♡3.♡

Romy und ich holten Jacqueline ab und verbanden ihr die Augen. Sie wollte wissen, was wir vorhatten, doch diese wenigen Minuten würde sie jetzt auch noch überleben.

"Komm einfach mit und halt den Mund", befahl Romy streng und zog sie weiter. Ich rannte schon mal vor, um das Signal zu geben. Alle versteckten sich und die Lichter wurden ausgeschaltet. Dann kehrte ich zu meinen zwei Freundinnen, die noch immer auf dem Weg hier her waren, zurück. Ich nickte Romy heimlich zu. Schließlich kamen wir im Turnsaal an. Alles war totenstill.

"Wo sind wir hier?", wollte Jacqueline wissen. Ich befreite sie von dem Tuch, das ihre Sicht verdeckte. Plötzlich sprangen alle aus ihren Verstecken und die Lampen gingen an. Die ganze Turnhalle war bunt erleuchtet. Wir hatten grüne, rote, gelbe, blaue und pinke Scheinwerfer plaziert. Alle riefen gleichzeitig: "Happy Birthday, Jacqueline!", und jubelten. Unser Geburtstagskind hatte die Augen aufgerissen vor Überraschung. Allmählich schien ihr zu dämmern, was hier ablief, denn sie fing an zu grinsen, bis sie schließlich in lautes Gelächter ausbrach, und mich und Romy gleich einmal so fest umarmte, dass wir beinahe erstickt wären.

Dann fing die Party richtig an. Die Musik wurde auf die höchste Stufe gestellt. Wir fühlten uns wie in einer richtigen Disko. Jacqueline hatte den ganzen Abend und die ganze Nacht über ein strahlend glückliches Lachen auf den Lippen. So fröhlich hatte ich meine Freundin noch nie gesehen. Anscheinend hatte sie wirklich überhaupt nicht damit gerechnet.

Ich setzte mich an einen Tisch und sah den Leuten beim Tanzen zu. Shery kam zu mir und wir quatschten ein bisschen.

"Freust du dich schon auf den Ball nächste Woche?", fragte meine Freundin. Ach, herrje ... Den hatte ich ganz vergessen.

"Mhh ... Ich hab noch gar nicht drüber nachgedacht. Ich denke aber, dass ich nicht hingehe. Ich habe sowieso keinen Partner, also ...", erwiderte ich.

"Ach komm schon! Das wird lustig. Ich hab auch keinen Freund!"

"Aber du bist verliebt. Das ist schon ein Schritt weiter vorne."

"Das heißt aber noch lange nicht, dass er mich mag. Wahrscheinlich bemerkt er mich nicht einmal."

"Ach was. Du bist echt hübsch mit deinen blonden Haaren!"

Shery zog eine Augenbraue hoch. "Warum weißt du das? Ich hab gedacht, du kennst dich mit Liebe und dem Drum und Dran nicht aus?"

"Na ja, aber ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass du hübsch bist. Außerdem hattest du schon einige Beziehungen. Ich noch überhaupt keine."

"Du wirst sicher noch den Richtigen finden. Hast du echt noch immer nicht auf irgendwen ein Auge geworfen?"

Ich musste lachen, weil Shery den Satz so komisch formuliert hatte. "Was soll das heißen?", fragte sie und schüttelte verwirrt ihren Kopf.

"Nichts, dein Satz war nur etwas seltsam." Meine Freundin dachte kurz nach, dann kapierte sie es auch. Sie musste ebenfalls kichern.

"Upps, sorry. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass du bis nächste Woche Hals über Kopf in jemanden verknallt bist." Damit war das Thema abgeschlossen.

Wir beobachteten die Schüler und begaben uns schließlich in die Menge, um noch einmal 'die Bühne zu rocken'.

Dann war die Geschenkeöffnung. Jacqueline bekam viele schöne Sachen. Unser Geschenk gefiel ich sehr gut. Jeder, der ihr was geschenkt hatte, bekam eine Umarmung. Sie hatte noch immer ihr breites Lächeln aufgesetzt. Nachher schnitt das Geburtstagskind noch die große Erdbeertorte an und überreichte jedem ein Stück davon. Erst eine Weile danach schaute ich wieder einmal auf eine Uhr und sah, dass es schon halb eins war. Die Zeit verging ziemlich schnell.

"Hört mal alle her!", ertönte Romys Stimme. Sie war die Sprossenwände hinaufgeklettert und hielt ein Megafon in der Hand. "Wir spielen jetzt Flaschendrehen. Wer mitmachen möchte, kommt bitte zu mir." Viele versammelten sich bei Romy, bis nur noch eine überblieb, die nicht spielen wollte - ich. Ich hasste solche Spiele!

"Virginia? Willst du wirklich als Einzige nicht mitmachen?", wollte Romy wissen. Ich druckste herum, doch irgendwie wurde es mir zu peinlich und ich ging zu der Menschenmenge. Jetzt waren es wirklich alle.

"Gut, setzt euch in einen Kreis." Da schubste jemand wen, dort gab es eine Streiterei und so weiter. Diese Gruppe war zu dumm, um einen einfach Kreis zu bilden! Wir waren ungefähr fünfundzwanzig Leute, da konnte das doch nicht so schwer sein, oder?!

Als es alle endlich geschafft hatten, ihren Platz zu finden, wurde es wieder ruhiger. Romy setzte erneut zu einer Rede an:

"Dann kann es ja los gehen! Zuerst wird die Flasche gedreht, danach wird eine Aktivität ausgesucht, die derjenige ausführen muss. Noch einmal wird die Flasche gedreht und auf wen dann die Spitze zeigt, der muss mit dem zuerst Ausgewählten die Aufgabe machen. Natürlich wollen wir es ein bisschen lustiger, also gibt es auch Aktivitäten wie küssen, sich umarmen, mit jemandem ein Glas Sekt auf Ex trinken und so weiter. Wer will anfangen? Okay, sagen wir einfach das Geburtstagskind! Wie lautet die erste Aufgabe?"

"Sie muss mit jemandem Walzer tanzen", schlug einer gegenüber von mir vor. Zuvor hatte ich ihn noch nie gesehen. Alle waren einverstanden.

Jacqueline nahm die leere Weinflasche und gab ihr ordentlich Schwung. Sie wurde immer langsamer, bis sie auf Jill zeigte. Die beiden stellten sich in der Mitte des Kreises auf und fingen an. Die Restlichen summten die richtige Musik dazu.

Jill und Jacqueline waren fertig und setzten sich wieder zu uns.

"Okay, Jacqueline und Jill, ihr entscheidet, wer als Nächster die Flasche drehen muss", meldete sich Romy wieder.

"Mhhh ...", machte Jacqueline und sah jeden nach der Reihe an. Als ihr Blick auf mich traf, zeigte ich meinen Daumen nach unten. Jill und Jacqueline sahen sich grinsend an, dann verkündeten sie: "Virginia." Ich verdrehte meine Augen und seufzte. Konnten sie denn nicht einmal das tun, was man von ihnen verlangte?!

"Ich würde sagen: auf die Wange küssen. Virginia muss dem oder der Anderen einen Kuss auf die Wange geben", bestimmte Shery. Was hatten meine Freundinnen heute gegen mich? Hatte ich was falsch gemacht? Wenn ja, konnte es mir bitte einmal jemand sagen?

Ich drehte die Flasche - leider mit viel zu viel Kraft, denn sie schlitterte über den Boden, bis sie jemand stoppte. Von irgendwo her kannte ich ihn ... Ah! Vom Sportunterricht. Der, der mich so blöd angemacht hatte, und alles zweideutig gesehen hatte.

Neiiin! Musste das sein?!

Er fing an, schelmisch zu grinsen und sagte: "Das wär dann mal wohl ich."

Ich stand auf, er auch, dann gingen wir aufeinander zu. Er war schneller als ich. Wieso hatte er es so eilig? Ach ja, wahrscheinlich wollte er es schnell hinter sich bringen. Obwohl ... Er schien sich richtig zu freuen.

"Virginia, das heißt, dass du ihn auf die Wange küssen musst", informierte mich Romy. Mhm, das hatte ich auch schon gecheckt. Ich weiß, sehr große Leistung. Er machte sich etwas kleiner, damit ich es leichter hatte.

Okay, du musst da durch! Es ist nur auf die Wange, sei froh! Es könnte schlimmer sein. So schwer ist das ja gar nicht., dachte ich und schluckte. Dann stellte ich mich auf meine Zehenspitzen - ich war trotzdem noch immer klein - und drückte meine Lippen auf seine Wange. Alle jubelten. Schnell ging ich zu meinem Platz zurück und betrachtete den Boden. Ein Holzboden, wow! Ich konnte fühlen, wie mein Kopf rot wurde vor Peinlichkeit.

"Virginia, such dir aus, wer als Nächster drankommt", sagte Romy.

Mir war es egal, Hauptsache alle starrten mich nicht mehr so an, als wäre ich ein Zombie!

"Egal, der andere soll sich wen aussuchen", piepste ich. Ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen und die ganze Aufmerksamkeit auf mir zu haben.

"Jakob", bestimmte der Namenlose.

So ging es die ganze Zeit weiter, bis es schließlich ein paar Leuten zu langweilig wurde. Sie verabschiedeten sich und verließen die Party. Deshalb stand ich auch auf und ging zu Jacqueline.

"Ich gehe jetzt, okay? Ich bin schon müde und will schlafen."

"Ist gut. Danke für alles, ja? Das war echt eine geile Überraschung", sagte meine Freundin und umarmte mich.

"Und ich hoffe, dass du keinen Schock von dem Kuss bekommen wirst, es hätte nämlich noch viel schlimmer sein können." Sie zwinkerte mir zu.

"Aber auch besser", fügte ich hinzu, dann verschwand ich von der Geburtstagsfeier und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer.

Wenn man die Situation, in der ich vorher gesteckt hatte, nicht mitzählte, war es eigentlich ein schöner und erfolgreicher Abend gewesen. Erleichtert ging ich den Schotterweg entlang und beobachtete den Mond, der hoch über mir leuchtete.

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