25.
Jungkook's PoV.:
Am nächsten Tag schien die Sonne. Der Himmel war strahlend blau und die Vögel zwitscherten. Ab und zu wehte ein frischer Wind, der die goldbraunen Blätter des naheliegenden Waldes zu uns ins Dorf fegte. Es war das perfekte Wetter, um die Pferde noch ein letztes Mal rauszulassen. Sie waren schon ganz aufgeregt, als wir zu ihnen in die Stallungen traten, denn sie begrüßten uns mit einem lauten wiehern. Wir verschwendeten keine Zeit und fingen sofort mit der Arbeit an. Erst wurden sie gefüttert, dann führten wir sie nach draußen. Jimin und ich beobachteten schließlich, wie sie über die Weide galoppierten, dabei den Kopf umherwarfen und wilde Sprünge machten. Mittlerweile wusste ich, dass die Tiere so ihre Freude zeigten und es erfüllte mich mit demselben Gefühl, sie so zu sehen.
„Ein Pferd sollte man sein", seufzte Jimin gedankenverloren. „Aber auch nur bei dem richtigen Besitzer", stimmte ich zu. „Da hast du recht. Dann könnten wir den ganzen Tag lang fressen und schlafen", antwortete er. „Außer es kommt zum Krieg", rutschte es mir über die Lippen, noch bevor ich darüber nachdenken konnte. „Wohl wahr. Keine Seele möchte im Krieg verwickelt sein", Jimin seufzte wieder. Kurz darauf herrschte eine angespannte Stille zwischen uns und ich verfluchte mich dafür, dass ich dieses heikle Thema angesprochen hatte. Aber manchmal vergaß ich meine Gedanken auf lautlos zu stellen.
„Wo ist eigentlich Taehyung?", hörte ich Jimin plötzlich sprechen. „Er wollte noch das letzte Pferd holen", antwortete ich und schaute zurück in die Stallungen. Doch der folgende Anblick machte mich etwas stutzig. Zwar hatte Taehyung das letzte Pferd aus seiner Box geholt, aber er hatte es an einen Stützpfeiler angebunden und aufgesattelt, statt es rauszubringen. Er zog gerade die letzten Riemen des Zaumzeuges fest. „Was macht er da?", fragte Jimin und sprach damit meine Gedanken aus. „Ich weiß es nicht", erwiderte ich. „Komm mit", forderte er dann und lief mir voraus. Ich folgte ihm neugierig.
„Was machst du da, Tae? Habe ich was verpasst? Gibt es noch einen Boten, der irgendeine Nachricht überbringen muss?", wollte Jimin wissen. Daraufhin drehte Taehyung sich zu uns um. Er hatte noch etwas Heu im Haar und lächelte niedlich. „Nein, aber ich wollte heute das schöne Wetter ausnutzen und mit Jungkook ausreiten", sein Blick fiel auf mich. „Mit mir?", hakte ich nach und deutete mit dem Finger auf meine Brust, um sicherzugehen, dass er auch wirklich mich meinte. „Als gäbe es hier noch einen anderen Jungkook im Raum", brummte Jimin und verschränkte die Arme ineinander. „Ja, mit dir. Hast du Lust?", fragte Taehyung, ehe er eine Hand nach mir ausstreckte. Meine Beine bewegten sich selbstständig auf ihn zu. Ich nahm seine Hand entgegen und hielt sie zögerlich fest. „Natürlich habe ich Lust, aber...", ich drehte mich unsicher zu Jimin herum, der ganz und gar nicht erfreut schien. Er schmollte. Es sah niedlich aus, aber ich spürte, dass er es ernst meinte.
„Jetzt lasst ihr mich wieder alleine", nuschelte er gekränkt. „Ach komm schon, Jimin. Nur das eine Mal. Du kannst dir doch ein bisschen Gesellschaft angeln", versuchte Taehyung ihn umzustimmen. „Jaja, schon klar. Geht ruhig. Ich werde mir einfach ein bisschen Gesellschaft angeln", den letzten Satz äffte er Taehyung nach. „Wir bleiben auch bestimmt nicht lange weg", versicherte ich ihm. „Du weißt doch noch gar nicht was ich mit dir geplant habe", raunte Taehyung in mein Ohr und ein Schwall Schmetterlinge tanzte durch meinen Bauch. Ich starrte in seine dunklen Augen, in der Hoffnung eine Antwort darin zu finden. Doch er grinste bloß bis über beide Ohren. „Urgh, das kann sich ja keiner ansehen. Geht bloß weg. Beeilt euch", zickte Jimin und stapfte mit extra lauten Schritten an uns vorbei. Taehyung ignorierte ihn. Stattdessen ließ er meine Hand los und deutete auf den Pferdesattel. „Soll ich dir helfen, oder kommst du selber hoch?", hakte er nach. „Ich...versuche es selber", sagte ich und löste mich schweren Herzens von seinem Antlitz. Dann griff ich nach dem Sattelknauf und holte einmal tief Luft.
„Du solltest vorher deinen Fuß in den Steigbügel stellen", riet Taehyung mir. Im nächsten Moment spürte ich seine Hand an meinem rechten Bein. Ich versuchte die angenehme Wärme seines Körpers zu ignorieren, während er mir half. Schließlich stand mein Fuß trittsicher in dem Steigbügel und ich konnte mich hochschwingen. Es war gar nicht mal so einfach, denn das Pferd, welches Taehyung ausgesucht hatte, war ziemlich groß. Doch auch hier half er mir wieder, indem er mich am Becken und Oberschenkel stützte. Nach ein paar Sekunden saß ich im Sattel. Taehyung lief um das Pferd herum, sorgte dafür, dass mein anderer Fuß auch im Steigbügel stand und zog den Sattelgurt noch einmal fest. Dann machte er das Zaumzeug vom Pfeiler los und drückte es mir in die Hand.
„Halt mal kurz", war alles, was er dazu sagte. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass ich alleine reiten sollte. Doch bevor ich mich versah, hatte Taehyung sich hinter mich geschwungen. Seine Brust drückte sich herrlich warm gegen meinen Rücken. „Gibst du mir die Zügel wieder?", bat er und seine tiefe Stimme vibrierte durch meinen ganzen Körper. „H-Hier", murmelte ich. Er nahm die langen Riemen an sich und schnalzte, um das Pferd in Bewegung zu versetzen. Kurz darauf trottete es gemächlich los. „Ich habe extra ein faules Pferd genommen", erzählte Taehyung, während wir in Richtung Ausgang ritten, „Sie wird nicht losrennen und sich auch nicht erschrecken".
„Das ist gut", lächelte ich. Mittlerweile schlug mein Herz in Rekordgeschwindigkeit. Ich wusste nicht, ob es am wackeligen Pferd, oder an Taehyung's Nähe lag, aber ich konnte es nicht beruhigen. Ich war viel zu aufgeregt.
„Wohin reiten wir denn?", fragte ich nach, um mich auf andere Gedanken zu bringen. „Nur ein kleiner Ausritt in den Wald. Vielleicht haben wir Glück und sehen ein paar Rehe", antwortete Taehyung. Im nächsten Moment traten wir aus den Stallungen raus. Die Sonne schien in mein Gesicht und das Pferd unter meinem Sattel schnaubte zufrieden. Ich hielt mir eine Hand über die Augen, während wir gemächlich an dem Misthaufen und der Weide vorbeiritten. „Was ist mit Jimin? Er scheint irgendwie böse zu sein", merkte ich an. „Der kriegt sich wieder ein", erwiderte Taehyung. „Sicher?", ich wollte mich zu ihm umdrehen, doch Taehyung's Gesicht war mir so nahe, dass ich stattdessen gegen seine Wange stupste. „'Tschuldigung", murmelte ich und schaute wieder geradeaus. „Nicht so schlimm", sagte er und ich glaubte ein Lächeln in seiner Stimme zu hören, „Was Jimin angeht... Er ist ziemlich anhänglich. Wahrscheinlich ärgert es ihn, dass wir beide so viel Zeit miteinander verbringen".
„Dann ist er eifersüchtig?", überlegte ich laut. „So in etwa. Aber das legt sich wieder. Außerdem wird es Zeit, dass er lernt, dass sich die Welt nicht nur um ihn dreht", antwortete Taehyung und lenkte unser Pferd nach links, um entlang der eingezäunten Weide zu bleiben. Ein paar der anderen Pferde trotteten uns neugierig hinterher. Allerdings kamen sie nur so weit, wie die Weide es zuließ. Schließlich ließen wir sie hinter uns. Wir ritten an der Burg vorbei, die im Schein der hellen Sonnenstrahlen nicht mehr allzu düster wirkte, und erreichten den Trampelpfad, der in sanften Schlangenlinien in den Wald führte. Der Wald erstreckte sich am Horizont wie ein einziges Meer aus goldbraunen Blättern. Es sah wunderschön aus.
Der Anblick sorgte für eine wohltuende Leere in meinem Kopf. Plötzlich fühlte ich mich ganz leicht. Ich konnte abschalten. Das Zwitschern der Vögel und der stetige Rhythmus der Huftritte klang wie eine Melodie in meinen Ohren. Ich schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und ließ mir die warmen Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen. So frei und unbeschwert hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Es war zu vergleichen mit dem euphorischen Gefühl, als ich hier aufgewacht und meine ersten Schritte gelaufen war. Nur das ich jetzt auf einem Pferd saß und das Pferd für mich lief. Ich öffnete meine Augen wieder und streckte vorsichtig eine Hand aus, um den Hals des Tieres zu tätscheln.
„Gefällt es dir?", raunte Taehyung's Stimme hinter mir. „Es gefällt mir sehr. Eigentlich mag ich den Herbst nicht, aber solche Tage...", ich seufzte zufrieden. „Da hast du recht. Die letzten schönen Herbsttage sind das Beste", antwortete er. Er war mir so nahe, dass ich seinen warmen Atem an meinem Ohr spüren konnte. Es kitzelte etwas, aber ich wollte mich nicht beschweren. Vielmehr genoss ich die Nähe. Ich fühlte mich sicher und geborgen und aus irgendeinem Grund auch sehr geliebt. Dabei wusste ich gar nicht, ob Taehyung wirklich so für mich empfand. Ich war neu auf dem Gebiet und es überforderte mich ein bisschen. Ich wusste nicht, ob ich seine Handlungen in die Kategorie der Freundschaft, oder die der Liebe einordnen sollte. Ich tendierte zu Letztem, aber auch nur, weil meine eigene Wunschvorstellung einen großen Einfluss darauf hatte. Ich wollte diese Art von Liebe so sehr, dass ich alles andere gar nicht erst in Frage stellte.
•°•°•
°•°•°
Ich weiß immer noch nicht was ich von Indigo halten soll. Einerseits bin ich enttäuscht, weil es nicht so wie Mono ist (obviosly ist es nicht so wie Mono, weil nichts an Mono rankommt), aber andererseits finde ich diese neue Seite von Namjoon sehr interessant und ich mag auch ein paar Lieder aus Indigo. Aber es ist immer noch eine Schande, dass er Mono nicht als physisches Album raus gebracht hat. Ich hätte es in allen möglichen Versionen gekauft :(
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top