18.

Jungkook's PoV.:

„Jungkook? Jungkook, wir müssen aufstehen", hörte ich Taehyung sprechen. Ich reagierte nicht. Stattdessen kugelte ich mich unter meiner Bettdecke zusammen. „Schlaf jetzt nicht wieder ein. Wir müssen gleich los. Komm schon", er zog die Decke zurück. Ich brummte genervt und zog die Decke wieder hoch. Für einen kurzen Moment wurde es still. Man konnte lediglich das Zwitschern der Vögel hören. Und dann: „Verdammt, steh auf!". Ein heftiger Tritt gegen meine Schulter folgte und mit einem Mal war ich hellwach. „Aua!", ich blinzelte entsetzt zu Taehyung hoch. Er stand neben mir und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Seine dunklen Augen standen in Flammen. „Das hast du davon! Ich habe versucht dich freundlich zu wecken, aber du hast einfach weitergeschlafen!", meckerte er. Ich wollte etwas sagen. Ich wollte ihm sagen, dass er mir weh getan hatte und dass es andere Wege gab, um mich aufzuwecken. Aber ich konnte nicht, weil ich mal wieder vollkommen von seinem Antlitz eingenommen war. Er war nackt – schon wieder! Mein Blick wanderte von seinem Gesicht herunter, bis zu seinem Hals. Ich konnte sehen, wie sein Adamsapfel hüpfte, als er schluckte. Dann wanderten meine Augen weiter herunter; über seine Brust hinweg und über seinen Bauch, bis zum Nabel. Darunter erkannte ich den Anfang eines dunklen Flaumes. Er wuchs mit jedem Zentimeter dichter, bis er schließlich...

Ich kniff die Augen zu und warf mich zurück in den Strohhaufen. Mein Herz raste. Mein Kopf schien jeden Moment zu explodieren. Wilde Gedanken kreisten auf und ab. Mir wurde heiß.

„Stehst du jetzt endlich auf, oder was?", fragte Taehyung. Er hatte sich beruhigt. Seine Stimme klang so tief und rau, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte. „Ich komme gleich. Geh schon mal vor", antwortete ich und winkte ab. „Wie du meinst. Hier sind deine Klamotten", sprach er. Ich hörte das Stroh rascheln und im nächsten Moment landeten meine muffigen Klamotten in meinem Gesicht. Ich ließ sie dort einfach liegen. Zum einen, weil ich meine Hormone unter Kontrolle bringen musste. Zum anderen, weil ich Taehyung nicht weiter belästigen wollte. Es war mir peinlich, dass ich ihn so auffällig angestarrt hatte. Das gehörte sich nicht. Ich hätte wenigstens versuchen können, woanders hinzusehen. Aber Taehyung sah nun mal sehr attraktiv aus und es fiel mir schwer, meine Augen von ihm loszureißen.

Ich hörte, wie er den Dachboden durchquerte. Die Dielen knarzten bei jedem seiner Schritte. Erst lief er in die hintere linke Ecke, um sich dort seine Klamotten aus der schäbigen Kommode zu holen. Dann lief er zurück in meine Richtung und an mir vorbei, um die Treppenstufen nach unten zu klettern. Als ich mir sicher war, dass er unten angekommen war, stand ich auf. Ich zog mich eilig an, schüttelte mir das Stroh aus den Haaren und ging dann ebenfalls nach unten.

„Guten Morgen, Jungkook. Wie ich hörte, wolltest du nicht aufstehen?", begrüßte Hyojin mich mit einem verschmitzten Grinsen. „Ja, ich... Ich bin Langschläfer", stammelte ich vor mich hin, ehe ich zu Taehyung rüber schielte. Er hatte sich bereits die Schuhe angezogen und lehnte lässig in der Tür, die nach draußen führte. In den Händen hielt er zwei Äpfel. „Dann solltest du vielleicht früher ins Bett gehen", schlug Hyojin vor und lenkte damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Ich lächelte und nickte: „Ich werde es versuchen, danke".
„Gerne doch", sie gab mir den Weg frei, „Überarbeitet euch nicht. Und kommt nicht so spät nach Hause!".

„Ich kann nichts versprechen", erwiderte Taehyung, „Wir waren seit zwei Tagen nicht mehr bei Wolsook. Jimin wird bestimmt hingehen wollen". Er warf mir einen Apfel zu, während ich in seine Richtung lief. Ich fing ihn geschickt auf und biss einmal hinein, bevor ich mir die Schuhe anzog. „Du musst nicht immer das machen, was Jimin macht. Oder springst du auch von einer Klippe, wenn er es tut?", fragte seine Mutter. Das war eine rhetorische Frage. Dennoch antwortete Taehyung ihr: „Nun ja, das klingt doch spannend. Ich würde hinterher springen". Seine Mutter gab einen frustrierten Laut von sich, der mich an einen Dinosaurier Schrei erinnerte. Ich schmunzelte amüsiert. Auch Taehyung musste Grinsen. Dann gingen wir.

Draußen war der Himmel übersäht mit weißen und grauen Wolken. Die Sonne schien, aber ihre warmen Strahlen erreichten uns kaum. Ein frischer Wind wehte durch die Straßen und brachte die saubere Wäsche der Nachbarn zum Flattern. Über unseren Köpfen zwitscherten ein paar Vögel. Irgendwo konnte ich einen Hahn krähen hören. Ich genoss die alltäglichen Geräusche, denn sie füllten die Stille zwischen Taehyung und mir, während wir zu den Stallungen liefen. Ich hatte gerade nicht die Nerven, um mit ihm zu reden. Seine nackte Gestalt geisterte immer noch in meinen Gedanken herum. Vermutlich hätte ich etwas Falsches gesagt, wenn ich jetzt den Mund aufgemacht hätte. Sowas wie: „Ich steh voll auf dich", oder: „Du bist genau mein Typ". Es gab auch noch andere Dinge, aber die wagte ich mich nicht einmal in meinen Gedanken auszusprechen. Hätte ich ein bisschen Erfahrung im Flirten, würde die Sache schon ganz anders aussehen.

Aber gab es nicht jemanden, der mir dabei weiterhelfen konnte?

Jimin streichelte ein Pferd, als wir in den Stallungen ankamen. Instinktiv fragte ich mich, ob er immer noch Stress mit seiner Familie hatte. Zwar sah er nicht mehr so müde und genervt aus, aber vielleicht war dieses liebevolle Lächeln in seinem Gesicht bloß eine Masche.

„Ihr seid pünktlich", stellte er fest, ohne sich zu uns umzudrehen. „Und trotzdem bist du der Erste hier", erwiderte Taehyung. Ich beobachtete, wie er Jimin auf dem Weg zur Futterkammer die Schulter tätschelte. Dieser lächelte daraufhin. Es war ein merkwürdiger Anblick, hinsichtlich dessen, dass sie sich gestern Mittag noch gestritten hatten. Zumal Jimin sich nicht entschuldigt hatte. Aber vielleicht war das ihre Art und Weise sich zu versöhnen. „Jungkook", sagte Jimin und riss mich damit aus meinen Gedanken. „Guten Morgen", begrüßte ich ihn. „Komm her", er winkte mich zu sich, „Hast du gut geschlafen?".
„Tief und fest", ich nickte. „Und wie war das Totenfest? Zugegeben war ich gestern Abend so müde, dass ich nicht mehr hingegangen bin", gestand Jimin. Ich trat neben ihn und streckte ebenfalls eine Hand nach dem Pferd aus. Es schien großes Interesse an mir zu haben, denn es stupste mich auffordernd mit seiner grauen Nase an. Ich grinste, ehe ich über das weiße Fell streichelte.

„Das Totenfest war toll. Ich bin zuvor noch nie auf einem derartigen Fest gewesen und war sehr überrascht. Die Musik war wunderschön und...", erzählte ich, doch hielt plötzlich inne. Das weiße Pferd bedrängte mich mittlerweile so sehr, dass es mir ein bisschen Angst machte. „Was will es von mir?", ich machte einen Schritt zurück, „Rieche ich komisch? Will es mich aufessen?".

Jimin lachte: „Jungkook, nein! Pferde essen doch keine Menschen! Aber es möchte vermutlich deinen Apfel haben". Er kicherte und ich schaute auf meine rechte Hand herab, in der ich immer noch das Kerngehäuse hielt. „Oh", machte ich und musste selber etwas lachen. Dann hielt ich dem Pferd auf meiner ausgestreckten Hand den Apfel hin. Es schnupperte interessiert an meinen Fingerspitzen, ehe es den Apfel fand und auffutterte. Es kitzelte und kribbelte und danach hatte ich eine Menge Sabber in meiner Handinnenfläche. Angeekelt wischte ich sie mir an meinem Hosenbein trocken. „Na jedenfalls war das Totenfest sehr schön. Die Musik hat mir am meisten gefallen", wiederholte ich mich. „Das freut mich für euch", Jimin lächelte und es schien ein echtes, ehrliches Lächeln zu sein. Ich erwiderte es glücklich.

„Ich habe gerade eine ganz wunderbare Idee", sprach Taehyung auf einmal. Jimin und ich drehten uns zu ihm herum. Taehyung saß auf einer der Treppenstufen, die auf den Heuboden führte und sah uns mit einem verschmitzten Grinsen an. Es war dasselbe Grinsen, dass ich heute Morgen in dem Gesicht seiner Mutter gesehen hatte. „Uhhh, mir gefällt dieser Ausdruck", schnurrte Jimin und biss sich angetan auf die Unterlippe. „Wir haben keinen Dreier, Jimin. Schlag dir diesen dummen Gedanken ganz schnell aus deinem Kopf", warnte Taehyung. Der Ältere fasste sich gespielt entsetzt an die Brust, während bei mir alle Sicherungen durchbrannten. Allein die Vorstellung... Mir wurde plötzlich so unerträglich heiß, dass ich mich am liebsten in den nächstbesten Wassertrog geworfen hätte. „Nein, wir machen etwas anderes", fuhr Taehyung fort und sein Blick landete auf mir, „Wir bringen Jungkook bei, wie man auf einem Pferd reitet".

•°•°•

°•°•°

Ich freue mich so sehr auf Namjoon's Solo Album! Wenn es so gut wie Mono wird, werde ich es mir definitiv holen. Ich fand es schon schade genug, dass es Mono nicht als physisches Album gab. Deswegen muss jetzt das neue Album her xD

Auf welches Solo Album freut ihr euch? ^^

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top