Kapitel 23

Emma POV:

Warum mache ich das eigentlich? Ich quäle mich bloß selbst. Rache hilft niemandem etwas und macht auch nicht rückgängig, was ich getan habe.

Ich kann nicht mehr zurück. Die Gasse ist wieder leer, nur ein großer Mann kommt mir mit schnellen Schritten entgegen. Er läuft direkt auf mich zu.

Will der mich umrennen?

Erschrocken springe ich zur Seite, doch es ist bloß ein Fremder, der rücksichtslos an mir vorbereilt.

Der hätte mich gnadenlos übertrampelt. Erwachsene haben ja so viel Respekt vor den jüngeren. Ich glaub's auch.

"Was hast du vor?" , ertönt plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir.

Mein Herz bleibt schlagartig stehen. Atme ich überhaupt noch?

Langsam drehe ich mich um.
Alex steht in Jogginghose und Winterjacke vor mir.

Er muss mir gefolgt sein. Na toll... Und ich dachte wirklich für einen Moment Agent Emma hätte es drauf.
Zum verstecken ist es eh zu spät.

"Du solltest nicht hier sein.", sage ich.
"Nein, du solltest nicht hier alleine sein. Was tust du hier?"

Stur laufe ich an ihm vorbei. Wenn ich Glück habe, geht er wieder, aber das ist leider nicht der Fall.

"Bleib sofort stehen, Emma! Hör endlich auf mit dem Versteckspiel. Irgendwas stimmt nicht, ich wusse es die ganze Zeit. Du hast ein Geheimnis habe ich recht?" Seine Augen verlieren den Glanz.

Ich hoffe ihm fällt meine Verzweiflung nicht auf.
Nachdenken. Denk nach, verdammt!
Mir fällt wie immer wenn ich unter Druck bin nichts ein.

"Das ist doch lächerlich, Alex."
"Lüg mich nicht dauernd an. Seit Henry ins Krankenhaus musste bist du so komisch. Du hast etwas mit den Drogen zu tun, stimmt's?"

Schockiert starre ich ihn an. Ich kann ihm nichts mehr vormachen. Alex ist nicht so dumm, wie ich ihn früher gehalten habe. Zumindest hatte er schon immer einen Verdacht. Hätte Henry mich nicht unbewusst gedeckt, wäre ich schon längst aufgeflogen.

Er schaut mir direkt ins Gesicht, während ich versuche zu sprechen.

"Ich wollte das nicht... Ich... ich... wollte nur das richtige tun."

"Das richtige? Wovon redest du?"

"Damals, als ich-"  Weiter komme ich nicht.

Jemand beobachtet uns. Ich kenne das Gefühl beim Strippen, wenn man beobachtet wird.

"Wohin gehst du?", frägt mich Alex wütend.

Dort vorne war etwas. Ein Geräusch, bestimmt keine Ratte.

Anscheinend wartet er bereits auf mich.

"Ich erkläre es dir nachher. Bitte Alex! Vertrau mir einmal.", flehe ich und schaue wieder prüfend in die Gasse.

Hin- und hergerissen denkt er nach und sagt dann seufzend: "Ich kann dich nicht alleine hierlassen. Cherry und Julia bringen mich um."

Dann sag es ihnen halt nicht.

"Alex du machst es nur noch schlimmer. Was ist eigentlich dein scheiß Problem? Wenn du denkst, du kennst mich, täuschst du dich gewaltig. Du denkst vielleicht, ihr tut mir nicht weh... aber weißt du was? Es tut mir weh, verdammt!", schreihe ich ihn an und lasse ihn wutentbrannt zurück.

Was bildet sich dieser Arsch denn ein?

"Hast du ihn überhaupt vermisst?", ruft er mir hinterher.

Geschockt von dieser Frage komme ich dann doch zurück.

Wie kann er überhaupt so etwas denken?

"Jeden Tag.", antworte ich ehrlich.  "Ihr seid wie Brüder für mich."

Alex nickt und tippt nach kurzem Überlegen etwas ins Handy.

"Wem schreibst du? Henry? Das meinst du nicht ernst..."

Keine Reaktion.
Das kann er nicht machen.

"Denk doch mal nach. Du zerstörst Cherrys und Julias Hochzeit. Ich komme in den Knast, Henry wird mich wegen all dem über alles hassen und du hast keine Familie mehr!"

"Na und? Wenigstens werde ich den Rest meines Lebens kein mieser Lügner sein." Feindselig verengt er die Augen zu Schlitzen.

Wow, das hat gesessen...

Deprimiert seufzt er. "Tut mir leid. Das meinte ich nicht so. Ich weiß nicht ansatzweise was in dir vorgeht, aber du musst endlich mit der Sprache rausrücken. Was meintest du mit 'das richtige tun'?"

Denkt er ernsthaft ich sag es ihm? Vorher lasse ich mir die Zunge rausschneiden.

"Du willst es mir also nicht sagen.Weißt du was? Schln, dann sagst es ihm am besten selbst." Alex  hält mir sein Handy entgegen und macht den Lautsprecher an. Henrys Name erscheint auf dem Display.

Scheiße, das wählt schon!

"Ich kann da nicht ran!"
"Doch kannst du."
"Vergiss es!", fauche ich.
"Geh. Da. Jetzt. Ran.", knurrt er aufgebracht.

Seine Geduld ist sowas von am Ende.
Shit, Henry nimmt ab.

"Hey, Alex. Wo bist du?"

Hektisch fuchtle ich in der Luft herum und drücke das Handy diesem sturen Idioten an die Brust.

Das kann er nicht machen.

"Bitte. Was soll ich ihm denn sagen?", flehe ich beinahe.

Die Wahrheit ganz bestimmt nicht.

"Hallo?", frägt Henry noch einmal, als niemand antwortet.

"Emma muss dir was gestehen.", schaltet sich Alex ein.

Ich will ihm an die Kehle springen.

Entschlossen hält er es mir wieder hin. Widerwillig greife ich schließlich danach.
"Hey, Henry. Ich bin's Emma. Ähm... und zwar..."

Henry wartet in der Leitung geduldig.

Ich atme tief durch. "Ich muss dir... Mist, die Verbindung ist schlecht... Funkloch."

Schnell drücke ich ihn weg.

"Tut mir leid. Das geht nicht."

Henry POV:

Was zum...? Wollen die mich verarschen? Was soll die Scheiße?

Ich rufe Alex sofort zurück, aber der geht natürlich nicht mehr ran.

Was hat Emma bei ihm gemacht? Ich dachte, sie wäre bei Charlene zum Lernen.

Es kann mir egal sein. Was rege ich mich auf? Alex kann machen was er will, aber das gerade eben war sehr seltsam.

Was muss sie mir gestehen? Muss ich mir Sorgen machen? Hoffentlich ist nichts schlimmes passiert.

Unruhig laufe ich im Zimmer auf und ab, bis eine SMS von Emma kommt.

'Wir müssen reden.'

Na toll...

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