ⅤΙ. 𝙳𝚒𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚠𝚊𝚛𝚣𝚎 𝚁𝚎𝚝𝚝𝚞𝚗𝚐
Mittelerde Oneshot
Es war ungewöhnlich still. Sogar der Wind strich nur ganz sanft über die Berge. Die Ruhe war nicht nur ungewöhnlich. Sie war unheimlich, unangenehm und gefährlich. Mit einer erhobenen Hand brachte ich das Heer hinter mir zum Stehen. Auf sanften Pfoten kamen die Panther, deren Fell schwarz wie die Nacht war, zum Stehen.
Eine leichte Windböe traf mich, mein spärliches, dunkles Gewand flatterte. Im Schein des Vollmonds glänzte der Stoff, meine Kleidung sah elegant aus, war aber auch zum Kämpfen geeignet und passte mich wunderbar den Tieren hinter mir an. Mein langes, pechschwarzes Haar war zu einem unordentlichen Knoten zusammen gebunden, dennoch lösten sich vereinzelt Strähnen, die ich angespannt hinter mein kleines Ohr steckte.
Vorsichtig ging ich ein paar Schritte, wobei die kleinen Steinchen des Gebirgswegs unter meinen nackten Füßen leise knirschten. Ich folgte den Geräuschen, die ein nun stärkerer Windstoß zu mir hinüber wehte. Schnell wurde das undeutliche Grollen zu Kampfschreien und klirrenden Waffen und ich gelang zu einem Hang, der Pfad endete hier. Zwar war die vorherige Stille unheilvoll gewesen, doch die Klänge, die jetzt die Luft erfüllten, ließen mir das Blut gefrieren. Dennoch gaben mir die Panther ein Gefühl der Sicherheit. Jetzt bot sich mir ein normalerweise majestätischer Anblick - Helms Klamm. Doch schien es heute ein einziges Grab zu werden.
Oft - zu oft - ertönten Wehrufe sterbender Menschen. Männer, deren Familien gerade in der Hornburg um ihr Leben bangten, kämpften gegen Massen von Orks. Elben, auf dem Klammwall stehend, schossen Pfeile ab, bevor auch sie grausam von hinten ermordet wurden. Helden ritten mit ihren Pferden in den Tod. Lange konnte und wollte ich hier nicht mehr zusehen.
Selten traute sich mein Volk aus den Bergen, seinem Wohnheim. Wenn wir es verließen, dann bewegten wir uns stets vorsichtig. Unser Ziel war es, nicht gesehen zu werden. Wir waren ein scheues Volk, wollten keine Interaktionen mit jeglichen freien Völkern Mittelerdes. Früher gab es engere Beziehungen zu den Menschen Rohans, inzwischen wussten aber die wenigsten von ihnen noch von unserer Existenz. Aber viele meiner Untertanen, auch ich, haben die anderen Bewohner dieser Welt beobachtet. Und kamen zu dem Schluss, dass die Rohirim keine Bedrohung für uns waren. Ich konnte mir sogar vorstellen, wieder mit ihnen in Kontakt zu treten, schließlich gehöre ich doch auch ein wenig zu ihnen. Aber als Herrscherin musste und wollte ich mein Volk, seinen Charakter und seinen Willen respektieren.
Aber heute hatten sie mir doch alle einstimmig Recht gegeben. Die Bewohner von Helms Klamm waren nicht böse und verdienten es nicht, von dem Orkheer abgeschlachtet zu werden. So hatten wir gemeinsam entschieden, ihnen zu helfen. Die Panther schienen unruhig zu werden. Obwohl wir ein friedliches Volk waren, sehnten auch wir uns hin und wieder nach Kämpfen. Eine von ihnen trat aus der vordersten Reihe zu mir und sprach mich mit einer den Menschen unverständlichen Sprache an. In ihren Raubkatzen-Augen war ein kämpferisches Glitzern zu erkennen. Natürlich verstand ich sie, ich konnte schließlich kein noch so kleines Reich regieren, ohne die Sprache meiner Volksgenossen zu sprechen. Sie berichtete mir kurz, was ihr zu Ohren gekommen war. Späher aus unseren Reihen waren zurück gekehrt und hatten ihr Näheres zum Kapfgeschehen beschrieben. Aus der Nähe sah es anscheinend noch schlechter für die Rohirim und die Elben aus Lothlórien aus, als man von meinem Standort erahnen konnte.
Ich atmete tief durch, bevor ich ihr meine Pläne mitteilte. Ich befahl ihr, mit einem Teil der Panther einen Weg durch die Berge zu finden, sodass sie von der anderen Seite der Hornburg angreifen könnte. Weitere Truppen schickte ich zum Eingang des Tals. Ein lautloses Fauchen, das die guten Ohren meiner Leute trotzdem hören konnten, sollte unser Zeichen zur Bereitschaft sein. Sobald wir alle bereit waren, wollten wir eingreifen.
Geduldig wartete ich und beobachtete den Verlauf der Schlacht mit zusammengepressten Lippen. Schon bald vernahmen meine Ohren das Zeichen. Ich hob meine Hand, was die schwarzen Tiere als Befehl zum Angriff verstanden. Fast geräuschenlos liefen die Panther los, rannten den Hang hinunter. Bevor ich mich hinterher stürzte, bemerkte ich aus den Augenwinkeln, dass auch die anderen Truppen in den Kampf stürmten. Mit gezücktem Schwert folgte ich meinem Heer. Leichtfüßig wurde Fuß vor Fuß gesetzt, Tatze vor Tatze.
Wir wurden fast zeitgleich von den Menschen und Elben wie den Orks entdeckt. Auf beiden Seiten weiteten sich die Augen vor Entsetzen und Angst. Mitten im Getümmel aber schlugen wir uns deutlich auf die Seite der Rohirim. Die meisten waren kurz überrascht, kämpften jedoch rasch weiter, sonst wäre das Ende ihres Lebens wohl ziemlich schnell gekommen. Bevor wir gekommen waren, hatten die Menschen schon aufgeben wollen, doch mit unserer Hilfe trieben sie die Orks nun in die Enge. Unser Eingreifen wendete das Blatt. Von allen Seiten kamen die Panther, stürzten sich mit ausgefahrenen Krallen auf die Orks, rissen deren Haut und Kehle auf und ließen sie schließlich verbluten. Ich hatte zwar immer eine Eskorte in der Nähe oder um mich rum, aber ich konnte auch selber kämpfen. Ich wollte nicht tatenlos zu sehen, wie meine Krieger sich vielleicht sogar in den Tod stürzten. Lieber wollte ich zu unserem Sieg beitragen, und dazu, dass weniger meiner Untertanen starben. Mein Schwert hatte ich lange nicht mehr benutzt und es lag schwer in meiner Hand. Trotzdem spürte ich die Kraft, die es besaß und mir verlieh. Ich begab mich auch mitten in die Schlacht, die Klinge meines Schwertes durchtrennte reihenweise Kehlen von Orks, stach hier und dort zu und traf ab und an auf eine andere Waffe.
Als ich merkte, wie dünn die Reihen des Orkheeres geworden waren, beschloss ich, dass wir uns zurück ziehen sollten. Den kleinen Anteil, der noch von den Orks übrig war, konnten die Rohirim auch gemeinsam mit den Elben besiegen. Würden wir bis zum Ende bleiben, waren wir - eigentlich ich - gezwungen, mit den Menschen zu reden. Etwas, was wir seit Jahren verhindert hatten und auch weiterhin tun wollten. So gab ich also Befehl zum Rückzug. Unauffällig sammelten wir uns, vertuschten diese Ballung aber, indem viele der Panther weiter kämpften. Die Dunkelheit erleichterte uns unsere "Flucht" auch. Sobald wir vollständig waren, verschwanden wir wieder schnell in den Bergen.
An unserem Verhalten änderten wir nichts, doch merkten wir, dass die Rohirim seit der Schlacht mit Respekt in die Berge sehea. Auch versuchten sie nicht, uns aufzusuchen - vielleicht taten sie das auch nicht aus Respekt sondern aus Angst vor uns, schließlich war unser Auftreten nicht das Freundlichste gewesen.
Hin und wieder streunte ich in den Bergen herum, beobachtete die Menschen und lauschte ihren Geschichten. Es zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht, wenn ich hörte, wie sie Legenden über das schwarze Volk erzählten.
[1097 Wörter - 19. Sep 2021]
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Heyyy meine lieben Hobbitse 💙
ich hab endlich mal wieder einen OS schreiben können. Die Idee dazu, stammt aber von Meli1137, dankeschön ^^ Sie hat mir vorgeschlagen, über eine Königin eines unbekannten Volkes zu schreiben, die in der Schlacht von Helms Klamm im entscheidenden Moment mit ihren Kämpfern zur Hilfe eilt. Das hab ich dann daraus gemacht, ich hoffe es hat euch gefallen und dass du, Meli1137, damit zufrieden bist ^^
~LinaewenFinduilas
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