Spin-Off 9: Auf und Ab

Arthur

Ich betrat den Speiseraum der Kaserne, drückte die Brust raus und musste wirklich ein Grinsen unterdrücken.
Das neue Rangabzeichen machte sich wirklich gut auf meinen Schultern.

Allerdings war es fast leer im Zimmer, es waren nur zwei der vielen Tische besetzt und bei meinem Eintreten verstummten die sieben Männer, um mich anzusehen.
Joseph Edwards war unter ihnen und sofort schwand mein Stolz.

"Mir scheint, du stehst jetzt über uns, Arthur. Glückwunsch!", ergriff er auch sofort das Wort.
Ich nickte ihm kurz zu, gab mich aber ansonsten unbeteiligt, als ich mir etwas zu Essen holte und mich an einen dritten Tisch setzte.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich die anderen und tatsächlich stand Joseph bald darauf auf und kam mit samt seinem Gefolge zu mir herüber.
Ich schluckte und zwang mich Haltung zu bewahren, während ich mich auf seine Hänseleien vorbereitete.

"Arthur, Arthur, Arthur...", sagte Joseph und ließ sich auf einen Stuhl mir gegenüber fallen, "Dass du es einmal so weit bringen würdest. Wer hätte das gedacht? Du darfst uns jetzt Befehle erteilen." Noch war er höflich, aber das würde sich bald ändern.

"Was willst du, Joseph?", fragte ich, darauf bedacht, den Blick nicht abzuwenden.

"Ich wollte dich nur zu deiner Beförderung Beglückwünschen", erwiderte Joseph gespielt empört, "Das ist doch wohl noch erlaubt, oder?"

"Ja, ist es. Ihr dürft wegtreten, Soldat", nahm ich meine neue Autorität in Gebrauch.
Joseph reagierte nicht.
Natürlich nicht.
Wenn wir alleine waren, war er derjenige, der die Befehle erteilte.

"Ich finde es wirklich gut, dass du es hier zu etwas gebracht hast. Wo dir ja zu Hause die Autorität fehlt."

Er war bei seinem Lieblingsthema angekommen: Henry und Victoria pflegten immer noch ihr eigenes Ding durchzuziehen und ich litt hier darunter.
Jetzt, da beide weg waren, würde er sich wohl neue Witze ausgedacht haben.

"Dein kleiner Bruder ist verschwunden, wie hieß er noch? Harry? Es ist ein Wunder, dass du nun über mir stehst und für meine Sicherheit verantwortlich bist, wo du noch nicht mal ihn beschützen konntest. Wie soll ich dir da vertrauen?", begann Joseph und sah mich gespielt besorgt an.

"Henry, war für sich selbst verantwortlich", gab ich kalt zurück, "Er ist erwachsen."

"Aber deine Schwester."

Ich versteifte mich, wenn ich auch die Attacke gegen Henry hatte abwehren können, so war es doch bei Victoria schwieriger.

"Ich habe gehört, sie wurde von einem Piraten geschändet und danach entführt", erzählte Joseph und begann nun zu flüstern, "Und es soll ihr gefallen haben. Wie fühlt es sich an, der Bruder einer kleinen Hure zu sein?"

"Ich verbitte mir diesen Ton!", unterbrach ich ihn und ballte die Hand zu Faust.

Aber Joseph fuhr ungerührt fort: "War sie nicht immer schon so rebellisch? Hat sie nicht zurück geschlagen, wenn du sie gezüchtigt hast? Es ist echt ein Jammer, dass sie sich einem solchen Schurken hingegeben hat, der Menschen bestiehlt und unser eins tötet. Hast du schon mal darüber nachgedacht, warum es soweit gekommen ist?
Sie ist noch nicht verheiratet, wahrscheinlich hat sie schon davon geträumt, dass ein Mann sie mal so richtig rannimmt. Und der Pirat war nun mal der erste, der es getan hat. Dabei ist sie so hübsch.
Wenn ich gewusst hätte, dass es so einfach ist. Vielleicht hätte ich auch mal..."

"Hör auf!", schrie ich fast. Er hatte mich schon wieder aus der Fassung gebracht.
Ich war aufgesprungen und Joseph begann zu grinsen.
Er hatte sein Ziel erreicht.

"Wegtreten", knurrte ich, "Das ist ein Befehl."

Zunächst mal danke für über 1000 Votes. Geht doch🤗

Hier haben wir nun mal wieder eine neue Perspektive, die ein bisschen erklärt, warum Arthur ist, wie er ist.
Man gibt das nach unten weiter, was man selbst erlebt.
Ich denke man kann hier schon von Mobbing sprechen.

Menschen sind halt nicht nur gut oder böse.

Ich wünsche noch einen schönen Sommer bei gut 38 Grad.
🌻🍉🍇
BE

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