Mittelerd
Was? Nur ein Traum? Wo war ich? Was war geschehen? Warum war es so kalt? Was war los?
Das gezwitscher der Vögel ließ meinen Körper erwachen und somit öffnete ich langsam die Augen. Einen kurzen Moment lang lag ich da, bis ich das Gefühl hatte wieder die Kontrolle über meinen eigenen Körper zu haben.
Vor meinen Augen sah ich die Erde mit dem frisch wachsenden Gras. Meine Verwirrung brachte mich dazu langsam aufzustehen und mich umzusehen. Die Umgebung ließ mich kurz erschrecken, denn ich befand mich doch tatsächlich mitten im Wald. Die Sonne kitzelte mich mit ihren feinen Strahlen, die es durch die Blätter der Baumkronen geschafft hatten.
,,War das also doch kein Traum..."murmelte ich und versuchte daraufhin die Orientierung zu kriegen. Ich lief durch den Wald in der Hoffnung irgendwann auf die Straße zu treffen, wo die Autos schon früh morgens drauf rum rasten. Doch ich lief und lief, so als ob ich nie etwas anderes getan hätte und das obwohl ich nur die Straße gesucht hatte. War ich etwa so tief im Wald? Aber selbst wenn, hätte ich hier doch irgendwo Menschen sehen müssen. Jogger die ihre Motivation früh morgens zeigen und immer ihre gleiche Strecke liefen, oder Spaziergänger die mit ihren Hunden Gassi gingen. Doch traf ich niemanden. Nicht mal einen Radfahrer.
An einem Fluss angekommen kniete ich mich runter, um mir mit dem Wasser das Gesicht zu waschen. Das alles war mehr als verwirrend. Sowohl das mit dem Hirsch in der Nacht als auch die Tatsache, dass es hier keinen Ausweg gab. Hatte mich der Hirsch in die irre geführt? Warum sollte er das tun und viel mehr, was hätte er davon gehabt? Wieso wollte er mich überhaupt sehen? Tagelang verfolgte er mich und nun ist er weg. Fragen über Fragen und keine einzige Antwort auf irgendeine. Ein Seufzer verließ meinen Mund. Ich musste einen Ausweg finden.
Gut das Samstag war. Nur wusste ich die Uhrzeit nicht, denn eine Uhr hatte ich nicht dabei. Es schien aber laut stand der Sonne noch früh am Morgen gewesen zu sein.
,,Ob Großvater und Großmutter schon wach sind und gemerkt haben, dass ich weg bin?"
Knacks!
Da hörte ich das knistern von Ästen. War da ein Tier? Oder ein Mensch? Langsam stand ich auf und konzentrierte mich auf meine Umgebung. Mein Gehör und meine Sicht waren überraschenderweise klar und gut. War das schon immer so?
Da plötzlichen landete ein Pfeil direkt vor meinen Füßen, was mich mehr als verwirrte. Ein Pfeil hier im Wald und das auch noch am hellen Tag?
Noch merkwürdiger wurde es jedoch, als plötzlich ein Reiter aus dem Nichts kam. Und es blieb nicht nur bei einem, sondern es kamen direkt mehrere und jeder einzelne von ihnen machte hinter dem ersten Reiter halt.
,,Seht her Männer, was wir hier heute für einen hübschen Fund gemacht haben."sagte der Reiter ganz vorne. Offenbar war dies der Anführer. Die anderen fielen sofort lachend ins Gespräch und ich stand da nichts ahnend über das was hier eigentlich los war. Meine Verwirrung war mir deutlich ins Gesicht geschrieben und das nicht nur weil hier im Wald plötzlich Pferde waren, sondern weil die Männer auch alle sehr komisch gekleidet waren. Sie alle trugen sehr alte Kleidung die mich stark an das Mittelalter erinnerte, hatten kleine Messer und Taschen an ihren Gurten und deren Gesichter waren so dreckig, dass man annehmen konnte Duschen wäre ein Fremdwort für die.
,,Hallöchen junge Dame. Was macht ihr denn hier so alleine im Wald?"
,,Ich...suche den Weg nach Hause."antwortete ich nur.
Die anderen Männer fingen an zu lachen, als hätten sie nie etwas witzigeres gehört. Das ich gerade völlig ratlos und hilflos war, schien sie nicht im geringsten zu interessieren. Die Pferde schnaubten, wirkten nicht gerade zufrieden mit ihren Besitzern und es schien auch so als würden sie die gerne vom Sattel werfen wollen.
Der junge Mann sprang von seinem Pferd runter und kam langsam auf mich zu. Seine Schritte waren schwer und laut, sein Gang lässig und entspannt. Ekelhafter Typ. Man sah direkt an seinem grinsen, dass er sich für jemand ganz tollen hielt.
Vor meinen Füßen blieb er stehen und musterte mich von oben bis unten. Respekt hatte er also auch nicht.
Bei meinen Ohren blieb er stehen, schaute kurz überrascht, fing aber dann breiter an zu grinsen, so als hätte er einen riesigen Fund gemacht.
,,Seht her Männer, wir haben hier eine Elbin gefunden!"
Freudig drehte er sich zu seinen Kollegen, hob die Arme bis zur Schulterhöhe und ließ sich von seinem Gefolgsleuten bejubeln. Mich verwirrte jedoch viel mehr das Wort welches er mir an den Kopf warf. Eine Elbin? Was sollte das gewesen sein?
,,Verzeiht, aber ich bin ein Mensch."-,,Ach wirklich? Seit wann haben Menschen so spitze Ohren? Und so ein Makelloses und schönes Gesicht?"
Bei dem Wort "Spitze Ohren" fasste ich automatisch an meine und musste erschreckend feststellen, dass sie wirklich spitz waren. Wie konnte das denn nur passieren?
,,Weißt du überhaupt wer du bist?"
Auf diese Frage konnte ich keine Antwort geben. Die Verwirrung war mir um einiges voraus, als meine Antworten auf seine Fragen. Zumal mein Kopf plötzlich selbst mit Fragen gefühlt überrannt wurde.
,,Tja ich kann es dir sagen...Du bist eine Elbin die nämlich jetzt unsere kleine Handelsware wird."
Ich sollte was werden?
Langsam kam der Mann auf mich zu, ich hingegen ging langsam einige Schritte zurück. Er streckte seine Hand Richtung meines Armes aus, doch meine Panik reagierte viel schneller. Ich schubste ihn von mir weg und ergriff die Flucht.
Keine ahnung wohin ich rannte, aber ich lief so schnell wie ich nur konnte. Komischerweise schien es meiner Ausdauer überhaupt nichts auszumachen. Ich war schnell und hatte die Atmung perfekt im Rhythmus, sodass mir die Puste nicht so schnell ausging.
Vom weiten hörte ich die Pferde der Männer und die Stimme des Mannes der laut ,,Schnappt sie!", rief.
So sprang ich über Wurzeln, Stöcker und Stein, bis hinunter zu einem strömenden Bach. Das Wasser war unkontrolliert und stark. Wäre ich da rein gefallen, hätte mich die Strömung mit ins jenseits gerissen.
Ich wollte direkt kehrt machen, doch da hatten die Reiter mich schon eingeholt. Deren Pferde waren schnell und somit stand der Kerl wieder direkt vor mir, zog leicht an den Zügeln seines Tieres und blickte wütend zu mir herab. Er hatte ganz klar keine Lust auf spielchen. Ich definitiv auch nicht, aber ich wollte auch nicht seine gefangene Ware sein.
,,Sei jetzt ein braves Mädchen, dann wird es nicht so schlimm."
Damit zog er die klinge seines Messers und zeigte mir seine Bedrohung. Sollte dies mein Ende sein? Als Handelsware immer wieder verkauft und misshandelt zu werden, bis ich schließlich meinen Tod auf freiwillige oder unfreiwillige Art und weise finde? Sollte der Hirsch das letzte schöne sein, was ich in der Welt traf?
Innerlich hatte ich schon aufgegeben und fing an mich mit dem scheitern abzugeben, doch da kam ein Pfeil aus dem nichts und traf das Messer des Mannes. Die Waffe flog ihm aus der Hand und landete auf dem Boden.
Sein Blick war erschrocken, wurde aber so gleich zornig und somit reif er laut ,,Wer ist da?!", zu der Richtung aus dem der Pfeil kam.
Da sprang plötzlich ein Mann hinter einem der Bäume hervor. Sein Ansehen ließ mich erstarren. Er hatte blondes langes Haar so schön wie pures Gold und blaue Augen so klar wie der wolkenlose Himmel. Einige Strähnen seiner Haare waren geflochten und nach hinten zu einem dünnen Zopf gebunden. Seine Kleidung war so grün wie die Blätter der Bäume, seine Stiefel so braun wie die Rinde. Sein Blick war gelassen, aber seine Haut makellos und wunderschön.
In seiner Hand hielt er einen prächtigen Bogen, aus feinem Holz und dekoriert mit den blättern der Bäume. Er sah wahrhaftig aus wie ein Engel.
,,Tötet sie und ich töte euch."sagte er nur. Er holte einen neuen Pfeil aus seinem Köcher, welcher an seinem Rücken hing. Er spannte den Bogen und zielte auf den Mann. Seine Gefolgschaft bekam Panik, denn anscheinend war der blonde stattliche Mann nicht so ganz unbekannt.
,,Das ist der Wächter des Waldes!"rief einer.
,,Dieses Mädchen habe ich zuerst gefunden."fing der Anführer an.
,,Und alles was ich finde, gehört mir."
,,Wir lassen niemanden von unserem Volk im Stich. Wenn ihr sie haben wollt, dann müsst ihr wohl oder übel an mir vorbei. Aber ich werde keine Gnade zeigen. Meine Pfeile treffen immer. Ich kann es gerne beweisen."
Die Männer zögerten. Der junge Mann schien wirklich einschüchternd zu sein. Aber es zeigte auch seine Wirkung. Der Anführer befahl seinen Männern den Rückzug und dann fiel sein Blick ein letztes Mal auf meinen Retter.
,,Das ist unsere erste Begegnung...aber nicht unsere letzte."
Damit ritt er davon und ich stand da, war dabei die ganze Situation zu realisieren und zu verarbeiten. Was war das denn? Und was zur Hölle war hier los? Warum fand ich den Weg nach Hause nicht und warum waren die Menschen hier so komisch gekleidet?!
Das war doch alles nicht real!
Der junge Mann bemerkte meine Reaktion. Meine Beine waren ganz schwach, mein Körper fand keinen Halt und somit knickte ich weg und fiel zu Boden. Der Mann kam sofort auf mich zu und kniete sich zu mir runter.
,,Geht es euch gut?"
Langsam hob ich meinen Kopf um in das Gesicht des Mannes zu sehen, der mir das Leben gerettet hatte. Er sah mir tief in die Augen, wirkte besorgt, aber auch etwas verwirrt. Hatte ich das richtig gedeutet? Das war bei ihm nämlich nicht so einfach.
Da ich zu geschockt war um etwas zu sagen, nickte ich einfach nur mit dem Kopf. Auf seinen Lippen machte sich ein leichtes Lächeln breit.
Vorsichtig nahm er meine Hände und zog mich hoch, sodass ich wieder auf meinen Beinen stand. Erst wo ich ihn nah vor mir stehen hatte, sah ich wie groß er eigentlich war.
,,D-danke für die Hilfe..."
,,Wir lassen niemanden unseres Volkes im Stich. Aber dürfte ich fragen, was ihr hier ganz alleine im Wald zu suchen habt?"-,,Naja eigentlich bin ich auf dem Weg nach Hause...aber irgendwie bin ich es auch nicht... ich finde den Weg nicht."
Er sah kurz in die verschiedenen Richtungen.
Keine einzige Menschenseele außer uns war noch hier.
,,Und aus welchem Reich kommt ihr?"
Etwas verwirrt sah ich ihn an.
,,Reich? Ich wohne in Canada."-,,Was ist Canada?"
Jetzt war ich erst recht verwirrt. Als erwachsener Mann hätte er doch wissen müssen, was Canada ist und wo es liegt.
Ich wollte nicht fragen. Ich wollte es wirklich nicht, aber ich musste.
,,Ist das hier...noch die Erde?"-,,Nun das ist Mittelerd."
Als er mir auch noch das Jahr nannte fiel ich aus allen Wolken. Das war weit von 2022 entfernt! Ich war quasi in der Ritterzeit, welche jedoch nicht in meiner Welt stattfand. Das musste alles ein Traum gewesen sein.
,,U-und ihr seid?"-,,Verzeiht. Ich hätte mich direkt vorstellen sollen. Mein Name ist Legolas."
Nun stand ich da. Völlig verwirrt und im unwissen. Als hätte jemand mein Leben auf den Kopf gedreht und gesagt "Nimm es und komm damit zurecht."
Das konnte nicht sein. Das durfte nicht so sein!
Ich entfernte mich etwas von dem Mann mit dem Namen Legolas, holte tief Luft und verpasste mir selbst eine ordentliche Backpfeife die mehr als gesessen hat. Das ziehen und kribbeln war in der Wange deutlich zu spüren.
,,W-was tut ihr denn da?!"-,,...hab nur herausgefunden, dass ich nicht träume...BRING MICH ZURÜCK!"
,,Was sagt ihr da?"-,,Zurück nach Hause! Nach Canada! In...IN MEINE WELT!"
War ich wütend oder doch eher panisch? Naja im Endeffekt war ich ja doch irgendwie beides. Das Bedürfnis nach Hause zu gehen ließ meine Gefühle verrückt spielen, denn irgendwas muss ja passiert sein, weshalb ich hier war.
Ich raufte mir die Haare, lief mehrmals von einer Stelle zur anderen, während der arme Legolas sichtlich verwirrt gewesen war. Er muss mich für irre gehalten haben. Doch da kam mir plötzlich folgendes wieder in den Sinn.
,,Der König..."
,,Was für ein König?"-,,Der König des Waldes. Ein Hirsch hat mich hier her gebracht und mich zu...diesen Elb Dingens Wesen gemacht...ich bin jedenfalls nicht so wie du. Ich bin ein Mensch!"
Nun wurde der junge Schütze aufmerksam und kam langsam auf mich zu. Er wirkte erschrocken, so konnte ich es jedenfalls deuten.
,,Sagtet ihr ein Hirsch?"
Ich nickte.
,,Ihr seid ein Mensch und ein Hirsch hat euch hier her gebracht und zu einem Elben gemacht?"
Das hatte ich doch gesagt. Aber ich konnte verstehen, dass er meine Worte wiederholte. Er schien nicht nur erschrocken, sondern auch beunruhigt. Eine Weile lange sagt er nichts, schaute dann in den Himmel und ließ die Sonne dabei auf sein Gesicht scheinen.
Er könnte wirklich ein Engel sein, so wie er aussah. Sein goldenes Haar wehte in dem leichten Wind. Es sah aus als würden seine einzelnen Strähnen tanzen und im Licht der Sonne ihren Wert der Pflege zeigen.
Doch da drehte er sich plötzlich zu mir und sah mich ernst an.
,,Ihr müsst mit mir kommen."
Etwas verdutzt sah ich ihn an. Also ich habe von meinen Großeltern ja was ganz anderes gelernt.
,,Moment mal. Ich kenne dich gar nicht. Ich gehe nicht mit Fremden."-,,Euer Verhalten ist berechtigt, aber versteht doch. Wenn ihr wirklich einem Hirsch begegnet seid, dann bedeutet das womöglich etwas sehr wichtiges. Ich möchte euch meinem Vater vorstellen."
Waren wir schon bei dem Punkt in unserer Beziehung angekommen? Okay Spaß beiseite. Legolas wirkte ernst, schien genau zu wissen was er tat und sein Blick verriet mir, dass er mich um mein Vertrauen zu ihm bat. Hatte ich denn überhaupt eine Wahl? Ich war hier in einer völlig fremden Welt. Ein Ort, der mir Angst machte, der mir nicht gefiel und mir zeigte, dass mein Zuhause viel mehr als nur ein Zuhause war. Es war meine Welt. Die in die ich gehörte.
Somit sagte ich nur ,,Einverstanden.", und Legolas lächelte leicht.
Dann pfiff er einmal laut und von weitem kam ein edles weißes Ross angeritten. Kurz darauf machte er vor dem Elb halt.
,,Das ist Arod. Mein treuer Freund und Begleiter."
Legolas nahm die Zügel des Pferdes und streckte mir daraufhin seine Hand entgegen.
,,D-du möchtest doch nicht, dass ich auf ihm sitze. Er kennt mich doch gar nicht..."-,,Keine Sorge. Arod ist ein ruhiges Pferd. Er wird euch nicht vom Sattel werfen. Außerdem müsst ihr sehr erschöpft sein."
Ich schluckte schwer und legte meine Hand vorsichtig in die von Legolas. Das Gefühl dem jungen Mann vertrauen zu können, stieg in mir auch wenn ich nie wirklich großes Vertrauen zu anderen hatte. Wenn dann nur zu meiner besten Freundin und zu meinen Großeltern. Ehrlich gesagt hatte ich große Angst vor Pferden. Im Zoo hatte mich eins mal treten wollen. Das war alles andere als eine schöne Erinnerung.
Meine Hand - Nein gar mein ganzer Körper zitterte, doch Legolas sagte sanft ,,Habt keine Angst...", und half mir damit auf sein sogenanntes edles Ross.
Der Hengst mit dem Namen Arod blieb ganz ruhig und schnaubte nur kurz, als ich auf seinem prächtigen Rücken Platz nahm. Legolas stellte sich neben sein Pferd, hielt weiterhin die Zügel und blickte dann nochmal zu mir.
,,Schlaft ruhig. Es wir eine Weile dauern, bis wir da sind."
Somit zog er sein Pferd langsam mit sich, während ich die gesamte Umgebung genauer wahr nahm. Der Wald war wunderschön und das obwohl er nicht ungefährlich war. Aber es gibt nur wenige Dinge im Leben, die ungefährlich sind. Was sollte mich erwarten? Warum war ich hier? Das leichte hin und her geschaukel von Arod machte mich tatsächlich müde und somit ließ ich mich auf ihm nieder und schlief langsam ein.
.....Wer weiß.....vielleicht ist das hier alles doch nur.....Ein Traum.....
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