--8.2--
Sie war aber auch einfach hinreißend! Ich konnte ihre Unsicherheit bis hierhin riechen und es verursachte mir regelrechte Schmerzen. Es war ihr anzusehen, dass sie keine Ahnung hatte, wie ein richtiger Götterschwur lauten musste. Zu ihrem Glück hatte ich von Anfang an nicht vor, ihr ein Haar zu krümmen. Der ältere Mann wurde unruhig in meinem Griff, also traf ich meine Entscheidung.
„Du hast es gehört, verzieh dich!" Ein Knurren unterstrich meine Aufforderung.
Doch der Mann blieb, wo er war. Der ist wohl lebensmüde.
Mein Knurren wurde tiefer. Ich konnte die Reflektion meiner Augen in seinen sich weitenden sehen. Meine Pupillen waren nur noch Schlitze, welche ein rotes Leuchten umgab.
„Ich wiederhole mich nur ungerne", knurrte ich noch tiefer. „Sollte dir etwas an deinem Leben liegen, schlagen ich vor, du ziehst Leine und lässt uns allein!"
Ein Zittern erfasste den Mann. Endlich zeigte meine Präsens die gewünschte Wirkung. Für einen Menschen jedenfalls, hatte er - trotz seiner magischen Begabung - lange durchgehalten. Es gab nicht viele, die mir länger als 5 Minuten trotzen konnten und danach noch aufrecht standen.
Ich ließ den alten Mann los. Er landete hart auf dem Boden, rappelte sich aber sofort wieder auf. Eins musste man ihm lassen, er war eine Kämpfernatur und hatte seinen Stolz.
Sein Blick traf den der schönen Frau und es schien, als würden sie eine stille Vereinbarung treffen, die den Mann alles andere als zufriedenstellte. Dennoch verließ er den Raum - nicht ohne mir noch einen feindlichen Blick zuzuwerfen.
„So, jetzt sind wir allein", nahm die Schönheit den Faden wieder auf. „Was willst du wissen?", kam sie gleich zum Punkt.
„Alles. Ich möchte alles über dich erfahren", antwortete ich ihr und sah, wie sich ihre Augen misstrauisch verengten. Natürlich tat ich so, als sehe ich es nicht, während sich mein Magen langsam bemerkbar machte. Verstohlen ließ ich den Blick umherschweifen und sah einen knackigen Apfel, den ich mir schnappte und herzhaft hineinbiss.
„Alles?", fragte mich die Frau ungläubig.
„Ja.", war meine nüchterne Antwort.
„Das könnte schwierig werden."
„Warum?", fragte ich mit vollem Mund.
„Warum wohl? - ich vertraue dir nicht, ganz einfach. Außerdem wolltest du meinem Onkel, meiner Familie, etwas zuleide tun, was dich in meinen Augen nicht geradezu einer Person macht, der ich alles über mich erzählen würde."
„Ah, da hätten wir doch schon mal was, und so ganz ohne Zwang." Ich wusste, dass ich mit ihr spielte, doch es machte einfach viel zu viel Spaß, zu sehen, wie sich ihre Brauen zusammenzogen, um aufzuhören. Als sie mich nur weiterhin musterte, änderte ich kurzerhand meine Taktik.
„Der Mann von eben war also dein Onkel, Engelchen. Aber was mich viel mehr interessiert ist, wie du heißt und was du bist." Ich wusste, ich hatte sie kalt erwischt und es entlockte mir ein leichtes Zucken meiner Mundwinkel. Ihre Gefühle fuhren aber auch Achterbahn.
Die Schönheit kam auf mich zu und blieb kurz vor mir stehen. Die Arme hatte sie verschränkt, so als ob ihr jetzt erst aufgefallen wäre, wie nah sie mir gekommen war. Augen, welche die Farbe von geschmolzener Schokolade besaßen, verrenkten sich zu schmalen Spalten.
„Nenn mich nicht Engelchen! Ich heiße Miranda. Und um auf deine Frage zurück zu kommen, es geht dich einen Scheiß an, was ich bin!", fauchte sie.
„Miranda." Ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen, während ich der Schönheit tief in die großen Augen blickte. Ihre Augen, die so viel von ihr preisgaben, dass ich mich am liebsten in ihnen verloren hätte.
Offensichtlich wurde ihr unwohl zumute, denn sie wippte auf ihren Versen vor und zurück, was ich irgendwie niedlich fand. Dass ihre Wut so schnell verraucht war, gefiel mir ebenfalls. Es bedeutete, dass meine Anwesenheit sie ebenfalls in irgendeiner Form beeinflusste.
„Mein Name ist Seth, Seth Domane."
Seth Domane. Irgendwo hatte ich diesen Namen schon einmal gehört. Jetzt fiel es mir wieder ein. Domane war der Name einer weltbekannten Firma, die sich hauptsächlich auf die Musik -und Waffenproduktion spezialisiert hatte. Die Domane Company stand außerdem im Ruf, mit der Heversfield Company im Akzienstreit zu stehen. Im Moment berichteten die Nachrichten davon, wie die beiden offiziellen Vorsitzenden versuchten, zu einer Einigung zu kommen. Es erschien mir vollkommen surreal, dass dieser Mann vor mir etwas mit der berühmten Domane Company zu tun haben sollte.
„Deine Gedanken stehen dir ins Gesicht geschrieben, Engelchen," vernahm ich die Stimme des Mannes -von Seth- hinter mir. Während ich noch in Überlegungen versunken gewesen war, hatte er den nun abgenagten Apfel in den Müll der offenen Wohnküche geworfen und war hinter mich getreten.
Ich drehte mich ruckartig um und erhob meine Hand zum Schlag, wurde aber von einer starken Männerbrust aufgehalten. Ach du meine Güte ist der gut gebaut. Mein Schlag schien ihm überhaupt nichts ausgemacht zu haben, denn er hob nur eine Augenbraue und sah mich belustigt an. „Hat der Engel auch seine gewalttätige Seite?"
Ich konnte ihn nur anstarren. Seine Züge waren aber auch zu perfekt! Er ist absolut umwerfen! Eine Schande, dass er ein Arsch ist.
Keuchend stand ich also vor ihm. Meine Hand immer noch an seiner breiten, durchtrainierten Brust. Gott sei Dank trage ich noch meine Handschuhe! Schnell versuchte ich, Abstand zu schaffen, wurde aber mit einem Ruck wieder an seine Brust gezogen. Also tat ich, was alle Frauen in so einer Lage getan hätten: Ich hob mein Knie und zielte zwischen seine Beine. Doch womit ich nicht gerechnet hatte, waren seine übermenschlich schnellen Reflexe, die ihn vor dem Schlimmsten bewahrten. Jedoch lockerte sich sein Griff, sodass ich mich mit einer geschickten Bewegung befreien konnte. Im Stillen dankte ich meinem Onkel für sein Training in der Selbstverteidigung, zu dem er mich immer gezwungen hatte - auch wenn ich nie besonders gut gewesen war.
In der Hoffnung, die Flucht ergreifen zu können, schob ich mich immer weiter rückwärts, jedoch kam ich nicht weit. Ein paar Meter hinter mir endete bereits das Zimmer. Unsanft stieß ich an die Wand. „Autsch", entfuhr es mir.
„Tztztzt Engelchen, das hast du dir selbst zuzuschreiben."
Wieder stand Seth vor mir und besah sich kopfschüttelnd die Stellen, an denen ich mich gestoßen hatte.
„Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich nicht Engelchen nennen!", fuhr ich ihn kratzbürstig an und entriss ihm meinen Arm.
„Aber wieso? Der Name passt zu dir. Du bist so klein, zart und wunderschön, da muss dich doch jeder so nennen."
„Nein", ich schüttelte den Kopf. Dabei rieb ich mich unwillkürlich an seinen breiten Schultern, die wieder gefährlich nah gekommen waren. Ein Funken ging von mir auf ihn über. Aber anstatt schleunigst das Weite zu suchen, gab er eine Art schnurren von sich und kam noch näher, sodass er mich fest gegen die Wand drückte.
„Keine Ahnung, was das ist, aber es fühlt sich gut an.", sagte er genüsslich.
Ich stand nur stocksteif da, unfähig, mich zu rühren. Wie konnte es sein, dass er keine Schmerzen empfand? Jeder andere empfand starke Schmerzen bei dem Versuch, mich zu berühren.
Warum tat er es nicht? Doch die wichtigere Frage lautete: Störte es mich überhaupt?
Ich wusste es nicht, fühlte mich mit der Situation überfordert.
„Mach dich locker, Engelchen." Seth hatte sich über mich gebeugt. Eine Hand jeweils rechts und links von mir abgestützt.
„Haha, wie denn du Schlaumeier?", stieß ich mit heiserer Stimme hervor. „Sowas mach ich schließlich nicht alle Tage.", versuchte ich ihn abzuweisen.
„Gut zu wissen", war seine einziger Kommentar, bevor er seine Zunge über meinen Hals gleiten ließ. Ungewollt stöhnte ich auf und drängte mich seiner Zunge entgegen.
„Wenn du möchtest, dass ich aufhöre, musst du es nur sagen. Ich bedränge keine Frauen.", informierte mich Seth bevor er sich meinem Schlüsselbein widmete.
Seltsamerweise beruhigten mich seine Worte. Obwohl ich ihn kaum kannte, spürte ich bereits eine tiefe Vertrautheit in seiner Nähe, wie man sie bei einem guten Freund oder Liebhaber erwarten würde. Trotzdem war er ein Idiot, dem ich am liebsten in den Arsch treten wollte - nur nicht gerade jetzt.
„Und? Möchtest du, dass ich aufhöre?", fragte er mich erneut.
Ich ließ mir Zeit mit meiner Antwort. Genoss das Gefühl von menschlicher Nähe. Dann horchte ich in mich hinein, auf der Suche nach Ablehnung - nichts. Offensichtlich tolerierte ihn meine Energie, was wirklich einem Wunder glich. Meine Ablehnung schmolz dahin.
„Nein... hör, hör nicht auf."
Meins, flüsterte eine Stimme tief in meinem Inneren.
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Und? Denkt ihr Miranda wird sich ihm öffnen?
Was sagt ihr zu Seths Kosewort?
Es wird spannend!
Eure GiulyanaBlue (ganze 3123 Wörter^^)
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