Kapitel 10
Angespannt laufe ich auf den Saal zu und luge hinein.
Dianas Stimme erkenne ich aus Kilometern Entfernung.
Ich schätze, ich habe ein Kindheitstrauma. Was mich erwartet, kann ich mir schon denken. Doch zu meinem Glück ist es nicht das, was ich denke.
Sabrinas aufdringliche Stimme redet auf jemanden ein: "Was redest du denn da? Er liebt dich."
"Glaub mir, er hat es mir selbst gesagt. Naja, nicht direkt, aber es gibt ein anderes Mädchen.", erklärt Diana.
Wie erstarrt bleibe ich an der Tür stehen.
"Ein Mädchen? So wie du?"
Gott, ist die blöd! Wie hohl kann man eigentlich sein?
"Er hat mir den Namen zwar nicht verraten, aber so, wie er gestern drauf war. Obwohl... Verliebt hat er nicht gewirkt.", murmelt sie mehr zu sich selbst.
Eins muss ich ihr lassen. Dieser Rock steht ihr hervorragend!
Wäre ich Henry, würde ich nicht lange zögern, aber wieso hat er sie abserviert? Er kannte mich ja noch gar nicht, wenn ich dran Schuld sein sollte. Was ich natürlich nicht bin.
"Bestimmt irrst du dich."
"Nein. Aber weißt du was?", grinst sie plötzlich vorfreudig. "Henry kommt mit ein paar Freunden gleich ins Kino und ich werde ihn zu seinem Glück zwingen müssen.", kichert sie heimtückisch.
Henry kommt her?! Scheiße, scheiße, scheiße.
So schnell es geht renne ich auf Chantal zu, die verwirrt in meine Richtung sieht.
"Wo zum Teufel warst du?"
"Diana und Sabrina sind hier und Henry auch.", sage ich außer Puste.
"Dreifache Scheiße...", stöhnt sie und sieht genervt aus.
"Langsam regt mich diese Geheimnistuerei richtig auf! Ich kann nicht einen einzigen Abend mit meiner besten Freundin verbringen, ohne dass sie durchdreht!"
"Glaubst du, ich mache das gerne?"
Ungläubig starre ich sie an.
Das meint sie doch nicht ernst.
"Tut mir leid, Em. Es ist bloß... das kotzt mich alles mega an und-"
Ohne Vorwarnung packt sie meinen Arm und läuft mit mir zum Popcornstand.
"Häh? Ich hab doch schon-" Verwirrt suche ich mich ab. Anscheinend sind sie mir beim Zuhören von Dianas Geschichte heruntergefallen.
"Scheißegal.", flüstert Charlie und zerrt mich näher an die Kasse.
Der Typ namens Lukas von vorhin mustert uns mit hochgezogenen Augenbrauen.
Noch einer, der uns für irre hält.
Entschuldigend lächle ich ihn unsicher an.
"Henry steht dort drüben.", erklärt sie leise.
Unauffällig drehe ich mich etwas um.
Wieso rast mein Herz so sehr? Ihn aus der Ferne zu sehen, versetzt mir einen Stich ins Herz.
"Und wieso kann er nicht EINMAL scheiße aussehen?", murmle ich in Gedanken und werde knallrot.
Hab ich das laut gesagt?
"Weil Jungs immer gut aussehen.", grinst der Typ namens Lukas vor mir.
Wütend funkle ich ihn an.
Kann der sich nicht einmal da raushalten?
"Okay. Wir schinden Zeit und kommen später in den Film. In der Dunkelheit erkennt er dich ja nicht."
Zeit schinden... gute Idee.
Henry POV:
Gelangweilt lasse ich mich auf den Sitz fallen. Ich kapier einfach nicht, was das sollte. Warum ist sie abgehauen?
"Henry?" Justin grinst mich schief von der Seite an. "Alles klar?"
Überhaupt nichts ist klar. Diese Gewissensbisse Alex gegenüber sind auch nicht gerade besser.
Ich meine, ich hab mit seiner Traumfrau rumgemacht. Wer weiß, was noch passiert wäre?
Ungläubig schüttle ich den Kopf und schließe die Augen.
Ich bin ein schlechter Bruder und... ach du scheiße!
Ich öffne abrupt meine Augen und glotze erschrocken Diana an, die mich hoffnungsvoll anlächelt.
"Das ist nicht dein ernst? Verfolgst du mich jetzt oder was?", fauch ich wütend. Meine Geduld ist am Ende. "Verzieh dich!"
Na toll, sie denkt nicht mal dran.
"Gib mir noch eine Chance, bitte Henry. Ich tu alles, was du willst.", fleht sie lächerlich.
Sie hatte noch nie eine Chance. Und es tut weh, es mir einzugestehen. Rafft die nicht, dass sie nur alles schlimmer macht?
"Die hattest du noch nie, Diana."
Sagt man denn nicht, dass Ablenkungen helfen würden?
Justin mustert mich nachdenklich.
Schon wieder dieser Blick.
Diana sieht nicht verletzt aus, sondern macht es sich neben mir bequem und schlägt ihre Beine übereinander.
Kommt es mir nur so vor, oder will sie exta viel Haut zeigen?
Egal, was sie tut, sie ist einfach nichts besonderes.
Mein ganzes Leben dachte ich, niemand würde je so sein, wie DAS Mädchen, doch dann kam Hope.
Emma POV:
Möglichst leise betreten wir den vollen Kinosaal und ungewollt suche ich nach einem allzubekannten Gesicht.
Bitte nicht!
Mich trifft der Schlag, als ich Diana neben ihm sehe und stolpere ungeschickt.
Zwei Mädchen neben mir lachen mich aus. Knallrot verdecke ich mein Gesicht mit der Tüte Popcorn und suche unseren Platz.
Na endlich!
Gott, lass mich diesen Film bitte heil überstehen...
"Em, das tut mir leid."
"Was?" Angepisst drehe ich mich zu ihr um.
"Na, dass Henry neben Diana hockt."
"Kann mir doch egal sein."
Ist es das? Ja, ist es!
Die ganze Vorstellung lang kann ich mich nicht konzentrieren. Immer wieder erwische ich mich, wie ich Henry und Diana beobachte.
Kann die nicht EINMAL ihre Finger bei sich behalten?!
Beruhig dich, Emma. Alles ist gut...
Endlich ist der Film vorbei, Chantal ist aufgedreht und noch voller Adrenalin. Sie springt auf und ab, labert mich voll mit irgendeinem Zeug aus dem Film, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe.
"Ich geh noch schnell auf die Toilette, okay?", frage ich zögernd um Erlaubnis.
Normalerweise gehen wir immer zusammen, aber jetzt brauche ich für einem Moment meine Ruhe.
Zum Glück lächelt Charlie mich nur verständnisvoll an und ich laufe ins Damenklo.
Fertig mit den Nerven klatsche ich mir Wasser ins Gesicht und klammere mich am Waschbeckenrand fest.
So beschissen habe ich noch nie ausgesehen! Augenringe, die mich aussehen lassen, wie ein Gespenst, zerstrubbeltes Haar und nasse Kleidung.
Was man an mir toll finden kann, ist mir fragwürdig.
Ich trockne mich ab und mache mich wieder auf den Weg nach draußen. Doch auf halber Strecke fällt mir ein, dass meine Tasche am Waschbecken liegt und renne noch einmal schnell zurück.
Als ich die Türe öffne, setzt mein Herz aus.
Ich habe hervorragende Sicht auf Dianas nackten Rücken.
Sie drückt sich eng an Henry, der sein Hemd ebenfalls ausgezogen hat und küsst ihn leidenschaftlich.
Hätte ich das doch nie gesehen...
Unter Tränen sprinte ich zum Ausgang.
Frische Luft.
"Emma? Was ist passiert?", frägt mich Charlie besorgt.
Ich will einfach nur hier weg.
"Bring mich nach hause.", flehe ich. Sofort nickt sie nervös und setzt mich am Schluss ab.
"Ruf mich an, wenn du reden willst."
Tapfer nicke ich und unterdrücke die Schluchzer, die sich anstauen.
Dann fährt sie davon und ich falle auf den Boden. Zu meinem Glück ins Gras und nicht auf die Steintreppe vor mir.
"Emma?" Alex reißt geschockt die Haustür auf und setzt sich neben mich.
"Steh auf. Ich bring dich rein."
Was bleibt mir anderes übrig?
Entweder ich verrotte auf der Wiese, oder die Polizei schleppt mich rein, also ist die Entscheidung nicht schwer.
Da trifft mich der Schlag. Meine Tasche habe ich auch nicht wieder. Sie liegt noch auf dem Waschbecken.
Neben Henry und Diana!
Hallo meine Lieben♡
Dieses Kapitel widme ich Lausemaus33 :*
Ein riesiges Dankeschön an die vielen Reads und Vots *-*
Freue mich riesig, wenn euch meine Kapitel gefallen :)
Hoffe, dass es dieses auch tut :*♡♥
Eure Audreyholli
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