𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟷: „𝙳𝚒𝚎 𝚅𝚎𝚛𝚐𝚊𝚗𝚐𝚎𝚗𝚑𝚎𝚒𝚝"
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𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟷: „𝙳𝚒𝚎 𝚅𝚎𝚛𝚐𝚊𝚗𝚐𝚎𝚗𝚑𝚎𝚒𝚝"
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Die Sonne stand schon tief über London und die Wolken hatten sich für diesen Tag verabschiedet. In der Bakerstreet war es an diesem Tag still und kein neuer Klient hatte sich bei den zwei Detektivs in der Nummer 221b gemeldet.
Sherlock seufzte schwer und Strich die braunen Haare zurück. „Ich brauche einen Fall, John!", spricht der braunhaarige Detektiv laut und lässt sich rücklings auf die Couch fallen, die unter dem hingeschmiertem Smiley an der Wand stand. Einige Zentimeter über seinem Kopf war eins der Einschusslöcher, die der Detektiv damals in die Wand gefeuert hatte.
John saß auf seinem Sessel und blätterte unbeeindruckt durch seine Zeitung. Der ehemalige Soldat kannte diese Rede bereits, sie kam alle paar Tage mal auf, sobald die Fälle abebbten. In Ruhe las er den Artikel zu Ende und legte dann die Seiten aufeinander und legte die Zeitung auf die Armlehne. „Sherlock, es waren zwei Tage, seit dem letzten Teil. Wir bekommen schon noch einen Fall, genieß die Ruhe", erwiderte der Mann in aller Ruhe und beobachtete den Detektiv, wie er seinen Bademantel zuschlug und etwas murmelte.
John musste leicht lächeln und stand auf, um sich Tee zu holen. Er fand es inzwischen amüsant, wenn Sherlock in diese Spirale des Selbstmitleid fiel und alle drei Minuten erwähnen würde, dass er einen Fall brauchte. Während er den Tee vom Herd hob und in das Gefäß füllte, sah er sich die Zeitungen an, die Sherlock überall herumliegen ließ. Er hob das Blatt an und las den Artikel auf diesem. Darüber stand in breiten Buchstaben:
„𝐃𝐚𝐬 𝐁𝐚𝐮 𝐝𝐞𝐬 𝐆𝐞𝐦𝐞𝐢𝐧𝐝𝐞𝐡𝐚𝐮𝐬𝐞𝐬 𝐯𝐨𝐧 𝐇𝐚𝐫𝐥𝐨𝐰 𝐰𝐮𝐫𝐝𝐞 𝐮𝐧𝐭𝐞𝐫𝐛𝐫𝐨𝐜𝐡𝐞𝐧, 𝐝𝐚 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐒𝐭𝐫𝐨𝐦𝐥𝐞𝐢𝐭𝐮𝐧𝐠 𝐛𝐞𝐬𝐜𝐡ä𝐝𝐢𝐠𝐭 𝐰𝐮𝐫𝐝𝐞. 𝐆𝐫𝐨ß𝐞 𝐓𝐞𝐢𝐥𝐞 𝐝𝐞𝐬 𝐎𝐫𝐭𝐞𝐬 𝐰𝐚𝐫𝐞𝐧 𝐭𝐚𝐠𝐞𝐥𝐚𝐧𝐠 𝐨𝐡𝐧𝐞 𝐒𝐭𝐫𝐨𝐦"
„Was interessiert dich denn das Gemeindehaus von Harlow?", die Stadt Harlow befindet sich etwa 50 Kilometer nordöstlich von London, dabei hat diese 80 Tausend Einwohner. John erinnerte sich an keinen Fall, an dem Harlow mal erwähnt wurde. Der Mann hob wieder den Blick und sah zu dem Anderen. Sherlock drehte den Kopf zu ihm und schwieg kurz. „Lass die Zeitung einfach liegen und stell den Tee nicht drauf!", sprach dieser aber dann nur, bevor er die Hände vor dem Kinn faltete und begann nachzudenken. John zog eine Augenbraue hoch und sah wieder zu dem Artikel. Er las ihn noch einmal genauer, doch es ging nur um den Bau und den Stromausfall. Einige Häuser waren wirklich hart getroffen, besonders ein Haus, das weit außerhalb der Stadt stand. Dieses hatte 6 Tagelang keinen Strom. John legte das Blatt zurück, währenddessen schob er die Kanne weg.
Während John seinen Tee trank, stand Sherlock wieder auf und ging mit festen Schritten zu ihm ging, dabei zog er die Zeitung von der Ablage. Er faltete diese und klemmte sie sich unter den Arm. Ohne John noch eine Erklärung zu bieten, ging er in sein Zimmer, wohin er durch die Tür am Kopf des Raumes gelang. Der Arzt blieb etwas perplex zurück und sah dem Mann nach. John konnte das Verhalten des Anderen nicht zuordnen, weshalb er sich einfach wieder auf seinen Sessel setzte und den Tee weiter trank.
Sherlock hatte die Zeitung auf Seite geworfen und lag auf seinem Bett. Es war still in seinem Zimmer, man hörte dumpf die Geräusche der Straße, die Motoren der Autos und die Stimmen der Leute und doch blieb Sherlock ganz still liegen. Sein Handy hatte nicht geklingelt, obwohl es das hätte tun sollen. Eigentlich klingelte es jeden Tag um 19:10, doch gestern klingelte es nicht. Er schob es auf den Stromausfall, ihr Handy konnte leer sein oder das Netz ist zusammengebrochen und doch hatte er ein schlechtes Gefühl, als würde sich eine Katastrophe anbahnen.
Der Detektiv schloss die Augen und atmete tief ein, seine Gedanken wurden stiller und er reagierte nicht mehr auf die Geräusche von draußen, nahm sie noch einmal mehr wahr. Sherlock wollte von der Realität nichts mehr hören, er brauchte Antworten, die er in der Realität nicht finden würde, weshalb er den Ort betrat, an dem all seine Erinnerungen lagen. Er öffnete die Tür zu seinem Mindpalast, denn dort war die Ruhe selbst für ihn.
Er trat auf das alte Gebäude, der als sein Mindpalast fungierte zu. Es war das Haus, in dem er als Junge gelebt hatte. Die Villa stand inmitten einer riesigen Weide, um das Haus war nichts, außer einzelnen Bäumen und einem Zaun. Er stand vor dem Gebäude und faltete die Hände hinter dem Rücken. Er wusste nicht, welche Information die Wahrheit war, denn er wusste nicht, wie es wirklich in Harlow aussah, wie es ihr ging.
Aus der Tür trat sie dann. Eine Frau in seinem Alter, mit wunderschönen braunen Locken. Sie bewegte sich langsam und kalkuliert, als würde sie jede Bewegung bewusst entscheiden und vermutlich tat sie dies, keine Bewegung fand ohne Grund statt. Mit langen Schritten kam sie auf ihn zu und blieb mit Anstand vor ihm stehen, die Arme locker an der Seite und doch hatte sie eine gewisse Ausstrahlung , als würde ihr dieser Ort gehören, auch wenn er das nicht tat.
Sie öffnete den Mund und sprach sanft mit ihm, als wäre jeder Ton, das Ziehen an einer Violinensaite. „Du warst lange nicht mehr hier.", dabei verlaufen sich ihre Worte schnell, obwohl sie eigentlich widerhallten sollte. „Das ist nicht wahr", erwidert er ruhig und sieht in ihre grünen Augen. „Ich bin oft hier.", fügt er an und legt dabei leicht den Kopf schief. „Dann willst du mich nicht sehen.", auf ihren Lippen zeigt sich ein leichtes Grinsen. Er wusste genau, wieso sie grinste, denn sie kannte den Grund genauso gut, wie er. „Du lenkst ab und ich-„, doch sie ließ ihn nicht zu Ende sprechen. „Ich weiß.", war ihre simple Antwort, wobei sie sich zu dem Haus hinter ihr drehte. „Du wirst nicht viel finden.", während sie dies sagt, lässt sie einen ihrer Finger knacken. „Aber bitte, such etwas", ohne auf eine weitere Antwort von dem Mann zu warten, ging sie zurück in das Haus, die Tür hinter ihr blieb offen.
Sherlock zögerte kurz und dachte für einige Sekunden nach, folgte ihr dann aber in seine altes Familienhaus. Sie war immer dort, wenn er sie sehen musste.
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