Ι. 𝙵𝚛𝚎𝚞𝚗𝚍 𝚞𝚗𝚍 𝙵𝚎𝚒𝚗𝚍
Röchelnd lag sie auf dem kalten, harten und vom Schnee bedeckten Boden. Die Kälte schlich ihre zitternden Gliedmaßen hoch und verursachte eine Gänsehaut. Leise wispernd wehte der Wind in der Dunkelheit.
In ihr brannte ein Feuer. Flammen des Schmerzes züngelten durch ihren ganzen Körper. Blut quoll aus ihrem Bauch und ihrem angeritzten Hals, tränkte ihre Kleidung und färbte den weißen Schnee rot.
Ihr Gesicht war blutverschmiert und schmerzverzerrt. Tränen hinterließen ihre Spuren auf ihren Wangen und gefroren zu Eis.
Schwach hob sie ihre Hand, um nach der Wunde an ihrem Bauch zu tasten, ihre Finger aber waren schon zu steif.
Die Zeit, die sie hier schon lag, kam ihr wie eine unendliche Ewigkeit vor, und das Ende war unabsehbar. Das Einzige was gewiss war, war der Tod am Schluss. Der Tod war wie das Licht am Ende eines endlosen Tunnels.
Warum hatte ihr bester Freund das getan?
Die Tränen liefen unaufhaltsam und tropften auf ihre langen, pechschwarzen Haare. Sie erinnerte sich ungern an das zuvor Geschehene, doch gleichzeitig war es auch das Einzige, an das sie denken konnte.
Sie war in ihren Tagträumen versunken gewesen, als ihr bester Freund sie auf einmal mit einem Messer überrascht hatte. Sein Gesichtsausdruck war so... anders, als sonst gewesen, unvertraut und vor Wut verzerrt. Seine sonst leuchtend blauen Augen hatten sich fast schwarz gefärbt. Sie war verwirrt gewesen, ratlos, hatte nicht verstanden, was los war. Anfangs hatte sie es für einen Scherz gehalten, aber nachdem, sie viele Fragen gestellt hatte, die unbeantwortet blieben, und ihr bester Freund sie weiter bedroht hatte, hatte sie sich, so feige wie sie war, dazu entschlossen wegzurennen. Nicht ihre beste Entscheidung, aber in diesen Moment hatte sie einfach keinen anderen Ausweg gesehen. Stolpernd war sie über eine Blumenwiese in einen finsteren Wald hineingelaufen. Feine, kleine Schneeflocken waren vom Himmel gefallen.
Mit seinen langen Beinen hätte er sie sicher schnell eingeholt, sodass sie nun auf Verstecken gesetzt hatte. Die Baumkronen der Bäume waren dicht gewesen, undurchdringlich und hatten somit keinen Sonnenstrahl hindurchgelassen. Orientierungslos war sie zwischen den Stämmen weitergestapft ohne Ziel und ohne einem Weg zu folgen. Immer wieder war sie an dornigen Sträuchern hängengeblieben oder mit der Schulter gegen einen Baum gestoßen. Kleine Zweige, die von oben herabgehangen waren, hatten ihr ins Gesicht geschlagen. Nach geraumer Zeit hatte sie sich wohler gefühlt und hinter einen Busch geduckt. Erschüttert und erschöpft war sie in Tränen ausgebrochen. Das konnte nicht ihr bester Freund gewesen sein. Sie hatten sich doch immer blind vertraut.
Sie war schon fast eingenickt gewesen, als er sie von hinten gepackt hatte. Sein Arm war eindeutig zu fest um ihr Genick geschlungen gewesen, dagegen hatten jegliches Zappeln und Befreiungsversuche nichts gebracht. Verzweifelt waren die Tränen nun wieder gelaufen und damit hatte sie nun versucht Mitleid und ein schlechtes Gewissen in ihm zu erregen. Doch er war wie ausgewechselt, er zeigte keinerlei Regung und Gefühle. Bevor er sie achtlos losgelassen und auf den Boden geschubst hatte, hatte er sein Messer in ihren Bauch gerammt. Ein Schrei blieb ihr in der Kehle stecken, und ehe sie realisiert hatte, was passiert war, hatte sie das Messer an ihrem Hals gespürt. Das kalte Metall hatte sich in ihren Hals gebohrt und das Blut war in Rinnsalen langsam heruntergetropft. Seine schwarzen Augen bohrten sich in ihre und sie starrte traurig zurück und suchte in ihnen nach dem Blau. Doch es war verschluckt von dem Schwarz, wie von einem schwarzen Loch, und nicht mehr zu finden.
Dort lag sie nun, schon seit Stunden, schließlich war es schon mitten in der Nacht. Sie hatte nicht versucht aufzustehen, dafür war die Wunde für sie zu frisch gewesen. Und immer noch waren ihre Tränen nicht versiegt. Sie entstanden nicht aus Schmerz, zumindest nicht wegen physischem. Der war auch vorhanden, aber nicht der Auslöser für ihre Tränen. Sie kamen wegen seelischem Schmerz. Es tat ihr weh, ihren besten Freund so verändert gesehen zu haben. Was war mit ihm passiert? Sie konnte nicht glauben, dass er aus freien Stücken gehandelt hat. Das war einfach unvorstellbar für sie und kam gar nicht in Frage bei all den Theorien. Was war mit ihrer Freundschaft? Schon wegen ihrem guten Verhältnis zueinander und der Vertrautheit, die sie miteinander verband, konnte er das nicht freiwillig getan haben. Verzweiflung stieg in ihr auf und mischte sie mit ihrer Unsicherheit.
Ein letztes Mal setzte sie zu einem Hilfeschrei an. Sie wollte hier nicht verenden ohne herausgefunden zu haben, was mit ihrem besten Freund war, und dazu war sie sehr entschlossen. Zittrig öffnete sie ihren Mund. Ihre Kehle fühlte sich trocken und rau an und ihre Zunge schmeckte noch das Blut.
Kein Laut wollte ihrem Mund entwischen, nur ein zartes, schwaches Wimmern entfloh. Enttäuscht und von aller Entschlossenheit verlassen fing sie an lautlos zu schluchzen, ihr Körper bebte und die körperlichen Schmerzen ignorierte sie.
Nach einer Weile verstummte sie wieder und blickte starr nach oben in den dunklen Nachthimmel. Erst jetzt, da sie die Sterne sah, bemerkte sie, dass keine Baumkrone das Firmament verdeckte. Wie oft sie mit ihrem besten Freund den Sternenhimmel betrachtet hatte... Ein Seufzer entfuhr ihr und wich einem Hustenanfall. Nach Luft schnappend sah sie die blutroten Flecken im Schnee, die unter anderem auch durch ihr Husten entstanden waren. Entsetzt richtete sie ihren Blick wieder nach oben. Ihre Augen waren geweitet und ihre Atmung kam unregelmäßig. Jedes Ausatmen verursachte ein Wölkchen in der Luft. Mit ihren Augen folgte sie den Wölkchen bis sie verschwanden. Dann erblickte sie den Vollmond am Himmel. Die Wolken hatten ihn freigegeben und er tauchte alles in ein weißliches Licht. Ihr tränenüberströmtes Gesicht glänzte und die zu Eis gefrorenen Tränen schimmerten silbern. Ihr Brustkorb hob und senkte sich nur noch selten und fast unsichtbar. Der Tod kam ihr immer näher, doch komischerweise fürchtete sie ihn nicht, stattdessen kam er ihr vertraut vor. Bekannt und wie Erlösung. Erlösung von ihrer Unwissenheit, wie Erinnerung. Der Tod streckte seine Hand aus und mit ihr gab er dem Mädchen die Erinnerungen. Tatsächlich fand sie Antworten auf all ihre Fragen in ihnen. Sie erinnerte sich wieder an frühere Leben, frühe Tode, weshalb er ihr auch bekannt und vertraut war, und immer waren da die leuchtend blauen Augen ihres besten Freundes, die in den letzten Stunden ihrer Leben schwarz wie die Nacht wurden. Sie erinnerte sich an ihr Schicksal, dass sie wie einen Fluch empfand.
Immer wieder zu leben, nur um von der gleichen Person umgebracht zu werden, egal in welcher Beziehung sie zueinander standen. Und nun hatte die Vergangenheit sie mal wieder eingeholt. Erlösung brachten die Erinnerungen nicht, sie quälten sie nur noch mehr. Dass er diesmal ihr bester Freund sein musste. Als ob ihre starke Freundschaft nichts bedeutete. Sie schloss die Augen, so als ob sie dadurch diese Erkenntnis nicht mehr sehen müsste.
Die Kälte drang weiter in ihren Körper ein, kroch vorwärts zu ihrem leeren Herzen, in dem nun auch das Feuer gelöscht war.
Dafür erlöste der Tod sie, wenn auch nur von dieser Qual, denn ihr Schicksal löste sich nicht mit diesem erneuten Tod auf. Sie würde wiedergeboren werden und wieder durch die Hände des Mannes mit den leuchtend blauen Augen sterben. Die letzten Tränen verließen ihre Augenwinkel und gefroren auf ihren Wangen mit ihrem letzten Atemzug und Schluchzer. Der Tod hob ihre Seele hoch, nahm sie in die Arme wie eine alte Freundin und trug sie fort. Wie eine Bekannte schmiegte ihre Seele sich an seine Brust.
[1226 Wörter - 16. Apr 2021]
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Hey meine lieben Hobbitse 💙
das war also der erste Oneshot :) ich hoffe, er hat euch gefallen. Wenn ihr jetzt schon Vorschläge habt, dann her damit 😅. Dieser Oneshot ist by the way bei der Wattpad Schule von ThranduilLove, da sollten wir eine Geschichte zu den Wörtern 'Trauer', 'Freundschaft' und 'Vergangenheit'. Schönen Tag noch ♡♡♡
~LinaewenFinduilas
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