Kapitel 2: Der Klient

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Kapitel 2: Der Klient
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Sherlock betrat sein altes Elternhaus, doch anstatt staubig und verlassen, war es voller Leben. Die Sonne fiel durch die hohen Fenster und malte wunderschöne Muster auf den Boden und auf die Möbel. Seine Eltern bestanden auf dunkles Holz, auch wenn seine Mutter sich ständig über den Staub auf diesen beschwerte. Er fand es schön, vielleicht hatte er sich deshalb den dunklen Eichentisch angeschafft, der nun sein Wohnzimmer füllte.
Vielleicht aber auch, weil ihr die dunklen Farben so gut standen. Braun passte zu ihrer hellen Haut und bildete einen schönen Kontrast, wie er immer fand. Er passte sein Leben gerne an sie an, immer wieder setzte er Akzente, die eine Hommage an sie waren. Die grünen Wände gab es vor seinem Einzug schon und doch, er ließ sie bestehen, denn Grün stand ihr.
Er schüttelte den Kopf und bog in die erste Tür rechts ein, dieser war gefüllt mit Aktenschränken. Er begann zu suchen, Informationen über das Haus. Da Sherlock genau wusste, was er suchte, konnte er gezielt den Schrank öffnen und fand die Akte recht schnell. Mit einer einfachen Handbewegung öffnete er diese, sofort kamen ihm ein Haufen Informationen entgegen und er begann zu lesen:

Größe des Grundstückes: 377,12 m²
Marktwert: 1.750.00 Pfund
Schlafzimmer: 3
Bäder: 4
Notstromaggregate: 2
Dauer der Versorgung: 24 Stunden pro Aggregat

Weiter las Sherlock die Akte nicht. Es waren noch Dutzend andere Daten, doch das war Alles egal. Dann hatte er seine Begründung ja gefunden. Der Notstrom reichte nicht für so einen Zeitraum aus, weshalb sie vermutlich im Dunklen saß. 6 Tag, solange reichte das Aggregat nicht, das hätte er sich ja denken können. In aller Ruhe schloss er die Akte wieder.
„Denkst du wirklich, dass das die Wahrheit ist?", fragte die Frau hinter ihm, er hatte sie nicht reinkommen hören. Sherlock schwieg und legte die Akte zurück. „Es hat einen Grund, das du sonst nicht hier bist.", spricht er zu ihr und dreht sich dann zu ihr, wobei sie ihn nur angrinst. Ihre Arme waren hinter ihrem Rücken verkreuzt „Und jetzt bin ich doch hier.", flüstert sie fast schon und tritt näher, wobei ihre Absätze leise Geräusche machen. Sherlock sieht in ihre Augen, er löst den Blick von ihren nicht. Sie stand nun so nah vor ihm, dass er ihren warmen Atem an seinen Lippen spürte. Ihr Atem roch nach Erdbeben und Wein, als hätte sie diese erst vor wenigen Minuten verspeist. Ihre grünen Augen strichen über sein Gesicht und er legt den Kopf sanft schief „Du solltest es nochmal überdenken, denn du-„, ihre Stimme wurde von einem stumpfen Ruf unterbrochen. Er klang fern von ihnen und hallte doch, durch jeden einzelnen Raum des Hauses. „Du wirst erwartet und gesucht.", ihre Hand legt sich auf seine Brust und sofort durchfährt ihn eine Gänsehaut. Sherlock war so eigentlich nicht, doch bei ihr funktionierte es sofort, eine Berührung reichte aus. Sie strich sein Hemd glatt und nickt leicht „Geh schon.", flüstert sie nochmal leise und sieht zu ihm auf. Schweigend sah Sherlock sie für einige Zeit an und betrachtete jedes Detail, das er so gut kannte. „Ich finde dich.", erwidert er genauso leise und obwohl er nicht wollte, trat er einen Schritt zurück und ging ohne einen weiteres Wort zur Tür, die er tonlos öffnete.
Die Frau sah ihm nach, doch auch sie sprach nicht mehr. Er wollte sie nicht hören, denn es tat weh.

Er wollte nicht wissen, ob sie tatsächlich verletzt war, nur ohne Strom oder ihr etwas schlimmeres zugestoßen war. Deswegen ließ er sie schweigen. Eigentlich gehörte sie nicht in seinen Mindpalast, eigentlich war sie dort nicht, doch manchmal gewann sein Unterbewusstsein und das verlangen sie zu sehen, dann war sie da. Sie saß in einem Sessel oder in der Küche, manchmal arbeitete sie auch im Garten, doch immer erwartete sie ihn. Er mochte es, sie zu sehen, aber jedes Mal lenkte sie seine Gedanken ab und im Endeffekt kam er bei der Arbeit nicht weiter. Dennoch mochte er es, mit ihr zu sprechen. Es gab ihm Ruhe und sie war hübsch anzusehen.

Wieder hallte der Ruf wider, inzwischen wusste er auch, was dieses Geräusch war. Es war John, er schien an seine Tür zu klopfen und ihn zu rufen. Sherlock ging durch den Gang, zurück zu der schönen Haustür, mit den schönen Schnitzereien im Holz. Ohne sich noch einmal umzudrehen, oder die Frau anzusehen, öffnete er diese und trat aus der Tür, dahinter war ein gleisendes Licht und im selben Augenblick, wie das helle Licht auf seine Netzhaut traf, öffnete er die Augen und sah seine Zimmerdecke wieder.

Es war wieder still und die vorangegangenen Wärme war verschwunden, er lag mit den Händen auf seinem Magen gefaltet wieder im Bett. „Sherlock!", wieder folgte ein Klopfen. John klang ungeduldig und Sherlock hörte die kürzeren Abstände zwischen dem Klopfen. Ohne ein Wort setzte er sich in seinem Bett wieder auf und strich sein Hemd gerade. Gerade als John die Hand erneut hob, um an die Tür zu klopfen, öffnete Sherlock diese mit einer schnellen Bewegung. „Gibt es ein Problem?", fragte dieser mit ruhiger Stimme und sah John in die Augen, welcher nur den Kopf schüttelte. „Kein Problem, sondern ein Klient.", erwidert dieser nur und deutet auf ihr Wohnzimmer.

Ein Lächeln schlich sich auf Sherlocks Lippen. „Ist meistens das Gleiche!", erwidert dieser nur und eilt an John vorbei ins Wohnzimmer. Auf dem Sessel für die Klienten saß ein Mann.
Er war recht groß und schmal, fast schon schlaksig. Auf seinem Schoß lag sein Hut, seine Hände umklammerten diesen. Sein Gesicht war lang und seine Wangen wirkten eingefallen, als hätte er lange nichts mehr gegessen. „Mister Holmes!", sprach der Mann, seine Stimme überraschend monoton, obwohl seine müden Augen aufgeregt, in die von Sherlock sahen. „Ich bin froh, Sie zu treffen. Ich brauche ihre Hilfe!", fügte er hinzu. Sherlock setzte sich auf seinen Sessel und überschlug die Beine. „Deshalb sind die meisten Leute hier. Wie heißen Sie?", fragte Sherlock, ohne auf den Mann einzugehen. Der Mann nickt sofort, wobei seine braunen Haare leicht hin und her wippten. „Izan Calix.", nannte der Mann seinen Namen und sah Sherlock in die Augen. „Meine Frau ist verschwunden und die Polizei findet keine Hinweise auf ihren Verbleib! Ich habe von Ihnen gelesen, in der Zeitung. Sie seien der Beste. Ich habe sonst keine Idee mehr! Ich brauche ihre Hilfe!", die Monotonie seiner Stimme wurde nun von Emotionen abgelöst, als hätte er seine ganze persona geändert. John setzte sich gegenüber von Sherlock hin. „Wo war ihre Frau zuletzt?", fragte John und zog seinen Laptop von dem Beistelltisch, um die Adresse zu suchen.

„In unserem Anwesen in Harlow."

Und die 221b Bakerstreet wurde still.

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