Elvenkings-Hall

,,Ich höre euch...Warum bin ich hier? Was habt ihr gemacht?"
Da stand ich nun in der Dunkelheit meines Traumes. Das helle Licht - welches mich sonst immer umgab - war verschwunden, jedoch konnte ich die Stimmen klar und deutlich hören. Sie klangen traurig, so als würden sie weinen. Andere haben geschrien. Sie riefen um Hilfe. Und ich? Ich stand da mitten in der Dunkelheit, konnte jedes Wort verstehen, aber nichts unternehmen. Warum musste ich deren leid ertragen? Warum konnte ich ihnen nicht helfen? Warum wurde der einst so schöne Traum zu einem Alptraum?

Was geschah mit mir?

,,Wacht auf...Ihr müsst Aufwachen..."
Ich drehte mich um und sah ein helles Licht auf mich zukommen. Was war es? Ein Ausweg? Ein Licht, dass sich selbst noch retten konnte? Oder war dies der kleine Funken Hoffnung, von denen viele Menschen immer erzählen? Menschen...ich bin...ich bin ein Mensch. Ja, da war ich mir so sicher.

Das Licht war schön. Schöner als alles was ich je in meinen Träumen gesehen habe. Es legte sich sanft in meine Hände und strahlte eine so angenehme Wärme aus. Tränen liefen meine Wange hinunter. Ich weinte und ich wusste nicht einmal warum. Das Licht in meinen Händen wurde immer schwächer. Es verließ mich und ließ mich in der Dunkelheit zurück. Weinen schloss ich meine Augen, setzte mich auf den Boden und machte mich ganz ganz...ganz klein...

,,Bitte wacht auf..."
Langsam wagte ich es die Augen zu öffnen und sah direkt in die Himmelblauen Augen von Legolas. Der Himmel. Er trug ihn mit sich. In diesen könnte man meinen, plötzlich ganz oben bei den Wolken zu sein ohne Angst davor zu haben zu fallen. Wirklich wunderschön dieser Gedanke.
,,Wir sind da."sagte er nur und entfernte sich dann wieder etwas von mir. Langsam setzte ich mich aufrecht hin und bemerkte, dass ich immernoch auf Arod's Rücken saß. Das Pferd schnaubte als es mich sah und ich lächelte nur leicht. So schlimm war es im Endeffekt nicht auf ihm zu sitzen, aber das änderte nichts an meiner Angst.

Nur weil Arod lieb war, hieß es nicht, dass alle Pferde so sind wie er.

Als ich mich umgesehen hatte, stellte ich fest, dass es bereits dunkel geworden war. Wir standen vor einem großen Tor, welches von den Verzierungen her sehr an die Natur angelehnt war.
,,Legolas ist zurück!"rief eine der Wachen.
,,Öffnet ihm das Tor!"
Das große Tor vor uns wurde geöffnet und wir liefen hindurch. Die Wachen am Tor verbeugten sich und da stellte ich mir due Frage, ob Legolas hier eine sehr bekannte Person sei, wenn die Wachen so großen Respekt haben und sich verbeugen.
Ich stieg von Arod ab und Legolas übergab ihn den Wachen. Somit traten wir ein.

Als wir das Innere dieser riesigen Höhle betraten war ich ganz und gar sprachlos. Das Innere dieser Höhle war gigantisch. Hier war es so riesig und wunderschön. Im Inneren dieser Höhle waren ausgewachsene und kräftige Bäume. Ein unendlicher Fluss mit verschiedenen Gabelungen floss auf dem Boden und verschiedene Gestein arbeiten wie eine Brücke oder Bögen an der Decke verschönerten den Ort. Mit am schönsten war es aber auch, dass die einzelnen Strahlen der Sonne diesen Ort erreichten. Die Lichter in dieser Höhle machten den ganzen Ort schön und einzigartig.

,,Zu meinem Vater geht es da lang. Folgt mir bitte."
Legolas lief voraus und ich folgte ihm. Ich war immer wieder kurz stehen geblieben um die Schönheit dieses Ortes genauer zu betrachten, denn das war wahre Kunst. Ein Meisterwerk. Schnell folgte ich Legolas wieder, damit ich ihn nicht verliere und somit alleine hier stehe.
Wir liefen über eine riesige Baumwurzel, die es sich wohl selbst zur Aufgabe gemacht hatte, als Brücke zu dienen. Einige Männer sahen mich verwirrt an, was ich mehr als nachvollziehen konnte, denn ich war schließlich eine völlig Fremde. Ich hätte genauso wie die anderen geguckt.

Nach einer Weile erreichten wir den Teil des Ortes, an dem sich der Vater von Legolas aufhalten sollte. Wir liefen die einzelnen Treppen nach oben und ich erschrak als ich oben angekommen war. Vor mir war eine Art Thron mit einem riesigen Hirsch Geweih. Auf dem Thron saß jemand, der nicht gerade so aussah als hätte er die beste Laune. Seine miene verfinsterte sich, als er mich sah.
Legolas trat vor und verbeugte sich vor dem Mann.
,,Ich bin zurückgekehrt, Vater."sagte er.

Der Mann trug einen sehr schicken Schmuck auf dem Kopf. Es war schwierig es vom aussehen her zu beschrieben. Es war wie, als würde er die schönsten Äste des Waldes auf dem Kopf tragen, aber es schien tatsächlich eine Krone zu sein. Da fing mir an alles klar zu werden. Der Mann saß auf einem Thron, trug eine Krone, sein Sohn verbeugte sich vor ihm und die Wachen am Eingang haben sich vor Legolas verbeugt.
"Wenn der Mann eine Krone trägt, dann muss er der König hier sein...das bedeutet dann ja das Legolas..."

,,Als Prinz verbringst du sehr viel Zeit draußen, mein Sohn. Du solltest dich zur Abwechslung auch mal deinen Aufgaben hier in Elvenkings-Hall widmen."
Wie ich es mir gedacht hatte. Legolas war ein Prinz. Ein richtiger Prinz. Und ich? Ich war so dämlich und habe ihn vorhin noch angeschnauzt. Ob ich ins Fettnäpfchen getreten bin?
,,Vater, auf meiner Patrouille fand ich Menschen in unserem Wald, welche diese junge Elbin bedroht haben."-,,Und deswegen hast du sie hier her zu uns gebracht? Vielleicht kommt sie ja auch aus dem Bruchtal."

,,Das ist es ja eben Vater."fuhr Legolas fort.
,,Sie kommt nicht von hier. Sie behauptet ein Hirsch hätte sie hier her gebracht. Er machte sie zu einer Elbin aber sie sagt sei sei in ihrer anderen Welt ein Mensch."
Nun wurde der König aufmerksam und ich machte mich etwas kleiner, als ich eigentlich war. Als der König aufstand, wirkte er noch viel einschüchternd, als er schon ohnehin war. Mir fiel auch auf, wie Jung er aussah. Würde man nicht wissen, dass der König auch der Vater von Legolas ist, dann hätte ich ihn eher für den großen Bruder gehalten.
Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu und musterte mich von oben bis unten.
Er war wirklich gruselig, aber ich konnte nicht verneinen, dass er verdammt gut aussah. Legolas hatte ganz klar seine Gene geerbt.
,,Ein Hirsch sagst du? Wie sah er aus?"

,,Er war...blau...eher wie ein Geist...und nur ich konnte ihn sehen...sonst niemand."
Eine Weile lang blieb es ruhig, aber ich wusste, dass der König am nachdenken war.
,,Legolas führe die Nissi bitte in ein Zimmer. Dort kann sie sich ausruhen...und gib ihr...angemessene Kleidung."
Der König blickte noch einmal zu mir, jedoch etwas von oben herab, so als ob ihm etwas nicht passen würde und ich wusste auch was es war. Es war mein Nachthemd. Das was mir gerade so bis zu den Knien ging und mich daher in Scham baden ließ. So möchte definitiv niemand vor dem König stehen. Zumal mein Körper völlig verdreckt war. Von den Dreck unter meinen Füßen wollte ich erst gar nicht reden. Schon schlimm genug, dass ich ihn mit ins Haus des Königs bringe.
,,Du kommst danach sofort wieder zu mir mein Sohn. Wir müssen reden."-,,Sehr wohl Vater."
Somit lief Legolas voraus während ich mich noch einmal vor dem König verbeugt habe und ihm danach gefolgt bin. Somit lief ich erst schweigend hinter Legolas, doch meine Neugier brachte due Stille zum splittern.
,,Was ist eigentlich eine Nissi?"

,,Das ist bei uns die weibliche Bezeichnung für Frauen. Neri sind die Männer."
Legolas schaute über seine Schulter zu mir nach hinten und lächelte. Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit und somit lächelte ich zurück. Ich kannte ihn noch nicht lange, fand ihn aber wirklich nett, fürsorglich und mutig.
,,Ich wusste gar nicht, dass ihr ein Prinz seid...tut mir leid, dass ich so unfreundlich zu euch war."

Peinlich berührt kratzte ich mich am Nacken. Ich hielt es für besser es erstmal mit dem duzen sein zu lassen, denn immerhin sprach ich hier mit einem richtigen Prinzen. Ich bin noch nie einem begegnet. Solche Leute kennt man doch nur aus dem Fernsehen und selbst da ist es eine Seltenheit die zu sehen. Und wenn man sie mal richtig sehen kann, dann sind da ja noch tausend andere Menschen die sich an dir vorbei quetschen, weil sie auch was sehen wollen.
,,Das muss euch nicht leid tun. Woher hättet ihr das denn wissen sollen?"-,,Ihr hättet es mir ja auch sagen können, als ihr euch vorgestellt habt."schmollte ich leicht. Er sah mich an und drehte sich dann zu mir um seine Hand auf meine Schulter zu legen. Um mit mir auf Augenhöhe zu sein, beugte er sich etwas zu mir runter. Ich muss wirklich ein Zwerg sein. Die Luft bei ihm da oben ist bestimmt besser, als die bei mir hier unten.

,,Hätte ich das getan, dann wärt ihr direkt ganz anders mit mir umgegangen. Ihr müsst euch mir gegenüber nicht so förmlich verhalten."
Mit einem Lächeln entfernte er sich von mir und lief weiter. Ich stand noch eine Weile kurz da und dachte über sein Verhalten nach. Wenn ich das alles richtig verstanden hatte, wollte er mir helfen. Er war freundlich wie ich es bereits sagte. Sein Herz war aufrichtig und schien mit Wärme gefüllt zu sein. Das komplette Gegenteil von seinem Vater. Sein Vater wirkte ernst und kalt, so als hätte ihn die Wärme die er einst mit sich trug verlassen. Ob er so geworden ist, weil er etwas verloren hatte?
Schnell folgte ich Legolas wieder um nicht völlig einsam hier zu stehen. Hier konnte man sich wirklich schnell verirren.

Nach einer Weile erreichten wir ein Zimmer, das viel weiter abgelegen von den anderen war. Hier schien die Privatsphäre von besonders großer Bedeutung zu sein.
,,Hier werdet ihr schlafen. Wenn ihr hier aus dem Zimmer direkt die Treppen nach unten nehmt, kommt ihr zu den Wasserfällen. Dort könnt ihr euch reinigen."
Neugierig betrat ich das Zimmer und sah mich um. Es war wie eine Aussichtsplattform, nur im Inneren und das man hier drin schlafen konnte. Es gab keine Fenster aus Glas. Nur riesige Bögen, an denen Vorhänge befestigt waren. Es gab ein Himmelbett und einige Schränke. Nah an einen der großen Bögen stand ein Sofa. Wenn man sich dort hingesetzt hat, konnte man schon nach unten ins Elvenkings-Hall blicken.
Kleine aber viele Lichter erhellten den Raum und sorgten für eine Atmosphäre der wunderschönen Natur. Es war unbeschreiblich schön.

,,Falls etwas sein sollte, kommt ihr bitte sofort zu mir. Mein Schlafbereich ist weiter oben. Die Treppe die ihr beim verlassen dieses Raumes erblickt wird euch direkt zu mir bringen."
Legolas lächelte am Ende, während mir gerade keine Wörter eingefallen waren, wodurch ich einen Satz hätte bilden können. Hatte ich das sprechen verlernt? Nein. Ich war sprachlos. Wenn man mich darum bitten würde das Paradies zu beschreiben, dann wäre es dieser Ort hier. Diese Art von Natur und Schönheit, die beide perfekt im Einklang sind. Einfach nur magisch.
Legolas lächelte leicht und ging dann zur Tür um zu gehen. Jedoch schoss mir plötzlich eine Sache durch den Kopf, die unbedingt gesagt werden musste.
,,Ihr habt mir geholfen...wie kann ich euch danken?"

,,.....Indem ihr mir euren Namen nennt. Denn den kenne ich noch nicht."
Sanft lächelte er mich an und ich kann hier bestätigen, dass ich noch nie ein schöneres lächeln gesehen habe. Es war unbeschreiblich, aber ansteckend. Meine Unsicherheit verflog und somit lächelte ich zurück.
,,(y/n)..."-,,Es freut mich sehr eure Bekanntschaft zu machen...(y/n)."
Er verbeugte sich etwas und verließ dann das Zimmer.

Ich setzte mich auf mein neues Bett und versuchte erstmal alles zu verarbeiten. Das alles schien wirklich kein Traum zu sein. Ich war in einer mir völlig fremden und neuen Welt. Das was wir Menschen für unmöglich oder einen Traum hielten, war weder das eine noch das andere. Es war möglich. Es war kein Traum. Dies war eine reale Welt.

...Doch konnte ich nicht ahnen, welche Gefahren sie mit sich bringen würde...

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