Kapitel 20
Alex POV:
Ich schließe erschöpft die Haustür auf und hänge meinen Schlüssel ans Brett.
Eine neue Nachricht von Emma.
Wieso sollte Nerd mir schreiben?
Ein Keuchen aus der Küche lässt mich herumfahren. Henry liegt röchelnd am Boden. Sein ganzer Körper zuckt.
Sofort stürze ich zu ihm. "Henry!", schreihe ich und versuche ihn vom Boden zu heben, doch er zuckt zu stark, sodass es mir nicht gelingt.
"Scheiße, steh auf! Was hast du wieder gemacht?! Steh auf!" Ich kann nichts anderes mehr als panisch zu brüllen.
Seine Augen starren ins leere, als wäre er in einem anderen Universum und schaut wirr umher.
"Henry, bitte.", flehe ich. Sein Zucken lässt nach und der Körper entspannt sich plötzlich.
Nein, das darf nicht wahr sein...
Mein Bruder lässt sich nicht helfen, also bleibt mir nichts anderes, als ihn hilfslos zu schütteln und ihn auf die Seite zu drehen, damit er nicht an seinem Erbrochenem erstickt.
Ich rufe mit zitternden Händen den Notarzt und nenne schnell unsere Adresse.
"Alles wird gut, hörst du? Bleib bei mir! Der Krankenwagen kommt gleich.", flehe ich und patsche ihm auf die Backe, damit er bei Bewusstsein bleibt.
Ich habe vielleicht meinen Vater verloren, aber Henry werde ich diesesmal nicht gehen lassen!
Seine Augen sind ganz gläsrig und verdreht.
Jederzeit kann sein Herz stehen bleiben.
Wenn nicht sofort Hilfe kommt, dreh ich durch!
Emma POV:
"Ich bin dir so dankbar, Emma. Du hast was gut bei mir. Immerhin hast du Louis gholfen.", sagt sie lächelnd.
"Schon gut, du schuldest mir nichts. Aber ich muss jetzt dringend los nach Henry sehen.", erkläre ich und umarme sie noch einmal fest.
Mein Handy vibriert in meiner Tasche, als ich mich von Chantals Haus entferne.
"Emma?" Cherry klingt verstört und verängstigt.
Irgendwas stimmt nicht.
"Dad, was ist passiert?", frage ich sofort mit zitternder Stimme.
"Henry, er.. Du musst sofort nach Hause kommen.", schluchzt er. "Henry hat eine Überdosis Drogen genommen und wurde gerade ins Krankenhaus gebracht." Das Schluchzen von Julia im Hintergrund übertönt beinahe seine gebrochene Stimme.
Was? Ungläubig starre ich in die Leere, bis ich seine Worte verstehe.
"Henry...", hauche ich gedankenverloren. "Wo seid ihr?", frage ich nun mit fester Stimme und renne los.
"Im Krankenhaus. Kannst du herkommen?", bittet er mich.
"Ich bin sofort da." Ängstlich sprinte ich mit dem Handy in der Hand zu unserem Haus und steige in mein Auto.
Das darf einfach nicht sein...
Das kann nicht sein...
Henry kann nicht... Das ist nicht möglich.
Mein Herz pocht so wild in meiner Brust, als könnte es jede Zeit platzen.
Im Krankenhaus angekommen springe ich in den Aufzug und drücke bestimmt hundert mal den Knopf für den dritten Stock, den mein Dad mir genannt hat.
Wieso brauchen diese Aufzüge ausgerechnet immer so lange, wenn man mal keine Zeit hat?
Nach einer gefühlten Ewigkeit steige ich aus und renne ausversehen in einen alten Mann, der mich wütend anfunkelt. "Pass doch auf, Mädchen!"
"T-Tut mir leid."
Ich glaube ich bekomme keine Luft mehr.
Da drüben sitzen Julia und mein Vater vor der Intensivstation und halten sich in den Armen.
"Dad, wo ist er?", rufe ich außer Atem und bleibe vor ihnen stehen. "Er ist doch nicht...?", frage ich geschockt.
Sofort schüttelt er den Kopf. "Nein. Henry hatte wahnsinniges Glück, dass Alex ihn gefunden hat. Die Ärzte sagen, er wird wieder gesund, aber sie werden ihn erstmal hierbehalten müssen." Cherry erzählt es mir mit zitternder Stimme.
Mir fällt ein Stein vom Herzen.
"Und Alex?"
"Keine Ahnung. Ist er nicht bei dir?"
Ich schüttle den Kopf.
Nach ungefähr einer Stunde sagt uns die Krankenschwester, dass wir zu ihm können. Julia atmet erleichtert auf und läuft als erste in das beleuchtete Zimmer.
Henry liegt mit geschlossenen Augen in dem Krankenbett, die hellen Haare verwuschelt und ist an Geräten angeschlossen. "Er schläft. Ich lasse euch dann mal alleine. Und denken sie dran, er brauch Ruhe.", bittet sie leise.
Die Frau verschwindet und Julia tritt an sein Bett. Plötzlich bricht sie zusammen und schluchzt auf seiner Brust. Mein Dad streicht ihr sanft über den Rücken und kneift tapfer die Lippen zusammen. "Alles ist okay, Julia. Er wird schon wieder.", versucht er seine Freundin zu beruhigen, doch Julia schüttelt ihre rotbraunen Locken und streicht Henry über das blasse Gesicht.
Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis er Julia aus dem Raum bekommt.
"Ist es okay für dich, wenn du alleine hier bist? Julia brauch dringend Schlaf.", flüstert er mir zu.
Natürlich kann er seine Freundin nicht hier drinne lassen. Zu wissen, dass der Sohn fast gestorben wäre, muss furchtbar sein.
Ich warte geduldig, bis die Tür ins Schloss fällt und nähere mich seinem Bett. Henry sieht so ruhig aus, als wäre nichts.
Er hätte tot sein können.
"Es tut mir leid. Ich... ich wollte das nicht, das musst du mir glauben.", schniefe ich.
Was habe ich bloß getan? Ich bin an all den Schuld.
"Es tut mir... so unendlich leid. Mit nichts... wirklich nichts kann man das wiedergutmachen. Du bist so ein guter Mensch, auch wenn du mir manchmal auf den Wecker gehst. Nie zeigst du Angst oder Schwäche. Wenn du uns, deine Familie, alleine lässt... " Jetzt beginne auch ich zu weinen.
Bis jetzt konnte ich Dad keinen Glauben schenken, aber nun, da ich ihn so sehe. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben.
Sanft fahre ich ihm durch die blonden Haare und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. "Du darfst uns nicht alleine lassen, hörst du? Es tut mir so schrecklich leid. Falls du dich daran erinnern solltest... Ich wollte dir nie weh tun."
Ich atme kräftig durch, um nicht zu verheult nach draußen zu gehen. Dad glaubt ja immer noch, dass ich ihn hasse. Tue ich das denn noch?
Ich weiß es nicht. Wie soll ich ihn hassen können? Er ist nun einmal so.
Alex hat mir ja auch nichts getan, außer, dass sie mich mobben, aber das ist nicht mit dem vergleichbar, was ich ihm angetan habe. Wie konnte ich nur so dumm sein?
Alex... Ich hab ihn ganz vergessen. Wo ist er überhaupt?
Da kommt mir ein Gedanke. Zu weinen ist nicht Alex Art.
Panisch verabschiede ich mich: "Ich geh schon mal nach Hause, okay?"
Dad nickt verdutzt und starrt mir hinterher, bis ich der Aufzug sich schließt. "Komm schon.", murmle ich.
So schnell es geht fahre ich zu unserem Haus und reiße die Haustür auf die Haustür. Auf den Lärm, der mir entgegenkommt war ich schon vorbereitet.
Der Schrank ist umgeschmissen, der Spiegel zertrümmert und ein Stuhl zerbrochen. Alex schmeißt Geschirr gegen die Wand und brüllt etwas.
Ich weiß nicht, wie ich es schaffe mich zu bewegen und habe keine Ahnung, wie ich ihn stoppen kann.
Ich realisiere nur, dass ich Alex einschreihe, er solle aufhören, doch das tut er nicht, sondern tritt auf den Schrank ein. Er nimmt mich nicht einmal war. Auf einmal zerre ich ihn von der Küche weg und stoße ihn mit voller Wucht auf den Boden.
Er fällt mitten in die Scherben des Spiegels.
Oh shit!
Blut tropft auf den Boden und Splitter stecken in seinen Händen.
Entsetzt und verängstigt starrt er mich an.
Noch nie habe ich mich so schlecht gefühlt.
Was habe ich nur getan?
Hi meine Cuties ♡ :)
Morgen ist mein letzter Tag im Kindergarten vom BOGY aus und bin jetzt schon so traurig.
Vierjährige Kinder sind das süßeste, was es überhaupt gibt ;)
Vielen vielen Dank für eure Unterstützung. Ihr wisst gar nicht, wie glücklich mich jeder Kommentar macht. ^^
Das nächste Kapitel wird nächste Woche erscheinen :)
Hattet ihr damit gerechnet , wie die Story verläuft? ;)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top