alte Bekannte

*Gegenwart*

Schweißgebadet wachte ich am nächsten Morgen mit einem schnellem Atem auf, während sich dieser Traum seit drei Jahren ständig wiederholte. Jedes mal träumte ich davon wie Maria und die Kinder starben. Erst war alles perfekt und dann passierte das womit niemand gerechnet hatte. Niemals werde ich den Blick meines Bruders vergessen und auch nicht wie Billy verzweifelt und überfordert versucht hatte, uns aus unserer starre zu befreien. Ich wusste noch genau wie Liz angelaufen kam und gemeinsam mit Billy, Frank und mich zu sich nachhause gebracht hatten, wo über alle noch die Sachen von Maria und den Kindern herum lagen. 

Das war der schrecklichste Tag in dem Leben meines Bruders und auch von mir. Ich möchte mir nicht vorstellen wie Frank sich gefühlt hatte, ich wusste nicht wie schwer es ist seine eigenen Kinder und den Ehepartner zu verlieren und dennoch hatte ich einen großen Teil meiner Familie verloren. 

Einen Moment lang saß ich Wie erstarrt in meinem Bett wie bestellt und nicht abgeholt, zumindest bis ich mir durchs Gesicht und schließlich weiter durch meine langen braunen Haare fuhr. Langsam schlug ich meine Bettdecke zur Seite und stand auf, während mein Weg direkt in meine Küche und zu meiner Kaffeemaschine führte, die ich direkt angestellt hatte. Mein Leben war die reinste Katastrophe, seit dem Tag an dem Maria und die Kinder starben und danach wurde es nicht besser. Der Kampf mit Frank machte es mir nur noch schwerer, doch anstatt das ich auch mal meine Gefühlsausbrüche los werden konnte, war es mir wichtiger meinen Bruder zu versuchen zu beruhig und irgendwie für ihn da zu sein, doch das hatte sich damals schwieriger gestaltet als ich dachte. Denn aus seiner Trauer wurde Hass, Hass auf die Menschen die seiner Familie das angetan hatten, was ich auch wirklich verstehen konnte, doch Frank war komplett durchgedreht und ging zurück nach Afghanistan, wo es wieder einen Einsatz für ihn und seine Einheit gab. Billy hingegen war nicht mit gegangen denn seine Versetzung damals war fest gewesen, doch der Tag kam an dem ein Soldat bei mir vor der Tür stand und mir sagte das Frank Tod war. Seine Leiche wurde auch jetzt drei Jahre später nicht gefunden, doch er war einer von vielen Soldaten die aus Afghanistan nicht wieder zurückgekommen waren. Mein ganzes Leben war vollkommen im Arsch und ich hatte das wichtigste in meinem Leben verloren und das war mein Bruder!

Nachdem Tod von Frank hatte ich wenigstens noch Billy gehabt und auch Curtis, ebenso wie meine beste Freundin, doch der Schmerz war nie vergangen. Vor zwei Jahren hatte ich das letzte mal etwas von Billy und Curtis gehört. Ich wusste dass Curtis eine Selbsthilfegruppe in der Stadt hatte, für ehemalige Soldaten, die einfach über ihre Geschehnisse reden wollten und auch frei darüber reden konnten bei diesen Treffen. Ich fand gut das Curtis so etwas machte, schließlich konnte er diese Leute verstehen. 

Als mein Kaffee endlich durchgelaufen war, nahm ich mir eine Tasse und schenkte mir etwas von diesem in meine Tasse hinein, das ganze mischte ich etwas mit Milch, ehe ich die Tasse auch direkt an meinen Lippen ansetzen und einen Schluck nahm. Ich wollte nach Franks Tod in seine Fußstapfen treten und bin ebenfalls zum Militär gegangen, ich wollte einfach das Frank stolz auf mich war und das wäre er vielleicht auch gewesen. Billy hatte damals versucht mich davon abzuhalten, da er meinte dass Dinge passieren werden, die ich nicht sehen wollte oder aushalten würde und er hatte damals recht gehabt. Ich hatte das ganze nur ein Jahr lang durchgezogen, denn immer wieder hatte ich daran gedacht das mein Bruder stolz sein sollte und diese Gedanken hatten mich so abgelenkt, das Leute aus meiner Einheit starben, weil ich unachtsam war. 

Als ich damals zurückgekommen war, habe ich mich weder bei Curtis noch bei Billy gemeldet. Keine ahnung ob sie dachten das ich tot sei, aber das war schon okay so. Denn immer wenn ich die beiden gesehen hatte, kam alles wieder hoch und dieser Schmerz das ich meinen Bruder verloren hatte, fraß mich innerlich immer mehr auf und dann kam Liz mit ihrem ex Freund und dieser drückte mir irgendwelche Tabletten in die Hand, er meinte damit würde es einem besser gehen. Klar hatte Liz mich davon abhalten wollen dieses Zeug zu nehmen, doch ich war erwachsen gewesen und wollte einfach diesen Schmerz vergessen und mich für einen Moment lang gut fühlen. Doch das ganze wurde mir zum Verhängnis und ich hatte das Bedürfnis endlich meine Sorgen rauslassen zu müssen, mit jemanden reden zu müssen, um endlich das los zu werden, was mich seit drei Jahren belastete und fertig machte. 

Nach meinem Kaffee zog ich mir eine schwarze Röhrenjeans und einen schwarzen etwas weiteren Hoodie mit Kapuze an, die ich mir aufsetze und mich im Bad kurz weiter fertig machte und danach meine Wohnung verließ, nachdem ich mir einen Joint gegönnt hatte und mich geradewegs auf den weg zu Curtis machte. Schon vor Tagen hatte ich im Internet gelesen, wo diese treffen stattfanden, doch erst jetzt konnte ich mich dazu überwinden Curtis wirklich aufzusuchen. Auf dem Weg dorthin genoss ich jeden einzelnen zug, von diesem schädlichem Zeug, was meine Lungen füllte und mich genüsslich wieder den Qualm auspusten ließ. Es war mir völlig egal wie die Leute mich ansahen, als sie den Geruch von Gras in die Nase bekamen, außerdem hatte ich mir meine Kapuze recht weit ins Gesicht gezogen, so das mich eh niemand hätte erkennen können, falls jemand von den Leuten dabei war die mich hätten kennen können. 

Nach einer kurzen Zeit, kam ich an dem Gebäuden an, an dem die Selbsthilfegruppe stattfand und ließ den Joint auf den Boden fallen, den ich austrat und schließlich in das Gebäude hinein ging. Zögernd ging ich einen kleinen Gang entlang und hörte schon stimmen aus einem raum, dessen Tür offen stand. Doch erst als ich Curtis seine Stimme wahrnahm, wurde ich nervös und meine Schritte wurden noch zögerlicher. Sollte ich vielleicht doch umdrehen und wieder nach hause gehen? Oder sollte ich endlich mal meinen Arsch bewegen und mich bei Curtis mal wieder blicken lassen und mir vielleicht mal so einiges von der Seele reden zu können? Doch jetzt wo ich schon mal hier war, konnte ich das ganze auch durchziehen und mich endlich mal wieder bei meinen Mitmenschen Blicken lassen zumindest bei Menschen die mir nie etwas schlechtes wollten. Kurz bevor ich an der Tür ankam, kamen mir viele Leute aus dem Raum entgegen und ich blieb erstmal an der Seite stehen, zumindest so lange bis alle weg waren, ehe ich mich in den Türrahmen stellte und mich mit der Schulter etwas an diesen lehnte. Ich merkte das Curtis mich nur nebenbei wahrnahm, aber mich nicht erkannte, während er die Stühle zusammen klappte und aufhing. "Die nächste Sitzung ist morgen um elf Uhr", sagte er, während ich mich leicht vom Türrahmen ab stieß und langsam den Raum betrat. "Auch erst für alte Bekannte?", fragte ich und sah, wie Curtis sich langsam umdrehte und vorsichtig auf mich zukam, ehe er mir die kapuze langsam abnahm und mich mehr als nur überrascht und geschockt zugleich ansah. "Izzy? Gott verdammt..", entkam es ihm, ehe er mich fest in die Arme schloss was ich direkt erwiderte und es tat gut, es tat gut jemanden zu umarmen, der mich nie behandelt hatte wie ein Stück Dreck, sondern es eine ehrlich und fast schon emotionale Umarmung war. "Verdammt wo hast du gesteckt kleine?", fragte er, während er die Umarmung beibehielt. "Ich war die ganze Zeit in der Stadt, nachdem Militär wollte ich einfach nur Meine Ruhe und alleine sein", antwortete ich ihm ehrlich. "Lass uns in Ruhe darüber reden okay!? Ich Räume das hier auf und dann können wir zu mir und in Ruhe reden ja?!", bot er mir an, was mich leicht nicken ließ und ich gerade etwas mit den Tränen kämpfte, die ich jedoch unterdrückte, ich wollte jetzt nicht direkt so schwach und kaputt wirken, so wie ich es innerlich eigentlich schon seit Jahren war. 

"Okay, ich helf dir", sagte ich, damit er das nicht alleine machen musste, also klappte ich die Stühle zusammen und hing sie auf die dafür gedachten Metallstange die sich an der Wand befand, nachdem wir die Umarmung gelöst hatten. Zu zweit ging das ganze recht schnell, weswegen ich den letzten Stuhl gerade auf hing, als hinter mir, mir eine sehr wohl bekannte und vertraute Stimme ertönte. "Passt es gerade schlecht? Ich kann auch später nochmal wieder kommen", hörte ich die Stimme die hinter mir ertönte, während Curtis die Person ansah und schwieg. "Was ist?", fragte der Mann hinter mir, dessen Worte natürlich an Curtis gerichtet waren. 

Einen Moment lang blieb ich wie angewurzelt stehen, ehe ich mich langsam umdrehte und einen Mann in einem schicken Anzug und einen dazu passenden Mantel erblickte, der niemand anderes als der beste Freund meines Bruders war. Billy fiel bald alles aus dem Gesicht als er mich sah, weswegen er mich einen Moment lang einfach nur regelrecht anstarrte. "Izzy?!", fragte er ungläubig und kam auf mich zu. Er blieb direkt vor mir stehen und musterte mich eine gefühlte Ewigkeit, doch sein Blick war anders als der von Curtis und das aus einem ganz bestimmten Grund, den nur Billy und ich kannten. 

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