Kapitel 5
Emma POV:
Meine Hände zittern, als ich jemanden die Treppe herunterkommen höre.
Fast wäre mir die Glasflasche aus den Händen gerutscht, als mein Vater neben mir gähnt.
"Emma, musst du nicht in die Schule?" Er schaut mich fragend an und ich erröte ungewollt.
"Nein, ich habe später.", murmle ich schüchtern.
Normalerweise lüge ich meinen Vater nie an, wenn man meinen Nebenjob mal nicht beachtet.
Schließlich kann ich ihm schlecht sagen, dass ich ein paar Mädchen aus meiner Klasse nicht treffen will.
"Sind die Typen schon weg?"
Mein Vater stöhnt auf.
"Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du sie nicht 'Typen' nennen sollst? Die beiden sind so etwas wie Stiefbrüder für dich!"
Daraufhin kann ich nur ungläubig den Kopf schütteln.
Die und Stiefbrüder? Da bin ich ja eher mit Diana verwandt!
Apropos...
"Wie spät ist es?"
"7. 50 Uhr."
Scheiße...
Ich schnappe mir meine Tasche und fahre mit einem Gruß durch den Regen in die Schule.
So spät sollte es eigentlich nicht werden. Hauptsache ich treffe Diana und ihre 'Freundinnen' nicht.
Nervös klopfe ich an die Klassentür und höre wie es still wird.
Plötzlich reißt Mr. Stuard sie auf und lächelt mir zu.
"Tut mir leid, dass ich zu spät komme. Ich hab verschlafen."
Langsam trete ich ein, während meine Mitschüler mich stumm anstarren.
Fragend schaue ich Charlie an, die meinen Blick bloß geschockt erwidert.
Diana hat den Mund offen und Henry hebt fragend eine Braue.
"Ähm... setz dich doch erstmal und zieh dir eine Jacke drüber.", bricht der Lehrer das Schweigen.
Verwirrt blicke ich an mir herab.
Bitte nicht...
Das darf jetzt nicht wahr sein!
Mein T-shirt ist patschnass und mein rotet BH ist sichtbar.
Ach du scheiße!
Blitzschnell verschränke ich meine Arme vor der Brust, damit ich noch etwas retten kann, doch falsch gedacht.
Diana bricht in Gelächter aus und die anderen mit ihr.
Nur Charlie sieht mitleidig aus und winkt mich zu ihr.
Fertig mit den Nerven sinke ich auf den Stuhl nieder.
Ist das gerade echt passiert?
Offenbar schon.
"Zieh das an." Sie reicht mir ihre rote Regenjacke, auf die sie ein albernes Muster gestickt hat.
"Freak." Charlie kichert ein wenig.
Bei ihr ist das ja nicht so schlimm, aber vor Diana und Henry? Musste das jetzt sein?
Glanzleistung, Emma. Hast du super gemacht.
Deprimiert flüstere ich ihr zu: "Wollen wir nachher in Starbucks gehen? Du hast mir von Louis noch gar nichts erzählt."
Sofort nickt sie. "Gerne."
...
Wir bestellen uns einen Kaffee und Charlie beginnt sofort zu reden: "Tut mir noch mal leid, wegen gestern. Hat Alex was gemerkt?"
Ich schüttle den Kopf.
Hat er denn? Ich weiß es nicht, ich bin ihm ja heute morgen aus dem Weg gegangen.
"Keine Ahnung. Ich werde es nachher erfahren."
Bei der Vorstellung schnürt sich mir der Magen zu.
Mein Vater wüsste es, Henry wüsste es, die ganze Schüle wird Bescheid wissen. Ich werde gezwungen zu kündigen.
Das darf auch keinen Fall passieren!
"Ich hab ihn auf einer Party kennengelernt. Louis hat Schulden. Die Drogen verkaufen sich zwar gut, aber er ist immer noch pleite. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er mit David gewettet hat. Zum Glück wurde er nicht verletzt."
Ja, ich aber um so mehr. David macht Hackfleisch aus mir! Meine Vorfreude auf unser kommendes Treffen ist kaum zu bändigen.
"Ich sehe ihn heute Abend wieder. Wie soll ich ihm das denn erklären? Meinetwegen ist er zehntausend Euro los und hat-"
Aus dem Augenwinkel nehme ich einen Jungen war. Er sitzt auf der anderen Seite des Cafés, ein Handy in der Hand. Sein Blick ruht auf mir, doch ich erkenne ihn kaum unter der schwarzen Kaputze.
"Emma? Hallooo?", dringt die Stimme meiner Freundin zu mir hindurch.
Verwirrt sammle ich mich und tue so, als wäre nichts, dabei fühle ich mich beobachtet.
Wer ist der Typ und was will er?
Er beobachtet uns weiterhin aus der Ferne und hat nicht vor wegzusehen, also wende ich mich ab und versuche ihn auszublenden.
"Alles in Ordnung, mit dir?"
Charlie bemerkt den Typen hinter ihr nicht, also flüsterte ich ihr zu: "Wir sollten gehen."
Was weiß denn ich, wer er ist. Vielleicht jemand aus der Mafiabande oder sonst irgendein Krimineller, so wie der schaut.
"Was? Wieso das denn? Wir sind doch geradeerst ge-"
"Können wir?"
Ich will gerade aufstehen, als ich sehe, wie er sich unserem Tisch nähert.
Mist, er war erster.
"Hi.", grüßt er und nimmt seine schwarze Kaputze ab.
Seine grünen Augen mustern mich neugierig. Er hat dunkelbraune Haare, trägt eine Trainingshose und einem Pulli.
Seine Haare sind etwas nass, wahrscheinlich kommt er gerade aus dem Schwimmbad.
Charlie lächelt ihm entzückt zu. Sie ist hin und weg. Merkt sie denn nicht, dass der Junge null Interesse an ihr zeigt?
Er wird gleich eine Pistole ziehen und mir in den Kopf schießen.
Unruhig rutsche ich hin und her.
"Hey.", schmachtet sie ihn an. Was ist bloß mit der heute los? Sagte sie nicht, sie hätte einen Freund?
Überrascht sieht er zu ihr hinunter, als bemerke er sie erst jetzt.
"Du bist mir von dort drüben aufgefallen.", wendet er sich lächelnd an mich.
Kein Wunder, bei der Brille...
"Du hast mich so anstarrt und da dachte ich mir, ich spreche dich mal an."
Ich habe IHN angestarrt?! Also bitte...
"Hast du Lust mit mir was trinken zu gehen? Ich bin Luke.", hakt er nach, verunsichert, wieso ich nichts sage.
Was soll ich denn jetzt machen?
"Ähm...", stottere ich.
Charlie checkt sofort, dass ich ihn abblitzen lassen will, es aber nicht kann.
"Oh... Das ist Emma. Sie kann aber leider nicht sprechen."
Na toll! Jetzt kennt er meinen Namen.
Eine bessere Lüge ist ihr nicht eingefallen. Super!
"Macht nichts. Ich will trotzdem mit dir essen gehen.", grinst er mich charmant an.
Ich seufze. "Tut mir leid, aber ich hab noch eine Verabredung, ein anderes Mal vielleicht."
Ich stehe auf und laufe aus dem Café.
Wenn er mir jetzt hinterherläuft...
Und das tut er.
"Gib mir doch einfach deine Handynummer und ich ruf dich an.", schlägt er vor.
So sehr ich mich wehren will, er wird nicht lockerlassen. Ganz schön hartnäckig.
Ich lächle ihn an und hole mein Handy aus der Tasche.
Verblüfft starrt er es an.
Ich überlege noch einmal kurz und gebe ihm einfach Henrys Handynummer.
"Bitteschön. Und ruf mich gerne an.", zwinkere ich.
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