Kapitel 36
Alex POV:
Mir bleibt die Luft weg, als ich die Wunde von Darius im Bad desinfiziere.
Er sitzt auf der Kante der Badewanne und lässt es über sich ergehen.
Mein Mitbewohner zischt laut auf, als ich das Mittel vorsichtig auf die offene Platzwunde tupfe.
"Was hast du heute wieder angestellt?", frage ich seufzend.
Mittlerweile wundert mich gar nichts mehr. Bei ihm ist schon alles vorgekommen.
Von der betrunkenen Ex bis hin zur Schlägerei um eine Flasche Bier...
"Woher soll ich denn wissen, dass sie einen Freund hat?" Er grinst und bringt mich zum Lachen.
"Du bist unmöglich.", murmle ich schmunzelnd. "Leg dich besser erstmal hin und ruh dich aus. Hoffentlich sieht es morgen besser aus."
Darius verzieht das Gesicht. "So schlimm?"
Schlimmer er denkt. Vielleicht wird er eine Narbe behalten. Aber das sage ich ihm natürlich nicht.
Wie erwartet nickt er misstrauisch. "Dann sehe ich jetzt besser nicht in den Spiegel.", grummelt er und läuft in sein Zimmer, wobei er seine Augen vor dem Spiegel im Wohnzimmer abschirmt.
Er tut mir leid. Solche Wunden brauchen eine Weile bis sie heilen.
Seine Zimmertür fällt zu.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Emma nervös die Hände ringen.
Erschrocken fahre ich zusammen, als mich etwas berührt.
"Hast du es hinbekommen?", fragt mich meine Freundin sanft und legt eine Hand auf meinen Arm.
"Er wird wieder. Geht's Emma gut? Sie wirkt so...verängstigt.", stelle ich fest.
Eine Vorahnung macht sich in mir breit.
Den Gesichtsausdruck kenne ich. Sie hat Schmerzen.
Als ich sie erreicht habe starrt sie mir entgegen.
"Zeig mir deine Hand.", fordere ich.
Sie kann es nicht schnell genug verbergen, denn ich habe das Blut schon gesehen.
Ach. Du. Kacke.
"Gib mir deine Hand, Emma.", knurre ich ernst.
Sie schüttelt den Kopf und versteckt ihre Hand hinter dem Rücken.
So stur dieses Mädchen.
"Ich will dir nur helfen, aber wir können auch gerne ins Krankenhaus, wenn dir das lieber ist.", drohe ich.
Dass sie Angst vor Krankenhäusern hat, ist mir noch in Erinnerung geblieben. Wir haben beide schlechte Erfahrungen gemacht.
Ich muss an Henry denken, wie er im Koma lag und verdränge das Bild schnell wieder.
Jetzt ist ja wieder alles gut.
Als hätte Emma meine Gedanken gelesen, wendet sie den Blick ab.
Dabei bin ich ihr doch gar nicht mehr sauer.
"Sei nicht so stur und komm her."
Widerwillig steht sie von der Couch auf und folgt mir ins Bad.
Ich hole meinen Verbandskasten wieder aus dem Badschrank.
Wie erwartet sträubt sie sich von mir helfen zu lassen, aber dann schmunzelt sie. "Na gut... Weil ich dir vertraue."
Habe ich das falsch verstanden?
Baff starre ich sie an. Bei meinem bestürzenden Gesichtsausdruck kichert sie.
"Willst du wissen, wieso?"
"Weshalb?", presse ich hervor.
"Du wolltest damals gegen David kämpfen." Sie zuckt mit den Schultern. "Du musst dich mit Verletzungen auskennen."
Ja, und du musstest mich ja unbedingt retten... David hätte sie umbringen können.
"Du hättest das nicht tun sollen.", flüstere ich leise, damit die anderen das Gespräch nicht mitbekommen.
"Ich kenne David und seine Strategie. Mag sein, dass du stärker bist... aber er ist schneller als du."
Ach, und sie hatte eher eine Chance?
Ich hätte den Kerl mit Links erledigt!
Sie stupst mich freundschaftlich an. "Sei nicht eingeschnappt. Ich wollte das tun."
"Wir haben uns gehasst." Bielsagend hebt er eine Augenbraue.
"Ihr habt mich gehasst.", korrigiert sie mich.
Das kann sie jemand anderem erzählen. Sie konnte uns genau so wenig ausstehen.
"Na schön.", stöhnt sie. "Ich habe euch auch gehasst."
Wir schweigen kurz, während ich ihr ein Verband um die Handfläche wickle.
"Das mit dem Bücherwurm tut mir übrigens leid.", sage ich leise. "I-ich war ein Arschloch."
Zum Glück lächelt sie leicht, aber es sieht traurig aus. "Waren wir wohl alle.
Und jetzt ist sie mit Henry zusammen... Kranke Welt.
Sie hat im letzten Jahr soviel verloren. Ihren Beruf, Freunde, Ruf und Hobby.
"Bist du glücklich?", frage ich ohne nachzudenken.
Sie nickt aufrichtig, wird dann aber ernst. "Ich habe dein Auto gesehen, Alex. Ich bin nicht verblödet, weißt du? Falls du dich dafür entscheidest, darüber reden zu wollen... Dann bin ich da."
Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.
Nicht einmal Charlie. Aber da sage ich natürlich nicht.
Stattdessen schlucke ich tief und entlasse sie.
Als ich in mein Zimmer laufe, höre ich einen Aufschrei aus Darius' Zimmer.
Er hat wohl doch in den Spiegel gesehen...
Wie fandet ihr das Kapitel? ❤
Lasst gerne Votes und Kommis da. Ly
Weiter? 😊❤
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