Kapitel 17
Emma POV:
"Du solltest besser auf dich aufpassen.", warnt James mich, während er konzentriert auf die Straße schaut und mir ab und zu einen Blick zuwirft.
"Das sollte ich wohl.", murmle ich mehr zu mir selbst.
James ist irgendwie komisch. An sich scheint er ja ganz nett, aber mal ehrlich... Was weiß ich denn schon über ihn?
"Wo soll ich dich hinbringen?"
"Ich zeig dir, wo es lang geht. Ich schätze, ich habe vergessen, wie die Straße heißt.", kichere ich und merke wie angetrunken ich wirklich bin. "Seit kurzem wohne ich mit zwei Typen zusammen, die mich sagen wir mal nicht besonders mögen.", plappere ich ohne nachzudenken los.
Er nickt ohne weitere Fragen und hält kurze Zeit später an unserem Haus.
Es ist ein Wunder, dass ich mich noch an die Straße erinnere.
"Danke fürs Fahren. Das ist wirklich sehr lieb.", bedanke ich mich mit einem Lächeln, das er erwidert.
"Vielleicht kann ich mich revanchieren.", schmunzelt er leicht grinsend.
Ich glaube ich weiß was er meint. Ist das eine gute Idee? Nein, ist es ganz bestimmt nicht.
"Ehrlich gesagt habe ich im Moment wenig Zeit, aber vielleicht... sehen wir uns mal wieder... Bis dann.", stottere ich unbeholfen und schlage die Beifahrertür zu.
Was bin ich heute für eine feige und fiese Kuh? Traue ich mich nicht mehr ein Date abzulehnen und benötige so dämliche Ausreden?
Offensichtlich schon.
Schnell schließe ich die Tür auf und stolpere in die Wohnung. Dabei komme ich mir wie Henry vor, wenn er Abends nach Hause kommt. Wenn er mich so sieht, ist das mehr als peinlich. Bestimmt würde er mich auslachen. Ob er mir helfen würde bezweifle ich.
Also ziehe ich schnell meine Jacke und Schuhe aus.
Ich schaffe das schon alleine. Wo zum Teufel sind meine Hausschuhe? Ich muss sie wohl oben vergessen haben.
Vorsichtig mache ich ein paar unsichere Schritte auf dem rutschigen Parkett.
Ich könnte meine Socken ausziehen und Barfuß gehen, aber ich will nicht riskieren auf die Fresse zu fliegen und die anderen aufzuwecken.
Außerdem geht die Sonne gerade auf, was heißt, dass Julia bestimmt in ein paar Minuten aufsteht und mich betrunken vorfinden wird.
Ich rutsche bei der grausamen Vorstellung praktisch auf die Treppe zu und krieche langsam die Stufen hoch.
Geschafft!
Stolz atme ich auf der letzten Stufe aus, als plötzlich eine Tür aufgeht, ich fast vor Schreck ausrutsche und gerade noch rechtzeitig ins Bad stolpern und abschließen kann.
"Wieso ausgerechnet jetzt?", murmle ich.
Wenn sie mich in dem Outfit gesehen hätte...
"Emma, bist du da drin?" Energisch klopft sie gegen die Tür. "Emma, antworte mir. Ich weiß, dass du hier bist."
Ungeduldigt hämmert sie gegen die Tür.
Und jetzt?
Verzweifelt schaue ich mich um. Aus dem Badfenster zu springen ist keine Option. Genauso gut könnte ich mich selbst umbringen. Die einzige Lösung: Vernichte Hinweise! Dieses Waschbecken ist meine letzte Rettung.
Zitternd knote ich meine Haare in einem unordentlichen Dutt zusammen, wasche meine verschwitzten Hände und greife nach der Abschminke von Julia.
"Ich muss zur Arbeit, das ist nicht witzig! Ich muss jetzt baden. Das Wasser ist schon-", sagt sie nun lauter.
"Bin gleich fertig!", rufe ich endlich, schnappe die Creme und öffne gerade die Dose, als mir plötzlich der Deckel aus der nassen Hand rutscht und an die Decke fliegt.
Julia wird mich umbringen, wenn sie sieht, dass ich ihre teure Dose geschrottet habe.
Panisch versuche ich den Deckel zu fangen, rutsche auf den nassen Fliesen aus und platsche ungeschickt in die Badewanne.
Das Wasser überschlägt sich über mir, während ich untertauche. Als ich nach Luft schnappe und mich am Rand hochziehen will, falle ich wieder in das warme Badewasser.
Nein, nein, nein! Mist!
"Emma?! Was treibst du da drin?!", schreit Julia noch lauter und hämmert noch stärker gegen die Tür, bis sie jemand stoppt.
"Seit ihr bescheuert? Es ist fünf Uhr morgens!", beschwert Henry aufgebracht.
Das hat mir noch gefehlt. Jetzt ist die Katastrophe perfekt.
"Emma ist da drin und will nicht aufmachen.", schreit sie wie eine Furie.
Henry stöhnt entnervt. "Emma, bist du da drin?", frägt er geduldig.
"Nein.", rufe ich hilflos zurück.
Was soll ich denn jetzt machen?
Das Bad ist überschwemmt, ich bin patschnass, liege in der Badewanne und Julias Dose ist kaputt, wobei das gerade mein geringstes Problem ist.
"Emma, mach sofort die Tür auf.", bittet plötzlich mein Vater ruhiger.
Toll, jetzt läuft such noch das Wasser durch den Türspalt auf den Flur.
Na super...
"Was zum Teufel?! Was treibst du da mit dem Wasser? Du kommst auf der Stelle da raus oder dein Vater tritt die Tür ein.", droht sie.
"Wie bitte?", frägt mein Dad überrascht.
"Gleich.", antworte ich krächzend, während ich mich keuchend aus der Wanne rolle, auf den Boden platsche und ungeschickt aufstehe. Als ich in den Spiegel sehe trifft mich der Schlag. Meine Haare kleben an meinem Kopf, mein Hemd ist durchsichtig -Man hätte das Hemd auslassen können, so gut sieht man meinen BH-, der Rock tropft furchtbar und meine Augen erst...
"Ich hole den Ersatzschlüssel."
Ich sehe aus wie ein Zombi! Mein Auge ist mit schwarzer Farbe verschmiert. Ich könnte heulen, wenn meine Augen nicht so verdammt brennen würden.
"Ich komme rein.", warnt Julia.
Zu meinem Pech dreht sich der Schlüssel im Schlüsselloch und die Tür geht auf.
Drei entsetzte Gestalten starren mich an. Mein Vater ist wortwörtlich erstarrt und hat seinen Mund erschrocken geöffnet. Julia neben ihm mit Schlüssel in der Hand, hat vor Entsetzen ihre Hände vor dem Mund geschlagen und Henry hebt einfach nur fassungslos eine Augenbraue und schaut mich an wie eine Kakalake in seinem Frühstück.
"Wir müssen reden! Sofort!", knurrt mein Dad, kommt auf mich zu und packt meinen Arm, sodass ich mich nicht wehren kann. Hilflos folge ich ihm in sein Büro und Dad zwingt mich auf einen Hocker.
"Emma, so kann das nicht weitergehen.", seufzt er erschöpft und reibt sich die Augen.
Ich hatte erwartet, dass er ausrastet, aber er ist nur enttäuscht. Macht es ihm denn nichts aus, dass ich seinen Parkett zerstört habe? Immerhin hat sich schon eine Pfütze gebildet.
"Du bist ja schlimmer als ich in deinem Alter. Du bist jetzt 17, verdammt! Was ist nur los mit dir? Ich dachte, du lernst endlich mal Verantwortung zu übernehmen."
"Das tue ich doch.", wende ich beschämt ein.
"Das muss ein Ende haben. Dieser Krieg mit Henry und Alex. Fühlst du dich hier nicht wohl?"
Was?
"Natürlich tue ich das."
"Dann beweis es. Ich muss auf euch drei zählen können. Wir sind doch eine Familie und müssen jetzt unbedingt zusammenhalten". Dad schüttelt wütend über sich selbst den Kopf.
"Worauf willst du hinaus?"
"Wir wollten es euch zusammen sagen, aber... Weißt du, Julia und ich haben lange überlegt und sind zu dem Entschluss gekommen, dass... Wir werden heiraten."
Dieses Kapitel widme ich HirukoYuki :* ♥
Dieses Kapitel ist eines meiner liebsten, weil ich Situationen wie diese in Büchern liebe ;)
Ich meine, wem passieren nicht ab und zu peinliche Sachen?
Das nächste Kapitel wird aus der Sicht der drei erzählt :)
Ich hoffe mal, es wird euch gefallen und natürlich die anstehende Hochzeit ;) ♡♥
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top