Kapitel 4
Der Wind bläst mir durch die Haare und lässt mich kurz erschaudern. Mein Blick schweift über die Dächer der Stadt und die Lichter der Straßenlaternen spiegeln sich in meinen Augen. Der Mond erleuchtet den Himmel und die Sterne glitzern um die Wette. Irgendwo bellen Hunde und Autos hupen.
Ich sitze gerade auf meinem Lieblingsplatz, am Dach unseres Hauses, lausche dem leisen Rauschen des Bachs und blättere in meinem Scrapbook. Ich sitze oft Abends hier und betrachte die Wesen und Pflanzen die ich auf Papier gebracht habe. Ich bringe sie irgendwie mit meinem Bruder in Verbindung, da ich sie eben alle im Krankenhaus neben meinem Bruder gezeichnet habe. Anfangs war ich noch ziemlich einfallslos. Meine Erste Zeichnung ist ein Einhorn; da war ich gerade 12 als ich es gemalt habe. Aber naja, süß ist es ja trotzdem.
Ich beschließe mein scrapbook auf meinen Schoß zu geben und lehne mich so zurück, dass ich genau in den Himmel sehen kann. Ich liebe es einfach nur die Sterne zu betrachten und nachzudenken. Ich denke darüber nach, ob Scarlett mich immer noch gern hat. Es tut mir so furchtbar leid, dass ich den Kontakt abgebrochen habe. Sie wäre immer für mich da gewesen, als Mike ins Koma fiel. Täglich kam sie zu mir, um mich aufzuheitern, doch ich lies sie nicht hinein. Ich wollte niemanden sehen. Und so kam es das sie irgendwann aufgab und weder vorbei kam, noch 20000 Messages am tag schickte, auf die ich ihr sowieso nicht antwortete
Kurzerhand nehme ich mein Handy aus der Tasche, und schreibe ihr eine Sms.
A: Scarlett?
Eine gefühlte Ewigkeit verstreicht. Keine Antwort. Ich starre verzweifelt auf das Display und will gerade das Handy wieder weg legen, als eine Nachricht kommt.
S: Ann?? Bist du es wirklich??
A: Scar es tut mir sooo leid!!! Ich meine dass ich dich abgewiesen, und so unsere Freundschafft zerstört habe... *weinsmiley*
S:Du hast sie nicht zerstört!! Ich verstehe dich doch!!! Und vielleicht hätte ich dich nicht so unter Druck setzen sollen!! Ich hab dich immer noch lieb, vergiss das nie!!
Eine Träne rinnt meine Wangen hinunter, als ich bemerke, wie sehr ich sie doch vermisst habe.
Ich beginne eine Antwort zu schreiben, als ich plötzlich eine Stimme höre.
"Anna!", ruft die Stimme. Das plötzliche Geräusch erschreckt mich. Ich drehe mich um, verliere dabei den halt und falle nach hinten, falle das Dach hinunter. Ich fühle mich als ob ich Fliegen könnte. Schwerelos und leicht. Die Schreie meiner Mutter und mir drängen an mein Ohr. Ich halte mich an meinem Scrapbook fest, denkend es würde etwas bringen. Dann lande ich am Boden. Mein Kopf schlägt fest gegen den Beton, und alles um mich herum wird schwarz.
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