Mr. Cartston
Wieso wollte er das alles wissen? Und warum sollte ich es ihm überhaupt sagen? Ich hätte mich für glücklich schätzen sollen, dass wir von jemandem unterbrochen wurden, aber als ich den Mann neben dem Polizisten sah, verließen mich alle guten Geister und ich handelte, ohne darüber nachzudenken.
Ich hätte mich schon darauf einstellen sollen, dass es Kathy's Vater sein würde. Die Chance war nicht gerade gering. Aber mit ihm würde ich nicht eine Nacht in dieser Zelle verbringen, ohne das am nächsten Tag einer verletzt oder gar Tod sein würde.
Ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf und sah ihn vernichtend an.
"Mit diesem pädophilen bleibe ich keine Sekunde in dieser Zelle. Der Typ ist gestört."
Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen musste, um noch länger hier bleiben zu müssen, aber das war mich sichtlich egal. Das dieser Mensch überhaupt noch Kontakt zur Außenwelt hatte, war für mich schon unbegreiflich. Er hätte in eine Gummizelle gesteckt werden müssen oder in sonst was.
"Mr. Thompson bitte beruhigen sie sich. Mr. Cartston (Vater) wird in wenigen Tagen einen Gerichtstermin haben, dann wird entschieden, was mit ihm passiert. Solange müssen sie beide noch miteinander auskommen."
"Einen Dreck werde ich tun. Ich werde nicht mit dem Mann in einer Zelle hocken, der meine Freundin und gleichzeitig auch seine Tochter Jahre lang Misshandelt hat, dass können sie vergessen."
Der Polizist schaute nicht schlecht und auch Hannes, der neben mir stand, schien einiges klar zu werden. Kathy's Vater schaute nur emotionslos durch die Gegend. Ihm schien das alles hier reichlich egal zu sein. Ich hoffte so sehr, dass dieser Mann eine Gerechte Strafe bekommen würde. Der Beamtete räusperte sich kurz bevor er zu Wort kam.
"Ist das die Wahrheit Mr. Thompson?"
Ich nickte bestätigend.
"Nun ja, dann werde ich sehen, was ich tun kann."
Ohne genaueres zu schildern, verließ er mit seinem Straftäter erneut die Zelle. Ruhe kam auf. Unangenehme. Es war diese Atmosphäre, bei der man gleich wusste, dass unangenehme Fragen aufkommen würden. Und so wurde es auch dieses mal.
"Du bist Kathy's Freund?" Ich drehte ich um.
"Woher kennst du ihren Namen?"
Er zögerte und ich konnte ihm ganz genau ansehen, dass er mehr wusste, als eigentlich gut war.
"Mr. Cartston hat viel von ihr geredet. Wie sehr er sie geliebt hat, mehr als nur ein Vater und wie gerne er sie wieder bei sich haben wollte. Er war wie besessen von ihr. Wie ein Stalker."
Mir wurde schlecht bei den Gedanken, die er haben könnte. Er musste unglaublich gestört sein. Ich meine, wie kann man den Stolz darauf sein, seine eigene Tochter zu Misshandeln?
"Cole warum bist du wirklich hier?"
Seine Stimme klang Misstrauisch, dennoch beruhte ich auf meiner vorherigen Aussage.
"Sagte ich doch bereits, wegen Drogenhandel."
Er wirkte nicht nur unglaublich neugierig sondern auch sehr misstrauisch.
"Nein, du lügst. Das ist nicht die ganze Wahrheit."
Er hatte eine totale Make. Was war denn los mit ihm und warum wollte er alles so genau wissen? Ich seufzte. Wenn ich es länger mit ihm hier aushalten wollte, ohne andauernd befragt zu werden musste ich ihm alles sagen. Es war zu kompliziert und er würde es nicht verstehen, aber das wäre wohl kaum mein Problem.
"Es hat damit angefangen, dass ich Geld brauchte und mit einem Freund, der Kontakte hatte, zu einem Dealer gegangen bin. (...) Kurz gesagt hat mich Rider verarscht und den Bullen ausgesetzt."
Hannes hatte mir die ganze Zeit aufmerksam zugehört und verständnisvoll genickt. Aber als ich den nahmen Rider erwähnte, machte er große Augen.
"Wie heißt dieser Rider mit Nachnamen?"
Ich zuckte mit den Schultern. Es hatte mich nie interessiert, wer der Typ war oder was er gerne machte. Ich wollte nur die Kohle und die habe ich auch bekommen.
"Kein Plan. Ich glaube irgendwas mit O'Ne-Na-"
"O'Neal?"
"Ja kann sein. Woher kennst du den Namen?"
Hannes überlegte, schaute nach oben nach und nach unten. Seine Hände zappelten nervös hin und her. Hatte er auch etwas mit den Drogen zu tun? War er auch ein Opfer von Rider geworden? Hibbelig stand er von seinem Platz auf und strich sich über sein Gesicht. Er war verzweifelt und schien nach einem Weg zu suchen mir eine Antwort zu geben. Und zwar eine sehr direkte.
"Rider ist mein Bruder."
Diese Antwort traf mich wie ein Blitz. Vor mir stand gerade ein Beweis, der mich hier heraus bringen könnte. Ich war nicht fähig etwas zu sagen. Ich war zu glücklich und zu überwältigt. Doch ich hätte lieber versuchen sollen mit ihm zu reden, denn diese Chance wurde mir im nächsten Moment schon wieder genommen. Denn ein Beamter betrat die Zelle.
"Mr. Thompson ich muss Sie bitten mitzukommen. Sie werden in eine Einzelzelle verlegt."
Ich konnte jetzt nicht weg. Ich würde keinen Kontakt mehr zu Hannes bekommen können und meine Chance hier wieder herauszukommen sank damit enorm. Aber ich hatte keine Wahl, ich hätte mit dem Polizisten diskutieren können, aber ich hatte eine andere Zelle gefordert und nun bekam ich sie.
Eine Einzelzelle, weit weg von Hannes. Weg von der Freiheit. Weg von Kathy.
*zwei Wochen später*
Langsam war ich wirklich verzweifelt. Ich hatte keinerlei Information von den Beamten bekommen. Weder wie es um Kathy's Vater stand, noch was bei Hannes war. Ich erhielt keinen Besuch, auch nicht von meinem Vater oder Kathy. Ich hoffte so sehr, dass es ihr gut ging. Der Prozess mit ihrem Vater müsste vor fünf Tagen gewesen sein, wenn mich nicht alles täuschte. Und nur zu gerne hätte ich gewusst, was er für eine Strafe erhalten hatte.
Meine Gedanken kreisten wie wild in meinem Kopf herum und ließen kein Ende. Es war zum verzweifeln und zum ausrasten. Ich hatte kaum Kontakt zu anderen Menschen und das Tageslicht sah ich nur durch ein kleines Fenster weit oben an der Wand.
Durch ein knarren der Tür wurde ich wieder aufmerksam. Ein Beamter stand vor mir, welcher mich kurz anlächelte. Es war aber kein böses Lächeln, sondern ein freundliches, eines das Hoffnung ausstrahlte. Er bat mich aufzustehen und ihm zu folgen.
Unser Weg führte zu den Besucherräumen. In einem dieser Räume durfte ich mich setzten und wurde gebeten, zu warten. Vielleicht zwei Minuten später wurde diese dann wieder geöffnet und ein strahlendes Mädchen kam hineingelaufen. Als ich sie sah, musste ich ebenfalls anfangen zu lächeln. Auch der Polizist von eben kam in den Raum und stellte sich in die Ecke.
"Ihr habt ungefähr zehn Minuten Zeit. Berührungen sind untersagt."
Es würde mir schwerfallen. Am liebsten würde ich sie umarmen und von oben bis unten mit küssen überhäufen. Aber allein schon ihre Anwesenheit brachte mich um den Verstand.
"Es gibt eine Menge die du mir erzählen musst. Wie geht es dir und wie war der Prozess mit deinem Vater?"
"Wie es mir geht ist unwichtig. Ich habe dir etwas wichtige mitzuteilen. Es geht um den Prozess."
Ich schluckte. Sie hörte sich bedrückt an, was kein gutes Zeichen war.
"Was ist passiert?" Sie atmete langsam ein und wieder aus, bevor sie weitersprach.
"Mein Vater hat alles gestanden. Alle Dinge, die er getan hat, hat er nicht verleugnet. Aber es ist etwas seltsamen passiert. Er hat die Schuld wegen der Drogen auf sich genommen."
Mein Herz setzte einen Moment aus. Wie meinte sie das? Was hatte er gesagt und was würde jetzt passieren? Sie bemerkte meine fragwürdigen Blicke und erzählte weiter.
"Er hat gesagt, dass er dir alles untergejubelt hat, weil er nicht wollte, dass du und ich zusammen sind. Er hat es so glaubwürdig erzählt, dass selbst ich es mittlerweile fast glaube."
Er hatte alle Schuld auf sich genommen und es wurde geglaubt.
"Das bedeutet ich darf wieder raus?" Sie lächelte und nickte.
"Es werden noch einige Verfahren geprüft, weshalb du auch noch hier bleiben musst, aber im Grunde genommen bist du wieder Entlassen."
Ich war so erleichtert und unglaublich glücklich, dass ich für einige Sekunden die Regeln vergas und Kathy einfach hochhob und küsste. Die letzten Wochen waren der blanke Horror für und alle, aber nun konnten wir endlich wieder nach vorne schauen.
Als wir uns voneinander lösten sah ich den Polizisten an, welcher nur lächelte.
"Es freut mich für euch. Trotzdem muss ich Sie bitten wieder mitzukommen. Die zehn Minuten sind um. Sie können morgen wieder kommen."
Ich nickte dem Mann zu und drehte mich noch einmal zu Kathy um.
"Ich muss wieder zur Schule, weshalb ich die letzte Woche auch nicht da war. Ich weiß nicht wie lange die noch brauchen, aber ich werde so oft wie möglich kommen."
"Aber warum hat er das alles getan? Es ergibt für mich keinen Sinn."
"Ich weis es auch nicht, aber die Hauptsache ist, dass du wieder rauskommst."
Ein letzter Kuss und ich wurde wieder in meine Zelle gesteckt, mit dem Unterschied, diesmal nach vorne zu schauen.
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Kaum zu glauben, dass ich so schnell ein neues Kapitel geschrieben habe :D
Ich wollte das alles jetzt nicht so unnötig in die Länge ziehen, deshalb mal ein wenig zusammengefasst. Okay 1500 Wörter sind jetzt auch nicht wenig aber egal.
Die Story neigt sich langsam dem Ende zu und ich vermute es werden nicht mehr als 5 weitere Kapitel kommen. Ich werde versuchen einen schönen Abschluss zu schreiben und alles gut ausklingen zu lassen.
<3
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