Das Leben eines Elben

Ich lief durch die verschiedenen Gänge von Elvenkings-Hall und wusste ab einem bestimmten Punkt nicht mehr, wo ich war. War ich dämlich. Ich kannte nur den Weg von meinem Zimmer bis zum Thronsaal und zum Ein- und Ausgang. Sehr intelligent von mir.

,,Hier sind ja überall Zellen...das muss dann der Bereich für die Gefangenen sein..."sagte ich zu mir selbst.
War eine Angewohnheit von mir Selbstgespräche zu führen. Ich tat es immer, damit ich mich nicht so ganz allein fühlte. Natürlich traf ich auf die ein oder andere Wache, aber die waren alles andere als gesprächig. Zum essen würde ich die nicht einladen.
Da betrat ich auch schon einen neuen Raum, wo haufenweise Fässer standen. Schien sowas wie die Weinkammer zu sein.
,,Wusste gar nicht, dass Elben Alkohol trinken... die sehen eher so als, als würden die von Tee mit einer Scheibe Zitrone leben..."
Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln. Mir war klar, dass ich noch eine Menge über das Volk zu lernen hatte.

Neugierig lief ich weiter, bis ich einen merkwürdigen Klang hörte. Es klang wie Eisen. Eisen das aufeinander schlagen würde. Etwa Schwerter?
Neugierig folgte ich dem Geräusch und stand dann vor einem Raum wo zwei Männer am kämpfen oder besser gesagt am trainieren waren. Und einer der Männer kam mir mehr als bekannt vor. Es war der junge Prinz der da mit einer Wache am trainieren war. Legolas schwang sein Schwert, so als wäre es ein längerer Teil seines Arms. Perfekt im Einklang, perfekter Schwung.....und ein perfekter Oberkörper.

Denn der Prinz stand da ohne auch nur ein Oberteil zu tragen. Er war leicht ins schwitzen gekommen, was bedeuten musste, dass er schon sehr lange am trainieren war. Etwa seit er die Bibliothek verlassen hatte?
Jedenfalls war ich neben seinem durch trainierten Körper sehr angetan von seinem Kampfstil. Es war Perfekt. Ich habe nicht gewusst, dass Legolas so gut kämpfen konnte. Woher denn auch? Ich habe ihn noch nie kämpfen gesehen. Nur wie er mal den Bogen auf die Banditen im Wald gerichtet hat, wobeibdas auch evht cool war. Aber das hier war faszinierend, fesselnd und ansteckend.

UND GEFÄHRLICH AUCH!
Denn da hatte Legolas der Wache das Schwert so aus der Hand geschlagen, weshalb es direkt neben dem Türrahmen stecken blieb, indem ich stand. Voller schreck bin ich einen ganzen Satz zurück gegangen und habe mich dabei auch noch gestoßen. Dabei wurden die beiden auf mich aufmerksam und Legolas sah mich etwas verwundert an.
,,Was machst du denn hier? Wie lange stehst du schon da?"fragte er verwundert.
Ich wurde erwischt. Dezent unangenehm.

,,I-ich habe die Schwerter gehört u-und da wurde ich neugierig...tut mir leid...Ich wollte euch nicht beobachten."
Seine Lippen formten sich zu einem schmunzeln. Daraufhin legte er sein Schwert beiseite und kam auf mich zu.
Und heiliger Elb war es anstrengend ihm in die Augen zu sehen. Sein Oberkörper war auf meiner Augenhöhe und ich musste mich wirklich bemühen zu ihm hoch zu sehen und nicht bei seinem Körper hängen zu bleiben. Ich wusste zwar noch nicht wie sich Elben verhalten, aber ich wusste, dass ich eine Frau bin. Eine Frau, die solche Art von Oberkörper sehr ansprechend findet. SEHR SEHR ANSPRECHEND!

,,I-ihr kämpft gut..."brachte ich nur heraus.
Legolas lächelte. Auch wenn sein Aussehen sehr nett war, war meine Neugier und mein Interesse an dem was er getan hatte genauso groß. Das kämpfen mit Waffen. Richtigen Waffen.
,,Lasst uns allein."befahl Legolas der Wache, woraufhin der Mann nur nickte und ging.

DAS WIRD JA IMMER BESSER HIER!

Da stand ich also nun vor einem Oberkörperfreien Prinzen, was natürlich völlig normal ist. Wer kennt es nicht?!
,,Wann hast du das gelernt?"-,,Schon sher früh. Da war ich noch viel jünger."
Ich war fasziniert. Legolas schien viele Talente zu haben. War das normal bei Prinzen? Ich wusste es nicht. Man hat nicht immer einen Prinzen als Freund. Nun wurde ich nervös, hatte Angst zu fragen, doch ich wollte es so sehr. Was er tat faszinierte mich auf aller Ebene.
,,K-kannst du es mir beibringen?"fragte ich, spielte dabei mit meinen Fingern und schaute schüchtern zur Seite. Ich wusste nicht, was Legolas in dem Moment von mir dachte. Aber ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass er erst überrascht wirkte, aber dann wieder anfing zu lächeln.
,,Wenn du es lernen möchtest, dann werde ich dich nicht davon abhalten."
Überrascht sah ich ihn an, konnte nicht wirklich glauben das von ihm gehört zu haben. Seine Worte erfüllten mich mit Freude. Ich hätte ihn am liebsten umarmt...

...aber da war ja was.

Anstatt also seinen Oberkörper zu spüren hielt ich ihm die Hand entgegen, sagte ,,Danke, wirklich.", und er schüttelte sie, auch wenn die Verwirrung ihm ins Gesicht wehte war.
,,Du bräuchtest aber andere Kleidung. Warte hier."
Daraufhin ging er kurz weg, während ich hier vor dem Trainingsraum blieb und mir den mal genauer angesehen habe. Er sah aus wie das innere eines Baumes. Über mich konnte ich sie Baumkronen sehen. Die Abendstrahlen der Sonne schienen durch die Blätter und erleuchteten das Zimmer im warmes und angenehmes Licht.
Da kam auch schon Legolas wieder und hielt mir Kleidung entgegen.
,,Das ist die Kleidung mit denen die Nissi's trainieren. Die müsste dir passen. Zieh dich ruhig hier um. Ich warte draußen, bis du fertig bist."
Dann verließ er wieder den Raum und ich sah noch kurz hinterher. Wahrhaftig ein Gentleman, aber was erwartet man von einem Prinzen?
Schmunzelnd zog ich mir das Kleid aus, habe es ordentlich gefaltet und dann beiseite gelegt. Daraufhin kam die Trainingskleidung. Die saß soweit ganz angegossen und somit rief ich Legolas rein, der auch nicht lange auf sich warten ließ.
,,Gut, dann fangen wir an."sagte er und ich hätte schwören können, dass er mich gerade gemustert hat. Die Kleidung war schlicht schwarz, aber auf den Weibchen Körper angepasst und saß daher etwas eng. Aber bequem war sie. Ich hatte das Gefühl mich ohne Probleme in der Kleidung bewegen zu können.

Der Elben Prinz holte mich aus meinen Gedanken, indem er mir ein Holzschwert entgegen hielt.
,,Fangen wir mit der Haltung und dem schwingen an."sagte er.
Lächelnd nickte ich und nahm das Schwert in meine Hand. Es war sehr leicht, aber das war kein Wunder, da es schließlich aus Holz war.
Legolas zeigte mir zuerst wie man das Schwert zu halten hat. Ich hörte aufmerksam zu und nickte immer wieder um ihn zu zeigen, dass ich ihm zuhöre. Das erinnerte mich ein wenig an den unterrichten aus meiner Schule.

Einfach immer nicken und die Lehrer glauben, dass du zuhörst.

Somit versuchte ich die Übung nachzumachen und das war viel schwieriger als es aussah, soviel kann man mir glauben. Auch wenn ich hier gerader eine leichte Waffe aus Holz in der Hand hielt, war es für meinen Körper etwas völlig neues. Ich hörte ihn schon rufen. Wie er innerlich laut ,,Was ist das?!" fragte.
Legolas beobachtete meine Bewegung ganz genau, nickte ab und zu zufrieden, weshalb ich mir nicht ganz woe ein Trottel vorkam.
,,Das sieht schon gut aus, aber ich zeige dir mal wie due das Schwert noch besser schwingen kannst."
Langsam kam er auf mich zu, stellte sich hinter mich und nahm meine Hände um sie quasi zu steuern. Er zeigte mir somit wie er es am besten machen würde.
,,Nickt erschrecken..."sagte er leise in mein Ohr und platzierte seine Hände dann auf meine Hüfte um mich in die richtige Position zu bringen. Ein leichtes zucken gleitet durch meinen Körper und die Wärme strömt wie ein Bach nur so durch mir.
Ich spürte die Hitze in meinen Wangen und sah vorsichtig über meine Schulter zu ihm. Er lächelte leicht, sah mir kurz in die Augen, bis er sich dann wieder von mir entfernt hatte.
Ich fing mich schnell wieder und versuchte die Übung noch ein paar Mal.
Der Prinz stand da, lächelte zufrieden, bis wir dann zur nächsten Übung rüber gingen.

,,Und nun kommen wir zu den verschiedenen Attacken, die du mit dem Schwert ausführen kannst. Die erste Attacke ist der einfache Stich."
Somit erklärte er mir die nächste Übung. Ich sollte mehrmals in die Luft stechen. Erst tief Luft holen, in Position gehen und dann zu stechen. Ich antwortete laut und deutlich ,,Verstanden!" und fing dann mit der Übung an. Die verlief ohne Probleme. Tief Luft holen und zustechen. Ganz einfach.
Legolas war ein guter Lehrer und er schien auch sehr zufrieden zu sein mit dem was ich gemacht habe. Auch ich war soweit zufrieden. Es freute mich, dass ich an einem Tag so viele Fortschritte machen konnte. Das einzige was ich mich gefragt habe war, gegen wen die Elben ihre Waffen eingesetzt haben. Gegen die Menschen? Leben hier eigentlich alle in frieden? Es gab noch so vieles, dass ich nicht verstanden habe.

,,Du wirst echt gut und das für dein erstes Training heute."fing er das Gespräch an. Bis jetzt habe ich nicht wirklich viel gesagt, nur seinen Worten gelauscht und das getan was er mich gelehrt hatte.
Als Dankeschön für sein Kompliment lächelte ich ihn nur an, denn mir Komplimenten konnte ich alles andere als gut umgehen. Man wirft es mir quasi an dem Kopf und schon wusste ich nicht was ich darauf antworten sollte.
,,Wie alt warst du, als du es gelernt hast?"-,,Ich habe damit angefangen bevor ich Fünfzig wurde."

Guter Scherz.

So gut weshalb ich etwas lachen musste und eigentlich darauf gehofft hatte, dass er mit Lachen würde, aber sein ernst gemeinter Blick verriet mir, dass dies eben kein Scherz war.
Automatisch wurden meine Augen größer.
,,Du bist über Fünfzig?!"fragte ich erschrocken.
,,Genauer gesagt bin ich über Tausend Jahre alt. Elben sind unsterblich."
Fragend sah ich ihn an, legte dabei das Übungsschwert beiseite, während er sich ein Oberteil über den Kopf zog.
,,Wir sind die erst denkenden Lebewesen Ardas, die Kinder Illúvatars. Wir sind was das Alter angeht unsterblich. Allerdings können wir durch die Hand eines anderen sterben oder an Weltmüdigkeit."
Ich nahm meine Kleidung und verließ zusammen mit ihm den Trainingsraum. Legolas war gut darin die Dinge so zu erklären, weshalb ich sie verstehen konnte. Er war wie ein wandelndes Buch. Aufgeschlafen und bereit zu erklären.
,,Sind das nur die beiden Möglichkeiten?"fragte ich vorsichtig.

,,...wir können auch an Kummer sterben..."-,,An Kummer?"
Überrascht blieb ich stehen und sah ihn an. Er lief noch etwas weiter, blieb dann aber auch stehen und drehte sich zu mir.
Sein Lächeln von eben war verschwunden, stattdessen sah er mich ernst und auch irgendwie traurig an.
,,Wir sind an diese Welt gebunden...bis sie vergeht. Nicht mehr existiert. So wie die Menschen und auch alle andere Lebewesen haben wir eine Hroa und Fea. Also einen Körper und eine Seele. Wenn unser Körper aufgrund eines gebrochenen Herzens krank ist, dann können wir ihn aus eigenem Willen verlassen. Wenn wir willig sind, können wir in unseren eigenen Körper zurückkehren. Dabei vergessen wir auch nicht, wer wir waren."

Was er da sagte, riss ich mich nach unten. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte. Elben sind unsterblich, somit also auch ich und Legolas ist über Tausend Jahre alt. Wie ist es ein so langes Leben zu haben? Wollte ich so ein langes Leben? Irgendwann wird es doch bestimmt langweilig. Aber Legolas so zu sehen. So traurig, so nachdenklich. Es zog mich in ein tiefes Loch. Ich wusste nicht was ich tun oder sagen sollte. Entweder hatte er eigene Erfahrungen oder er kannte jemanden mit solchen Erfahrungen. Ich wollte nicht nachfragen. Es fühlte sich falsch an, dies zu tun.
,,Entschuldige. Meine Worte haben dich bestimmt überrumpelt."-,,N-nein alles in Ordnung..."

,,Nein ist es nicht..."
Langsam kam er auf mich zu. Mein Blick war zu Boden gerichtet und Ich sah nur seine Füße, welche direkt vor meinen halt machten. Langsam hob ich den Kopf um ihn anzusehen. Unsere Augen trafen sich, die Blicke waren tief. Er war traurig und ich war es auch, aber unsere Traurigkeit bestand aus zwei völlig verschiedenen Gründen. Ohne irgendetwas weiteres zu sagen, zog Legolas mich in eine Umarmung und drückte mich sanft an sich.
Meine Augen wurden automatische größer, denn sowas ist mir noch nie passiert. Legolas war ganz warm und mein Kopf war direkt an seiner Brust gedrückt, weshalb ich sein Herz schlagen hören konnte.
,,Du warst vorher jemand dem es nicht bestimmt war, ein langes Leben zu haben und nun überrumpel ich dich mit so etwas...verzeih mir..."-,,Ich muss dir nicht verzeihen...Du hast mir nur etwas erklärt...daran ist nichts falsch..."

Mein nuscheln war leise, aber für ihn verständlich. Sanft streichelte er meinen Rücken, während ich seinen Geruch wahr nahm. Er roch wirklich gut und warm war er auch. Sehr warm sogar. In dem moment habe ich mich gefragt, was er wohl von mir denkt. Wir waren Freunde, aber was genau dachte er von mir als Freund?
Langsam löste ich mich aus der Umarmung und sah zu Legolas hoch. Sein trauriger Blick wollte zu einem schmunzeln werden, doch gelang es ihm nicht wirklich.
,,Ich gehe jetzt dann auf mein Zimmer...wir sehen uns morgen..."
Mit diesen Worten entfernte ich mich von Legolas und ließ ihn somit alleine im Flur stehen. Ich konnte spüren wie er mich noch hinterher sah, bis ich abbog und zu meinem Zimmer lief.

Elben sind unsterblich...wer möchte denn so ein Leben...?

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