Ballast
Am nächsten Morgen wurde ich erst recht spät wach, da ich deutlich an meinem Körper spüren konnte, wie Stück für Stück die Schmerzmittel nach ließen. Mein gesamter Körper schmerzte, zumindest ein Teil von ihm.
Mein Blick lag an der gegenüberliegenden Wand, die ich anstarrte und gerade einfach nicht wusste was ich mit mir anfangen sollte. Ich spürte gerade einfach nur eine leere, einen Schmerz und eine Trauer in mir, während ich mich fragte wo Billy eigentlich steckte? Und als hätte mich das Schicksal erhört, klopfte es an meiner Zimmertür und mein Blick glitt zur Tür, während mir direkt die Tränen in die Augen stiegen, als ich Billy sah der direkt zu mir kam und mir einen Kuss auf die Stirn gab. "Es tut mir so leid dass ich nicht da war, dass ich erst viel zu spät gekommen bin", flüsterte er mir zu, während ich ihn einfach an seiner Jacke packte und fest an mich ran zog. "Ich bin so froh das du da bist", flüsterte ich ihm leise zu, während wir die Umarmung eine Weile so bei behielten und uns erst nach ein paar Minuten voneinander lösten. "Wieso liegst du denn hier im Dunkeln?", fragte Billy mich und wollte die Vorhänge zur Seite ziehen, weswegen ich panisch seine Hand fest hielt. "Nein! Nein.. mach das nicht lass sie zu... bitte", bat ich ihn, während mein Herz schon vollkommen am Rasen war und Billy mich etwas verwirrt ansah. "Das ist zu hoch", erklärte ich ihm, da ich direkt am Fenster lag und da ich in einem obersten Stockwerk, was definitiv höher als der dritte Stock war lag, wollte ich da nicht runter sehen. Vermutlich hatte ich jetzt Höhen Angst durch diesen Sturz aus dem Fenster und niemand konnte sich vorstellen, was für einen Hass ich auf diese Frau hatte! Billy kam zu mir zurück und setzte sich auf die Bettkante meines bettes und nahm meine Hand in seine. "Als ich dich da liegen sehen hab und den Krankenwagen gehört habe, bin ich direkt hoch. Ich hab Krista gesehen und als ich oben war war sie weg. Ich habe jedes Krankenhaus nach dir abgesucht und rum telefoniert, bis ich dich endlich gefunden habe. Ich hätte dich niemals alleine lassen dürfen Izzy, es tut mir so unfassbar leid", sagte er leise, während ich deutlich erkennen konnte, wie sich nun auch Tränen in seinen Augen bildeten. "Hey.. ist okay.. Homeland sucht nach ihr", sagte ich leise und nahm seine Hand in meine, während die Schmerzen immer deutlicher zu spüren waren, zumindest an Teil meines Körpers. "Ich spüre meine Beine nicht", sagte ich leise, während mir die Tränen über die Wangen liefen und ich Billy ängstlich ansah. "Was meinst du mit du spürst deine Beine nicht?", fragte Billy, der mich mehr als nur besorgt ansah und meine Decke etwas zur Seite machte und mit seiner Hand über meinen Oberschenkel, bis zu meinen Beinen und anschließend zu meinen Füßen runter fuhr, doch ich spürte rein gar nichts von seinen Berührungen, die ich immer so sehr geliebt hatte. "Ich sehe was du machst, aber ich fühle es nicht", sagte ich leise. "Ich Klingel und versteck mich okay? Du musst das dem Arzt sagen okay!? Ich lass dich nicht alleine Izzy, versprochen", sagte er leise und Billy wollte gerade auf den Knopf drücken, als es schon an meiner Tür klopfte. "Versteck dich im Bad", sagte ich leise, was Billy auch direkt tat und ich ein fast schon verweintes "Herein", von mir gab und mein Blick sich zur Tür richtete, wo Dinah mit einem Arzt reinkam. "Hey.. was ist los?", fragte Dinah mich direkt besorgt und nahm meine Hand, während sie sich neben mir ans Bett stellte. "Ich hab Schmerzen, mein ganzer Oberkörper tut weh, aber... Ich..", setzte ich an und musste eine Pause machen, da mir die Tränen über die Wangen liefen und sich ein leichter Klos in meinem Hals bemerkbar machte. "Ich spüre meine Beine nicht mehr, wieso spüre ich meine Beine nicht mehr?", fragte ich und sah den Arzt mit Tränen in den Augen an, der meine Decke genau wie Billy eben zur Seite schlug und ein paar Untersuchungen durchführte. "Durch diesen Sturz den sie hatten Mrs. Castle hat ihr Nervensystem des Rückenmarks beschädigt, so dass wir sie operieren mussten. Dadurch dass sie aus einem Fenster aus dem dritten Stock gestürzt sind, sind extreme krafteinwirkungen bei dem Aufprall aufgetreten", erklärte der Arzt mir, wobei ich immer noch nicht wusste ob das ganze wieder richtig verheilen würde, doch bevor ich diese Frage stellen konnte, kam Dinah mir zuvor. "Was genau bedeutet das? Wird sie nie wieder laufen können?", fragte Dinah direkt nach, die mich anschließend mitfühlend ansah. "Es kommt auf den Heilungsprozess an, es kann vielleicht ein paar Wochen, Monate, oder aber auch Jahre dauern, das kommt wie gesagt auf den Heilungsprozess an und wie ihr Körper das verarbeitet", klärte der Arzt Dinah und mich auf und vermutlich hatte Billy das ganze auch hören können und die Tatsache dass es vielleicht aber auch gar nicht mehr heilen könnte, machte mir Angst. Was sollte Billy bitte mit einer Frau anfangen die im Rollstuhl saß? "Die Op gestern an ihrem Rückenmark ist ganz gut verlaufen Mrs. Castle, wir sind zuversichtlich, dennoch werden sie erstmals Schwierigkeiten beim Laufen haben, wenn es zu einer guten Heilung kommt und sie wieder laufen können", erklärte der Arzt weiter, ehe er eine Schwester holte, die mir Schmerzmittel geben sollte und diese direkt mit einer Infusion herein kam, an die sie mich dran hing.
Nachdem der Arzt gegangen war, kamen mir nur noch mehr die Tränen, während Dinah mich in die Arme Schloß und mir leicht über den Rücken Strich. "Hey.. Du hast gehört was der Arzt gesagt hat, sie sind zuversichtlich und das die Op ganz gut verlaufen ist. Du wirst sicher bald wieder laufen können okay? Du bist stark, du warst beim Militär und hast schon soviel scheiße durchgestanden, da wirst du auch das überstehen. Du bist eine Kämpferin Izzy, gib jetzt bitte nicht einfach auf", redete Dinah mir gut zu, doch sie hatte gut reden, schließlich war sie nicht in dieser Situation.
Als Dinah sich von mir löste, sah sie mich mitfühlend an und wischte mir die Tränen weg. "Bist du dir sicher das ich ihn nicht anrufen soll?", fragte Dinah und ich wusste ganz das sie Frank meinte, was mich nur leicht den Kopf schütteln ließ. "Nein..nicht solange ich nicht zu hundert Prozent weiß, ob ich irgendwann wieder laufen kann, oder nicht. Versprich mir dass du ihn nicht anrufen wirst Dinah!", forderte ich sie auf. Klar hätte ich Frank gerade gut an meiner seite gebrauchen können, aber was ich nicht gebrauchen konnte war, das er und Billy aufeinander trafen, Billy sich schlagartig erinnerte und alles nur noch schlimmer werden würde mit seiner Psyche, die er eh schon nicht mehr wirklich unter kontrolle hatte. Ich wollte nicht das nächste Massaker der beiden, oder das es so ausartete wie das letzte mal, denn ich hatte die Befürchtung, dass dieses mal wirklich irgendeiner von beiden sterben würde!
Als Dinah nach ein paar Stunden ging, kam Billy aus dem Badezimmer und kam auf mich zu, während mir sofort wieder die Tränen kamen. "Babe.. Hey.. wir bekommen das hin okay? Ich hab alles gehört, wir schaffen das zusammen. Wir warten einfach bis du wieder laufen kannst und in der Zeit werde ich mehr Geld besorgen und dann hauen wir ab, sobald du wieder gehen kannst!", sagte er und ich stellte mir die ganze Zeit die Frage, wie Dinah und Billy so zuversichtlich sein konnten? Ich schüttelte jedoch nur den Kopf und sah Billy dabei genau an. "Nein.. du hast gehört das es auch Jahre dauern kann, falls ich je wieder laufen kann. Du musst das alleine durchziehen, du musst alleine verschwinden! Du kannst das nicht mit mir, so bin ich nur Ballast für dich und ich halte dich damit nur auf. Ich kann dir nicht helfen, so wie gestern noch verstehst du? Du musst alleine abhauen, du kannst dich nicht ewig hier verstecken Schatz", redete ich weiter und immer wieder liefen mir neue Tränen über die Wange, die Billy mir sanft von der Wange strich. "Ich werde dich ganz sicher nicht alleine und auch nicht zurück lassen und Ballast bist du schon mal gar nicht hörst du? Ich werde dir nicht von der Seite weichen, genauso wenig wie du mir von der Seite gewichen bist! Ich werde Krista finden und das vor den Cops, sie wird es bereuen dir so etwas angetan zu haben!", knurrte Billy, der vor Wut schon wieder zu zittern begann. "Bitte stell einfach nichts an, was dich in die schusslinie der Cops bringt", bat ich ihn, doch hören würde er wahrscheinlich eh nicht.
Billy verschwand nach ein paar Stunden und gab mir einen Kuss auf die Stirn, während ich nichts weiter tun konnte, als in meinem Bett zu liegen, die Decke anzustarren und über mein Leben nachzudenken.
*Zwei Wochen später*
Der Arzt meinte das die Verletzungen gut verheilt wären, mein Nervensystem am Rückenmark jedoch wollte anscheind immer noch nicht so funktionieren, wie ich es wollte. Seit einer Woche machte ich eine Physiotherapie und versuchte Laufübungen zu machen, doch sobald ich stand, sackte ich direkt zusammen, da ich meine Beine einfach immer noch nicht spüren konnte.
Heute war Curtis dabei, der mir seelische Unterstützung geben wollte. Klar wäre es auch mal schön wenn Billy bei solchen Momenten dabei sein würde und mir zur Seite stand, doch das ging leider nicht. Dennoch kam Billy jeden Tag zu mir, auch wenn es riskant war, doch das war ihm völlig egal.
Der Physiotherapeut hatte alles soweit vorbereitet, während Curtis vor meinem Bett stand und genau darauf achtete, was wir taten. Ich setzte mich im Bett auf und nahm einzelnd mein Bein welche ich von der Bettkante baumeln ließ und mich mit den Händen abstützte um weiter nach vorne zu rutschen, bis ich meine Füße auf dem Boden hatte, auch wenn ich es nicht spürte. "Okay Mrs. Castle bereit?", fragte der Physiotherapeut und hielt mir seine Hände hin, die ich zögerlich festhielt. "Nicht wirklich, es wird doch eh nicht klappen", sagte ich frustriert, da es schließlich die ganze Woche über nicht geklappt hatte.
Langsam zog der Therapeut mich hoch, während meine Beine direkt nachgaben, doch er legte einen Arm um mich, so das sein Oberkörper meinen berührte, so das er mir damit noch zusätzlichen halt gab. "Sie schaffen das", redete er mir gut zu, während ich mich mit meinen Händen, an seinen Schultern fest hielt und mich wirklich anstrengte. " Ich kann das nichts, ich fühl meine Beine einfach nicht", gab ich ihm frustriert zur Antwort, doch er blieb einen Moment mit mir in der Position stehen, bevor er mich vorsichtig auf der Bettkante wieder absetzte. "Darf ich mal?", fragte Curtis, woraufhin der Therapeut nickte.
Curtis hockte sich vor mich hin und sah mir dabei genau in die Augen. "Du wirst das Gefühl nicht wieder bekommen mit dieser Einstellung Izzy. Du musst daran glauben, denn es ist nur eine Kopfsache. Ich kenne dieses Problem. Als ich mit meiner Prothese anfangen sollte zu laufen, hatte ich auch das Gefühl nichts zu fühlen, aber es lag nur an mir, es war nur eine Kopfsache. Du wirst das schaffen okay !? Du bist eine Kämpferin Izzy, lass mich es versuchen okay?", aufmerksam hörte ich Curtis zu und nickte leicht, während ich es nun mit ihm versuchte. Sofort legte er einen Arm um mich und zog mich zu sich hoch, während ich meine Arme um seinen Nacken legte um etwas halt zu haben. "Schließ die Augen", forderte er mich ruhig auf, was mich etwas verwirrte, doch da Curtis meinte, das ich ihm vertrauen sollte, tat ich was er sagte und schloss meine Augen. "Gut.. und jetzt, erinner dich daran wie es sich angefühlt hat laufen zu können, wie du deine Beine gefühlt hast, stell dir einfach irgendeine schöne Situation vor, wo du laufen konntest und versuch dir dieses Gefühl genau vorzustellen, wie es war", redete er leise auf mich ein und ich stellte mir vor, wie Billy und ich damals im Sommer an einem Fluss Hand in Hand spazieren gegangen waren, wie meine Beine mich getragen hatten und wie ich mich Schritt für Schritt vorwärts bewegt hatte, bis wir stehengeblieben waren und wir genau in derselben Position waren wie Curtis und ich gerade. Billy und ich hatten uns in die Augen gesehen und dieser Moment damals war einfach wunderschön gewesen, alleine schon weil die Atmosphäre verdammt romantisch war bei dem schönen Sonnenuntergang damals.
Curtis jedoch riss mich aus meinen Gedanken, als ich seine Stimme wahrnahm. "Mach die Augen wieder auf", sagte er ruhig, was ich auch zögernd tat und mir erst jetzt auffiel, das ich wackelig und alleine auf meinen Beinen stand. Ich hatte nicht mal gemerkt dass Curtis mich los gelassen hatte, doch als ich es merkte, sackte ich direkt zusammen und hielt mich an Curtis fest, der mich wieder auf der Bettkante absetzte. "Siehst du, du hast ein paar Sekunden alleine gestanden, ohne das du es bemerkt hast", sagte Curtis, was mich leicht traurig lächeln ließ. Klar war ich froh darüber das es geklappt hatte, doch mir war auch klar, das es dauern würde, bis ich wieder normal laufen konnte. Doch anscheind würde es irgendwann soweit sein und dann könnte Billy und mich nichts mehr aufhalten, weswegen mein Entschluss jetzt schon feststand! Ich würde mich selbst entlassen, damit ich endlich wieder bei meinem Freund sein konnte! Anscheind klappte es mit einer Person der man vertraute so wie mit Curtis besser, als mit einem fremden Physiotherapeuten. Ich war mir sicher das es mit Billy sicher noch tausendmal besser klappen würde!
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