Entscheidungen
Am kommenden Morgen bin ich ohne Probleme aufgestanden. Es war schon verrückt, denn ich fühlte mich lebendig und so voller Energie. Wäre ich ein Mensch hätte ich - nach der Menge die ich gestern getrunken habe - sicherlich einen ordentlichen Kater gehabt. Aber dem war nicht so. Die Elben schienen den Alkohol also ganz anders zu vertragen. Dieses Volk faszinierte mich immer wieder aufs Neue.
Legolas blieb gestern Abend noch eine Weile, aber es war wieder einer der Momente wo keine Worte nötig waren. Wir saßen auf dem Balkon und haben einfach dem Sternenhimmel genossen.
Gut gelaunt lief ich nach draußen und atmete einmal die frische Luft ein. Es war herrlich, wenn man bedenkt, dass die Luft in meiner Welt alles andere als schön ist. Sie ist nämlich...was war sie denn?
,,Ihr seid früh wach."
Verwundert blickte ich zur Seite und sah Tauriel an der Wand lehnen, welche ihren Blick in dir weite Richtung des Landes richtete.
Ich sagte nichts. Warum auch? Sie schien mich überhaupt nicht leiden zu können und das obwohl ich ihr nichts getan habe.
,,Ich muss mich für mein verhalten euch gegenüber entschuldigen."
Hatte sie meine Gedanken gelesen? Wie kam sie plötzlich auf den Gedanken sich bei mir zu entschuldigen?
Jetzt wurde ich doch etwas neugierig und fragte ,,Wie meinst du das?"
Sie sah mich kurz etwas irritiert an, weil ich sie - im Gegensatz zu ihr - duze. Doch sie fuhr fort.
,,Ich wollte zuerst nicht glauben, dass Uhr aus einer anderen Welt kommt. Es klang unglaubwürdig und unlogisch in meinen Ohren. Aber eure Reaktion gestern im Thronsaal war ganz anders. Eure Emotionen, eure Worte gar euer ganzes verhalten war echt. Sowas denkt man sich nicht aus..."
Das von der Kriegerin Tauriel zu hören, machte mich irgendwie glücklich. Es war eh schon alles merkwürdig genug und da waren solche Worte etwas, was mir Freude schenkte.
,,Legolas hat euch wirklich gern."
Ihre plötzlichen Worte überraschten mich, oder sagen wir besser, dass sie mich überrumpelt haben.
,,Wie kommst du darauf?"
,,Er hat schon im Düsterwald viel von dir geredet sowie auch gestern. Du seist in vielen Dingen talentiert und du würdest ihn faszinieren. Du seist ganz anders als die anderen Elben. So ganz Unrecht hat er ja nicht."
Nun stand ich da mit großen Augen und spürte die Wärme in meinen Wangen. Das Legolas so von mir denkt, erfreute mein Herz.
"Die junge Nissi in die mein Sohn sich versehen hat."
Da schossen mir die Worte von Legolas Vater Thranduil wieder in den Kopf. Mein freudiges Lächeln verschwand wieder. Legolas war in Tauriel verliebt. Warum auch immer es mich traurig machte. Aber verstehen konnte ich es, denn Tauriel war wirklich hübsch und um einiges talentierter und klüger als ich was diese Welt anging. Nun tat ich das, was niemand tun sollte. Sich mit anderen vergleichen. Egal ob Mensch, Elb oder Zwerg...Jeder ist gut so wie er ist.
,,Guten Morgen die jungen Damen."
Aragorns freudige Stimme am Morgen zu hören, heiterte mich nicht auf. Ich drehte mich um und da stand er mit Legolas, der wie immer seine Waffen bereits auf seinem Rücken trug. Er wollte wohl immer bereit für alles sein.
Als er mich sah, wurde sein Blick besorgt, doch ich sah einfach weg. Ich wusste nicht genau warum, aber ich wollte ihn nicht ansehen.
Aragorn schien davon nichts mitzubekommen, denn er war mit etwas ganz anderem beschäftigt.
,,Falls es wirklich dazu kommen sollte, dass die Orks Arnor angreifen, müssen wir gewappnet und vorbereitet sein. Kannst du mit Waffen umgehen?"
Die Frage von Aragorn riss mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn verwundert an. Immer diese plötzlichen fragen die mich aus meinen Gedanken rissen und in die Realität zurück holten. Es war wie als würde man von irgendwo den Stecker ziehen und woanders wieder rein stecken.
,,Nur mit dem Bogen. Aber das auch nur einigermaßen."antwortete ich. Aragorn nickte nur kurz, schien dann kurz nachzudenken und kam dann einen Schritt auf mich zu. Sein sanftes Lächeln gab mir das Gefühl, dass mir das nicht unangenehm sein muss.
,,Das ist besser als nichts. Wir werden dir in der kommenden Zeit alles mögliche beibringen. Bist du bereit zu lernen junge Elbin (y/n)?"
War ich es? Wollte ich es? Die Wahrscheinlichkeit, dass die Orks uns und die Menschen angreifen würden war sehr hoch. Neben ihrer Hässlichkeit waren sie auch sehr gefährlich und ich fürchtete mich vor ihnen. Jedoch...wenn ich der Grund für deren Rückkehr bin, dann möchte ich auch ein Grund sein, dass sie wieder verschwinden.
Ohne zu zögern ging ich vor dem König auf die Knie und richtete meinen Blick zu Boden.
,,Lehrt mich alles was ihr wisst und beherrscht..."
,,Bist du sicher? Meine Art von Training wird schwer... Du wirst müde sein...Schmerzen ertragen und Blut spucken... Du wirst auf die Gefahren in dieser Welt vorbereitet..."-,,...Ich war schon von der Gefahr umgeben als ich in dieser Welt gelandet bin..."
Ich hatte es satt, dass Legolas und die anderen Elben immer gekämpft haben und ich nichts tun konnte. Natürlich war meine ärztliche Versorgung von neulich vom großen Vorteil, aber ich wollte mehr tun. In mir kam der Drang auf zu helfen und zu kämpfen. Womöglich würde ich antworten finden und auch einen Weg in meine eigene Welt. Ich musste meine Vorteile daraus ziehen.
,,Warte einen Moment Aragorn."
Legolas Stimme ließ mich Aufsehen. In seinen Augen war zu sehen wie unzufrieden er damit war. Aber ich sah mehr...Besorgnis? Angst? Was war es?
,,Sie ist noch nicht so lange hier. Diese Art von Training wird sie nicht nur Blut spucken lassen. Es wird sie umbringen! Ist es das was du ihr antun willst?"
Legolas Worte kämpften gegen die Entscheidung des Königs. Auch wenn Aragorn ein guter Freund von ihm war, schien Legolas nicht seiner Meinung zu sein.
,,Legolas Thranduilion... Es ist ihre eigene Entscheidung. Und sie hat gewählt."-,,Aragorn. Sie wird sterben!"
,,DAS WIRD SIE AUCH, WENN SIE NICHT KÄMPFEN KANN!"
Nun war der Faden der Geduld endgültig gerissen. Aragorn wurde zornig, doch ließ dies Legolas nicht erschrecken oder ihn gar von seiner Meinung abbringen. Dicke Luft war zwischen den beiden deutlich zu erkennen und ich habe Legolas noch nie so sauer gesehen. Ich kannte immer nur seine freundliche und liebevolle Art. Klar war er als Krieger auch mal ernst, aber das hier war ja ganz anders als alles andere davor.
Die beiden sahen sich noch eine Weile an, bis Legolas enttäuscht den Kopf schüttelte und einfach davon ging. Seine schnellen Schritte zeigten, dass er gerade echt nicht in guter Stimmung war, denn es dauerte nicht mal drei Sekunden, da war er fort.
Ich fühlte mich schlecht, denn immerhin war es meine eigene Entscheidung zu trainieren und Aragorn bot mir nur seine Hilfe an. Sie war brutal ja, aber sind es dir Orks denn nicht auch?
,,Bin gleich wieder da..."sagte ich nur und ließ dann den König und Tauriel zurück.
Ich lief durch die endlosen Flure des Schlosses und suchte in jeden Raum - den ich betreten durfte - nach dem Prinzen. Wie konnte man denn nur so schnell verschwinden?
Doch dann wurde ich fündig als ich im Garten des Schlosses ankam. Dort stand Legolas am Teich und blickte zu den Fischen, welche im Wasser ihre tägliche Runde gezogen haben. Er sah traurig aus. Sehr traurig sogar.
Langsam ging ich auf ihn zu und er schien mich auch schon zu bemerken, als meine Füße den grünen Rasen betreten, doch sah er mich nicht an sondern sah weiter auf das Wasser. Erst als ich neben ihm stehen blieb wagte er es zu mir zu linsen. Ich lächelte ihn schwach an und nahm vorsichtig seine Hand. Daraufhin hatte er seinen gesenkten Kopf erhoben und wirkte somit auch wieder etwas größer. Seine Augen trafen meine und für einen Moment sagten wir einfach nichts.
Doch meine Worte sollten ihn erreichen, ihn zur Besinnung bringen und mir glauben schenken.
,,Du machst dir Sorgen...aber sie wäre größer, wenn ich nicht kämpfen könnte..."
Er blickte auf meine Hand, welche seine hielt. Langsam hob er sie an, sodass sie ungefähr auf unserer Augenhöhe waren. Beziehungsweise aus meiner Sicht. Bei ihm gingen unsere Hände gerade mal bis zu seiner Brust. Er spielte mit meinen Fingern, indem er seine immer wieder zwischen meine gleiten ließ. Es war irgendwie interessant das zu beobachten, denn er bewegte seine Finger so elegant als würden sie mit meinen tanzen.
,,Deine Hand ist so weich..."fing er an.
Ich sah ihn an, während er sich weiter auf seine tanzenden Finger konzentrierte.
,,Wenn du stirbst...dann werde ich diese Hand nie wieder halten können...ich werde dir nicht mehr in die Augen sehen oder dich gar umarmen können..."-,,Aber wenn ich nicht trainiere, ist die Wahrscheinlichkeit zu sterben höher...möchtest du das?"
Daraufhin sahen seine himmelblau Augen direkt in meine. Es war so als wäre die Zeit stehen geblieben. Es war ein ruhiger Moment. In seinen Augen sah ich Sorge und Angst und die ist mir bereits vorhin aufgefallen. Ohne etwas weiteres zu sagen umarmte er mich und drückte mich fest an sich. So fest, weshalb ich sein Herz deutlich an meinem Ohr schlagen hörte. Es war ein Klang in meinen Ohren. Wie eine Melodie so wunderschön und so rein wie ein klarer See.
Seine eine Hand nahm Platz an meinem Rücken und die andere auf meinem Kopf. Mit dieser glitt er sanft durch meine Haare.
,,Ich möchte weder das eine noch das andere..."fing er leise an.
Daraufhin spürte ich etwas beben...oder vibrieren...Es war schwierig es direkt zu deuten. Letztendlich merkte ich, dass es Legolas selbst war der diese Reaktion von sich gab. Legolas zitterte. Und das nicht wenig.
,,Aber...Wenn du es unbedingt möchtest, dann kann ich dich auch davon nicht abhalten...Du musst mir nur versprechen vorsichtig zu sein. Das Training wird wirklich schwer..."
,,Wenn du mir hilfst, dann wird es nicht so schwer.....oder?"
Er löste sich etwas von mir um dir dann leicht gegen die Stirn zu schnipsen, was mich kurz verdutzt gucken lässt. Daraufhin Blicke ich in sein Gesicht und da war es wieder. Sein wunderschönes sanftes Lächeln. Es muss von Engeln gemacht worden sein.
,,Nichts könnte mich davon abhalten dir nicht zu helfen."
Freudig lächelte ich zurück.
Mit Legolas wird alles einfacher. Davon war ich mehr als überzeugt.
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