hab mich zurückversetzen lassen. Tut mir leid das ich dir nicht Bescheid gesagt habe, aber du hättest dir dann nur noch mehr sorgen um deinen Bruder gemacht, als du es ohnehin schon immer tust", meinte Billy was mich seufzen ließ. "Egal.. ihr seit beide wieder da, das ist die Hauptsache und jetzt genießen wir den Tag", mit diesen worten betraten wir alle gemeinsam den Park, während die Kinder erst mal zu den Karussells liefen.
Wir vier stellten uns an das Karussell, wo meine Nichte und mein Neffe drin saßen und beobachteten die beiden. "Ich hol schon mal was zu essen", meinte Billy mit einem Lächeln zu uns. Er zwinkerte mir kurz zu und ging dann zu dem Stand mit den Pommes und Hamburgern, während ich ihm noch schmunzelnd nachgesehen hatte. "Ich glaub deine kleine Schwester steht auf deinen besten Freund", sagte Maria schmunzelnd zu Frank, was ich natürlich gehört hatte. "Hey… das hab ich gehört, ich steh doch nicht auf den besten Freund meines Bruders!", verteidigte ich mich direkt, auch wenn ich zugeben musste dass Billy echt süß war. Irgendwie war es lustig, denn ich fand den besten Freund meines Bruders schon süß und dafür fand meine beste Freundin Frank süß, doch ich hatte ihr direkt gesagt und klar gemacht das sie sich das abschminken könne, schließlich war Frank verheiratet und hatte zwei Kinder. Liz hatte das natürlich akzeptiert und hatte mir noch versichert, das es nur eine kleine Schwärmerei wäre.
"Izzy!", hörte ich schließlich Billy's Stimme, der mir ein Handzeichen gab, das ich ihm helfen sollte, was ich schließlich auch tat. "Sind sie doch nicht so stark wie sie dachten Mr. Russo?", fragte ich schmunzelnd und ließ mir eins von den beiden Tablett's von Billy in die Hand drücken. "Doch, ich wollte nur nicht alleine nach einem freien Platz suchen", bei seinen Worten verdrehte ich schmunzelnd die Augen und rief Frank zu uns rüber, als Billy und ich einen freien Tisch gefunden hatten.
Das ganze hier war einfach perfekt, genau das war es was ich fünfzehn Monate lang vermisst hatte. Billy unterhielt sich gerade mit den Kids, während ich mich mit meinem Bruder unterhielt. "Was hälst du davon, wenn du nicht mehr zurück gehst. Bleib einfach zuhause Frank", sagte ich und sah meinen Bruder dabei bittend an. Ich wollte nicht irgendwann von Maria hören, das ein Soldat bei ihr war und ihr gesagt hatte dass Frank Tot sei, oder ich direkt daneben saß, wenn Maria die Nachricht überbracht werden würde. Franke nickte leicht auf meine Aussage und bitte hin, während ich nebenbei mitbekam, wie mein Neffe irgendwas mit einem Kinderheim erwähnte, wo es wohl gerade um Billy ging und ich wusste dass Billy es immer überspielte, aber es ihn verletzte wenn er daran erinnert wurde, das er nie eine Familie hatte und im Heim groß geworden war. "Du brauchst keine andere Familie, du hast uns", sagte ich zu Billy und gab ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn lächeln ließ. "Ja danke, da Stimm ich dir vollkommen zu. Was besseres hätte mir im Leben auch gar nicht passieren können", meinte Billy der mich lächelnd ansah. "Stimmt, wir sind die perfekte Familie für dich", sagte ich schmunzelnd und aß meine Pommes dabei, während ich vom weitem meine besten Freundin ein lautes "Hey!", entgegen rief und ich direkt ihre Aufmerksamkeit bekam, da sie meine Stimme unter tausenden wiedererkennen würde. "Bin gleich wieder da", sagte ich zu den anderen und lief geradewegs auf meine beste Freundin zu, die mit ihren beiden jüngeren Schwestern vor einem Karussell stand. "Dein Bruder ist wieder zurück wie ich sehe", sagte Liz schmunzelnd, was mich seufzend die Augen verdrehen ließ. "Hör auf damit", sagte ich, da Liz schon so in Frank seine Nähe grinste. "Ist ja schon gut. Bleibt das denn heute Abend dabei das wir in diesen neuen Club gehen?", meine Freundin dachte wirklich ständig nur ans feiern, was langsam schon nicht mehr normal war. "Ja bleibt es.. Ich muss auch wieder zurück, ich wollte nur kurz Hallo sagen", mit diesen Worten gab ich meiner besten Freundin einen Kuss auf die Wange und ging zurück zu meinem Bruder, dieser jedoch stand gerade auf und ging mit Maria und den Kindern zu einem Karussell mit Pferden, während Billy und ich uns dazu stellten, ebenso wie Frank, da Maria von den Kindern mitgezogen wurde. Billy lehnte sich entspannt mit dem Rücken an das Geländer, während Frank und ich uns darauf abstürzten und Maria und den Kindern dabei zusahen, wie sie ihren Spaß hatten. "Was ist? Musst du erstmal den ganzen Frauen zurückschreiben, denen eine one night stand mit dir nicht gereicht hat Russo?", fragte Frank schmunzelnd nach, da Billy sein Handy gerade abcheckte und selbst schmunzeln musste und zu Frank und mir rüber sah. "Kann gut sein", meinte Billy nur und zwinkerte mir erneut zu, was mich wieder lächeln ließ.
Ich wollte diesen Tag in vollen Zügen genießen, denn es war einer dieser perfekten Tage, die man leider viel zu selten mit seiner Familie im Leben hatte. Von mir aus musste dieser Tag nicht mal enden, sondern einfach so weiterlaufen, doch das ging leider nicht. Ich hatte also keine andere Wahl als die Zeit zu genießen die ich mit meinem Bruder und meiner Familie hatte, denn jeder Tag war ein Geschenk.
Als Maria und die Kinder gerade von den Pferden des Karussells absteigen wollten, ertönten drei Schüsse im selben Moment, was mich sofort zusammenzucken ließ und ich nur sah, wie Maria und die Kinder auf von den Pferden runter auf den Boden fielen, während Frank und mir etwas Blut ins Gesicht spritzte, denn die drei waren nicht gerade weit von uns entfernt. Mein Herz raste wie verrückt und Ich stand einfach nur wie erstarrt da, während alles um mich herum wie in Zeitlupe passierte. Die Mensch um uns herum schrien panisch umher und ergriffen genauso panisch die Flucht, was ich jedoch nur nebenbei wahrnahm. Was bitte war hier gerade passiert? Das war die Frage die ich mir stellte, zumindest bis ich realisierte und auch sah, das Maria und die Kinder alle drei einen präzisen Schuss in den Kopf bekommen hatten. Meine Augen füllten sich mit Tränen, während mein Bruder und ich wie erstarrt noch immer an derselbe Stelle standen. Selbst als Billy völlig überfordert an uns rüttelte erklang seine angenehme Stimme nur ganz dumpf in meinen Ohren. Jemand hatte gerade die Frau und die Kinder meines Bruders erschossen! Direkt in der Öffentlichkeit und das am hellichten Tag! Wie sollte mein Bruder da jemals wieder drüber hinweg kommen, geschweige denn wie sollten wir das alles verarbeiten, bei dem was hier gerade passiert war?
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