--27.1--

Was dachte ich, als wir die Türen durchtraten? Ob ich wieder jemandem das Herz entreißen musste? Ob wir am Ende des Tages verbranntes Fleisch zurücklassen mussten? Ob das Trogovat Näheres über den Mord weiß? Oder vielleicht auch, ob mein Engel es mir verzeihen würde, wenn ich ihrem Onkel eine runterhaue?
Ehrlich gesagt dachte ich nichts von alledem. Stattdessen war da nur das Aufblitzen von Stolz, das mich nach jedem gemeinsamen Schritt durchfuhr. Ich war stolz auf meinen kleinen Engel, der mir mit allem was er hatte zur Seite stand, ja sogar der orbis alius mit mir trotzte.

Gleichzeitig hatte ich Angst, in Kürze alles zu verlieren. Hinter jedem der Anwesenden verbarg sich ein Berg an Hintergedanken. Jeder spielte ein Spiel, das auf Gewinn aus war. Auch wir spielten mit, doch es war nur noch eine Frage der Zeit, bis wir auf die Strafbank mussten.
Die Einrichtung des großen Ratssaales hatte sich nicht verändert seit wir zuletzt hier gewesen waren. Immer noch waren wir der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und wurden von allen Seiten eingekesselt.
Zum Glück war die anfängliche Bedrohlichkeit etwas gewichen, viele nunmehr bekannte Gesichter zeigten ein kurzes Lächeln oder ein kaum wahrnehmbares Nicken. Da waren zum Beispiel Ratsmitglied Abigail, der wohl etwas an der Zukunft ihrer Nichte lag, Vorsitzender Nicolai, anscheinend mehr ein auf Ehre bedachter Krieger als ich zunächst annahm, Tritus und Lerius, meine treuen Schützlinge und Benjamin der Magier, Mirandas Onkel. Verblüffender Weise war auch der Gorilla aus den Reihen der Gregory anwesend, ein wirklich zäher Haufen. Und in einer der hinteren Ecken erblickte ich ein Gesicht, welches zu einem Supermodels gehören sollte, auf das ein zweites, ebenso so Unwirkliches folgte und meinte mich zu erinnern, dass die dazugehörigen Namen Terry und Clarice lauteten, beides starke Hexer und Zirkelangehörige. Viper und Serena waren leider nirgends zu sehen, aber was sollten sie auch hier? Würde es zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommen wären sie mir außerhalb des Gebäudes von größerem Nutzen. Auch Vincent durfte sich hier nicht zeigen lassen, immerhin war er ein Vampir. Und Henna; wäre sie hier... nur ein paar Herzen und verkohltes Fleisch wären längst nicht alles, was auf der Speisekarte stünde.
In diesem einen Raum hatten sich die unterschiedlichsten Bewohner der orbis alius angesammelt, die man in der Öffentlichkeit so nie antreffen würde. Sobald wir die Mitte erreicht hatten, schlossen sich die Türen hinter uns. Jetzt geht der Spaß erst richtig los.

Miranda stand gerade einmal einen halben Schritt von mir entfernt, näher und man hätte es als Schwäche gesehen und doch für meinen Geschmack viel zu weit weg.
Als Nikolai als Letzter den Raum betrat, richteten sich alle Augen auf seine einnehmende Gestalt. Unsere Blicke trafen sich und ich meinte eine unsichere Entschlossenheit in seinen erkennen zu können. Was hatte das Trogovat ohne unsere Anwesenheit beschlossen? Wussten sie von Simon, dass er noch lebte? Denn wenn ja würden sie diese Information mit Sicherheit gegen mich verwenden.
Nikolais Stimme erscholl: „Wie es scheint sind jetzt alle eingetroffen. Lasst uns also beginnen." Jeder einzelne erhob sich und schwor auf Orcus, den strafenden Gott, den Gott des Richtens. Mit diesem Schwur musste alles weitere der Wahrheit entsprechen. Anders als Ankou war nicht der Tod die Folge eines Eidbruches, sondern es könnte wer weiß was geschehen.
Auch Miranda und ich leisteten den Eid. Ich nahm es dabei auf mich, entdeckt zu werden, als ich ihr in Gedanken die Richtigen Wortwiederholungen aus der alten Sprache vorlegte. Es wurde geduldet.
Die Ratsangehörigen setzten sich, während meine Haut vor unterdrücktem Tatendrang kribbelte. Endlich war es soweit und wir würden erfahren, was von uns verlangt wurde und wie es weiterging.
„Nach einer kleinen Auszeit sind wir erneut zusammengekommen, um die Ermordung von Peter Develov zu untersuchen. Unter anderem kamen uns einige neue Informationen zu Ohren, die ein neues Licht auf die Dinge werfen. Lara, wenn Sie bitte erklären würden was ich meine." Nikolai übergab das Wort.
Meine Mutter genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, die nun auf ihr ruhte. Genüsslich schürzte sie die blutroten Lippen. Das darauffolgende Lächeln hatte nichts menschliches mehr an sich, es war durch und durch das eines Raubtieres. Und zwar von einem, welches die Maus bereits zwischen den Krallen hatte.
„Ich bedanke mich. Aus sicherer Quelle haben wir von einem Gespräch zwischen Seth Domane und einer der böswillig gesinnten Hyänen erfahren. Augenscheinlich ging es bei diesem Gespräch um den Aufenthaltsort der Träne Andartes, wie Sie alle wissen ein längst verloren geglaubtes Artefakt, das dem Trogovat abhandengekommen ist. Dass gerade die Feuerklinge dieses gefunden zu haben glaubt, wo Develov doch jahrelang suchte, scheint mir recht suspekt. Wahrscheinlicher ist, dass Develov – möge er in Frieden ruhen – mit Seth aneinander geriet was die Träne angeht und es zu einem Kampf kam, der zum Tode führte. So meine Erläuterung."
„Sie können sich setzen.", meinte Nikolai und sah in die Runde. „Hat jemand noch etwas hinzuzufügen? Nein? Dann hören wir uns nun die Gegenseite an. Sie können sich nun äußern und vergessen sie nicht, hier wird nur die Wahrheit gesprochen."
Meine Krallen fuhren in meine Handballen, so sehr musste ich mir ein zynisches Grinsen verkneifen. Gerade mir musste er so etwas nicht sagen. Wie oft hatte ich schon den Prozess von einem der Männer mitangesehen, den ich selbst vor das Trogovat gebracht hatte? Wie oft hatten sie versucht zu lügen und zu tricksen und waren nicht selten wenige Stunden später verstorben? Jedoch war ich nicht so dumm zu glauben, alle Tode wären durch Orcus Hand geschehen. Mit Sicherheit hatte auch der eine oder andere Vorsitzende seine Finger im Spiel. Ich erkannte die Warnung hinter Nikolais Worten, auch nach der Verhandlung noch vorsichtig zu sein. Als ob er mich extra darauf hinweisen müsste.
Auch für Miranda mussten meine nächsten Worte neu sein. Bisher hatte ich ihr nicht viel über meine Gefangennahme berichtet, doch nun erzählte ich den Anwesenden die ganze Geschichte von dem Zeitpunkt, an dem ich durch einen miesen Hinterhalt gefangen genommen wurde bis hin zu unserer Einberufung zur Ratsversammlung.
„Es ist wahr, dass das genannte Gespräch stattfand, doch es diente einzig meiner Rettung. Peter Develov selbst betraute mich mit der Aufspürung der Träne und unter seinem Namen fand ich sie auch. Ich war gerade auf dem Weg zu ihm, als ich gefangen genommen wurde. Weshalb er nicht auf eigene Faust die Reise wagte kann ich Euch leider nicht sagen, denn ich weiß es selbst nicht. Lasst mich nur nochmal betonen, dass weder ich noch meine Gefährtin etwas mit dem Mord an einem Vorsitzenden zu tun haben."
Bist du dir da so sicher? Weißt du hundertprozentig, dass deine kleine Freundin da nicht mit Schuld trägt. Immerhin ist sie die Tochter eines abtrünnigen Gregory, welche Schande."

Neben mir versteifte sich Miranda. Sie wusste noch nichts über ihren Vater außer, dass er den Elitewächtern angehört hatte. Ein Versäumnis, wofür ich mich jetzt schellte. Dass meine Mutter mehr über ihren Vater zu wissen schien machte sie angreifbar. Es war meine Schuld. Ich hätte ihr, nachdem mich Viper vor einigen Tagen kontaktiert und mir die restlichen Informationen weitergeleitet hatte, über alles in Kenntnis setzten sollen.
„Fragt sie doch selbst, wenn Ihr euch sicher sein wollt." Entschuldigen würde ich mich später. Erst einmal musste die ärgste Gefahr abgewandt werden. Wenn sich mein Engel dazu selbst verteidigen musste, würde ich sie unterstützen, ohne sie schwach wirken zu lassen.

„Nun denn, sprich.", wurde Miranda von meiner Mutter aufgefordert, was ihr einen strengen Seitenblick von Nikolai einbrachte. Lara zuckte nur die anmutigen Schultern und lehnte sich zurück. Uns ließ sie nicht aus den Augen.

Dutzende Augen forderten mich zum Sprechen auf.
Wie sagt man doch so schön: Meine Zeit zu scheinen? Pah, wohl eher um mich zu beweisen.
„Auch wenn einige der Anwesenden es vielleicht nicht glauben werden, höre ich heute zum ersten Mal davon, dass mein Vater ein Verräter sein soll. In meiner Kindheit gab es nicht viele, die ich über meine Eltern hätte ausfragen können. Ich hatte Angst vor den Antworten. Die Vorstellung von Eltern, die ihr Kind bis in den Tod beschützten, wollte ich nicht verlieren. Ich kann Ihnen allen versichern, dass ich Peter Develov noch nie in meinem Leben begegnet bin, geschweige denn mit ihm gesprochen habe."
Tief Luft holen, Engelchen. Das war ein guter Anfang."
Sofort entspannte ich mich, so wie jedes Mal, wenn Seth in meinen Gedanken mit mir sprach. „Mir geht es gut... Danke."
Ohne den Blick abzuwenden sah ich in Lara Domanes Augen. Seths Erzeugerin schien es nicht zu gefallen, dass wir zusammen auftraten. Zwar sah man es ihr nicht am Gesicht an, doch für jemanden wie mich, die selbst ihr halbes Leben lang ihr Gefühle versteckt hielt, waren die weißen Fingerknöchel und das leichte Flattern der Fußsohlen Zeichen genug.
Der große, autoritäre Mann – Nikolai – beobachtete die Pantherfrau ebenfalls. Ich erinnerte mich noch an seine gebietende Stimme von zuvor, die mir Schauer über den Rücken gesandt hatte. Auch still war er noch beeindruckend.
Lautloses Knurren schwoll in meinem Kopf an, bis dieser zu platzen drohte. Ich hatte Mühe mir vor den Augen der Ratsmitglieder nichts anmerken zu lassen.
„Beruhige dich, sonst verstößt du gegen deine eigenen Regeln."
„Wessen Schuld ist das?", stieß mein Gefährte in Gedanken hervor und knurrte noch einmal warnend. Mir wurde ganz warm ums Herz. „Ist da etwa jemand eifersüchtig?"
„Warte nur bis wir zuhause sind." war alles was er sagte.
Zuhause. Bis jetzt bedeutete dies nur ein Zimmer mit dunklen Vorhängen, ein Haus voller Antiquitäten, ein Büroraum ohne Kollegen, leere Straßen in der dunkelsten Nacht. Und nun? Das Geräusch von Wassermassen tief unter der Erde, eine große Halle, von der Sonne geküsst und Bettlaken durchsetzt von dem wundervollen, männlichen Geruch einer großen Raubkatze. Nicht einsam. Nicht kalt. Nicht ausgeschlossen.
Ich war eine Clanangehörige und eine verflucht mächtige noch dazu. Ich würde dem Trogovat die Stirn bieten, das schwor ich mir in diesem Augenblick.
„Mein Onkel sollte ihnen bezeugen können, dass ich im Dunkeln stand was meine Herkunft angeht."
„So? Kann er das?", fragte Lara. „Wenn du dir da so sicher bist lassen wir ihn doch sprechen. Stimmst du dem zu, Vorsitzender?"
In meinen Ohren glich ihre Stimme dem Geräusch, wenn Fingernägel über eine Tafel kratzten. Ich sah zu Onkel Ben, der still im hinteren Bereich der Bänke Platz genommen hatte. Er musste mir nur zustimmen, dann wäre die erste Hürde genommen. Doch statt mir ermunternd zuzulächeln wirkte seine Miene verschlossen.
Nikolai erhob sich und nickte Lara leicht entgegen. „Ich stimme zu. Der Magier Benjamin hat nun das Wort." Stille trat ein, eine erwartungsvolle und gleichzeitig angespannte Stille.
Es dauerte einige Sekunden, bis mein Onkel nach vorne getreten war und leise zu sprechen begann. „Ich..."
„Etwas lauter bitte", unterbrach ihn Nikolai. „Nicht alle von uns sind mit einem gesegneten Gehör beschenkt." Er sah meinen Onkel bedeutungsschwer an.
„Ich erinnere mich nicht, etwas erzählt zu haben." Bei seinen nur wenig lauteren Worten keimte Hoffnung in mir auf- „Doch ich erinnere mich auch nicht genau daran, nichts gesagt zu haben." -und wurde sofort erstickt.
„Meine Nichte ist ein übermütiges und lebhaftes Kid gewesen, auch nach dem Unfall. Ich habe ihr oft alte Geschichten erzählt, vielleicht auch welche über ihre Eltern, aber sicher bin ich mir nicht." Er endete mit diesen Worten.
„Haben Sie das gehört, Nikolai? Diese Aussage können wir nicht gelten lassen." Richtig, das können sie sicher nicht, so vage wie mein Onkel war.
Ich war starr vor Unglauben. Warum hatte mein Onkel mir nicht zugestimmt, mich nicht in Schutz genommen? Er tat es doch sonst immer. Seine Umarmungen wärmten mich besser als jedes Feuer. Sein kostbarer Tee, den er immer mit mir zu teilen pflegte. Seine lustigen Geschichten. Erinnerte er sich nicht?
Eine einzelne Träne lief meine Wange hinab. Sie nahm den restlichen Glauben an meine Familie mit sich. Abigail schien ebenfalls verwirrt. Ihre Verwirrtheit schlug jedoch schnell in Wut um, bis es so aussah, als wollte sie Onkel Benjamin erwürgen. Und Seth... nun ja, meinem Gefährten sah man nichts an. Sein Gesicht wirkte versteinert, statuengleich. Wie ein Kriegsgott kurz vor dem Ausruf zur Schlacht.
„Gibt es noch andere, die deine Geschichte bezeugen können. Vielleicht Außenstehende?"

Ich antwortete verwirrt: „Bitte was?" Daraufhin erscholl leises Kichern. Ich spürte wie sich meine Wangen röteten.

„Junges Halbblut, hast du noch andere, die für dich sprechen würden?" Es war Nikolai, den ich eben noch so deutlich wahrgenommen hatte, der fragte.
„Nein." Ich senkte geschlagen den Blick.
„Dann habe ich keine andere Wahl, als die Beschuldigung, einen Anschlag auf Peter Develov verübt oder bei der Planung beteiligt gewesen zu sein, durchgehen zu lassen. Auf ein Verbrechen dieser Art folgt die Todesstrafe."
Todesstrafe... Todesstrafe... TODESSTRAFE!?
„Mira, verfall jetzt nicht in Panik."
„Leichter gesagt als getan. Eine Todesstrafe? Befinden wir uns etwa noch im Mittelalter?
„Süß, wie du versuchst einen Scherz zu reißen, aber überlass den Rest mir. Du hast genug gesagt."
Wie Seth noch so überzeugt klingen konnte war mir ein Rätsel. Wie seine Haare noch diesen wundervollen Glanz beibehalten konnten ebenfalls.

„Vorsitzender Nikolai, wenn ich mich bitte äußern darf?" Der Angesprochene Clanangehörige setzte sich nieder. Eine leichte Handbewegung folgte.
„Ich bitte um die Erlaubnis, einen neuen Clan ausrufen zu dürfen." Lautes Murmeln:
„Unmöglich!"
„Was erlaubt er sich?!"
„Will hier jetzt jeder Dahergelaufene sein eigener Herr sein?"
Plötzlich wurde es heiß im Saal. Feuerzungen leckten an den Wänden empor. Steinschichten schmolzen zu einer dampfenden und klebrigen Masse, welche den Rachen verstopfte.
Ich blieb unverschont, während sich die Umstehenden an den Hals packten. Sie hatten diese allesschlagende Macht nicht erwartet. Das Feuer war gnadenlos in seinem Tun.
„Seth. Stopp!" Ich warf mich nach vorne, mitten hinein in die tobenden Flammen. Vom einen auf den anderen Moment teilten sich die Rauchschwaden und enthüllten einen glühenden, rothaarigen Tiermann. Eine Art Sense thronte in seiner Hand und pulsierte im Takt von Seths Augen. Sie war schwarz, einschüchternd und absolut kein Grund, nicht auf meinen Gefährten zu zueilen und sich an seine Brust zu werfen. Die Hitze war mir nicht unbekannt. Sie war tröstlich, beinahe heimisch.
Ein starker Arm zog mich noch näher heran. Eine heiße Stirn legte sich an meine. Volle Lippen eroberten meinen leicht geöffneten Mund.
Mit dem Fortschreiten des Kusses schwand das Feuer. Der Rauch brauchte länger um sich zu lichten, doch als er vergangen war sahen uns alle an – keine Veränderung in dem Sinne – und die Tür war nur noch geschmolzenes Metall.
Außerstande zu sprechen schienen Laras Augen ihren Sohn mit Blicken zu töten. Nikolai war allem Anschein nach auch leicht unwohl zumute, geschweige denn von den schwächeren Clanangehörigen, die noch immer mit der Atemnot zu kämpfen hatten.

„Seth Domane, was hat dies alles zu bedeuten?", mühte sich der Vorsitzende ab hervorzubringen. Die stationierten Gregory waren derweil dabei, die am stärksten Mitgenommenen aus dem Saal zu bringen.
„Ich fordere nur mein Recht ein. Als frisch Verbundene, denen die Ehre eines neuen Signums zuteilwurde, steht uns ein eigener Clan zu. Lerius und Tritus sind bereits ein Teil von der .
„Was bedeutet das?", frage ich.
„Silberkralle", antwortet mein Gefährte. „Silber wie deine wunderschöne Haut und die schicksalhaften Krallen, die uns beide verletzt und gerettet haben."
Lara sprang auf. „Es braucht mindestens fünf Mitglieder, um einen eigenen Clan zu gründen."
„Warum das den... hust?" Die heruntergeflossene Masse links von uns drang weiter zu Boden. „Hust, hust." Etwas Dunkles verbarg sich darunter. „Hust, hust... hust."
„Tante Abigail?", flüsterte ich noch immer an den heißen Tiermann geschmiegt.
„Ja mein Kind, ich bin es, die große und stilsichere Abigail, wie sie leibt und lebt." Das dunkle Etwas stapfte auf uns zu. „Und jetzt lass dich befreien, bevor ihr zwei mir noch zusammenwachst." Sie quetschte sich zwischen Seth und mich als wären wir nichts als Butter und ignorierte ihre unter dem Ruß geröteten Arme, als wären die Blasen nur ein leichter Sonnenbrand.
„Schon besser. Jetzt, meine lieben Freunde, sollten wir diesen Clan genehmigen, immerhin seht ihr hier das fünfte Mitglied vor euch stehen. Ja. Ich!" Sie hob die Arme wie ein Bodybuilder, sodass ihre Glöckchen kläglich klingelten und nur noch mehr schwarzer Ruß zu Boden rieselte. „Ohne eine gute Hexe im Bunde bekommt ihr doch nichts auf die Reihe. Und Ihr..." Abigail nahm Lara das Wort, die ihren Mund schon merklich verzogen hatte „...seid still. Die Entstehung eines neuen Signums bedeutet Veränderungen. Wir entscheiden ob es Gute oder Schlechte sein werden."
Hat sie uns gerade gerettet?" Seth, der jetzt wieder zwei Meter entfernt von mir stand, zuckte nur die Schultern. Seine Augen glühten nicht mehr so zornig, nur sein Haar hatte noch immer die Farbe einer dunklen, feurigen Flamme.
„Beruhigen wir uns alle wieder, okay?", war Abigails letzte Anmerkung. Und tatsächlich: Die restlichen, ebenfalls verdreckten Ratsmitglieder nickten auf ihren Vorschlag hin. Ohne zu murren. Ihr mitgenommenes Aussehen war nicht von Bedeutung wie mir schien.
Abigail war ein Wunder. Ein eigenbrötlerisches, verrücktes und trotzig loyales Wunder, was mich fast den schmerzvollen Verrat meines Onkels vergessen ließ. Beinahe.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top